Was läuft schief?

Millionen Jugendliche gehen täglich ihrem gewohnten Alltagstrott nach - fast weltweit. Nur fast, da Bildung heute das Vorrecht reicher Industriestaaten zu sein scheint, welche uns jenes ausgewählte Wissen durch die Schule als Institution der Wissensvermittlung zu Teil werden lässt. Zweifel daran werden kaum geäußert, zu logisch scheint, dass das, was man jungen Menschen vorsetzt, richtig sein muss.

Dies führt dazu, dass gemeinhin nicht nur die staatlich vorgegebenen Bildungsinhalte nicht in ihren Grundfesten angezweifelt werden, sondern dass auch die Schule als Institution im allgemeinen SchülerInnenkreis nicht zum Objekt einer wirklichen Kritik wird, die über das typische "Schule ist Scheiße" hinausgeht. Die eigentlichen pädagogischen Grundfesten der Schule bleiben unhinterfragt. Dabei hat eine ernstzunehmende Schulkritik nicht primär etwas damit zu tun, dass man der Schule eine Absage erteilt, da man entweder schlichtweg keinen Bock auf sie hat oder meint, Bildung nicht nötig zu haben. Vielmehr präsentiert sich die Schule heute als ein Abbild der Gesellschaft, in der die Interessen des Staates auf autoritäre Art und Weise zur Anwendung kommen, gezielt propagiert bzw. indoktriniert und geschickt mit "wirklicher" Bildung vermengt werden.

Was wir kritisieren

Die real existierenden Machtverhältnisse in der Schule, in der Regel Schulleitung - Schulreglement - Lehrkräfte - SchülerInnen stellen ein Abbild unserer derzeitigen Gesellschaft dar. Sie ist instrumentalisiert und institutionalisiert worden, um junge Menschen zu "mündigen Bürgern" beziehungsweise "willigen Arbeitern" zu formen, was sich nicht widerspricht.

  • Durch die Schulpflicht sind alle Kinder ab dem 7. Lebensjahr zum Gehorsam gegenüber den Lehrkräften gezwungen. Dadurch unterscheidet sich das heutige Schulsystem um nichts von dem in einem totalitären Staat.
  • Über die Noten wird erstens ein stetiger Leistungsdruck erzeugt und damit ein Konkurrenzprinzip etabliert und zweitens eine willkürlich festgelegte Skala die Schüler der Willfährigkeit der Lehrkraft aussetzt, da der Notenmassstab durch sie angesetzt wird. Durch die verschiedenen Schultypen, wie etwa Prim oder Sek, wird ein beständiger Leistungsdruck erzeugt, besser zu sein als die Anderen, da diese schulische "Leistung" entscheidend für spätere Tätigkeit und Arbeitsverhältnisse der SchülerInnen ist. Wer nicht zur Elite gehört, hat eben Pech. Dies führt bereits in jungen Jahren zu chronischem Stress und das Resultat des sturen Büffelns ist die Förderung von Werten wie Ignoranz und Egoismus.
  • Der Lehrer als Autoritätsperson stellt für die SchülerInnen die Exekutive dar, durch welche die Unterrichtsinhalte festgesetzt und die Ziele der Schule umgesetzt werden. Voraussetzung dafür ist ein kompromisslos funktionierendes Verhältnis Lehrer-Schüler. Das gemeinsame Miteinander beschränkt sich auf das Ausführen der den SchülerInnen zugedachten Aufgaben, nämlich zu Büffeln und die Autorität nicht in Frage zu stellen. Es geht hier nicht um Mit- oder gar Selbstbestimmung, da das heutige Schulsystem sonst nicht mehr reibungslos funktionieren würde.
  • Die heutigen Schülerorganisationen sind bloße Alibiübungen und genauso undemokratisch wie der Rest der Schule. Unsere rechtliche "schulische Demokratie" hat einzig repräsentativen Charakter, denn die VertreterInnen der Klassen besitzen in Ihrer Funktion keine Macht, da diese in den Händen des entsprechenden Autoritätsträgers, dem Lehrkörper, verbleibt.


Lesetipp: Erziehung und Bildung ohne Herrschaft, Broschüre der FAU

Aus einem Sonderheft der "Rebellion" zum SchülerInnenstreik am 1.4.2004 in Bern (Schweiz)

Originaltext:
http://www.rebellion.ch/textes/gegen_den_neoliberalen.htm


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