Aus den Richtlinien der Allgemeinen Arbeiter-Union Deutschlands (1920/1921)

Was ist Organisation ?

Organisieren heißt etwas einrichten, gestalten. Organisationen nennt man die Parteien, die Gewerkschaften, das Militär, die Kirche, den Staat, den Völkerbund usw. usw.

Was ist das, Organisation? Gab es immer solche Organisationen wie heute? Jeder weiß, daß das nicht so war. Bei den wandernden alten Germanen sah es anders aus, als einige Jahrhunderte später, im sogenannten "Mittelalter", mit den Handwerkerzünften und den unter Feudalherren leibeigenen Bauern. Eine andere Organisation besaß Deutschland, als es in viele Dutzende von Fürstentümern, Herzogtümern, freien Städten usw. zerfiel, als später im "Deutschen Reich". Das ist aber nicht etwa zufällig. Die äußeren ohne weiteres sichtbaren Formen einer Epoche sind nicht eine Hülle, die man nach Belieben anlegen oder abschälen kann. Das, was uns z. B. heute im Trust und in der Großstadt so gut wie in der Einrichtung des Einwohnermeldeamts oder der Armenkommission eines Bezirks entgegentritt, kann man von den Gesamtzuständen so wenig trennen, wie eine Baumkrone von Stamm und Wurzeln. Sie bilden ein Ganzes. Organisation ist also ein bestimmtes Gebäude auf einem bestimmten Fundament. Mit der Aenderung des Fundaments ändert sich die Organisation, so wie sich die Haut wandelt, strafft oder faltet mit dem wechselnden Zustand des ganzen Körpers. Den Untergrund der menschlichen Gesellschaftsverhältnisse bilden die Produktionsverhältnisse, die wirtschaftlichen Verhältnisse, bildet die Art, in der die Menschen die Produkte für ihre Bedürfnisse herstellen. Die moderne Produktionsform ist die des Kapitalismus. Die moderne Organisation hängt also untrennbar mit dem Wesen des Kapitalismus zusammen, ist sein Resultat. Natürlich bleibt sie nicht immer die gleiche, so wenig der Kapitalismus still steht. Es ist ein ununterbrochenes Fließen, Wachsen, Altern, Sterben, Geborenwerden. Ein geschichtlicher, ein revolutionärer Prozeß geht vor sich. Das Entstehen einer neuen Organisation verschlingt sich in langem, oft qualvollem Werden, mit den noch möglichen Lebensäußerungen und mit den Todeszuckungen der alten. Eine entscheidende Rolle in einem solchen Prozeß spielt natürlich die Einsicht, die die kämpfenden Menschen in ihn haben. Man kann um so leichter das Alte sprengen und dem Neuen Platz schaffen, je sachgemäßer man die Sprengpatrone zu legen versteht.

Die alte Organisation

Der Staat

Die Organisation des kapitalistischen Systems hat ihren vorläufig höchsten und stärksten Ausdruck im modernen Klassenstaat gefunden. Ob sie darüber hinaus im festgeschlossenen Weltwirtschaftssyndikat und Völkerbund ihr Höchstziel erreicht, hängt ab vom Kampf, vom Widerstand und Sieg des Weltproletariats, von den Etappen, in denen es fortschreitet.

Für das Proletariat ist der kapitalistische Staat der Repräsentant der herrschenden Klasse. Er ist der Beschützer der Privatwirtschaft und des Privateigentums. Er ist der Henker der Ausgebeuteten. Seine Rechtsprechung ist Klassenjustiz. Seine Einrichtung und Verwaltung (Trust, Syndikat, Bureaukratie, Militarismus, Parlamentarismus, Schullehrbucherziehung usw.) ist Knebelung und Niederhaltung des Proletariats. Sie bedeuten das Regieren einer geringen Zahl "Besitzender" und ihrer geistigen Diener über eine übergroße Mehrheit von Untertanen. Sie erniedrigen das Proletariat zum Zubehörteil der Maschine. An der Spitze gottbegnadete, kaum verantwortliche Führer, dahinter die von ihnen restlos abhängigen Verwaltungen und zuunterst die entrechteten Massen, denen man Brocken zuwirft oder die Kandare anlegt, je nachdem man die "Bestie" am leichtesten beruhigen zu können glaubt.

Parteien

Zum kapitalistischen Staat gehört als eine seiner Ausdrucksformen, als Gliedorganisation, das Parlament. Der Parlamentarismus ist eine der kennzeichnendsten Betätigungsformen der kapitalistischen Welt, d. h. einer Welt von Ausgebeuteten und Ausbeutern, einer Welt der ökonomisch politischen Ungleichheit, einer Welt der Klassengegensätze. Mit Parlamentarismus ist nicht nur zu bezeichnen die Arbeit im "offiziellen" sichtbaren Parlament, das heute nur noch ein Bureau des Kapitalismus ist, eine Kulisse, hinter der gearbeitet wird, ein Sicherheitsventil des Kapitalismus, sondern Parlamentarismus ist ein Symbol des Kapitalismus überhaupt. Er ist der Ausdruck für das Wesen, für die Struktur, für die Grundverfassung des Kapitals, für seine Taktik und seine Methoden in der augenblicklichen Epoche.

Mit dem Parlamentarismus hängt zusammen die Bildung der politisehen parteien. Infolgedessen tragen Parteien vollkommen den Charakter der kapitalistischen Organisation. Sie sind aufgebaut nach dem Grundsatz: Führer und Masse. Der Führer über der Masse; sie sind eine Organisation von oben nach unten. Der Führer befiehlt, die Masse gehorcht. Oben einer oder eine Gruppe Regierender, unten eine Armee Regierter, einige Schlaue und Millionen Esel. Die Leithammellei ist Prinzip. Die Masse ist das Objekt der Politik, das heißt, sie ist ein Ding, das man je nach den Bedürfnissen der "Führer" gebraucht. Das Werkzeug einer solchen Partei ist die Taktik, und zwar die kapitalistische Unternehmertaktik, das ist der Betrug. Der Führer ist der Unternehmer, die Partei sein Eigentum. Der andere Unternehmer sein Konkurrent. Es gilt, einmal das Eigentum zu sichern und weiterhin den Konkurrenten zu erledigen. Beides erfolgt durch die Taktik, durch die immer raffinierteren Mittel und Methoden kapitalistischer Geschäftskundigkeit. Vor nichts scheut man zurück. Parteimann sein bedeutet: den Mut aufbringen zur Borniertheit, den Mut zur marktschreierischen Phrase, den Mut zur Abtötung des Menschlichen im Menschen.

Der Entwicklung des Kapitalismus als eines wirtschaftlich politischen Systems mit der ihm entsprechenden Organisation zu seiner letzten Ausdrucksmöglichkeit in der zentralen Beherrschung der Welt durch ein kapitalistisches Weltwirtschaftssyndikat stehen zunächst noch hindernd im Wege seine ungleichmäßige Entwicklung in den verschiedenen Ländern, die Konkurrenz der Nationen, auch als Kultur- und Rassegemeinschaften, und seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der fortschreitende organisierte Abwehr- und Angriffskampf der unterdrückten Klasse des Proletariats. Jene Zeit, in der aus der Einsicht in den kapitalistischen Prozeß das Bewußtsein des Proletariats als einer Klasse entstand, und umgekehrt das instinktive Bewußtsein zu dieser Einsicht führte, nämlich zur Einsicht in die Notwendigkeiten des Klassenkampfes, der proletarischen Solidarität, der internationalen Zusammengehörigkeit mit der Zielrichtung auf die klassenlose Gesellschaft -, jene Zeit ist die Zeit der Geburt des modernen Kommunismus.

Da aber natürlich weder der Kapitalismus am Ende seiner Kräfte war, noch das Proletariat als klassenbewußte Masse fertig dastand, sondern beider Entwicklung als ein Prozeß weiterschritt, so ist es klar, daß auch nicht ohne weiteres - und besonders vor dem politischen Siege der bisher unterdrückten Klasse - eine proletarische Organisation entstehen konnte, die als diametraler Gegensatz zur kapitalistischen, zunächst proletarischen Klassencharakter aufwies und zur Anwendung der daraus folgenden proletarischen Methoden (Kampfesarten) gelangen konnte. Ansätze dazu sind gemacht worden. Der Kampf zwischen Marx und Bakunin zeigt Spuren. Aber sie kamen natürlich nur schwach oder gar nicht oder entstellt heraus. Das proletarische Klassenbewußtsein entwickelte sich nur sehr langsam (die bloße Zahl der Mitglieder sozialistischer Organisationen hat nichts zu bedeuten) und das Charakteristische der Uebergangszeit von damals bis zur jetzigen Epoche, ist das Zusammenströmen von Scharen Ausgebeuteter im Staubecken der sozialdemokratischen Parteien und Gewerkschaften. Der Kampf dieser Organisationen von dem Boden des Kapitalismus aus, erforderte selbstverständlich nicht "Predigen" eines Zieles. sondern Aufweisen des Weges dahin, Ausnutzung aller bürgerlichen Bastionen. So war der Kampf der Gewerkschaften um Lohnaufbesserungen, der Kampf im Parlament eine politische Notwendigkeit in einer Zeit, in der etwa die Parole des freien Wahlrechts revolutionäre Energien wecken und auslösen konnte. Aber im Laufe dieses Kampfes wurde selbst das nächste Ziel "Entwicklung des proletarischen Klassenbewußtseins" aus dem Auge verloren. Die Einstellung darauf, daß die "Befreiung der Arbeiterklasse nur das Werk der Arbeiter selbst sein kann", daß also die Selbstbewußtseinsentwicklung des Proletariats als wesentlichste Aufgabe nicht einen Augenblick außer Acht gelassen werden dürfte, trat immer mehr zurück. Sozialistische Organisationen wurden, je länger je mehr, Organisationen mit kapitalistischem Charakter und kapitalistischen Methoden. Sie wurden "Führerorganisationen", Eigentum in der Hand von Drahtziehern, die selbst noch tief im Bann kapitalistisch-bürgerlicher Anschauungen steckten. Sie wurden Selbstzweck. In der Hand von einzelnen Menschen, die losgelöst waren aus den Bedürfnissen des Proletariats, lag die"Führung" des Klassenkampfes. Der Parlamentarismus mit seiner notwendigen Konsequenz, die revolutionäre Aktivität der Massen zu lähmen, siegte. Der Klassenkampf, die Revolution wurde die Geschäftsangelegenheit eines führenden Unternehmerkonzerns. Diese Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Das "sozialistische" Parteiwesen oder vielmehr Parteiunwesen gelangte erst in der Revolution seit 1918 zur widerlichsten Entfaltung. Von der alten "sozialdemokratischen Partei" bis zur "vereinigten kommunistischen Partei" läuft in dieser Beziehung eine gerade Linie, die höchstens noch ansteigt, je näher sie der VKPD rückt.

Gewerkschaften

Brutaler noch als die Parteien offenbaren die Gewerkschaften, daß sie Organisationen vollkommen kapitalistischer Natur geworden sind. Entstanden in den Zeiten des Kleinkrieges gegen ein noch nicht allzu stark kartelliertes Unternehmertum, waren sie ursprünglich die gegebene Form für das Proletariat, anzukämpfen gegen die verelendenden Tendenzen des Kapitalismus.

"Dadurch, daß sie sie beschränkte und der Arbeiterklasse die Existenz ermöglichte, erfüllte die Gewerkschaftsbewegung ihre Rolle im Kapitalismus und wurde selbst ein Glied der kapitalistischen Gesellschaft. So wie der Parlamentarismus die geistige, so verkörpert die Gewerkschaftsbewegung die materielle Macht der Führer über die Arbeitermassen. Sie sind im entwickelten Kapitalismus, mehr noch im imperialistischen Zeitalter zu riesigen Verbänden geworden, die die gleiche Richtung der Entwicklung zeigen, wie in älterer Zeit die bürgerlichen Staatskörper selbst. In ihnen ist eine Klasse von Beamten, eine Bureaukratie entstanden, die über alle Machtmittel der Organisation verfügt, die Geldmittel, die Presse, die Ernennung der Unterbeamten. Aus Dienern der Gesamtheit ist sie zu ihren Herren geworden und identifiziert sich (setzt sich gleich) mit der Organisation. Und darin auch stimmen die Gewerkschaften mit dem Staat und seiner Bureaukratie überein, daß trotz der Demokratie, die darin herrschen soll, die Mitglieder nicht imstande sind, ihren Willen gegen die Bureaukratie durchzusetzen. Die Organisation tritt ihnen gleichsam als etwas Fremdes gegenüber, als eine äußere Macht, gegen die sie rebellieren können; die aber über ihnen steht, obgleich doch diese Macht aus ihnen selbst entsprießt. Also wieder ähnlich wie der Staat. " (Pannekoek).

Diese Gewerkschaften sind - alles in allem - eine bureaukratische Organisation aus der Welt der Privatwirtschaft, mit der die Leiter als feste Angestellte auf Gedeih und Verderb verbunden sind. In ihrer Existenz von der Existenz der Gewerkschaften abhängig, stehen sie unweigerlich unter dem Zwang der Verhältnisse und sind zum mindesten - den günstigsten Fall angenommen - in ihren Entschließungen beschwert und verlangsamt.

Die Gewerkschaften sind beruflich gegliederte Organisationen. Sie gingen mehr und mehr darauf aus, sich von der unerbittlichen Schärfe des Klassenkampfgedankens abzuwenden und zu beschränken auf die Erringung besserer Lohn- und Arbeitsbedingungen für die einzelnen Berufszweige. Sie schufen und förderten die Berufskonkurrenz. Sie trennten den Arbeitenden vom Arbeitslosen, den gelernten vom ungelernten, den jugendlichen vom älteren Arbeiter, den Mann von der Frau. Von dem immer machtvoller in Trusts und Syndikaten zusammengeschlossenen Unternehmertum, wurden sie in die Defensive (Verteidigungsstellung) gedrängt und verfielen dem ausgesprochensten Reformismus. Sie vermieden nach Möglichkeit grosse Streiks. Generalstreik, Massenstreik wurde vorweg verächtlich gemacht als Generalunsinn. Er würde ja auch die Gewerkschaften, die Existenz der Führerbureaukratie vernichten.

Die Räteorganisation als proletarische Organisation

Mit dem Untergang der kapitalistischen Epoche gehen auch die Organisationsformen dieser Epoche zugrunde. Und es wird deutlich geworden sein an der Charakteristik von Partei und Gewerkschaft, dass ihre Organisationsform kapitalistischer Natur ist oder doch geworden ist. Diese Organisationsformen beruhen ökonomisch (wirtschaftlich) auf der Privat- und Profitwirtschaft, im Weiterlaufe auf einer gesteigerten Form der Privatwirtschaft: auf dem Staatskapitalismus. Aus ihnen folgt ideologisch (d. h. als geistige Spiegelung der wirtschaftlichen Grundlage) die Verherrlichung der Persönlichkeit, des "Führers", der Autorität, die Steigerung des Individualismus und Egoismus.

Mit dem Wachsen und Werden der proletarischen Klasse entstehen natürlich Ausdrucksformen, Organisationsformen, die dieser Klasse entsprechen. Selbstverständlich erst dann, wenn in den Proletariern das volle Bewußtsein dafür vorhanden ist, dass sie eine Klasse sind mit besonderen, dem Kapitalismus entgegengesetzten Interessen. Sie entstehen nicht von heute auf morgen, auch nicht von vornherein in voller Reinheit; sie entwickeln sich mit dem Fortschreiten der geistigen Klarheit und dem Hinzuströmen immer grösserer Massen. Und sie können erst ganz und gar zur Reife gelangen, wenn das proletarische Fundament da ist, wenn nämlich keine Privat- und Profitwirtschaft mehr da ist, sondern eine proletarische Gemein- und Bedürfniswirtschaft.

Es ist leicht zu begreifen, dass das Proletariat, wenn es als eine Gesellschaft, als ein gemeinsames Ganzes Besitzerin aller Produktionsmittel (Bergwerke, Fabriken usw.), alles bisherigen "Eigentums" überhaupt ist, wenn allen alles gemeinsam gehört, dass es dann eine andere Organisation haben wird, als die kapitalistische es ist. Aber schon vorher schafft sich das Proletariat, und zwar um so besser, je mehr es sich als Klasse zu begreifen beginnt, Ausdrucksformen, Organe, in denen sich das Klassenbewußtsein, das soziale Bewusstsein, das Bewusstsein der Zusammengehörigkeit verkörpert. Diese als ein revolutionärer Prozess entstehende Organisationsform, nennt man Räteorganisation.

Sie entwickelt sich im ununterbrochenen Kampf gegen die kapitalistischen Formen. Sie stört sie, durchbricht sie, zersprengt sie. In ihr wird das Verhältnis von Masse und Führer ein anderes sein. Der Strom wird nicht von oben nach unten gehen, sondern zunächst von unten nach oben. Später wird es das lebendige gegenseitige Durchdringen eines einheitlichen Ganzen sein.

Die Räteorganisation wird der Todfeind jedes Bureaukratismus sein, jedes Parlamentarismus, jeder Gemeinschaft mit dem Kapital. Sie wird sich ganz und gar auf die klassenbewusste Masse stützen.

Die Räteorganisation bedeutet also - solange um sie gekämpft wird - die fortschreitende Befreiung aus den Fesseln des Kapitalismus; vor allem auch aus den Fesseln der bürgerlichen Geisteswelt. In ihrem Werden verkörpert sich die fortschreitende Selbstbewusstseinsentwicklung des Proletariats; der Wille, das proletarische Klassenbewußtsein in die Wirklichkeit umzusetzen, ihm auch den sichtbaren Ausdruck zu geben. Die Kraft, mit der um diese Räteorganisation gekämpft wird, ist geradezu das Thermometer, das anzeigt, wie weit das Proletariat sich als Klasse begriffen hat und durchzusetzen gewillt ist.

Damit ist auch schon klar, dass nicht die rein äusserliche Ernennung von Arbeiterräten besagt, dass sie Ausdruck der neuen, der proletarischen Organisation sind. Es wird im Lauf der Entwicklung vorkommen, dass wirkliche Räte wieder versumpfen, dass sie zu einer neuen Bureaukratie erstarren. Dann wird gegen sie der Kampf genau so rücksichtslos aufgenommen werden müssen, wie gegen die kapitalistischen Organisationen. Aber die Entwicklung wird nicht stillstehen und das Proletariat kann und wird nicht ruhen, bis es über "die Diktatur des Proletariats" weg - in der klassenlosen Gesellschaft - , dem Rätesystem, der neuen Organisation seinen geschichtlich möglichen Ausdruck gegeben hat.

Die Allgemeine Arbeiter-Union

Die Betriebsorganisation

Die Betriebsorganisation ist der Anfang zur Gestaltung der besonderen proletarischen Organisation, eben der Räteorganisation. Ansätze zu solcher Organisation waren mehrfach vorhanden. Aber erst die Revolution hat in deutlicher Ausprägung jene Betriebsorganisationen hervorgebracht, die als echte Kinder klarsten proletarischen Klassenbewusstseins angesehen werden können. Sie entstanden als Notwendigkeiten, als Klassenkampfwaffe der Arbeiter, die kämpfen wollten. Die alten Organisationen, insbesondere die Gewerkschaften, konnten es nicht und wollten es nicht.

Die Betriebsorganisationen sind also nicht Künstliches. Sie sind auch kein Verlegenheitsprodukt, sondern in ihnen wird auf Grund der wirtschaftlichen Verhältnisse und auf Grund der geistigen Klarheit über die eigenen Bedingungen, das Klassenbewußtsein des Proletariats zum kraftvollen Leben geboren. Sie sind neue Gebilde, die von unten auf wachsen, sich ausdehnen, das Alte durchbrechen, zerstören, entwurzeln und soziales Leben und Denken Wirklichkeit werden lassen.

Niemand wird leugnen können, daß wir in einer Epoche leben, in der die kapitalistische Welt am Ende ihres Lateins steht. Nur die kommunistische Produktion bedeutet den Ausweg. In dieser Epoche muß der Weg erkannt werden, auf dem am schnellsten und sichersten die Umwälzung durchgeführt werden kann. Es kommt dabei nicht allein darauf an, die politische Macht in Händen zu haben (diese Macht hatten die Proletarier 1918), sondern darauf, sie zu halten. Und da ist bei der Stärke des Kapitals in Westeuropa, bei der Macht seiner Organisation: des Staates, des Militarismus, des Parlamentarismus, der Verwaltung, der Bureaukratie, der Lehrbucherziehung, des Berufsführertums dringendste Aufgabe der Proletarier - die noch in hohem Grade in der Ideologie des Kapitalismus stecken - , sich klar zu werden über die Möglichkeiten, jene alten Formen restlos zu zertrümmern. Man kann aber nicht aufbauen, wenn man nur zertrümmert. Wer nur kritisiert, nur immer verneint, ohne positive Vorschläge machen zu können, bleibt im Grunde stecken in der bürgerlichen Welt. Kritik an ihrer Welt - allerschärfste - üben auch die Intellektuellen der Bourgeoisie. Aber Hohn und Spott allein, Selbstverhöhnung ist noch kein gewinnbringender Ausdruck für proletarisches Klassenbewußtsein. Der Kampf gegen Zentralismus und Kadavergehorsam, gegen Führer- und Bonzentum wird nicht dadurch allein erfolgreich geführt, d. h. erfolgreich für den Fortgang der proletarischen Revolution, daß man sie bis aufs Messer bekämpft und in Stücke zerschlägt, sondern daß man sie entwurzelt durch das Wachstum rein proletarischer Formen (als Anfänge der Räteorganisation). In den Betriebsorganisationen wird diese Forderung zum Leben geboren.

Wollen die Arbeiter ihre endgültige Befreiung als Klasse, und nicht nur den Vorteil einzelner Cliquen und Schichten, so müssen sie zu Formen kommen, die ganz und gar ihr eigenes Klassenwerk sind, nicht Produkte einzelner "Führer". Sie müssen zu Formen kommen, in denen Selbstdenken und Selbsthandeln nicht nur eine Phrase ist, sondern zur Tatsache wird. Und solche Formen werden aus ihrem innersten Wesen heraus, d. h. aus ihrer Entstehung aus proletarischem Klassenwollen, in absolutem Gegensatz zu jeder Form stehen, die irgendwie mit dem Kapitalismus zusammenhängt. Können sie auch nicht gleich "ganz rein" sein, denn wir leben in einer Uebergangszeit, so muß ihre Richtung unbedingt und immer eindeutig sein. In ihnen muß die proletarische Solidarität geradezu als Folge eines Rechenexempels herausspringen. Selbstverständlich wird sie damit auch zur unabweislichen Forderung.

Die Betriebsorganisationen sind zunächst in erster Linie Klassenkampforganisationen.

Sie sind (zusammengefaßt in der Allgemeinen Arbeiter-Union) weder eine politische Partei noch eine Gewerkschaft. Beides verstanden in ihrer bisherigen Bedeutung, d. h. solche Gebilde, wie sie jeder in den heutigen Parteien und Gewerkschaften vor sich sieht.

Das Proletariat beginnt sich in ihnen bewußt zum restlosen Sturz der alten Gesellschaft, zur Einheitlichkeit als Klasse zu organisieren. In den Betriebsorganisationen werden die großen Massen geeint durch das Bewußtsein ihrer Klassensolidarität, ihrer proletarischen Klassensolidarität; hier bereitet sich organisch (d. h. als ein natürlicher Prozeß; auf natürliche, den Verhältnissen entsprechende Weise) die Einigung des Proletariats vor. Die Betriebsorganisation ist ein Anfang kommunistischen Werdens und wird als Rückgrat der Betriebsräte zum Fundament der kommenden kommunistischen Gesellschaft, der klassenlosen Gesellschaft. Klassenlose Gesellschaft besagt: restlose Gemeinwirtschaft und restlos soziale Ausdrucksformen. Sie bedeutet absolute Vereinheitlichung des ökonomischen Fundaments.

Jeder erhält vorerst so viel als möglich ist. Später nach seinen Bedürfnissen. Jeder hat zu arbeiten, so viel jeweilig nötig ist.

Die Bildung solcher Betriebsorganisationen als Klassenkampforganisationen kann ihren Anfang nur nehmen vom Betrieb aus. Hier steht einer neben dem anderen als Klassengenosse, hier muß jeder stehen als Gleichberechtigter. Hier steht die Masse im Triebwerk der Produktion, drängt ununterbrochen, es zu durchschauen und selbst zu leiten. Hier geht der geistige Kampf, die Revolutionierung des Bewußtseins, in unerschöpflichem Strom von Mann zu Mann, von Masse zu Masse. Alles gerichtet auf das höhere Klasseninteresse, nicht auf Vereinsmeierei. Das Berufsinteresse, eingeengt auf das ihm zukommende Maß. Die Betriebsorganisation wird in immer höherem Grade zu einem unendlich beweglichen Instrument des Klassenkampfes, zu einem durch ständig mögliche Neuwahlen, Abberufungen usw. immer von frischem Blut sprudelnden Organismus.

Zusammenschluß der BO in der AAU

Die Betriebsorganisationen als eine Fülle lebendiger Einzelheiten schließen sich zusammen in der Allgemeinen Arbeiter -Union. Dieser Zusammenschluß ist nicht die willkürliche Aneinanderkleisterung verschiedenartiger, abgeschlossener und nur für sich existierender Gebilde. Er ist ein innerlich notwendiger. Wie der Rätegedanke sich entwickelt als der Ausdruck des Klassenwollens der Proletarier, so müssen notwendig die einzelnen Betriebsorganisationen zusammenwachsen. Denn als bruchstückweise entstehende Bildungen finden sie erst in dem großen Strom der allgemeinen Entwicklung zur proletarischen Organisationsform ihren Abschluß. Sie fließen notwendig zusammen, wie die Einzelbäche sich finden zum Strom. Ein solcher Zusammenschluß, als ein Zusammenschluß im Rätegedanken, ist ein von unten ausgehender. Ein von der proletarischen Klasse aus gemußter und gewollter. Der Kampf als ausgebeutete Klasse schmiedet zusammen, er schafft und formt die soziale Bindung, die proletarische Solidarität, die Klassensolidarität. Nicht eine Solidarität in Worten, sondern in Taten.

Natürlich ist die Allgemeine Arbeiter-Union als Gesamtorganisation, als Anfang der Räteorganisation, nie etwas Fertiges. Immer neue Betriebsorganisationen fließen heran und oft genug wird statt klaren Wassers, Dreck und Schlamm hineingewühlt werden. Das ist ein natürlicher Prozeß. Sie wird ununterbrochen um ihre Reinheit kämpfen müssen.

Zentralismus und Föderalismus

Der Kampf, den die Allgemeine Arbeiter-Union zu führen hat, ist Klassenkampf in reinster Form. Ein Teil dieses Kampfes wird schon dadurch von ihr bewältigt, daß sie sich selbst im Gegensatz zu kapitalistischen Organisationsgebilden nach dem proletarischen Rätegedanken aufbaut. Jedenfalls strebt sie fortwährend danach, im Produktionsprozeß diesen Gedanken immer klarer und reiner in die Wirklichkeit umzusetzen. Mit ihrer Existenz allein bildet sie eine fortwährende Bedrohung aller kapitalistischen Formen. Sie gibt ein Beispiel der Entwicklung und allmählichen Kristallisierung des proletarischen Klassenbewußtseins und zwingt so das Gesamtproletariat zur Stellungnahme. Sie erinnert fortwährend an die ganz große Linie seiner Revolution. Das Wachsen in dieser Richtung wird von Tag zu Tag mehr verschwinden lassen den Kampf um den sogenannten Zentralismus und Föderalismus. Vom Standpunkt der Allgemeinen Arbeiter-Union aus wird der Streit um diese beiden Prinzipien, Organisationsformen zum öden Wortstreit. Man muß sie natürlich in ihrer bisherigen Bedeutung verstehen und ihnen keinen neuen Sinn unterschieben.

Unter Zentralismus verstehen wir jene Form, die die Massen um weniger willen gängelt und knechtet. Er ist für die AAU der Teufel, der vernichtet werden muß. Er ist antisozial.

Der Föderalismus ist sein Gegensatz, aber sein Gegensatz auf dem Boden der gleichen Wirtschaftsweise. Er bedeutet Selbstherrlichkeit, starre Eigenwilligkeit des Einzel-Individuums (oder des Einzelbetriebes, Einzelbezirkes, der Einzelnation). Auch er ist antisozial und nicht minder zu bekämpfen.

Beide Formen entwickelten sich allmählich in den vergangenen Jahrhunderten. Der Föderalismus überwog im Mittelalter, der Zentralismus in der hochkapitalistischen Periode.

Die Sympathie für den Föderalismus beruht einfach darauf, daß man in ihm die Verneinung des Zentralismus sieht, und dann annimmt, er brächte Freiheit und Paradies. Dieser Wunsch nach Föderalismus führt dann zu einem Spottbild von Autonomie (Selbstbestimmungsrecht). Man glaubt proletarisch-sozial zu handeln, wenn man jedem Bezirk, Ort (ja man müßte es jeder Person) Autonomie in allen Fragen zuerkennt. In Wirklichkeit bedeutet das, das Kaisertum abschaffen und an seine Stelle eine Fülle kleiner Fürstentümer setzen. Ueberall entstehen kleine Könige (Funktionäre), die ihrerseits einen Bruchteil der Mitgliedschaft "zentralistisch" beherrschen als ihr Eigentum. Im ganzen entsteht Zersplitterung und Zerfall.

Beide, Zentralismus und Föderalismus sind bürgerliche Ausdrucksformen. Der Zentralismus mehr großbürgerlich, der Föderalismus kleinbürgerlich. Beide sind antiproletarisch und lähmen den reinen Klassenkampf. Das Proletariat weiß, daß es nur im engsten Zusammenschluß zur Ueberwindung des Kapitals kommt. Dieser Zusammenschluß ergibt sich in immer größerer Stärke und immer weiterem Ausmaß in der Fortbildung des Rätesystems. In ihm, mit seiner Kontrolle von unten, seiner Entfesselung aller proletarischen Anlagen und Kräfte, seiner Bindung von Führer und Masse, löst sich aller Widerstreit, weil in ihm die Entwicklung des Klassenbewußtseins, die Entwicklung zur absoluten sozialen Zusammengehörigkeit, Wirklichkeit wird. Zunächst geistig, später, in der Gemeinwirtschaft, auch ökonomisch.

Es ist verständlich, da noch alles im Werden und der Weg der AAU bis zum Ziel noch lang ist, daß noch manche Fehler gemacht werden (insbesondere Uebergriffe einzelner Körperschaften, einzelner Funktionäre; oft genug erklärlich gerade durch die Liederlichkeit "autonomer" Stellen); damit wird den "Zentralisten" und "Föderalisten", die ja zumeist aus guten, aber unklaren Kämpfern bestehen, immer erneut Gelegenheit gegeben, je nachdem über Diktatur zu wettern oder mehr Diktatur zu fordern. Das wird und darf kein Hindernis sein, den geraden Weg zu gehen, der bedeutet: Das Proletariat als internationale Klasse sucht und findet in der Herausbildung des Rätesystems seinen immer engeren Zusammenschluß, der es instand setzt, den Kapitalismus und seinen Geist endgültig zu überwinden und der späterhin seine Vollendung findet in der klassenlosen Gesellschaft.

Masse und Führer

Aus der Art des Aufbaues der Allgemeinen Arbeiter-Union, wie er auch im Organisationsstatut deutlich wird, ergibt sich, daß in ihr ein anderes Verhältnis besteht zwischen Masse und Führer als in Organisationen kapitalistischen Charakters. Sind die Proletarier in diesen ein Spielball politischer Unternehmertypen, so werden sie hier in immer höherem Grade zu Selbstträgern ihres Schicksals, des Schicksals ihrer Klasse. Hier beginnt die Theorie Gewalt zu werden, die sagt: die wirkliche Befreiung der Arbeiterklasse kann nur das Werk der Arbeiter selber sein.

Der Begriff "Masse" gewinnt eine andere Bedeutung als im kapitalistischen System. Im Sinne des privatwirtschaftlichen Denkens ist Masse gleich Kadaver, ein Objekt, mit dem man nach Belieben schaltet. Sie wird als "Eigentum" bestimmter Menschen, Instanzen, Cliquen angesehen. Für das proletarische Denken ist aber Masse kein zusammenhangloser Haufe unklarer Egoisten, sondern Masse ist das Proletariat, soweit es als klassenbewußtes im sozialen Denken und Wollen unlöslich verbunden ist.

Eine solche Masse entsteht nur durch eine immer sich steigernde, organisierte Selbsttätigkeit, zunächst im Kampf gegen das Kapital, beim Aufbau der eigenen Organisation, später durch gleichmäßige Mitwirkung im Produktionsprozeß.

Damit ist auch schon ausgesprochen, was "Führer" im proletarischen Sinn ist. Der Führer muß ein mit dieser klassenbewußten Masse eng verbundenes Glied sein. Er wird das Leben und Denken dieser Masse darstellen, gestalten, und seinerseits die Masse mit seinem Feuer durchglühen. Er muß so kämpfen, daß er nicht, wie der Unternehmer für sein Eigentum, für seine Fabrik, für sein Volk, für seine Nation, kämpft, sondern er muß kämpfen als Teil der großen sozial-proletarisch fühlenden, denkenden, wollenden Masse, die über die ganze Welt verbreitet ist. Er darf nicht kämpfen mit dem Bewußtsein: Ich will die proletarische Bewegung zu meiner Bewegung machen, die Revolution ist meine Angelegenheit, mir hat man zu folgen, das ist Privatkapitalismus, das ist bürgerliche Ideologie.

Die Allgemeine Arbeiter-Union lehnt also in ihrem Kampf nicht "Führer" überhaupt ab. Das hieße, jede Klugheit, jede Fähigkeit, jeden starken Willen ablehnen. Das wäre nicht Sozialismus, sondern bürgerlich militärisches Zuchthaus, tötende Gleichmacherei, Verwechslung des lebendigen Menschen mit einem Maschinenprodukt. Es wäre auch Utopismus, da wir erst am Anfang der Kämpfe und nicht am Ende stehen. Im Gegenteil, sie wird die proletarischen Führer geradezu mit der größten Verantwortung beladen. Nur ist eben die Voraussetzung, daß sich aus der Organisation, aus dem System heraus, die absolut sichere Kontrolle über jeden Verantwortlichen ergibt. In dieser Richtung bewegt sich die Räteorganisation. Sie führt einen erbarmungslosen Kampf gegen Einzeldiktatur und organisiertes Cliquen- und Instanzentum, das losgelöst ist aus den Bedingungen und Bedürfnissen der proletarischen Masse, und mit den Methoden kapitalistischen Schiebertums arbeitet. Sie wendet sich aufs schärfste gegen die Intellektuellen. Wobei sie unter Intellektuellen jene Menschen versteht, die ihre überlegene Bildung dazu benutzen, das Proletariat zum Tummelplatz und Spielball ihrer eigenen Gedanken und Interessen zu machen.

AAU und Diktatur des Proletariats

Die AAU steht innerlich wie äußerlich in unüberbrückbarem Gegensatz zur kapitalistischen Bourgeoisie. Daraus ergibt sich von selbst, daß sie sich auf den Boden der "Diktatur des Proletariats" stellt. Erkämpfung dieser Diktatur ist ihr nächstes politisches Ziel. Eine solche Diktatur bedeutet: Es gibt im Kampf um die kommunistische, die klassenlose Gesellschaft, keinerlei Kompromiß zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten, zwischen Kapital und Arbeit. Zu ihrer Durchführung gehört notwendig die ausschließliche Willensbestimmung des Proletariats über alle politischen und wirtschaftlichen Einrichtungen der Gesellschaft, vermöge der Räteorganisation.

Die Dauer der Diktatur ist abhängig vom Verschwinden der alten Mächte.

Die AAU brandmarkt, wo sie nur kann, den Schwindel der (bürgerlichen) Demokratie. Eine solche Demokratie hat zur Voraussetzung ökonomische Ungleichheit.

Das Wesen einer solchen (Stimmzettel) Demokratie zu erläutern ist unnötig für Proletarier, die ihre Wirkungen seit August 1914 in unauslöschlicher Furchtbarkeit haben fühlen müssen. Jede Demokratie dieser Art ist Diktatur der Besitzenden. In einem Augenblick nun, wo alle Vorbedingungen für die Eroberung der Macht durch das Proletariat gegeben sind, d. h. wo die Weiterexistenz des Kapitalismus nur durch eine alles bisherige Maß übersteigende Ausbeutung, ja nur durch Hinsterbenlassen zahlloser Millionen Proletarier möglich ist, werden die Ausgebeuteten in wachsender Zahl den revolutionären Kampf gegen die "Demokratie" aufnehmen und nicht ruhen, bis das Kapital am Boden liegt. Freiwillig abdanken wird es niemals, oder (wie etwa in Ungarn) nur zum Schein. Ist nun das Proletariat die herrschende Klasse, dann wird - , während gleichzeitig der Aufbau des Kommunismus vor sich geht - mit aller Kraft jede konterrevolutionäre Regung niedergehalten werden müssen; mit Gewalt. Alles andere wäre Selbstmord. Die Diktatur des Proletariats ist unvereinbar mit der Freiheit der Bougoisie. Dagegen ankämpfen ist entweder Unverstand, gutgemeintes Pfaffengeschwätz, Utopismus, oder es ist direkte oder indirekte Unterstützung der Konterrevolution.

Für die AAU bedeutet das selbstverständliche Bekenntnis zur "Diktatur des Proletariats" aber auch die grundsätzliche Abwendung von jeder Art Arbeitsgemeinschaft mit dem Kapital. Es ist das Bekenntnis zum proletarischen Klassenkampf mit seinen eigenen Methoden.

Die Politik, das ist der Kampf einer solchen Organisation, trägt von vornherein proletarischen Klassenoharakter. Das bedeutet vor allem die Ablehnung aller und jeder Art von Parlamentarismus. Ja, umgekehrt, muß ausgesprochen werden, daß mit dem Bestehen von solchen Betriebsorganisationen, jeder Parlamentarismus notwendig zur Sabotage am Fortgang der proletarischen Revolution wird.

Weiter ist der Kampf der AAU restlos international eingestellt. Das Proletariat als Klasse wird in seinem Handeln einzig bestimmt durch seinen Charakter als internationale Einheit. Der Gesichtspunkt des Internationalen steht obenan. Die AAU steuert in der Richtung auf internationale Gemeinwirtschaft, das ist zuletzt die Menschheit als klassenlose Gesellschaft. Selbstverständlich ist die Art und Form ihres Kampfes in gewissem Grade gebunden an die Bedingungen des Landes, indem sie kämpft. Sie wird sich von vornherein ständig mühen, Verbindung herzustellen und zu festigen zwischen den revolutionären Räten der verschiedenen Länder.

Originaltext: http://www.kurasje.org/arkiv/7300f.htm


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