Zwei anarchistische Projekte brauchen Unterstützung. Der anarchistische Buchladen Black Pigeon in Dortmund hat eine Crowdfunding-Kampagne für den Bezug neuer Räumlichkeiten gestartet und möchte auf diesem Weg 7.000.- Euro zusammenbekommen. Und in Wiesbaden ist das Cafe Klatsch, ein seit den 1984 bestehender Kollektivbetrieb, durch den geplanten Verkauf der Immobilie bedroht - jetzt sollen die Räumlichkeiten gekauft und so dauerhaft gesichert werden.
Crowdfunding Kampagne für ein Anarchistisches Zentrum Dortmund mit Buchladen Black Pigeon gestartet!
Wir halten den Anarchismus für eine wunderbare Idee, die wir verbreiten wollen. Anarchismus hat entgegen üblicher Vorurteile nichts mit dem Recht des Stärkeren, Chaos und Krawallen zu tun, sondern ist die Idee einer herrschaftsfreien Gesellschaft, in der niemand über den anderen bestimmen und herrschen soll. Eine Gesellschaft, die ihre Basis in freier Vereinbarung und gegenseitiger Hilfe hat, anstatt Vereinzelung und Konkurrenz. Unser Buchladen soll dabei die Ideenwelt des Anarchismus verbreiten und gleichzeitig ein Ort der praktischen Umsetzung dieser Idee sein.
Der neue Laden soll dabei mehr als nur ein reiner Buchaden sein. Wir möchten einen Ort erschaffen, der dazu einladen soll in angenehmer Atmosphäre zu verweilen, sich zu treffen und zu unterhalten – unabhängig von Kaufrausch und Konsumzwang. Wir möchten Raum bieten für unterschiedliche Veranstaltungen wie Vorträgen, Lesungen, Workshops und Liedermacher*Innen-Abende. Darüber hinaus wollen wir auch die Möglichkeit bieten Räumlichkeiten für Gruppentreffen und Infrastruktur wie Beamer, Druckmöglichkeiten,etc. zu nutzen.
Natürlich könnt ihr auch weiterhin Bücher bei uns kaufen und bestellen – in Zukunft dann mit einem erweiterten Bestand und einem zunächst kleinen Angebot an fairen, veganen Produkten.
Wir wollen mit unserem Projekt das politische und kulturelle Leben in der Nordstadt, von unten organisiert, bereichern. Es soll ein Freiraum für all die Menschen entstehen, die sich abseits von Parteipolitik organisieren möchten, neugierig gegenüber anarchistischen Ideen sind und generell Menschen, die sich von antiautoritären Ideen angesprochen fühlen.
Spendenmöglichkeit: https://www.startnext.com/azentrumdo
Mehr Informationen: http://blackpigeon.blogsport.eu/
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Das Cafe Klatsch in Wiesbaden ist bedroht!
Die Zukunft eines der ältesten Kollektivbetriebe der westdeutschen Alternativbewegung der 1980er Jahre, das seit 1984 in Selbstverwaltetung betriebene Cafe Klatsch in Wiesbaden, steht wegen des angekündigten Verkaufs der Immobilie auf dem Spiel. Mit dem Start der Kampagne 500 x 500 will die Initiative LINKSROOM e.V. dazu beitragen, diesen für die undogmatischen linken, anarchistischen und autonomen Bewegungen im Rhein-Main Gebiet überaus wichtigen Raum zu erhalten.
Eine Gruppe Wiesbadener Aktivist_innen war Anfang der 80er Jahre angetreten, dem bürgerlichen Establishment der Spießermetropole etwas Dauerhaftes entgegenzusetzen. Politisiert bis in die Haarspitzen und engagiert in den verschiedensten Bewegungen waren sie alle. Konfrontiert mit den Prügelorgien der Polizei anlässlich der Hüttendorfräumung an der Startbahn 18 West am Frankfurter Flughafen 1981 oder aktiv bei den Vorbereitungen der Widerstandsaktionen gegen die damals in Wiesbaden stattfindene, internationale Militär-Messe MEDE, auf der die créme de la créme der Rüstungsindustrie den Potentaten dieser Welt die neusten Errungenschaften der Kriegsführung verkaufte. Aus den Sonntagsspaziergängen und den Auseinandersetzungen an der Startbahn-Mauer entstand eine festere Gruppe, die konkrete Pläne zur Schaffung eines eigenen Raumes schmiedete: eines Raumes für eigene Kultur, für politische Diskussionen, für Veranstaltungen, unzensierte Informationen, für selbstbestimmtes Arbeiten und selbstbestimmtes kollektives Leben. Für alles, was in Wiesbaden nirgends einen Platz hatte.
1984 gelang es den Aktivist_innen, den düsteren Saal der Bierfestung Barbarossa im Rheingau-Viertel zu mieten. Unter Mithilfe von Freund_innen und Genoss_innen wurden die gut 150 qm großen und hohen Gasträume aus der Gründerzeit renoviert und in eine Kneipe mit proletarischen Ambiente und explizit linkem Flair verwandelt. Ein rauchfreies Spielzimmer für Kinder – ein Novum in der damaligen Wiesbadener Gastro-Szene – war Teil des Konzeptes. Am Tag der Eröffnung und den folgenden Wochen und Monaten konnte sich das Klatsch-Kollektiv vor Gästen kaum retten. Der Ansturm war so gigantisch, dass die anfänglich 11 Kolektivist_innen die Gruppe schnell auf 33 Leute erweiterten. Die Idee des politischen Szenetreffs im bürgerlich-spießigen Wiesbaden hatte voll eingeschlagen.
In den folgenden Jahren entwickelte sich das Klatsch zu einem Ort von dem viele Impulse ausgingen. Politische Diskussionen, Informationsveranstaltungen, Ausstellungen, Musik, Theater, Zirkus, Pantomime und abseitige Kultur jenseits des Mainstreams werden ergänzt durch ein breites Angebot an anarchistischen, autonomen und linken Zeitungen, Periodika, Flugblättern und der aktuellen Tagespresse. Konkrete Soli-Aktionen zum Bergarbeiterstreik 1984/85 in Großbritannien, die Organisation des Volkszählungsboykotts 1987 oder die von harten Diskussionen begleitete Spendenaktion Waffen für El Salvador 1985/86 hatten Platz im Klatsch. Imperialistische Limonaden flogen aus dem Angebot als die Häfen in Nicaragua 1984 durch die USA vermint wurden. Klatsch-Kollektivist_innen beteiligten sich an der Durchfuehrung der Libertaeren Tage 1986 und 1993, agierten in der Anti-AKW-Bewegung, initierten Hausbesetzungskampagnen oder sind in der Antifa aktiv. Projekte wie das Kultur- und Tagungshaus Rauenthal oder das Frauengesundheitszentrum Sirona gingen aus dem Klatsch hervor oder wurden maßgeblich unterstützt. Mobilisierungen gegen rassistische Angriffe auf Flüchtlinge, Treffpunkt zur gemeinsamen Fahrt auf Demos und Konzerte oder das kühle Bier nach geschlagener Schlacht gehören wie gutes Essen aus möglichst biologisch angebauten Lebensmitteln zu erschwinglichen Preisen zum Konzept. War das Klatsch bis Anfang der 1990er Jahre eher autonomer Szenetreff, so hat es inzwischen eine breite Stammkundschaft und ist bis heute eine soziale Institution ohne Konsumzwang – für die Nachbarn im Viertel genauso wie für Menschen, die sich mit der bürgerlichen Gesellschaft und dem deutschen Normalzustand nicht identifizieren können.
Seit nunmehr 31 Jahren wird das Klatsch kollektiv betrieben, Entscheidungen werden mit Konsensbeschluss getroffen, alle Arbeiten nach Einheitslohn bezahlt. In wöchentlichen Plena wird sich über den Café-, Restaurant- und Barbetrieb, die Unterstützung anderer Projekte, über Veranstaltungen und nicht zuletzt über nicht-ausbeuterische Arbeitsbedingungen abgestimmt. Trotz der im Laufe der Jahre vielen unterschiedlichen Menschen die ein- und ausgestiegen sind, trotz schwieriger Phasen und erbitterteten Auseinandersetzungen, die in den letzten 30 Jahren in der linken und linksradikalen Bewegung stattgefunden haben, hat das Klatsch Kurs gehalten. Das Kollektiv versteht sich heute als eine für neue Impulse offene und queere Gruppe, die weiterhin für eine herrschaftsfreie Form des miteinander Lebens und Arbeitens kämpft, einen Betrieb nachhaltig führt und das Entstehen von Hierarchien verhindern will. Kein Mensch, der ins Kollektiv einsteigt muss sich einkaufen, niemand zieht Gelder ab wenn er oder sie aussteigt. Das Klatsch positioniert sich damit explizit jenseits des allgegenwärtigen Zwangs zur Selbstoptimierung und Selbstvermarktung und ermöglicht auch Menschen ohne Kapital, mit ihren unterschiedlichen Biographien, Ideen, Talenten und Tatkraft, selbstbestimmt zu arbeiten..
Der Besitzer der Immobilie, in der das Klatsch sein Zuhause hat, hat nun die Räume zum Verkauf angeboten. Das Weiterbestehen des Betriebes ist derzeit in der Schwebe. Was nach einem Verkauf im mittlerweile weitgehend gentrifizierten Rheingau-Viertel mit dem Klatsch passiert ist nicht vorhersehbar und trotz aller angedachten Aktionen letztendlich wohl von den Plänen etwaiger neuer Besitzer abhängig. Aus diesem Grund sehen die Initiator_innen von LINKSROOM e. V. und die in ihm vereinten Sympathisant_innen, Unterstützer_innen und Kollektivist_innen im Ankauf der Räumlichkeiten die Chance, das Cafe Klatsch als Raum emanzipatorischer Bewegungen zu sichern. LINKSROOM e. V. will das Objekt dauerhaft dem Immobilienmarkt entziehen um dem Kollektiv so die Ausgangslage zu schaffen, noch freier agieren zu können. Da der Kaufpreis von 250.000 Euro nicht alleine zu stemmen ist, hat LINKSROOM e. V. mit 500 x 500 eine bundesweite Spenden- bzw. Unterstützungsaktion gestartet. Gesucht werden 500 Menschen, die jeweils 500,- Euro (oder 250 x 1.000,- Euro). spenden oder leihen. Andere Kollektive, politische Gruppen, Genoss_innen, die in den letzten 30 Jahren im Klatsch einen schönen Abend erlebt, an guten Veranstaltungen teilgenommen, oder dort die Liebe ihres Lebens getroffen haben und den Erhalt des Cafes unterstützenswert finden, sind aufgerufen LINKSROOM e. V. mit einer Spende oder Darlehen zu unterstützen. Der Verein ist gemeinnützig, Spenden können von der Steuer abgesetzt werden. Wer einen niedrig verzinsten Direktkredit geben möchte, kann über die email-adresse der Internetpräsens Kontakt mit uns aufnehmen: http://linksroom.de
LINKSROOM e.V.
GLS Gemeinschaftsbank eG
BIC: GENODEM1GLS
IBAN: DE54 4306 0967 6041 5558 00
Ralf Dreis - FAU-Frankfurt - war von 1986 – 1996 Mitglied des Klatsch-Kollektivs
Zur Homepage des Cafe Klatsch