Politische Grundsätze der Libertären Koordination FAUCH-OSL/BE
0. Eine libertäre Politik ist eine Politik der Befreiung. Sie strebt die Abschaffung jeglicher getrennter Macht an, um eine sich selbst regulierende Gesellschaft zu ermöglichen, die mit jeglicher Form von Ausbeutung, Entfremdung, Kapital, Ware und Lohnarbeit definitiv bricht.
1. Eine libertäre Politik strebt eine radikale Veränderung der herrschenden gesellschaftlichen Formen an, eine Veränderung, welche nur "von unten" - getragen von einer Mehrheit der Frauen und Männer - erreicht werden kann.
2. Demzufolge strebt eine libertäre Politik an, eine Massenpolitik zu werden. Sie richtet sich an eine breite Öffentlichkeit und kann nie eine "Ghetto-Politik" sein. Sie versucht den Leuten anzusprechen und von ihnen auch verstanden zu werden.
3. Eine libertäre Politik ist ständig darum bemüht, die Selbstbestimmung und Autonomie der Leute zu fördern. Libertäre setzen sich für die Selbstverwaltung der Kampfbewegungen ein, als Voraussetzung einer zukünftigen selbstbestimmten Gesellschaft. Diese Autonomie, das 'selber in die Hand nehmen' der Bewegung durch die Leute, bedingt das praxisbezogene Infragestellen des Delegierens (delegieren an SpezialistInnen, an PolitikerInnen oder Parteien, an die institutionelle Politik generell, aber auch an uns libertäre AktivistInnen).
4. In diesem Sinne versucht libertäre Politik konsequent, die Leute dazu zu bewegen, selber Regie zu führen in ihren Kämpfen und in ihrem Alltag, sowie ihnen zu den nötigen Mitteln zu verhelfen ('Empowerment'). Das heisst konkret: vermitteln von Erfahrungen, 'Know-how', Kenntnissen, analytischer Raster oder Strukturen.
5. So gesehen will libertäre Politik nicht nur einer (heute leider noch schwerverständliche) Utopie propagandistisch verbreiten, sondern verlangt eine Strategie, welche eine Brücke schlägt zwischen der heutigen Praxis in den Bewegungen und einem radikalen Umsturzes der heutigen Weltordnung. Dieser Umsturz drängt sich mehr denn je auf.
6. Eine solche Politik verpflichtet die AnarchistInnen, aus ihren Ghettos und Elfenbeintürmen herauszukommen, um sich von den Alltagsproblemen der Leute ausgehend zu aktuellen politischen Fragen Stellung zu beziehen und zu handeln. In diesem Sinne ist libertäre Politik eine Politik der Verwurzelung, eine Politik auf Dauer....
7. ....und auch eine aktive breite Bündnis-Politik! Ohne uns selber zu verraten und ohne zu verschweigen, wer wir sind und was wir wollen, müssen wir bereit sein, uns an der Basis mit möglichst vielen Kräften zu verbünden. Wenn die Leute sich bewegen, kann vieles passieren: Direktionen (Gewerkschaftsführer, Komitees) werden plötzlich von der Basis überrollt, Politiker einfach ausgelacht und die Profitierenden der sozialen Kontrolle stehen entblösst da.
8. Die Qualität einer libertären Politik misst sich an ihrer Fähigkeit, die Wellenlänge der Gesellschaft zu finden, sie zu verändern, politisches Gewicht zu erreichen. Kurz, ihre Fähigkeit, gesellschaftliche Praxis, Widerstand und Bewegungen auszulösen.
Libertäre Koordination, Postfach 204, 3000 Bern 11
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Originaltext: http://www.rebellion.ch/textes/fauch-osldt.htm