Subcomandante Marcos - Oben und Unten: Die nationale Lage (2007)

Wir möchten der Anderen Kampagne in Nayarit, der Kommunistenpartei und der Kommunistischen Jugend von Mexiko, für die Gelegenheit danken, die sie uns für das Wort geben. Was wir hier darstellen werden, sind einige Überlegungen, die wir seit Beginn dieser zweiten Etappe der Anderen Kampagne im Norden unseres Landes angestellt haben. In Vorwegnahme einer ausführlicheren und weniger hastigen Ausarbeitung, stellen wir als Zapatisten unseren gegenwärtigen Blick und unsere Umarmung dieses Schmerzes, den wir die mexikanische Patria nennen.

I. Die Nationale Lage Oben

Und als neues Nationalsymbol... ein Werbespot.

Mexiko, bereits Mitte 2007. In den ersten sechs Monaten unter Felipe Calderón ist bereits eine ganze Amtszeit vergangen. Hinter den olivgrünen Mänteln des Militärs verborgen, gibt Calderón nicht einmal mehr vor, dass er regiert. Er ist fast nur noch ein weiteres dekoratives Element im Schmuckgehänge der militärischen Feste und Versammlungen.

Hinter ihm, wahnsinnig zufrieden, eilen die Gouverneure aus dem gesamten politischen Spektrum und die meisten Gesetzgeber herbei um sich zu formieren, indessen die Richter mit berechnender Ruhe den Inhalt der Verfassung und der individuellen Rechte revidieren, während sie eiligst Gehälter und Pfründe kassieren.

Nachdem sie ihre Neophilie zwischen der Armee, den Kommunikationsmedien und der Kirche aufgeteilt hat, erkennt die mexikanische politische Klasse, dass sie unfähig ist zu regieren. Wie an den dekadenten Fürstenhöfen, suchen diese Hofnarren, die als Adlige und Vizekönige posieren, in Unrecht und Gewalt eine Stütze, die ihnen die Legitimität schon seit langem aberkennt.

Aber sogar die Armee und die Kirche werden von den Medien beherrscht. Ihr Glanz oder Prestigeverlust hängt von den Diktaten der Redaktionstische in den gedruckten und elektronischen Medien ab.

"Ist Olivgrün angesagt? Dann gilt es Loblieder auf eine Armee zu singen, die innerpolitische Aufgaben erfüllt, das heißt, die Grundrechte und ihre eigenen internen Auflagen verletzt. Mit Bajonetten kann man zwar vieles machen, aber zum Draufsetzen eignen sie sich nicht.

Die Soldaten kommen auf Fotos nicht gut an, aber die Kanzeln schon? Dann gilt es die Bischöfe und Kardinäle zu hofieren. Wenn kümmert schon die Verfassung und die säkulare Tradition des Mexikanischen Staates! Es geht hier ums Überleben, und das politische Überleben im heutigen Mexiko hängt von der Zeit ab, die man in den Medien verbringt. Die "Einschaltquote" ist der neue Anzeiger des politischen Wertes. Die "Realität", auf die sie sich bezieht, wird von den Unternehmen für Meinungsumfragen erschaffen.

Etwas geht da oben um, das nicht einmal mehr den Anstrich einer politischen Funktion besitzt ... oder von Schamgefühl.

Die Medien sind jetzt das neue nationale Richtmass

Nicht mehr die Nationalhelden, die traditionellen Feste, die autochthonen Trachten, der Sport, die Regierungsberichte der Gouverneure und Präsidenten.

Heute sind es jene, die Schlagzeilen im Fernsehen, Radio und auf den ersten Seiten der Zeitungen machen, die uns und dem Rest der Welt sagen, was in Mexiko Sache ist.

Bereits schon ein geringfügig kritischer Blick reicht aus um zu merken, dass das mexikanische politische System im Sterben liegt, instabil ist, ohne solide Bezugspunkte.

Die Nationale Lage, wo immer man sie auch betrachtet, ist eine Katastrophe:

Die nationale Wirtschaft wurde den Sturmschwankungen des internationalen Marktes preisgegeben.

Die soziale Sicherheit ist ein Schutthaufen zum Versteigern.

Die öffentliche Schulbildung ist ein armseliger Abklatsch der Trainingskurse für privaten und geschäftlichen Erfolg.

Die kulturelle Politik ist eine arg in die Ecke gedrängte Sektion auf den Gesellschaftsseiten der Sonntagszeitungen.

Die öffentliche Gesundheitsversorgung ist ein schmutziges Einkaufszentrum, schlampig und ineffizient, dessen Verkaufsfläche von Marken- und No-Name-Artikeln bestritten wird.

Nichts, rein gar nichts von dem was einst der Rückgrat des Nationalstaates gewesen ist, steht noch aufrecht.

Die mexikanische politische Klasse dachte naiv, es ginge nur darum die PRI an der Regierung abzulösen und dieses "Füllhorn" namens Mexiko zu verkaufen.

Aber wie es sich herausstellte, ist mit dem Zusammenbruch der PRI- Hegemonie auch noch etwas anderes verschwunden. Was dort oben in der "professionellen Politik" an seiner Stelle getreten ist, ist nur eine blasse Reflexion dessen, was in den Grundlagen des Nationalstaates in Mexiko geschehen ist und weiterhin geschieht.

Mit der Zerstörung der Grundlagen, fallen die früheren ungeschriebenen "Regeln" des mexikanischen politischen Systems in sich zusammen, darunter die fundamentalste von allen: die der Präsidentschaftsnachfolge. Jene nationale Tradition namens "Tapadismo" * existiert nicht mehr.

Und dies sind die Zeiten, die kommen...

Ohne auch nur das Bisschen an politischen Sauerstoff zu haben, das es Fox anfangs erlaubte als Regierender zu überleben, muss Felipe Calderón mit Verzweiflung mit ansehen, dass er nicht einmal seine eigene Partei hinter sich hat. Sein Mandat hörte im Grunde auf zu existieren, als er sich nach jener verunglückten Amtseinsetzung wie ein Gauner aus dem Bundeskongress stahl.

Sich in den Massenmedien zu halten hat nicht gereicht, und wie man sieht, reicht es auch nicht aus die Städte und Strassen mit Soldaten zu füllen.

Und so hat der Wahlkampf um die Präsidentschaft bereits begonnen

Und die Anwärter stehen praktisch schon fest: Marcelo Ebrard und Andrés Manuel López Obrador für die PRD, oder für diese neue Partei die sich gerade bildet; Enrique Peña Nieto und Beatriz Paredes, für diesen Trümmerhaufen namens PRI, des weiteren, für die PAN, eine Marta Sahagún, die dabei ist wieder in Erscheinung zu treten, sowie ein Francisco Ramirez Acuña, der eher den Eindruck eines Kerkermeisters macht, als den eines professionellen Politikers.

Die Begeisterung der politischen Klasse für diese nicht aufrechterhaltbare Farce des Kampfes gegen den Drogenhandel (der, wie wir alle wissen, nichts weiteres ist, als der Kampf des Kartells von Los Pinos um die Vorherrschaft), verbirgt zwei Dinge:

- Die Kriminalisierung des sozialen Kampfes, die es ihnen erlaubt die Machtgebiete zu kontrollieren, die sie unterhalten.

- Die Medienaufmerksamkeit auf die Bluttaten dieses von Anfang an verlorenen "Krieges", die es den Politikern erlaubt die Wirkung der "eisernen Faust" in den Meinungsumfragen einzuschätzen.

Deswegen stellen alle Anwärter auf [das Wahljahr] 2012, außer López Obrador und Martha Sahagún (vielleicht weil ihnen der dafür nötige Apparat abgeht), ihre als "Ordnung" getarnte Gewalt zur Schau. Auch wenn der Fall von Marcelo Ebrard, anstatt Abweisung und Kritik zu provozieren, den Applaus einer progressiven intellektuellen Elite hervorruft, die der Wirklichkeit immer weiter entfremdet ist.

Gegenüber der Regierung von Felipe Calderón schwanken die "Neins" von einer Seite des politischen Spektrums zur anderen.

Auch wenn die PRI, die FAP und die Lopezbradoristische Bewegung, mit einem vorausschauenden und wachsamen Blick auf ihre Wirkung in den Meinungsaufragen, mit stetig sinkender Begeisterung, die Handlungen der Calderón Regierung kritisieren und "nein" zu ihnen sagen, scheinen diese "Neins" eher zu sagen "ich hätte das gleiche getan, aber besser". Und dahingehend hat die PRI die Oberhand: man kommt gar nicht aus dem Lachen, dass ausgerechnet die Partei, die sich ganze Jahrzehnte lang durch Repression an die Macht gehalten hat, die unverfrorenen diktatorischen Tendenzen von Felipe Calderón Hinojosa kritisiert will.

Aber die "Jas" sind die gleichen wir früher: ja zur Wirtschaftspolitik, ja zur Repression, ja zur Plünderung, ja zur Ausbeutung, ja zur Verachtung.

Wenn in 1994 die tiefe Krise des gesamtem Staatsapparates ersichtlich wurde: der Exekutivem, der Legislativen und der Judikativen; so hat uns das noch junge 2007 gezeigt, dass diese Krise nun auch die Kirche und die Armee hinzugezogen hat ... und der einzige solide Referenzpunkt, der der Politik von oben noch bleibt, sind die Massenkommunikationsmedien.

Die Zeitschriften haben immer weniger Leser, die Nachrichtensendungen im Fernsehen und Radio verlieren an Zuschauer und Glaubwürdigkeit.

Wenn die Politiker nicht überzeugen, wenn die Kanzeln nicht überreden, wenn die Nachrichtensprecher nicht bewegen, wenn die Institutionen nicht kontrollieren, wenn die Gefängnisse sich mit sozialen Kämpfern füllen, da fehlt es nicht viel, bis auch die Bajonetten keine Angst mehr hervorrufen...

II. Die Nationale Lage Unten

Und als nationales Gebiet... eine Zerstückelung in ausländischen Händen.

Vier Räder sind es, mit denen die kapitalistische Neo-Eroberung das untere Mexiko durchzieht, tötet und zerstört: die Ausraubung, die Ausbeutung, die Unterdrückung und die Verachtung.

Die Ausraubung. - Wie nur noch in den Zeiten der Eroberung und Kolonialisierung, ähnelt der Landraub und die Plünderung der natürlichen Ressourcen in Mexiko einer gewaltigen Unterschlagung mit gesetzlichem Alibi.

Wenn es früher Gold und Silber waren, sind die Reichtümer um die sich die Ausländer heute streiten das Wasser und das Land.

Wenn es früher Schwerter und Kreuze waren, sind es jetzt die Gesetze und Verträge, die den offenen Raub des nationalen Territoriums legalisieren.

Wenn es früher Soldaten und der Klerus waren, sind es heute Gesetzgeber und Funktionäre, die für die ausländische Fahne des Geldes, den Boden und Reichtum des Landes erobern und beanspruchen.

Dass die indigenen Völker die Hauptbetroffenen dieses Krieges der Neoeroberung sind, ist nichts Neues. Aber jetzt stoßen noch Millionen von Arbeitern vom Land uns aus der Stadt zur Menge der Ausgeraubten dazu. Das Land und sogar Heime und kleine Geschäfte, werden durch gesetzliche Winkelzüge oder durch straflose Unverfrorenheit ausgeraubt, wie es im Barrio von Tepito geschehen ist, angegriffen von der PRD Regierung von Ebrard in Mexiko Stadt.

Aber nicht nur das, die Millionen von Migranten, die gezwungen sind in die Vereinigten Staaten auszuwandern, auf der Suche nach minimalen Lebensbedingungen, erleiden die Ausplünderung ihrer Heimat. Mexikanische Bundesstaaten, die früher Nahrungsmittel und Fabrikerzeugnisse exportierten, exportieren heute Männer und Frauen, die den Alptraum der Undokumentation durchleiden müssen, bevor sie eine feste Anstellung in eine Gesellschaft ergattern, die nicht die ihre ist, und die sie angreift und verachtet.

Der Raub in diesen Gebieten ist so gewaltig und unverfroren, dass es, wie Don Salvador Castañeda aus Nayarit es ausdrückte, streng genommen eine Plünderung des Nationalgebietes ist.

Und als solches, ist es die Pflicht aller ehrlichen Mexikaner und Mexikanerinnen, sie aufzuhalten und zur Umkehr zu bringen.

Die Ausbeutung. - die größte und eindeutigste Lüge der letzten PAN-Regierungen, ist die Arbeit. Es geht nicht mehr nur um die Verschlechterung der Arbeitslage, die Arbeit ohne Sicherheit, ohne Anstellung und ohne festen Lohn. Jetzt kommen auch noch die Massenentlassungen hinzu, der Stellungsmangel für qualifizierte Arbeiten, die Kriminalisierung des informellen Handels, die fehlende Unterstützung für die nationale Industrie, die offene Übergabe des Staatseigentums an ausländische Konzerne.

Die großen internationalen Konzerne, die das zerstört haben, was mal die nationale Industrie gewesen ist, und sie in jämmerliche Strohmänner verwandelt hat, bieten ihren Arbeitern keine besseren Arbeitsbedingungen an, sondern stattdessen noch höhere Ausbeutungsquoten, steigende Kinderarbeit und die geschlechtsspezifische Arbeitsdiskriminierung gegen Frauen.

Die staatlichen Angestellten, die sich früher noch durch die erkämpften Erfolge in einer besseren Situation befanden, sind heute den gleichen Unbeständigkeiten und Mängeln ausgesetzt, wie die Arbeiter in den Maquilas.

Die Arbeiterinnen und Arbeiter in Mexiko, sowohl auf dem Land als auch in der Stadt, erleben etwas, das unmöglich schien: schlimmere Bedingungen der Ausbeutung als zu den Zeiten des Porfirismus ... und der Kolonialzeit.

Aber die Kämpfe gegen die Reform des ISSSTE-Gesetzes, für bessere Arbeitsbedingungen, für Lohnerhöhungen und Preissenkungen für lebensnotwendige Konsumgüter, nehmen zu und radikalisieren sich zunehmend.

Heute schwingt das demokratische Lehramt den Taktstock, aber es kommen ständig mehr Arbeitersektoren hinzu.

Die Straßen füllen sich wieder mit Rebellion und kämpferische Forderungen nach Gerechtigkeit.

Die Unterdrückung. - Der skandalöse und rechtswidrige Urteil zu mehr als 60 Jahre Gefängnis gegen die Anführer der Volksfront zur Verteidigung des Landes von San Salvador Atenco, sowie die illegale Lage, die nach den Ereignissen vor einem Jahr, weiterhin Dutzende Unschuldige in den Gefängnissen des Bundesstaates México festhält, sind nur ein Beispiel im großen Musters von Korruption und Unlauterkeit der Judikativen Gewalt in Mexiko.

Aber die Regierung von Felipe Calderón bereitet sich nicht nur darauf vor, eine selektive Unterdrückung zu entfesseln, die gleiche, die zum Kennzeichen der PRI-Regierungen wurde. Calderón stärkt nicht etwa den Geheimdienstapparat der Regierung, sondern die Armee. Und die mexikanische Armee wird traditionell für massive Repressionen eingesetzt.

Somit werden nicht nur soziale Kämpfer und Volksbewegungen anvisiert. Alle Personen, auch wenn sie gar nichts damit zu tun haben, befinden sich im Blickwinkel der militärischen Maschinerie. Die letzten Einsätze in Michoacán und in anderen Teilen der Mexikanischen Republik, mit ihrer Fülle von illegalen Verhaftungen und Menschenrechtsverletzungen, beweisen, dass niemand sicher ist. Die Armee aus den Kasernen zu holen ist einfach. Sie wieder zu dem ihr zustehenden Bereich zurückzuweisen, ist weniger einfach. Das Problem ist nämlich, dass die Armee sich wie einem Feind gegenüber verhält, und nicht von Mitbürgern.

In Mexiko füllen sich die Gefängnisse mit Personen, die für soziale Rechte kämpfen, und mit Unschuldigen, die den Missbrauch eines lächerlichen und dekadenten Justizsystems erleiden. Währenddessen kaufen sich die wahren Kriminellen Kandidaturen und machen sich zu Regierenden.

Sogar die Nichtregierungsorganisationen, die die Menschenrechte und Grundfreiheiten verteidigen, werden verfolgt und permanent schikaniert.

Die Verachtung. - Zum Indigena treten der Jugendliche, die Jugendliche, die Frau, der Andersartige in Sexualität und Empfinden. Gemeinsam teilen sie sich die Unverständnis und die Verachtung einer faschistischen Moral, die auf Kirchenkanzeln, legislative Tribünen und Regierungssitze gestützt, versucht sich zum neuen Gott aufzuschwingen, der Gebote nach eigenem Geschmack und Gutdünken verkündet.

Der Rassismus ist nicht mehr nur kulturell und im Einklang mit den Sitten und Gebräuchen einer immer kriegerischeren Rechten. Jetzt werden Gesetze geschaffen, manchmal von "linken" Regierungen erlassen, die Andersartigkeit bestrafen, die Verfolgung der Andersartigkeit banalisieren und die Morde an Frauen und Homosexuellen in "Verbrechen aus Leidenschaft" verwandeln.

In Zusammenfassung...

Die Anordnungen und Handlungen der Calderón Regierung bestätigen die Analyse, die wir seit Mitte 2005 gemacht haben: Das Land bewegt sich auf einen sozialen Ausbruch zu.

Dem gegenüber stellen sich vier Optionen: die von Calderón, also, der wahllose Einsatz von Gewalt und die Auslösung einer massiven Repression; eine schleichende und demobilisierende Kontrolle, also die Option der Kräfte, die das Jahr 2012 für eine geordnete Ablösung und einen bruchlosen Wechsel ins Auge fassen; Chaos und Bürgerkrieg; und die Option einer organisierten, antikapitalistischen und linken Lösung, der Organisationen, Gruppen, Kollektiven, Familien und Individuen der Anderen Kampagne.

III. Die Andere Kampagne - Die Stunde der Definitionen

Fern beider Seiten, nimmt die nationale Bewegung, die sich selbst "die Andere Kampagne" nennt, allmählich immer festere Umrisse an. Sie macht weitere Definitionen, zusätzlich zu den wesentlichen, und gewinnt mehr Identität.

Gegen die hegemonisierenden und homogenisierenden Tendenzen, rüstet sich die Andere Kampagne mit einer Organisation, die die Bereiche, Unabhängigkeit und Autonomie jener respektiert, die sie bilden. So, dass sie sich in ihrer Gesamtheit aus den fundamentalen Entscheidungen und Aktionen konstituiert, und jedes einzelne ihrer Bestandteile aus den Diskussionen, Überlegungen, Debatten und den eigenen Entscheidungen und Aktionen.

Tatsache ist, dass die Andere Kampagne als organisatorische Alternative zur post-elektoralen Katerstimmung überlebt hat, dass sie aktiv im Kampf um die Freiheit und Gerechtigkeit für unsere Gefangenen bleibt, dass ihr Name und Referenz immer stärker in den Volkskämpfen von unten in Erscheinung tritt; dass in ihr intern debattiert, diskutiert und neue Formen des Kampfes kreiert werden; dass die Organisationen, Gruppen und Kollektive, die ihr angehören an Zahl und Qualität ständig gewinnen; dass das gegenseitige, interne Kennen sich vertieft hat, und damit, der Respekt unter Verschiedenen.

IV. Die Unmittelbaren Aufgaben, nach Meinung der Zapatisten

1. - Die fließende Kommunikation. Wir brauchen eine flüssigere Kommunikation zwischen den Anhängern der Anderen Kampagne. Auf diese Weise wird das gegenseitige Kennenlernen zwischen uns "Anderen" fortgesetzt werden, der Respekt und die Kameradschaft werden wachsen, und neue Allianzen werden sich formieren.

2. Ein Netzwerk für gemeinsame Aktionen, um die Widerstände zu stärken und wachsen zu lassen. Nicht nur gegen die Repression, sondern auch für die Förderung der anderen Kultur, anderen Kunst, anderen Andere.

3. Das Nationale Forum gegen Repression. -

Eine wesentliche Gruppe von Organisationen, Gruppen, Kollektive und Einzelpersonen, die Anhänger der Sechsten Erklärung aus dem Lakandonischen Urwald sind, haben die Überlegungen und Vorschläge aufgegriffen, die bei der Konferenz der Antikapitalistischen Linken Organisationen (COPAI-Mexiko), in dem Nationalen Forum gegen Repression gemacht wurden, das am vergangenen 6. Mai 2007 stattgefunden hat.

Wir halten den Kampf gegen die Repression in all ihren Aspekten und auf allen Ebenen für eine vorrangige und dringende Notwendigkeit. Die Repression, die von den Behörden des mexikanischen Staates gegen die sozialen Kämpfer geführt wird. Wir sind davor überzeugt, dass die unabhängige Organisation derer von unten und ihre bewusste Mobilisierung, die einzige Garantie dafür liefert, die Angriffe, die von den Mächtigen und deren Regierungen gegen unser Volk in Gang gesetzt haben, aufzuhalten und zu verhindern.

Aus diesem Grund rufen wir alle Anhänger der Sechsten Erklärung aus dem Lakandonischen Urwald und die Mitglieder der Anderen Kampagne, ob Kollektive, Organisationen, Familien oder Einzelpersonen auf, zur Teilnahme an:

Das Nationale Forum gegen Repression, das stattfinden wird am Sonntag, dem 10. Juni 2007, in Doctor Carmona y Valle 32. Colonia Doctores. DF, ab 10:00 Uhr.

V. Die kommenden Kämpfe

Sie werden für Forderungen geführt werden, die unser Überleben als Arbeiter und Land betreffen. Die alten Fahnen von Freiheit, Gerechtigkeit und Gerechtigkeit wehen wieder, aktualisiert, in den Händen der mexikanischen Männer, Frauen, Kinder und Senioren.

Für eine würdige Unterkunft, für das Land, für die Arbeit, für die Gesundheitsversorgung, für Schulbildung, für Ernährung, für die indigenen Rechte und Kultur, für den Respekt für das Anderssein, für den Schutz der Umwelt, für wahrhafte und sachgemäße Information, für Kunst und Kultur, für Unabhängigkeit, Gerechtigkeit, Freiheit, Demokratie, das heißt, für den Frieden, werden die Kämpfe geführt werden, die bereits zum Vorschein kommen und wachsen, auf den Straßen, den Stränden, den Bergen, den Feldern, den Barrios und Stadtvierteln, den Schulen und Universitäten, den Fabriken und Läden, kurzum, in dem Mexiko von unten, in dessen Wörterbuch die Worte Resignation und Ergeben nicht auftauchen.

VI. Der Morgen, der sich in der Nacht von unten heranbildet...

In diesen bereits schon zwei Jahren, seit jenem Juni 2005 in dem die Sechste Erklärung aus dem Lakandonischen Urwald veröffentlicht wurde, sind in erster Linie die EZLN, und zum anderen die Organisationen, Gruppen, Kollektive, Familien und Einzelpersonen, die in der Anderen Kampagne standhaft geblieben sind, beschuldigt worden Sektierertum zu betreiben und eine marginale Randerscheinung zu sein.

Obwohl wir jene, die uns kritisiert haben, immer wieder dazu gedrängt haben, dorthin zu blicken wohin wir blicken, haben wir lediglich die Hochmut und Arroganz derer erhalten, die dachten, dass der Morgen mit einer minimalen Anstrengung zu erobern sei.

Weil wir weder hinter, noch neben jenen schreiten, die zur anderen Seite laufen, weil wir nicht dahin blicken, worauf andere ihre Hoffnung und Illusionen setzen; weil wir uns nicht mit der Menge ohne Organisation blenden lassen: aus diesen Gründen streichen sie uns aus der Liste ihrer griffbereiten -Ismen (die sowieso nicht viele sind, and außerdem noch faul), und lassen uns außerhalb der Geschichte.

Aber diese Geschichte, nach dem das Oben sich sehnt, wird es nicht geben.

Vielleicht mögen der Konformismus, die Resignation und der Zynismus, als die unwiderrufliche, unbestreitbare und unschlagbare Mode erscheinen.

Vielleicht mögen Freiheit und Gerechtigkeit am Vorabend unmöglich erscheinen.

Aber vielleicht lässt die Rebellion sich anfangs erst langsam und mit wenigen schreiben.

Denn der Kalender von oben, die Uhr jener, die die Räder der Geschichte zum Drehen bringen, nähern ihre Zeiger einem Datum, das sich in jedem Jahrhundert wiederholt: Der Kampf um Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie für Mexiko.

Den der Morgen bildet sich in der Nacht heran.

Aus Tepic, im Anderen Nayarit.
Subcomandante Insurgente Marcos.
Mexiko, May 2007


*) Tapadismo: wörtlich, "Verschleierung". Feststehender politischer Begriff unter der PRI: die Taktik des ausgehenden Präsidenten seinen selbst ausgesuchten Nachfolger, bis zum Zeitpunkt seiner öffentlichen Präsentation "unter Verschluss" zu halten.

Originaltext: http://www.chiapas98.de/news.php?id=2480


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