Protokoll der Versammlung von 'Mujeres Libres'

Die Delegation der F.A.I. ... erklärte, daß die Frage der Eingliederung der Frauen in das soziale und politische Leben bereits Gegenstand einer ausführlichen Untersuchung der F.A.I. gewesen sei. Obwohl wir aber erklären, zu uns würden viele Frauen gehören, dürften wir uns nicht täuschen und müßten anerkennen, daß die Genossinnen noch nicht in der Lage seien, derartige Aufgaben zu übernehmen. Sie meinten, wir dürften die demagogische Arbeit der anderen Sektoren nicht kopieren. Dabei weisen sie auf Fälle hin, in denen Genossinnen trotz guten Willens gescheitert seien, und gerade das sei es, was es zu vermeiden gelte. Damit diese Genossinnen nicht entmutigt werden, müssen sie entsprechend vorbereitet werden. Sie wiederholten, daß wir anerkennen müßten, trotz unseres guten Willens nicht in der Lage zu sein, die Leitung der Organisationen zu übernehmen. Dies sei nicht die Schuld der Frauen, aber Klassenbewußtsein erlange man nur in der Praxis und im Kampf. Diese Angelegenheit sei sehr delikat und müsse ausführlich diskutiert und geprüft werden. Sie betonten zum Abschluß ihrer Ausführungen, daß wir in der F.A.I. die bedingungslose Unterstützung finden würden, die nötig sei, um unsere berechtigte Ungeduld und unsere Ziele in die Realität umzusetzen.

Das Unterkomitee erklärte, daß sich deswegen Genossinnen angeboten hätten, um der libertären Organisation die notwendige Hilfe zu gewähren, ohne dabei vorzuhaben, alleine die Leitung der Organisation oder Aufgaben zu übernehmen, die man ihnen zuweist, sondern dies an der Seite der Genossen zu tun. Wenn wir auch nicht eine große Anzahl von Genossinnen hätten, die so vorbereitet seien, wie das die F.A.I. fordere, so gebe es doch genügend, um die Genossen in vielen Fällen gut zu ersetzen.

... Abschließend bemerkten sie, daß es Zeit für die Genossen werde, die altertümlichen Vorstellungen über die Frau beiseite zu lassen.

Bei all dem müßten sich die Genossen darüber klar werden, wie dringend notwendig die schnelle Eingliederung der Frau in das politische und soziale Leben sei.

Die Sekretärin der Lokalen Föderation von Valencia unterstrich nochmals die Erklärung des Unterkomitees und der Genossin der Lokalen Föderation und sagte darüber hinaus, daß die Nationale Föderation von "Mujeres Libres" eine Minderheit sei, die man aber durchaus mit der Mehrheit der Organisationen der C.N.T.-F.A.I. vergleichen könne. Sie wolle außerdem, daß die Genossen eine klare Vorstellung davon bekämen, daß die Nationale Föderation von "Mujeres Libres" Qualität und Quantität besitze.

Nationale Föderation von "Mujeres Libres", Unterkomitee Valencia

Anmerkung: Fragmente des Protokolls einer außerordentlichen Versammlung dieses Unterkomitees vom 11. Februar 1939. Daran beteiligt waren die Regionalen Komitees der Zentralregion und von Levante; die Lokalen Komitees aus Madrid und Valencia; Delegationen des F.A.I.-Komitees der (Iberischen) Halbinsel und des Nationalen Unterkomitees der C.N.T.

Originaltext:
Mary Nash: Mujeres Libres. Die freien Frauen in Spanien 1936 - 1978. Karin Kramer Verlag, Berlin 1979. Digitalisiert von www.anarchismus.at mit freundlicher Genehmigung des Freundeskreis Karin Kramer Verlag. Das Copyright des Textes liegt weiterhin beim Karin Kramer Verlag, der Text darf ohne Rückfrage nicht weiter kopiert oder gedruckt werden. Im Karin Kramer Verlag sind zahlreiche Bücher zum Anarchismus erhältlich.


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