Didier Eribon ist etwas gelungen, was nicht nur in Frankreich eher selten vorkommt: Obwohl er 1953 in eine Fabrikarbeiterfamilie in Frankreichs Nordosten hineingeboren wurde, ist er heute ein renommierter Soziologe, Foucault-Biograf, LBGT-Aktivist und öffentlicher Intellektueller. Im Jahr 2009 hat er in Frankreich das Buch "Retour à Reims" (Rückkehr nach Reims) veröffentlicht, in dem es unter anderem um die Frage geht, warum bis heute so wenigen Arbeiterkindern der soziale Aufstieg gelingt. Das Buch ist gleichzeitig ein Roman und eine soziologische Studie: Eribon hatte seit Jahren keinen Kontakt mehr zu seiner Familie, als ihn die Nachricht vom nahen Tod seines Vaters erreichte. Er kehrte zurück und stellte fest, dass aus seiner ehemals zutiefst kommunistischen Familie in der Zwischenzeit Wähler des rechtsextremen Front National (FN) geworden waren...
In einem langen Interview in der "Zeit" erläutert Didier Eribon die Schwäche der Linken, rechnet mit Protestbewegungen a la Occupy und Nuit debout ab ("Ihr seid Post Graduates, aber nicht die 99%") und beschreibt die Anziehungskraft rechter Protestparteien in der ArbeiterInnenklasse. Ein lesenswertes Interview zur Sozialen Frage und den unzureichenden aktuellen linken Antworten darauf.
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