Gustav Landauer (1870 - 1919)

Gustav Landauer, geboren am 7.4.1870 in Karlsruhe, ermordet von Freikorpssoldaten am 2.5.1919 in München, zählt zu den wichtigsten libertären Akteuren der deutschen Geschichte.

Landauer gehört zu der Generation, die unter dem Eindruck der Schriften Schopenhauers und Nietzsches und der Politik Bismarcks steht. Kurz vor der Jahrhundertwende bricht Landauer in Berlin sein Studium ab, engagiert sich zunächst in der Bewegung der "Jungen" (Opposition innerhalb der Sozialdemokratie, Anm.), schließlich und lebenslang im Anarchismus. Bekannt wird Landauer als Vortragsredner, Kulturkritiker und Mitinitiator vielfältiger libertärer Projekte. Als Anarchist plädiert er im Gegensatz zur sozialdemokratischen Teilhabe an der Macht für einen freiheitlichen, antiautoritären Sozialismus. In den zwei Werken "Skepsis und Mystik. Versuche im Anschluß an Mauthners Sprachkritik" (1903) und "Die Revolution"(1907) begründet Landauer die Ideengeschichte des mystischen Anarchismus. Literarisch zeigt er Ambitionen in seinem Roman "Der Todesprediger" (1893) und in dem Novellenband "Macht und Mächte" (1903). Seine großen Fremdsprachenkenntisse nutzt er zu einer regen Übersetzertätigkeit. Er überträgt Werke von Meister Eckhart, Peter Kropotkin, Pierre-Joseph Proudhon, Michael Bakunin, Walt Whitman und Etienne de La Boétie. Bekannt ist auch die von ihm edierte zweibändige Anthologie "Briefe aus der Französischen Revolution" (1919). Mit seiner zweiten Frau, der Lyrikerin Hedwig Lachmann, übersetzt er Schriften von Oscar Wilde und Rabindranath Tagore. Rege ist Landauers Engagement für das junge deutsche Theater. Er unterstützt in Berlin die "Freie Volksbühne" und, nach deren Vereinnahmung durch die Sozialdemokratie, die "Neue Freie Volksbühne". Er gilt als Entdecker des Dramatikers Georg Kaiser. In Düsseldorf wird er noch 1918 zum Mitarbeiter des Schauspielhauses. Landauers 1907 veröffentlichte "Dreißig sozialistische Thesen" münden am 16.5.1908 in die Gründung des "Sozialistischen Bundes". Sein im Jahr 1911 publizierter "Aufruf zum Sozialismus" findet in weiten Kreisen Beachtung und wird zu einem Hauptwerk des Anarchismus. Der I. Weltkrieg, den er vorausgesehen hat, bedeutet eine tiefe Zäsur in seinem Leben. Als konsequenter Kriegsgegner sieht er sich vereinsamt, da auch enge Freunde wie Martin Buber und Fritz Mauthner dem nationalen Taumel verfallen. Nach der friedlichen Novemberrevolution von 1918 in München beteiligt er sich auf Einladung von Präsident Kurt Eisner am Aufbau der Räterepublik. Nach deren Ende wird Landauer im Zuge des von der sozialdemokratischen Berliner Zentralregierung begünstigten "Weißen Terrors" verhaftet und von der Soldateska grausam getötet. Er hinterließ drei Töchter. Seine Frau, Hedwig Lachmann, war bereits 1918 an der in Europa grassierenden "spanischen Grippe" gestorben.

Martin Buber, Landauers Nachlaßverwalter, veröffentlicht posthum Vorträge und Aufsätze des Freundes, darunter das zweibändige Werk, "Shakespeare. Dargestellt in Vorträgen." (1920). Einen überragenden Einblick in Landauers Weg und Denken gibt die inzwischen zum antiquarischen Geheimtipp avancierte zweibändige Briefsammlung "Sein Lebensgang in Briefen. Unter Mitwirkung von Ina Britschgi-Schimmer herausgegeben von Martin Buber" (1929).

Originaltext: www.gustavlandauer.com


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