Pierre Ramus (1882 - 1942)
Pierre Ramus (Pseudonym von Rudolf Großmann) wurde 1882 in Wien geboren und setzte sich - beeinflusst von den Schriften Kropotkins und Tolstois - bereits früh für den Anarchismus ein. Ramus befasste sich zudem intensiv mit antimilitaristischen und gewaltkritischen Ideen. Im Ersten Weltkrieg verweigerte er den Kriegsdienst und verbrachte die Kriegszeit teils im Gefängnis, teils unter Hausarrest. Nach dem Krieg brachte Pierre Ramus die Zeitschrift "Erkenntnis und Befreiung" heraus und war federführend im "Bund herrschaftsloser Sozialisten" (BhS) aktiv. Dieser war mit 60 Ortsgruppen und 4.000 zahlenden Mitgliedern die größte anarchistische Organisation während der Ersten Republik in Österreich. Seine Aktivitäten brachten ihn mehrfach ins Gefägnis, u.a. wurde er 1934 im Zusammenhang mit einer Kampagne für die Sterilisierung als Verhütungsmethode des Mannes (damals verboten) zu einer zehnmonatigen Haftstrafe verurteilt. Der Austrofaschismus brachte schließlich das Ende des BhS und nach dem Anschluss an Nazideutschland musste Ramus Österreich verlassen. Er verstarb 1942 beim Versuch per Schiff in die USA zu gelangen. Die Anarchistische Bibliothek und Archiv Wien hat einige seiner Texte digitalisiert.
"Es wäre verkehrt, anzunehmen, die Sozialdemokratie wird allmählich von selbst verschwinden. Sie wird solange sein, wie es Kapitalismus geben wird. Weil, solange Staat und Kapitalismus existieren, es auch immer Menschen geben wird, die den bestehenden Zustand der Gewalt und des wirtschaftlichen Raubes nicht überwinden wollen, sondern sich ihm nur anpassen, in demselben so leidlich wie möglich auskommen wollen. Sie wollen diesen Zustand bloß verändern, ihn aber nicht abschaffen."