Diesmal wollen wir den Text „Der Arbeiterkult“ (hier als Broschüre zum Ausdrucken) zur Diskussion stellen.

„Der ideale Arbeiter des Marxismus oder Sozialismus ist eine mythische Figur.“

„Die russischen Volkstümler und die Lehre von Sorel sind zwei Ausprägungen eines romantisch verklärten Arbeiterkults, der in der bolschewistischen Demagogie seine formelle Fortsetzung gefunden hat. Im Vergleich zu den meisten Schriftstellern hat Gorki noch die längste Zeit sehr intensiv im Proletariat gelebt, und er schreibt: „Immer dann, wenn sie (die Propagandisten) vom Volk sprachen, merkte ich sofort, daß sie es mit ganz anderen Augen betrachteten als ich dies tat. Das überraschte mich und ließ mich an mir selbst zweifeln. Das Volk verkörperte für diese Leute Weisheit, Schöngeistigkeit und Warmherzigkeit. Es war für sie ein einzigartiges, geradezu göttliches Wesen, das im Besitz von nahezu allem stand, das wahr, gut und schön ist. Das war wahrlich nicht das Volk wie ich es kannte.““

„Malatesta sah das Proletariat selbst nicht durch die rosa gefärbten Brillengläser eines Kropotkin, und Luigi Fabbri schrieb in einem sich auf die aufständische Nachkriegsepoche beziehenden Artikel: “Unter den armen, einfachen Leuten, unter den Arbeitern, glauben viele allen Ernstes, daß eines Tages der Zeitpunkt gekommen sein wird, an dem sie selber nicht mehr und an ihrer Stelle nur noch die Herren arbeiten werden“. Wer immer die Geschichte der Arbeiterbewegung zurückverfolgt, wird darin eine durchaus erklärbare, aber immerhin so große moralische Unreife bemerken, daß sie gleich alle schwärmerisch veranlagten, von den Massen Begeisterten aufs deutlichste Lügen straft.“

Wir stellen jeden zweiten Freitag im Monat einen Text zur Diskussion. Diese Diskussionen stellen einen Versuch dar, eine anarchistische Debatte in Gang zu setzen. Wir wollen weder Expert_innen, noch Konsument_innen. Kommt bitte vorbereitet, lest den Text und macht euch dazu Gedanken (evtl. Notizen). Wir wollen unsere Ideen und Vorstellungen teilen und diskutieren um unsere Kritik zu schärfen.

Wo? Anarchistische Bibliothek und Archiv Wien, Lerchenfelderstraße 124 - 126, Hof 3, Tür 1 A (1080 Wien)
Wann? 12. August 2016, 19:30 Uhr


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