Arbeiter-Allianz. Warum?

Die UGT hat nach den Maiereignissen auch in Katalonien der CNT einen Pakt-Vorschlag unterbreitet. Die CNT, wie wir in dieser Ausgabe unseres Blattes an vielen Stellen dartun, betreibt gerade in diesen Augenblicken eine besonders aktive Politik der Arbeiter-Allianz. In Katalonien aber liegen die Dinge besonders. Schon im November wurde hier zwischen CNT und UGT ein Pakt geschlossen. Er wurde nicht erfüllt. Der neue Paktvorschlag, ausgehend von der UGT (und das heisst in Katalonien von den Kommunisten und Kleinbürgern) lässt fast das gesamte soziale und ökonomische Realisierungsprogramm beiseite, das im Novemberpakt enthalten war. "Es ist an der Zeit", bemerkt dazu das CNT-Organ FRAGUA SOCIAL, "dass man sage ob man nun die Revolution will oder nicht. Wenn man sie will, dann müssen um jeden Preis die Errungenschaften des Proletariats aufrechterhalten bleiben." Aber im Gegenteil, der neue Paktvorschlag enthält einen Anschlag auf diese Errungenschaften.

Als Beispiel: Er spricht von der Notwendigkeit einer Kommunalsierung der öffentlichen Verkehrsmittel und des Schauspielwesens. Die Arbeiter dieser beiden Zweige sind restlos bei der CNT organisiert und haben die Betriebe im Juli 1936 selbst übernommen. Sie verwalten sie zum allgemeinen Besten durch ihre Syndikate. Zum Beweis mag dienen, dass die von der CNT sozialisierten Verkehrstriebe ohne Tariferhöhung doppelt soviel Steuer an die Stadt abführen wie die gleichen Betriebe früher. Die sozialen Bestrebungen der CNT, die im Organisationsaufbau der katalonischen CNT ihren klarsten Ausdruck finden, laufen auf eine Gesamtsozialisierung und Aufstellung eines wirtschaftlichen Gesamtplanes hinaus, dessen untere Träger und Ausführer die Syndikate der Arbeiter sind. Die katalonischen Kommunisten und das Bürgertum verlangen heute die Unterstellung dieser durch die Arbeiter gut geführten Betriebe unter die Kontrolle des alten Gemeindeapparats, in dem — neben Gewerkschaftsvertretern — die Berufspolitiker zuhause sind und noch ein guter Teil der alten Bürokratie sitzt. Die bürgerliche Linke und der PSUC, die zu gleicher Zeit bemüht sind, das ganze öffentliche Leben wieder auf der alten rein parteipolitischen Basis zu reorganisieren und die Syndikate zu verdrängen, verlangen heute leidenschaftlich die Kommunalisierung der in den Händen der Arbeiter befindlichen Betriebe. Die Arbeiter verstehen das richtig. Sie schöpfen Verdacht.

SOLIDARIDAD OBRERA fragt: "Warum hat die bürgerliche Linke (deren einer Flügel sich heute PSUC nennt) niemals die Kommunalisierung der Verkehrsmittel und des Schauspielwesens gefordert solange diese Betriebe sich in den Händen kapitalistischer Gesellschaften befanden? Warum schreien sie nach der Kommunalisierung erst heute, da diese Betriebe in den Händen der Arbeiter sind?".

Warum? Die Sache liegt sehr klar. Eine neue Regierung hat sich gebildet, die nicht nur ... keine Vertretung der Arbeiterklasse mehr ist, sondern nicht einmal eine Volksfrontregierung. Weder die UGT noch die CNT hat man herangezogen. Wir sehen diese Ausschliessung mit tiefer Befremdung, die niemand logisch begründen kann und die in Wirklichkeit ein Attentat auf die Einheit der Arbeiterklasse ist. Man erinnere sich der Genugtuung, die beim Proletariat hervorgerufen wurden durch den Eintritt der CNT in die vorige Regierung, und an die Strömung zur Einheit zwischen den beiden Gewerkschaftsrichtungen, die daraus entstand. Heute wirft man sie aus der Regierung — aber man wird sie nicht trennen können, sondern nur ihre Annäherung vertiefen, die schliesslich zu einer engen Allianz werden wird. Vorgänge dieser Art helfen auch bei der Annäherung der jungen Anarchisten und Marxisten, die wir von heute ab kämpfen werden für die Bildung einer Regierung des Sieges, deren Fundament die UGT und die CNT zu bilden haben, und die den Krieg und die Revolution zu leiten haben wird — gegen den Faschismus und die Konterrevolution.

Aus einem Flugblatt, gezeichnet von dem Regionalkomitee Levante der Freien Jugend (FAI) und der Provinzialföderation Valencia der Vereinigten Sozialistischen Jugend

Aus: Die Soziale Revolution Nr. 13, 1937. Digitalisiert von der Anarchistischen Bibliothek und Archiv Wien. Nachbearbeitet (Scanungenauigkeiten entfernt, ae zu ä, That zu Tat usw.) von www.anarchismus.at.


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