Zur Erinnerung an Camillo Berneri und an die Ereignisse in Spanien 1936-37
(Antworten von Umberto Marzocchi auf die schriftlichen Fragen eines amerikanischen Studenten)
Wurde ihm ein Amt, eine Aufgabe in der CNT übertragen?
Die einzige Auftrag, dem er effektiv nachgekommen ist, war die Übernahme des Amts als politischer Kommissar bei der italienischen Kolonne "Francesco Ascaso", die den CNT-Milizen angegliedert war. Dieses Amt versah er vom Gründungsbeginn der Kolonne an, für deren Aufstellung er sich seit seiner Ankunft in Barcelona am 25.Juli 1936 unermüdlich eingesetzt hat. Dass die Bildung dieses ersten Kerns italienischer antifaschistischer Kombattanten an der Aragonfront überhaupt möglich war, verdankte sich ihm, der durch sein freundliches aber bestimmtes Drängen erreicht hat, dass die Anarchisten der CNT das Projekt akzeptiert haben und der den damaligen Minister der CNT bei der Generalitat de Catalunya, Diego Abad de Santillan, schließlich davon überzeugen konnte, das Unternehmen zu befürworten. Vor allem half dabei jedoch die große Wertschätzung, die Berneri, der in der gesamten internationalen anarchistischen Bewegung wegen seiner zwanzig Jahre währenden unentwegten anarchistischen Aktivität bekannt war, von den spanischen Genossen entgegengebracht worden ist.
Berneri hat über Jahre hinweg an spanischsprachigen anarchistischen Publikationen mitgearbeitet, darunter an der Beilage von "La Protesta", an "Tiempos Nuevos", "Tierra y Libertad", "Rivista Blanca", "Estudios", und dazu einen nicht unerheblichen Anteil an gediegenen, bündigen Artikeln, Essays und Monographien von hohem belehrenden, kritischen und philosophischen Wert beigesteuert.
Als Philosophieprofessor hat er sich durch strenges und methodisches Studium eine sehr weitgefächerte Bildung verschafft. Es ist ihm dabei gelungen, sich eines unnützen und teilweise hinderlichen scholastischen Gepäcks zu entledigen und sich allmählich der Wirklichkeit anzunähern, die er so ganz abweichend von den uniformen Dingen, die für gewöhnlich in der Schule gelehrt werden, vorfand. Das hat ihn wohl eine ziemlich Mühe gekostet, doch die Schwelle reiner und exklusiver Scholastik überschritten zu haben, wobei er sich aber deren Lehrmethoden, in der es zu einer Meisterschaft gebracht, bewahrt und sie darüber hinaus sogar noch erweitert hat, hat ihn auch, wie er mir zufrieden gestand, glücklich gemacht. Von jeglichem Zwang, von jeder Konvention und von jeglichem Dogmatismus befreit, ermöglichte ihm jene Wiedergeburt des Geistes, sich in Freiheit jedem Gegenstand menschlichen Wissens zuzuwenden, bis er sich dann mit Leidenschaft und großer Ernsthaftigkeit als aktiver Streiter für das anarchistische Ideal entschieden hat.
Auf diesem Weg gelang es ihm, seine Sprache einfach und mitteilsam zu gestalten und dabei mit einer gewissen Fertigkeit zu Werke zu gehen. Er bediente sich dabei präziser Materialien, die er aus dem eingehenden Studium der Revolutionen und aus den gesammelten Erfahrungen einer mit glühender Leidenschaft gelebten zwanzigjährigen Militanz während eines für die Menschheit ereignisreichen Geschichtszeitraumes schöpfen konnte, den er sowohl als aufmerksamer Beobachter wie auch als verfolgter Protagonist durchmessen hat. Mit einer starken Begabung versehen, Philosophie gemeinverständlich darzustellen, als Beobachter und Analysator befähigt, verwickelte Probleme rasch zu lösen, war Berneri in seiner nur kurz währenden Erfahrung mit der spanischen Revolution der in seiner Intransigenz konsequenteste Anarchist und hellsichtigste Revolutionär und deshalb das auserwählte Opfer einer autoritären Verschwörung der Anwärter auf eine stalinistische Diktatur in Spanien, die an ihm ihr schreckliches Verbrechen straffrei verüben konnten.
Gehörte er dem Wirtschaftsrat an?
Der Posten als politischer Beauftragter der Kolonne war alles andere als ruhig. Berneri machte sich mit der gewohnt ungeminderten Kraft ans Werk. Er verfügte über eine beträchtliche Arbeitsfähigkeit und war gegen Übermüdung erstaunlich resistent. Die Aktivitäten, die er für die Kolonne aufzubringen hatte, waren sehr aufreibend. Trotzdem besorgte er zwischen zwei Fahrten, die häufig an die Front gingen, Tag und Nacht arbeitend, die Zeitung "Guerra di Classe", sprach im Radio, war bei Versammlungen zugegen, empfing Anarchisten, die aus verschiedenen Ländern in Barcelona auf Besuch waren, befragte Wissenschaftler, Kulturschaffende und Techniker, gab selbst Interviews und kümmerte sich um die tausend Probleme, die der Krieg und die Revolution jeden Augenblick aufwarfen.
Ich kann nicht mit Sicherheit bestätigen, dass er dem Wirtschaftsrat angehört hat. Ich kann jedoch erzählen, dass ich ihn bei einer Zusammenkunft des Rats anfand, zu der ich während einer meiner kurzen Missionen von der Front von dem Sekretär der französischen CNT, Pierre Besnard, eingeladen worden bin, der um Eindrücke und Meinungen zu sammeln nach Barcelona gekommen war. Dort war es auch, wo ich zum ersten Mal Gaston Leval traf. Auch wenn er kein Mitglied des Rats gewesen ist, verfolgte er dessen Aktivitäten aus der Nähe und seine mündlich oder schriftlich vorgebrachten Ratschläge waren immer wegen ihrer Klarheit und Sachlichkeit geschätzt.
Erhob Berneri dagegen Einspruch, dass die Anarchisten in die Generalität von Barcelona und in die Madrider Regierung eintraten? Rechtfertigte und vertrat er diese Politik?
Berneri musste seine Aktivitäten, wie übrigens wir anderen alle auch, den Umständen und Bedingungen angleichen, die unabhängig von unserem Willen zustande gekommen waren. Es stand sehr viel auf dem Spiel und es wäre unsererseits überaus naiv gewesen, zu verlangen, dass bereits umgesetzte Beschlüsse der spanischen anarchistischen Bewegung und der CNT, die schon tiefgehende Auswirkungen gezeitigt hatten, verändert werden sollten.
Sowohl Berneri, als auch beinahe die Gesamtheit von uns italienischen Anarchisten haben keine Gelegenheit ausgelassen, den spanischen Genossen den Austritt aus der Madrider Regierung und aus der Generalität nahezulegen. Wir fanden die Teilnahme der Anarchisten von der CNT an diesen Regierungen als mit unseren Ansichten unvereinbar und wir empfanden es als geradezu blasphemisch, eben als Konsequenz aus dieser Teilnahme, zu autoritären Methoden bewegt zu werden und sie zu akzeptieren, die unserem anarchistischen Wesen widersprachen und zudem, wie wir aus langer Erfahrung wussten, nur Menschen und politischen Parteien zugute kamen, die eine allmähliche Machtergreifung anstrebten, ohne dass diese Methoden für die Erfordernisse des Krieges, den wir führten, zu irgendeinem Vorteil gereicht hätten.
Unsere Opposition war anfangs vorsichtig, berücksichtigte die Umstände, hütete sich, bei den spanischen Anarchisten auf keine legitimen Empfindsamkeiten oder Ressentiments zu stoßen - die glaubten, diesen Schritt nur getan zu haben, weil sie von einer paradoxen Situation dazu gebracht worden waren, aus der man, wenn sie erst einmal geklärt ist, einen ehrenvollen Ausgang finden werde - , je mehr sich jedoch die Kollaboration, aus einem Sinn für die Einheit mit den anderen antifaschistischen Gruppierungen heraus, allmählich verstärkte, bis hin zur Annahme und zur Verteidigung der Militarisierung, desto härter und unbeugsamer wurde damit auch unsere Opposition.
Berneris Ansicht, die er in dem berühmten Brief an die damalige Gesundheitsministerin in der Madrider Regierung, Federica Montseny, zum Ausdruck gebracht hat, entsprang nicht erst aus den beiläufigen Fakten, die er in ihm denunziert, sie barst nicht plötzlich im Augenblick ihrer Veröffentlichung in "Guerra di Classe" im April 1937 aus ihm heraus, er besaß sie schon seit den ersten Wochen nach seiner Ankunft in Spanien, er hegte sie, ohne vor jemand ein Geheimnis daraus zu machen und er wurde immer mehr in ihr bestärkt. Er verärgerte mit ihr desöfteren die CNT-Prominenz, die entgegengesetzter Ansicht war, was sich auch ganz konkret in ihrer völlig anderen Politik ausgedrückt hat.
Was war diesbezüglich die Ansicht der Mehrheit unter den Anarchisten?
Wie ich schon vorher gesagt habe, teilte so ziemlich die Gesamtheit der italienischen Anarchisten, besonders die bei Huesca an der Aragonfront kämpften, seine Ansicht. Sie unterstützten ihn dabei, sie zu äußern und auch darin, bei jeder sich bietenden Gelegenheit ihre aktive Opposition unter Beweis zu stellen. Unsere Weigerung, sich in die Volksarmee einzugliedern, entsprang einer gemeinsamen Überzeugung und Berneri gewann aus unserem Zusammenhalt und aus unserer Solidarität Zuspruch und Entschlossenheit.
War Berneri eher dafür, dass "Krieg und Revolution nicht voneinander zu trennen waren", oder, wozu die CNT-FAI Vertreter neigten, dafür, dass "zuerst der Krieg kommt und danach die Revolution"?
Die Losung "zuerst der Krieg und danach die Revolution" konnte nicht befriedigen, da sie im Gegensatz zur revolutionären Stimmung war, die der Krieg selbst, der Geist der Bevölkerung, die Wirklichkeit, in der wir lebten, verströmte. "Krieg und Revolution waren nicht voneinander zu trennen", weil ohne die spontan aus dem revolutionären Geist hervorgegangenen Anstöße und Leistungen die Niederlage des spanischen Volkes sofort eingetreten wäre. Das war unsere Überzeugung.
Einen Krieg gewinnt man nicht dadurch, dass man aus dem Stand Armeen aufstellt und eine Disziplin einführt, an die das spanische Volk weder traditionell gewöhnt war, noch jahrelang darauf vorbereitet worden ist und damit wie durch Zauberei alles auslöscht, was zusammen an Lebhaftigkeit, Kampfeslust und Großherzigkeit in der Seele eines jeden armen Spaniers zuhause ist, dessen echt libertäre Individualität sich gerade dann vollkommen zeigt, wenn sie aus seiner eigenen Anschauung heraus gereift ist, der er danach bis zur äußersten Aufopferung treu bleiben wird.
Diesen spanischen Charakterzug werden Politiker und Militärs niemals verstehen können. Es war ein psychologischer Fehler, den revolutionären Milizen die Disziplin einer Armee aufzwingen zu wollen - wobei nicht einmal die albernsten Mätzchen wie das Salutieren, die Tressen und der Gleichschritt ausgelassen wurden - , der Berneris scharfsinnigem Geist nicht unbemerkt entgehen konnte. Daher kann man ohne weiteres behaupten, dass nach seiner festen Anschauung " Krieg und Revolution" in Spanien untrennbar miteinander verbunden waren.
Wurde Berneri von seinen Genossen gemocht?
Berneri wurde von uns allen gemocht und so war es auch umgekehrt. Man konnte mit ihm nicht einer Meinung sein und darüber mit typisch italienischer Lebhaftigkeit diskutieren, aber es gab niemand, der ihm nicht wohlgesonnen war. Auch seine Gegner schätzten und achteten ihn und oft kam es dann sogar dazu, dass sie ihn liebgewannen und mit seinen Ideen, die er mit der Gewandtheit eines wirklich Gebildeten und mit der Leidenschaftlichkeit eines Militanten vorzutragen verstand, sympathisierten.
Sahen seine Genossen in ihm ihren Chef?
Das Wort "Chef" gibt es nicht im Sprachschatz der Anarchisten, und Berneri legte Wert darauf, niemandes Chef, kein charismatischer Anführer oder spiritueller Leiter zu sein. Wir schätzten wohl alle seine hohen Qualitäten, sahen ihn aber immer als unseresgleichen, als im anarchistischen Sinn gleichberechtigt an, dem es hauptsächlich darauf ankam, unter uns das größtmögliche Einvernehmen herzustellen. Was in jenen dramatischen und bewegten Augenblicken taugte, waren die Ideen und die Initiativen, über die man sich einig werden musste, damit sich schließlich alle dafür einsetzen konnten, und wer die besseren Ideen hatte oder die besseren Initiativen ergriff, konnte sicher sein, Gehör zu finden und unabhängig von dem Posten, den er innehatte, ist man ihm dann auch gefolgt. Was damals zählte, war die Selbstdisziplin und jeder von uns wusste, sich ihr mit einer Verbindlichkeit zu unterziehen, wie ich sie seitdem nie wieder erlebt habe - nur in dieser Zeit und nur an diesen Orten habe ich so etwas erlebt.
Was für einen Einfluss übte er auf die Genossen aus?
In unseren Augen war Berneri der Genosse, der über die vertraulichen Angelegenheiten der spanischen anarchistischen Bewegung, über den Stand des Krieges, über die Fortschritte bei der Realisierung der Revolution, über die Politik der Regierung und der Parteien, über den Zwiespalt mit den Kommunisten, der besorgniserregende Ausmaße angenommen hatte, und über die Kontakte mit der anarchistischen Bewegung in der ganzen Welt am besten Bescheid wusste.
Wegen seines Wissens, das er über viele dieser Angelegenheiten akkumulieren konnte, und von denen besonders wir, die wir an Fronten kämpften, die weit von Barcelona oder den politischen Zentren Spaniens entfernt waren, keine Kenntnis hatten, übte Berneri einen bestimmten Einfluss auf uns aus, aber das bedeutete nicht, dass er in irgendeiner Weise auf uns tatsächlich eingewirkt hätte, genauso wenig schien uns seine Position so einflussreich zu sein, dass wir uns ihm gegenüber deswegen moralisch unterlegen gefühlt hätten.
Aldo Garosci schreibt in seiner "Vita di Carlo Rosselli", dass Berneri beunruhigt war, weil er befürchtete, dass die anarchistische Bewegung von "Giustizia e Libertà" absorbiert werden könnte?
Garoscis Behauptung entspricht nicht der Wahrheit. Berneri war so gutgläubig, dass er die Freundschaft über alle anderen Werte gestellt hat, und unter den Mitgliedern von G.L. hatte er viele rechtschaffene und loyale Freunde von der Art eines Libero Battistelli.
Politisch gesehen, hatten wir, wegen des starken anarchistischen Übergewichts in ganz Katalonien und wegen des unangefochtenen Rufes, den die Anarchisten in Barcelona genossen, keinen Grund zur Beunruhigung. Von Anfang an waren die Anarchisten in der Kolonne in der absoluten Mehrheit und das Verhalten der Leute von G.L. bot niemals auch nur den geringsten Anhalt zur Besorgnis.
Die Militarisierung und die daraus sich ergebende Häufung der Kommandostellen und nicht zuletzt die Unterstützung, die ihnen aus dem einheitlichen spanischen Generalstab und von der CNT zugute gekommen wäre, die anstelle der Milizen anfingen, militärische Divisionen zu bilden, hätte Versuchen, die Mehrheit der italienischen Anarchisten zu absorbieren, eine Grundlage verschafft, doch unsere deutlich feindselige Stellungnahme gegenüber der Militarisierung, unsere Weigerung zuzulassen, dass aus der Kolonne eine militärische Einheit wird, ließ alle derartigen Ambitionen verfliegen. Tatsächlich zogen es die Führer von G.L., mit Rosselli an der Spitze lieber vor, nicht weiter darauf zu drängen und sie rückten Ende 1936 in voller Ordnung von der Front bei Huesca ab. Die Anarchisten blieben dort bis zum 27. April 1937.
Ist es wahrscheinlich, dass der Befehl, Berneri zu töten von einem von ihnen gegeben wurde: von Orlow, Antonow Owtschenko, Vidali (Sermenti) oder von Togliatti?
Vor ungefähr zehn Jahren (1954) schrieb ich für "Il Libertario" in Mailand ein dutzend Artikel zu dem zentralen Thema "Anarchisten und Kommunisten in Spanien". Im ersten Artikel aus dieser Reihe musste ich damals klarstellen, dass die Ermordung Berneris "eine Unterschrift trägt". Ich wollte damit auf die in Spanien engagierten kommunistischen Parteien hinweisen. Da die materiellen Beweise fehlten, war ich nicht imstande, als direkten Verantwortlichen irgendeine physische Person dieses Mordes zu bezichtigen, obwohl wir mehr als nur ein ernsthaftes Motiv haben, um zu glauben, dass kein Kommunist dafür moralisch nicht infrage gekommen wäre - in dieser Zeit waren sie alle Stalinisten und als solche zwanghaft von den Gedanken an Säuberungen besessen, die ja bereits in Russland zu Massakern geführt hatten.
Die Anschuldigungen der Anarchisten, die den Kommunisten den Mord an Berneri zuschreiben, und auch diejenigen der anderen Genossen wegen der Maiereignisse in Barcelona, sind Verdächtigungen und sie beziehen die gesamte stalinistische Politik in Spanien mit ein, sowie ausnahmslos alle Vertreter dieser Politik.
Man weiß, wie es zu den Maiereignissen kam und man kennt das dort Vorgefallene. Der Angriff auf den POUM und auf die Anarchisten von Barcelona wurde durch die schmierigen Reportagen Michael Kolzows und Ilja Ehrenburgs, den russischen Schriftstellern, die damals in Spanien weilten, in der Prawda angekündigt. Letzterer schrieb am 17. Dezember 1936: "Was Katalonien betrifft, so hat die Säuberungsaktion gegen trotzkistische und anarcho-syndikalistische Elemente begonnen; sie wird mit derselben Energie wie in der UdSSR durchgeführt werden."
Als die wahren, unmittelbar Verantwortlichen sind der Tat verdächtig: der Botschafter der UdSSR in Spanien, Rosenberg, der sich in den Diensten Stalins und seines schwarzen Schattens Orlow wie ein Vizekönig von Spanien benahm, und Antonow Owtschenko, Stalins Konsul in Barcelona, der - umgeben von hohen russischen Militär- und Zivilpersonen - der erste war, der Berneri wegen dessen Artikel in "Guerra di Classe" zur unerwünschten Person erklärt hatte. Diese Schakale wurden bei ihrer Rückkehr nach Russland erschossen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Befehl, Berneri zu töten, von einem von ihnen, oder von allen dreien zusammen, gekommen ist.
Die spanischen Werkzeuge, die vielleicht auch nur am versuchten bolschewistischen Staatsstreich vom Mai 1937 mitgewirkt haben, waren der damalige Sekretär der Spanischen Kommunistischen Partei, Josè Diaz, der sich in Russland selbst umgebracht hat, mitsamt der ganzen Führerclique des PCS; Juan Comorera, der damalige Sekretär des PCUS, der aus dem PCS ausgeschlossen worden ist, weil er bei den Maiereignissen "physischen Hass" gegen die in der CNT organisierten Arbeiter zur Schau gestellt hatte - er ist dann im Exil verstorben -, sowie Rodriguez Sala de Aiguadé von der Esquerra Catalana, die sich aus bürgerlichen Katalanen zusammengesetzt hat, die sich damals der Umstände wegen mit den Kommunisten verbündet hatten.
Es fehlen mir zwar dazu die Beweise und Zeugnisse, doch ich glaube nicht, dass Vidali und Togliatti in diesem speziellen Fall eine direkte Verantwortung gehabt haben. Dies spricht sie jedoch nicht von ihrer moralischen Komplizenschaft an der Ermordung Barbieris und Berneris und an den von den Kommunisten seinerzeit in Spanien begangenen Massakern frei.
Umberto Marzocchi, Juli 1964. Aus: Camillo Berneri nel cinquantesimo della morte; Archivio Famiglia Berneri, 5100 Pistoia.
Erschienen in DIE AKTION 170/174, Juli 1997.
Originaltext: http://userpage.fu-berlin.de/~twokmi/texte/zur_erinnerung_an_berneri_.htm (Änderung: neue Rechtschreibung)