Orobón Fernández - Ein aktuelles Problem. Revolutionäre Arbeiterallianz! Kein Parteiopportunismus!

Die einzige Lösung - Revolutionaere Arbeiterdemokratie

Der folgende Artikel ist die etwas gekürzte Übersetzung einer Arbeit von Orobón Fernández aus dem Januar 1934. Am 8. Dezember 1913 hatte die CNT ihre große Erhebung in Aragon, Rioja und Nuvarra durchgeführt, die auch in anderen Landesteilen zu revolutionären Massenkämpfen grössten Stils führte. Die Sozialisten hatten versprochen: Wenn in den Herbstwahlen 1933 die Rechte siegt, gehen wir auf die Strasse. Die CNT zog diese Konsequenz aus dem Wahlsieg Gil Robles — doch sie verblutete allein. Trotzdem war der Aufwand für die revolutionären Arbeiter ein Beweis ihrer Kraft; eine Niederlage, die ihnen Mut für kommende Kämpfe machte. Ohne den Verrat der Sozialisten, verständlich aus der jahrzehntelangen reformistischen und gegenrevolutionären Politik der Partei, nur negativ zu beklagen, nahmen die Anarchosyndikalisten im Anschluss an den gescheiterten Aufstand sofort die Diskussion über das Problem einer revolutionären Arbeiterallianz CNT-UGT auf. Die konsequentesten Auffassungen in dieser Hinsicht vertrat Orobón Fernández, dessen Arbeit heute wieder absolut aktuell ist.

Orobón Fernández war einer der besten Kopfe der spanischen freiheitlichen Bewegung. Im Exil lernte er die anarchosyndikalistischen und marxistischen Bewegungen aller europäischen Länder kennen und eignete sich eine profunde Kenntnis der sozialen Probleme an. Zurückgekehrt nach Spanien, bildete er eine der schönsten Hoffnungen der CNT. Als tiefschürfender Mitarbeiter der Tageszeitung "CNT" und hinreissender Massenredner schien er der kommende Mann der CNT zu sein. Die Veröffentlichung der folgenden Arbeit rief in der Bewegung eine heftige Diskussion hervor. Unmittelbar darauf jedoch machte ein Blutsturz nach brutaler Behandlung im Gefängnis von Madrid Orobóns öffentlichen Tätigkeit ein Ende. Fast drei Jahre hinderte ihn die tödliche Krankheit an jeder Teilnahme an der Bewegung, die für ihn alles war.

Den 19. Juli, der die Situation brachte, die er vorausgeahnt, für die er die einzige Parole formuliert hatte, die möglich war, erlebte er nicht mehr. Zum Verständnis der heutigen Stellung der CNT bietet die folgende Arbeit unseres früh verstorbenen Genossen einen aufschlussreichen Beitrag. Wir ehren sein Andenken, indem wir diesen Artikel hier reproduzieren, und wir tun es auch deshalb, weil Orobón Fernández auch in einer besonders engen Verbindung mit der deutschen anarchosyndikalistischen Bewegung stand, der er viel gab und aus der auch er Anregungen für sich schöpfte.


Orobón Fernández - Ein aktuelles Problem. Revolutionäre Arbeiterallianz! Kein Parteiopportunismus!

Die faschistische Gefahr in Spanien hat uns ernstlich vor das Problem gestellt, das revolutionäre Proletariat zu vereinigen zu einer Aktion umfassendsten Charakters, die nicht nur rein defensiv ist. Da sich die gegenwärtige Situation so zugespitzt hat, dass es nur noch zwei Möglichkeiten gibt — Faschismus oder soziale Revolution — ist es logisch, dass die Arbeiterklasse alles daran setzen muss, in diesem Kampf zu gewinnen. Sie weiss genau, was für sie auf dem Spiele steht. Deshalb erkennen alle spanische Arbeiter schon rein instinktmässig die Bedeutung und die Notwendigkeit der Einigung der Klasse, die den Zwistigkeiten innerhalb der proletarischen Sektoren ein Ende setzt, und die Front der Arbeiter fähig macht zu Aktionen von historischer Tragweite. Man kann sagen, dass psychologisch die Einigung schon eine vollendete Tatsache ist.

Es gibt nichts, was so er freulich ist für einen revolutionären Militanten, wie zu sehen, dass sich die Massen der Werktätigen verbrüdern, unter Hintansetzung aller ideologischen Differenzen (die zweifellos theoretisch gerechtfertigt sind, aber praktisch ein Hindernis bedeuten in Situationen wie der augenblicklichen), die sie bis heute getrennt hatten. Es gibt nichts, was so hoffnungsvoll stimmte, als zu sehen, wie sie sich aus eigenem Antrieb vereinigen, voll Enthusiasmus und vom Willen zu gemeinsamer revolutionärer Tat. Sich in lange Diskussionen über die Formen der Annäherung einzulassen ist lächerlich. Man soll diese Annäherung wollen, und nichts weiter. Es ist nicht der Augenblick für literarische Plänkeleien, noch für demagogische Obstruktionen.

Kampfeinheit als Lebensfrage

Die spanische Bourgeoisie hat die liberale Maske abgeworfen. Die konterrevolutionären Beispiele, die das übrige Europa bietet, haben ihr Mut gemacht; jetzt geht sie daran, ihre politische und wirtschaftliche Monopolstellung zu verstärken mit Hilfe des totalen Staates. Um diesen Feind zu besiegen, der sich dem Proletariat gegenüber zusammenballt, ist die Schaffung eines granitenen proletarischen Blockes unerlässlich. Die Partei, die sich dieser Erkenntnis verschliesst, wird isoliert und übernimmt eine schwere Verantwortung vor sich selbst und vor der Geschichte. Denn einer Niederlage, zu der uns die Isolierung zweifellos führen muss, ist ein proletarischer Teilsieg tausendmal vorzuziehen, der — ohne ausschliessliche Herrschaft einer Richtung — zur Realisierung eines Mindestprogrammes, und so zur Erfüllung der Bestrebungen aller am Pakt Beteiligten führt, durch die Sozialisierung der Produktionsmittel und den Beginn der Zerstörung der Herrschaft des Kapitalismus.

Sich an die Spitze der Einigungsbewegung stellen, heisst sich an die Spitze der Revolution stellen. Die gemeinsame Gefahr, die die Massen der Werktätigen mit sicherem Instinkt erkannt haben, hat in den Massen eine starke Tendenz zur Einigung hervorgerufen. Diese taktische Haltung haben einige Genossen noch nicht verstanden. Diese Genossen sind sich scheinbar noch nicht klar geworden über den radikalen Wechsel der sozialen Atmosphäre in Spanien. Die Konzentrierung der Bourgeoisie im Lager der Reaktion bedeutet das Ende der liberalen Toleranz; sie bedeutet eine Kampfansage auf Leben und Tod; man will jede Widerstandskraft der ungeteilt in die Hände zu bekommen. Der Sozialistischen Partei bleibt nichts anderes übrig, nach der Pfeife der anderen zu tanzen. Es ist eine unangenehme Musik, die peinlich an die schweren Kerker Italiens und an die deutschen Konzentrationslager erinnert... Deshalb haben die Sozialisten einen jähen Kurswechsel vorgenommen und haben sich nach langer Trennung wieder denjenigen proletarischen Organisationen genähert, die nie ihre revolutionäre Haltung aufgegeben haben, der CNT. Dabei hat sich die Gelegenheit ergeben, über den Zusammenschluss und über taktische Notwendigkeiten zu reden. Das heisst also, dass die Einheitsfront, der Block der Arbeiterallianz sich bildet auf dem revolutionären Boden, auf dem die CNT immer stand, und dem sich nun die Sozialisten wieder nähern, nachdem sie so schlechte Erfahrungen mit der bürgerlichen Demokratie gemacht haben.

Die Devise für diesen Pakt kann nur sein: "Revolutionäre Einheit für revolutionäre Aktionen". Wenn die CNT einen Pakt auf dieser Basis unterzeichnete, verwirklichte sie nichts weiter als ihre klassischen Ziele. Die Vereinigung des spanischen Proletariats ist eine gebieterische Forderung; ohne sie ist an eine Niederschlagung der Reaktion nicht zu denken. Sich an die Spitze der revolutionären Arbeiterallianz stellen, heisst, sich an die Spitze der Revolution stellen.

Keine Parteigeschäfte

Wir haben schon vorhin gesagt, dass es eine Grundbedingung für die Aktionsfähigkeit der Allianz ist, dass sie offen und rückhaltlos von allen vertragschließenden Partnern geschlossen werde. Diese "Sauberkeit", die eigentlich die natürliche Grundlage für alle sein müsste, die die Vereinigung wünschen und an ihrer Vollendung arbeiten, ist scheinbar nicht so leicht zu erreichen, besonders wenn man das bedauerlich opportunistische Verhalten gewisser Elemente und deren Veröffentlichungen sieht.

Trotzdem wird die revolutionäre Allianz Wirklichkeit werden, aber sie wird nicht dazu geschlossen werden, um für Bonzen Posten zu schaffen und Kleinbürger in die Ministerien zu setzen, sondern um mit dem Kapitalismus aufzuräumen, und an den Aufbau einer neuen und freien Welt zu gehen.

Die Plattform der Allianz

Hier kommen wir zum gefährlichsten Punkt des gesamten Problems. Zuerst muss einmal klar und deutlich gesagt werden, dass keine der doktrionären Basen der einzelnen Bewegungen zur Plattform für die Allianz werden kann. Die Einigung, die wir alle suchen, ist eine taktische Notwendigkeit, die aus den aussergewöhnlichen Verhältnissen entstanden ist; dem müssen wir Rechnung tragen und jeden doktrinären Starrsinn beiseite lassen. Wenn jede einzelne Richtung sich darauf versteifen würde, ihre eigenen Prinzipienerklärungen als einzig mögliche Grundlage der Allianz zu erklären, so würde die Allianz praktisch unmöglich gemacht. Man muss also ein neutrales Gebiet für den Pakt suchen. Dabei ist selbstverständlich, dass diese neutrale Position so gefestigt sein muss, dass sie eine Spaltung unmöglich macht und der Allianz die nötige Durchschlagskraft gibt.

Ein Übereinkommen, das taktischen Charakter trägt, bietet die wenigsten Schwierigkeiten, weil ja alle Sektoren sich in der Beurteilung des ausserordentlichen Ernstes der Situation einig sind; blieben also nur noch Einzelheiten zu diskutieren und Formalitäten festzulegen. Klippen, die nicht so leicht zu umschiffen sind, entstehen erst nach Lösung dieser Frage. Largo Caballero spricht von der "Eroberung der gesamten politischen Macht"; die Kommunisten wollen die "Diktatur des Proletariats"; und die Anarchosyndikalisten wollen den "freiheitlichen Kommunismus" errichten, wobei sie als Keimzellen die ländliche Gemeinde und die Industrieorganisation der Arbeiter (Syndikate) benutzen wollen.

Hier unterscheiden sich also die Auffassungen beträchtlich; während die Losungen der Sozialisten und der Kommunisten ausschliesslich taktischen Charakter haben und sich in politischen Begriffen wie "Politische Macht" und "Diktatur des Proletariats" erschöpfen, bieten die Anarchosyndikalisten mit ihrer Losung ein vollständiges soziales Programm. Von den drei Gesichtspunkten muss man alles ausschalten, was trennend und hemmend ist. Nur so kann man die gemeinsame Linie finden, von der der dauernde und wachsende Triumph einer proletarischen Revolution abhängt.

Selbstverständlich muss man auf die Formeln "Öffentliche Gewalt" und "Diktatur des Proletariats" verzichten; sie tragen zu starke Teilmerkmale und verkörpern nur ungenügend den praktischen Inhalt einer sozialen Revolution. Das spanische Proletariat ist heute — und mit Recht — sehr misstrauisch gegen jeden Macht-"Wechsel". Nach den Erfahrungen, die es 1931 gemacht hat, fordert es, dass die Früchte seines Kampfes greifbar seien und sich in Transformationen von wahrhafter Bedeutung zeigen.

Revolutionäre Arbeiterdemokratie

Da auch die Sozialisten und Kommunisten nach den Äusserungen ihrer bedeutendsten Theoretiker als Endziel der Entwicklung die klassenlose Gesellschaft und die Auflösung des Staates in die klassenlose Gesellschaft sehen, so sollte eine der Grundlagen der Allianz die weitestmögliche Entwicklung in dieser Richtung bilden. Das heisst also, dass man mit der neuen sozialen Ordnung nicht leichtsinnig Gewaltorgane schaffen soll aus dem einzigen Grunde, um den künstlichen Rezepten einer Tendenz zu genügen, sondern lediglich unumgänglich notwendige Exekutivorgane, die eine wirksame revolutionäre Arbeit fördern und garantieren. Das ganze veraltete Räderwerk des staatlichen Unterdrückungsapparates von ehedem muss restlos verschwinden. Um den Klassenfeind niederzuschlagen, ist es nicht nötig, eine ewige Diktatur zu errichten; man braucht nur die "revolutionäre Gewalt" anwenden, solange es nötig ist, deren Anwendung Bakunin für die Übergangszeit empfiehlt. Man vermeidet den Bürokratismus und den Bonapartismus, die eine dauernde Bedrohung jeder Revolution sind, wenn man die Revolution in die Hände der Werktätigen legt und deren Ehrgeiz anstachelt, in der Verteidigung und der Weiterführung der Revolution zu wetteifern.

Da also keine der verschiedenen Richtungen allein und über den Willen der Massen hinweg regieren kann, ist es logisch anzunehmen, dass alle bereit sein müssten, den Willen der Massen als oberstes Prinzip anzuerkennen; womit wir zu einer Formel kommen, die unserer Ansicht nach für alle annehmbar ist: revolutionäre Arbeiterdemokratie. Diese Basis entspricht etwa der der bayrischen Räterepublik vom Jahre 1919, in der es möglich war, dass Elemente der linken Sozialisten wie Toller, der Kommunisten wie Eugen Leviné und der Anarchisten wie Landauer und Mühsam miteinander arbeiteten, bis Noske die Bewegung im Blute erstickte. Die revolutionäre Arbeiterdemokratie ist eine direkte soziale Aktion des Proletariats, eine sichere Schranke gegen jede Parteidiktatur und eine Garantie für die freie Entwicklung der revolutionären Kräfte und Unternehmungen.

In der augenblicklichen theoretischen Auffassung der Sozialisten und Kommunisten räumt man dem politischen Faktor eine übermässige Bedeutung innerhalb des revolutionären Prozesses ein. Dies ist ein umso merkwürdigeres Resultat für Parteien, die sich auf den historischen Materialismus stützen, da gerade dieser in der Wirtschaft den Angelpunkt jeder wirklichen sozialen Veränderung sieht. Trotzdem man uns ständig als Utopisten kennzeichnet, glauben wir, dass der Erfolg der Revolution in erster Linie von einer raschen und vernünftigen Wirtschaftsgestaltung abhängt. Deshalb scheint uns eine lediglich politische Losung als ungenügend für die Lösung der revolutionären Grundprobleme.

Die Sozialisierung der Produktionsmittel und die schwere Aufgabe der Koordinierug und Organisation, die die Errichtung einer neuen Wirtschaftsordnung verlangen — das ist es, worauf wir uns einzustellen haben. Und das kann nicht Sache einer politisch zentralisierten Macht sein, es ist die Aufgabe der gewerkschaftlichen und kommunalen Einheiten, die die unmittelbare Ausdrucksform Vertretung der Produzenten sind. Man muss von vornherein mit ganz besonderem Nachdruck darauf hinweisen, dass die Leitung der wirtschaftlichen Funktionen — auch wenn man sie einem technischen Generalplan unterstellt — sowohl in lokaler wie in nationalen Hinsicht den betreffenden Arbeiterkollektiven zukommt. Auf diese Art stützt sich die Revolution auf ein festes Netz lebender und fähiger Zellen, die mit Enthusiasmus und den nötigen sachlichen Rüstzeug die Konstruktion des wirklichen Sozialismus vorwärtstreiben.

Direktiven

Es wäre zuviel verlangt, wollte man jedes einzelne Problern, das im Laufe einer Revolution entstehen könnte, von vornherein festlegen, prüfen und Richtlinien für seine Losung geben. Wichtig ist vor allem jetzt die Festlegung von Richtlinien in grossen Umrissen, die zur Plattform für die Allianz werden und die vereinten Kräfte kampffähig machen können. Unserer Ansicht nach muss man folgende Punkte aufstellen:

  1. Übereinkunft über einen taktischen Plan eindeutig revolutionären Charakters, der jede politische Zusammenarbeit mit dem bürgerlichen Regime ablehnt, vielmehr darauf abzielt, dieses Regime so schnell wie möglich niederzureissen.
  2. Akzeptierung der revolutionären Arbeiterdemokratie, das heisst des Mehrheitwillens des Proletariats als bestimmend und richtunggebend für die neue Ordnung der Dinge.
  3. Sofortige Sozialisierung der Produktionsmittel, der Transportmittel, des Wohnungswesens und der Finanzen; Wiedereingliederung der Arbeitslosen in den Produktionsprozess; Orientierung der Wirtschaft im Sinne einer Erhöhung des Ertrages und einer möglichst grossen Erhöhung des Lebensniveaus des werktätigen Volkes; Schaffung eines gerechten Verteilungssystems; die Produkte hören auf, Waren zu sein; sie verwandeln sich in soziale Güter; Arbeit ist von jetzt ab aller Welt zugänglich; von ihr hängen alle Rechte ab.
  4. Die Gemeinde- und Industrieorganisationen, die durch Verbindungsorgane in ihrer Tätigkeit verbunden und in Landes-föderationen organisiert sind, sorgen für die einheitliche Linie beim wirtschaftlichen Neuaufbau.
  5. Jedes Exekutivorgan, das andere als ökonomische Funktionen ausübt, wird vom Volk kontrolliert; es wird von ihm gewählt und kann von ihm abberufen werden. Diese Basen sind mehr als blosse Losungen. Sie sind ein Programm, das alle Mittel in sich fasst, die einer Revolution ihren sozialen Kern geben. Abgesehen davon, dass sie den wesentlichsten Zielen der Arbeiterbewegung sichtbaren Ausdruck geben, bedeuten sie eine gemeinsame Haltung aller Tendenzen in den fundamentalsten Fragen.


Auf jeden Fall halten wir es für notwendig, mit diesen oder anderen Grundsätzen eine vorherige Übereinstimmung über die ersten Schritte der Revolution herzustellen; Selbstverständlich mit der feierlichen Versicherung, diese Übereinkommen restlos zu respektieren. Denn wenn zur Niederringung eines feindlichen Regimes die Einheit aller proletarischen Kräfte unerlässlich ist, so ist sie es in noch stärkerem Masse für die Sicherung der Früchte der Revolution und zur Überwindung von Schwierigkeiten, die sich im Anfangsstadium ergeben können. Der Ausbruch von Feindseligkeiten zwischen den verschiedenen Tendenzen, würde das Leben der Revolution ernstlich gefährden. Das muss man im Interesse der Arbeiterklasse von vornherein unmöglich machen.

Schlusswort

Das vorher Gesagte wird vielleicht bei denen Anstoss erregen, die gern auf theoretischen Spitzfindigkeiten herumreiten. Man wird uns vielleicht Ketzer schimpfen, weil wir den landläufigen, allgemein üblichen Dogmen nicht den nötigen Tribut gezollt haben. Uns ist das gleichgültig. Wir sehen die Dinge so wie sie sind, ohne Brille, ohne doktrinäre Voreingenommenheit. Es handelt sich um eine Revolution und nicht um gelehrte Diskussionen über das oder jenes Prinzip. Prinzipien dürfen nicht strenge Gebote sein, sondern handliche Formen zur Bewältigung und Formung der Wirklichkeit. Garantiert diese unsere Plattform die Errichtung des reinen freiheitlichen Kommunismus am Tage nach der Revolution? Sichtlich nicht. Aber sie garantiert die Zerschlagung des Kapitalismus und die Vernichtung seiner Stütze, des Faschismus, sie garantiert die Errichtung eines proletarischen demokratischen Regime; ohne Ausbeutung und ohne Klassenprivilegien und ein weites Zugangstor zu einer freiheitlichen Gesellschaft im weitesten Sinne.

All das scheint uns weit positiver, als die reine Metaphysik, Monopoltheorien und revolutionäre Wunderlehren.

V. Orobón Fernández

Aus: Die Soziale Revolution Nr. 5-6, 1937. Digitalisiert von der Anarchistischen Bibliothek und Archiv Wien. Nachbearbeitet (Scanungenauigkeiten entfernt, ä zu ä, That zu Tat usw.) von www.anarchismus.at.


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