Warum anarchistisch vegan?

Diese kurze Broschüre zielt darauf ab, eine andere Perspektive anzubieten. Diese Perspektive basiert auf einer antikapitalistischen, libertär-kommunistischen, klassenbasierten anarchistischen Sichtweise. Sie geht davon aus, dass der Leser sich der ausbeuterischen Natur von Kapitalismus und sozialer Hierarchien bewusst ist. Diese Broschüre zielt darauf ab, zu zeigen, wie Kapitalismus und hierarchische Strukturen Themenfelder betreffen, die sowohl mit der Nutzung von Tieren in der Landwirtschaft, Landbesitz als auch der Herabsetzung der Natur im Zusammenhang mit der Nahrungsmittelproduktion zu tun haben.

Diese Broschüre stammt aus England und wurde von no_nations*translations übersetzt.

Eine libertäre Sicht auf die Gründe des Veganismus. Warum anarchistisch vegan?

Anmerkung der Übersetzer*in: Die Schrift wurde in speziesistischer Schreibweise geschrieben und relativ wörtlich übersetzt worden. Das Anti-Copyright ermöglicht aber allen beliebige Änderung und Korrektur! Das Original findet sich auf: http://lib4all.redblackandgreen.net/anarkovegan-a4.pdf

Mainstream Vegan-Material wurde von einer eher sozialdemokratischen als einer klassenbasierten Perspektive geschrieben. Es baut seine Argumente auf Wohlfahrt anstatt auf Solidarität auf, und bietet individualistische und konsumistische an Stelle von kollektiven Lösungen an. Dieses Material beschuldigt häufig die individuelle Entscheidung für die zügellose industrielle Ausbeutung der Tiere, anstatt die dahinterliegenden wirtschaftlichen und hierarchischen Strukturen zu verstehen und die Leute zu bemächtigen sich gegen diese zu organisieren.

Diese kurze Broschüre zielt darauf ab, eine andere Perspektive anzubieten. Diese Perspektive basiert auf einer antikapitalistischen, libertär-kommunistischen, klassenbasierten anarchistischen Sichtweise. Sie geht davon aus, dass der Leser sich der ausbeuterischen Natur von Kapitalismus und sozialer Hierarchien bewusst ist. Diese Broschüre zielt darauf ab, zu zeigen, wie Kapitalismus und hierarchische Strukturen Themenfelder betreffen, die sowohl mit der Nutzung von Tieren in der Landwirtschaft, Landbesitz als auch der Herabsetzung der Natur im Zusammenhang mit der Nahrungsmittelproduktion zu tun haben.

Wegen des Platzmangels kann dies hier allerdings nur kurz erklärt werden. Für weitere Information verwende bitte die am Ende der Broschüre angegebenen Links zu Themen wie Brutalität gegen Tiere und umweltzerstörerische Auswirkungen der auf Tierhaltung basierten Nahrungsmittelproduktion.

Kapitalismus und Tiere

Im letzten Jahrhundert hat die Nahrungsherstellung einen massiven Wandel zu kapitalintensiveren Methoden durchgemacht. Das betrifft die gesamte Bandbreite der Nahrungsmittelproduktion, aber diese Broschüre will untersuchen, inwiefern es die Nutzung von Tieren in der Landwirtschaft betrifft.

Lass uns als Beispiel ein Blick auf die durchschnittliche Lebensdauer eines Hähnchens werfen. Hänchen ist ein Nutz- und Zuchtvogel, welcher eine stark selektive Zucht ausgesetzt war, um Eigenschaften der Produktionsmaximierung und Konstenminimierung hervorzubringen. Die selektive Zucht spezialisierte sich zum Beispiel auf eine große Brustmuskulatur und ein beschleunigtes Wachstum auf Kosten des Wohlergehens des Tieres.

Das Leben beginnt in der Brutanlage, wo riesige Brutmaschinen tausende von fruchtbaren Eiern bei optimaler Temperatur hält. Sobald ein Kücken schlüpft, wird sein Geschlecht festgestellt und da männliche Kücken schneller wachsen, werden weibliche nach ihrer Geburt in eine Hochgeschwindigkeitsmahlwerk geworfen. Ironischerweise wird bei der Eierproduktion genau das Gegenteil gemacht und männliche Kücken in das Mahlwerk geworfen, da sie bei der Eierproduktion keinen Nutzen haben. Diese beiden Hühnerrassen sind verschieden und wurden nach verschiedenen Zuchtwegen selektiert. Brathähnchen ist eigentlich keine Zuchtrasse sondern ein Hybrid mit dem Namen Ross 208 (patentiert).

Männliche Kücken werden dann in einer Kisten zur Hähncheneinheit gebracht, wo die Kücken die nächsten 35 Tage verbringen, wo sie ihre volle Größe erreichen. Die Hähncheneinheiten sind fensterlose Hallen welche zehntausende Vögel auf einmal bei durchschnittlich 21 Vögel pro Quadaratmeter unterbringen, kaum weniger als ein A4-Blatt pro Hähnchen. Die Temperatur wird automatisch kontrolliert und das fahle Licht wird in kurzen Abständen heller und dunkler gemacht um die natürlichen Effekte des Essens während Sonnenaufgang und Sonnenuntergan auszunutzen. Die Wachstumsgeschwindigkeit hat sich innerhalb der letzten Jahrzehnte verdoppelt, was verschiedene Probleme mit der Knochenstruktur und so weiter verursacht hat. Die Vögel werden dann kopfüber an einem Hacken aufgehängt, der an einem Förderband befestigt ist. Der erste Halt ist ein Becken mit Wasser, das die Vögel mit dem Kopf berühren sollen und wo die elektrische Spannung auf dem Wasser die Vögel betäuben soll. Natürlich funktioniert das nicht immer, da die Vögel zappeln und versuchen sich von dem Haken zu befreien. Der nächste Halt ist eine waagrechte Säge welche die Kehl aufschneidet. Das Hähnchen wird dann zu den automatisierten Maschinen weitergeführt, welche die Tiere rupfen und waschen, bevor sie die Verpackungsanlage erreichen.

Dieses Beispiel von industrialisierter Viehwirtschaft zeigt hoffentlich auf, wie der Wechsel zu kapitalintensiver Landwirtschaft die Ausbeutung empfindsamer Wesen verstärkt hat. Dennoch sind die Kapitalist_innen keine Speziesist_innen; sie werden versuchen alles was und jede_n die/den sie kriegen auszubeuten, wenn sie die Möglichkeit dazu sehen.

Viehhaltung schadet Menschen

Die Nutzung von Tieren in der Landwirtschaft nimmt stark zu; es werden drei Tiere von Menschen in der Landwirtschaft verwendet; die Nutzung hat sich seit den 1950ern verfünffacht. Bereits 50-60% des Getreides der Erde wird Tieren verfüttert, tendenz steigend.

Warum ist das ein Thema? Tiere in der Landwirtschaft können als "rückwärtslaufende Proteinfabrik" bezeichnet werden, was bedeutet, dass sie mehr Eiweiß und Energie verbrauchen als dann in den Produkten enthalten ist, die aus ihnen gemacht werden. Die Tiere brauchen Energie um sich zu bewegen (in dem wenigen Platz der ihnen in den Tierfabriken gelassen wird), um Wärme zu erzeugen und um sich Dinge wachsen zu lassen, für die die Kapitalisten noch kaum Verwertung gefunden haben wie Gelenke, Haare, Federn und so weiter. Mit statistischen Worten gesagt heißt das, dass so grob über den Daumen gepeilt die zehnfache Landfläche gebraucht wird um die Nahrung für eine Kuh anzubauen, wie gebraucht werden würde um entsprechende Menge an pflanzlichen Eiweißen zu produzieren.

Die Fleischproduktion hat viele andere ernsten Auswirkungen für die Umwelt, wie Methanausstoß, Tierdungverschmutzung, Waldabholzung, Bodenerosion, hoher Verbrauchvon fossilen Brennstoffen im Vergleich zu einer pflanzlichen Nahrungsmittelproduktion und verbraucht bis zu 100.000 Liter Wasser pro Kilogramm Rindfleisch im Gegensatz zu Kartoffeln (500 Liter), Reis (1000 Liter) und Soja (2000 Liter) während die Wasservorkommen der Welt langsam austrocknen.

Der Grund warum das Kapital verrückt nach tierlicher Landwirtschaft ist, ist die Art wie dort Wert produziert wird. Sie schiebt die Kosten für die Umweltverschmutzung ab, dass sich die Gesamtgesellschaft darum kümmern muss und verwendet billige nicht-vermarktbare Rohstoffe, die oft in "Gemein"besitz sind, wie z.B. Wasser.

Wir leben in einer endlichen Welt und die Rohstoffe sind in privaten, kapitalistischen Händen. Das heißt, dass der Fluss der Rohstoffe immer dahin gehen wird, Zahlungskraft liegt, nicht dorthin wo die Bedürfnisse der Leute sind, so wie es in einer libertär-kommunistischen Welt wäre. Ungerechtigkeit beim Landbesitz bedeutet, dass der Kapitalist immer daran interessiert ist zu Exportgüter für das ausländische Kapital zu produzieren. Das hat zu Situationen geführt, wo die dort ansässige Bevölkerung hungert, während das Land dazu verwendet wird, Tierprodukte oder Tierfutter für den europäischen oder nordamerikanischen Markt zu produzieren.

Gesundheit und Klasse

Die alten stereotypen antikapitalistischen Cartoons stellen die Chefs der Oberklasse immer als dicke, alte Männer mit komischen Hüten und Zigarre dar. Die moderne Realität aber ändert sich sehr schnell. Tatsächlich ist es die Arbeiterklasse, die anfälliger auf Übergewicht und Krankheit ist, während Wohlhabende Zugang zu gesünderer Nahrung, besseren Informationen und allen privatisierten Gesundheitsdienstleistungen, von Möglichkeiten zum Training bis zur Gesundheitsversorgung haben. Die moderne Oberklasse sieht gesund aus, isst gut und lebt lange.

Jahrhunderte lang bildeten sich Ernährungskulturen die eine ausgeglichene Ernährungsweise hervorbrachten, die an die Umgebung in der du lebtest angepasst war. Werfe einfach mal einen Blick auf die verschiedenen Ernährungskulturen auf der Welt und Wege, die sie gefunden haben sich ausgeglichen und größtenteils gesund zu ernähren, ohne jedes wissenschaftliche Wissen über Ernährung. Diese Kette mündlich überlieferter Ernährungskultur wurde zerbrochen und durch große multinationale Konzerne und ihre Marketingbudgets ersetzt.

Eine Folge daraus ist, dass das Essverhalten der arbeitenden Klasse sich schnell verschlechtert. Das Kapital versucht möglichst viel Profit herauszuholen, indem es Kürzungen vornimmt. Es benützt die billigsten Zutaten, häufig gentechnisch veränderte Organismen und verschmutzende Produktionsmethoden. Unsere neue Ernährungskultur, die vom Kapitalismus diktiert wird, besteht zum Großteil aus Fertignahrung, hormon- und antibiotikaverseuchten Fleischprodukten, Produkten aus Tierfabriken, Fast Food, lehren Kohlenhydraten, gentechnisch veränderten Lebensmitteln, und so weiter.

Wir können darauf reagieren, indem wir eine gesündere Ernährungskultur in unserer Klasse verbreiten und an einem bezahlbaren Zugang zu besserem Essen arbeiten. Vegan-Kampagnen können eine wichtige Rolle dabei spielen, indem für Ernährung als ein Bereich, in dem wir Kontrolle über unser eigenes Leben gewinnen können, eingetreten wird und Ernährungsweise zu einer bewusst überdachten Entscheidung wird, anstatt sie in den Händen von Marketingstrategien multinationaler Konzerne zu belassen.

Libertärer Veganismus

Indem wir vegan werden, bitten wir keine Politiker, Anführer oder professionelle Wohltäter darum, soziale Probleme zu lösen die uns wichtig sind. Es wird dadurch keine Verantwortung oder Macht dadurch übertragen, sondern eine bemächtigende Lösung gesucht, die unabhängig von Stellvertretern ist.

Veganismus verbreitet sich nicht über große, berühmte Männer oder großartige Theorien, auch wenn manche versuchen die Bewegung so darzustellen. Kommentatoren und sogar so manche_r Vegan-Aktivist_in mit hierarchischen und kapitalistischen Denkweisen versuchen die gesamte Veganbewegung mithilfe von berühmten Philosophen und Gründerväter zu beschreiben. Doch dies ist ein Irrtum und verfehlt die wahre Natur der Bewegung. Veganismus verbeitet sich von einem Freund zum nächsten, über Familienmitglieder und Arbeitskolleginn_en in echter Graswurzelmanier beruhend auf gegenseitiger Hilfe und Unterstützung.

Veganismus alleine kann den Kapitalismus nicht herausfordern und kann kein Ersatz für kollektive Massenaktion und Klassenkampf sein. Bei politischem, libertärem Veganismus geht es nicht um persönliche Reinheit oder ethisches Händewaschen, sondern um einen Versuch eine neue Ernährungskultur zu erschaffen.

Da es einfach unmöglich ist, die Weltbevölkerung auf einer Ernährungsweise mit vielen Tierprodukten zu ernähren, sei es eine kapitalistische oder eine kommunistische Gesellschaft, ist der kulturelle Wandel zu einer pflanzenbasierten Ernährungsweise notwendig. Die vegane Ernährungsweise repräsentiert ebenso einen Wandel in unserer Beziehung zu Tieren, in dem wir auf kultureller Ebene speziesübergreifendes Mitgefühl zeigen und unser leben so leben, dass kein Tier uns als Essen, Bekleidung oder Werkzeug der Unterhaltung oder Produktentwicklung dienen muss. Es erobert ebenso die Ernährungskultur von der ungesunden Richtung zurück, in welches das transnationale Kapital sie drängt. Arbeiterklassenbewegungen haben eine stolze Geschichte der Erschaffung neuer Kulturen innerhalb der Schale der kapitalistischen Ausbeuterkultur.

Links:


Diese Broschüre wurde von einigen "class struggle anarchist vegans" geschrieben, die in libertärer Organisierung inner und außerhalb der landesweiten anarchistischen Gruppen involviert sind.

Übersetzung:
no_nations*translations

Originaltext:
http://iloapp.katze.dk/blog/antispe?Home&post=19


Creative Commons - Infos zu den hier veröffentlichten Texten / Diese Seite ausdrucken: Drucken



Email