Max Nettlau (1865 - 1944)
1865 in Neuwaldegg bei Wien geboren gilt Max Nettlau heute als der "Historiker der anarchistischen Bewegung". Sein Hauptwerk sind die erstmals 1925 veröffentlichten Bände zur Geschichte der Anarchie. Studienaufenthalte führten ihn nach Deutschland und London, wo er 1895 Mitglied der anarchistischen "Freedom Group" wurde. Während der Inflation nach dem Ersten Weltkrieg verlor Nettlau das von seinen Eltern ererbte Vermögen und lebte fortan in ärmlichen Verhältnissen in Wien - seine umfangreiche Sammlung anarchistischer Publikationen verkaufte er an das Internationale Institut für Sozialgeschichte (IISG) in Amsterdam. Als Österreich 1938 an das Deutsche Reich angeschlossen wurde, emigrierte er nach Amsterdam und arbeitete an der Katalogisierung der Sammlung des IISG, bis er 1944 verstarb. Hier findet ihr auch einige seiner politischen Beiträge zur anarchistischen Debatte.
"Sozialdemokratie und Kommunismus betrachten daher, von historischen Verbeugungen vor einigen Sozialisten, die längs tot und begraben sind, abgesehen, alle Sozialisten außerhalb ihrer Partei mit höchster Verachtung und diese Ignorierung oder kleinliche Bekämpfung wird zur bösartigsten Verfolgung, endet in geistiger Unterdrückung durch Verbote und physischer Vernichtung durch Kerker, Sibirien und Tod lebenden Sozialisten anderer Richtungen gegenüber, sobald die Partei über den Polizeiapparat verfügt."