Augustin Souchy - Erfahrungen aus erlebten Revolutionen des 20. Jahrhunderts
1. Eine gewaltsame Revolution kann ein autoritäres Herrschaftssystem stürzen und den Weg für freiere Gesellschaftsformen ebnen, sie kann aber auch eine noch härtere Diktatur einleiten.
2. Vorsicht vor siegreichen Revolutionsführern. Sie werden meist autokratische Diktatoren!
3. Eine freie Gesellschaft kann nicht mit Gewalt errichtet werden. Gewalt ist Zwang und Zwang ist ein Antipode der Freiheit.
4. Proletarisches Klassenbewusstsein gekoppelt mit Elitedenken endet in Lenins demokratischen Zentralismus, einem soziokratischen Danaergeschenk für die Arbeiterklasse.
5. Sicherster Garant der Freiheit Aller ist das Selbstbewusstsein jedes Einzelnen.
6. Freiheit ohne Sozialismus führt zur Ausbeutung, Sozialismus ohne Freiheit zur Unterdrückung.
7. Völker mit aus Kriegen oder Revolutionen hervorgegangenen und vom Protektorat der Sowjetunion abhängigen marxistischen Diktaturregierungen haben weniger Freiheiten und einen niedrigeren Lebensstandard als die auf gleicher Entwicklungsstufe stehende Bevölkerung kapitalistischer Länder. Vergleichsbeispiel: DDR und BRD.
8. Der Pendel der geschichtlichen Entwicklung bewegt sich zwischen den entgegengesetzten Polen Freiheit und Autorität. Aufgabe besonders der Jugend ist es, auf dem langen Weg zum Freiheitspol so viele Teilfreiheiten wie möglich zu erkämpfen.
9. Nach einer erfolgreichen Revolution sollen die Revolutionsführer zurücktreten und Gewalttaten aufhören.
10. Anarchie ist eine gewaltlose Ordnung an Stelle der organisierten Gewalt.
Aus: „Die freie Gesellschaft“, Nr. 2/1981
Originaltext: http://www.syndikalismusforschung.info/so20.htm