Patrik von zur Mühlen - Deutsche Anarchosyndikalisten in Spanien

Wahrscheinlich wird man über keine politische Richtung in Spanien die krasse Feststellung treffen können, daß es für sie in Deutschland keine Entsprechung gab, wie für die Anarchosyndikalisten. 

Gruppierungen verwandter Art waren in Deutschland niemals über den Charakter von kleinen Sekten hinausgelangt, worüber ein zeitlich begrenztes öffentliches Interesse an anarchosyndikalistischen Ideen in den 1920er Jahren nicht hinwegtäuschen sollte. Sie blieben Randerscheinungen, in denen Intellektuelle und mehr periphere Vertreter der Arbeiterschaft sich trafen, hinter denen aber nicht - wie in Spanien - proletarische Massen standen. Der spanische Anarchosyndikalismus trug für deutsche und andere ausländische Beobachter exotische, aber auch faszinierende Züge, zumal seine Anhänger einen wesentlichen Anteil an der Niederschlagung des Militärputsches in weiten Teilen Spaniens hatten. Ihre Organisationen, so resümierte später der deutsche anarchosyndikalistische Theoretiker Rudolf Rocker, hätten in wenigen Stunden Katalonien von Faschisten gesäubert und damit Spanien gerettet (1). Sie spielten in den ersten Wochen eine führende und ungeachtet ihrer späteren Machteinbußen bis zum Schluß des Spanienkrieges eine maßgebliche Rolle in der Innenpolitik. Sie zogen in den ersten Monaten und Wochen eine Vielzahl ausländischer Anhänger und Sympathisanten an, blieben ihnen jedoch weitgehend fremd, wie es auch die deutschen Anarchosyndikalisten erleben mußten.

Deutscher und spanischer Anarchosyndikalismus im Vergleich  

Der spanische Anarchismus hat mehrere Wurzeln, die teilweise recht weit in die Vergangenheit zurückreichen. Spontane Revolten hatte es im Laufe der vergangenen Jahrhunderte in Spanien immer wieder gegeben. Vor allem auf Gebiete mit großen Latifundien und wenig entwickelter kleinbäuerlicher Wirtschaft konzentrierte sich ein besitzloses Landproletariat, das nur während der Ernte ausreichende Beschäftigungsmöglichkeiten fand und die übrige Zeit entweder dahinvegetieren oder aber seine Arbeitskraft an anderem Ort verkaufen mußte. Die Notlage dieser Bevölkerung führte zu einer für den spanischen Anarchismus maßgeblichen Eigenart: zur Bereitschaft zum raschen Zusammenschluß ohne große Organisation, um auf der Basis spontaner Solidarität der gemeinsamen Not begegnen und sich gegen Großgrundbesitz und Kirche, Staat und Polizei zur Wehr setzen zu können (2). 

Die Landbevölkerung hatte in der Vergangenheit keinen Grund zur Hoffnung auf eine Besserung ihrer Lage durch Reformen gehabt. Aus dieser Situation erwuchs die Unbedingtheit und Radikalität ihrer Forderungen nach völliger und möglichst sofortiger Veränderung der Verhältnisse. Die Tagelöhner, die in die Städte abwanderten, brachten die Erfahrungen der praktischen Solidarität in die dortigen Unterschichten ein, so daß diese Mentalität auch in der entstehenden Industriearbeiterschaft Verbreitung fand.

Die zweite Wurzel liegt in der Ideologiegeschichte, die in den 1860er Jahren einige wesentliche Abweichungen gegenüber anderen europäischen Ländern erlebte. Nicht der Marxismus mit seiner starken Betonung der Organisationsfrage im Klassenkampf nahm Einfluß auf die spanische Arbeiterschaft, sondern die Ideen Bakunins. Dessen Mitarbeiter, der Italiener Giuseppe Fanelli, stieß als Propagandist auf fruchtbaren Boden, so daß innerhalb weniger Jahre anarchistische Massenzusammenschlüsse entstanden, die durch ihre direkten Aktionen gegen Polizei, Unternehmer, Kirche und Großgrundbesitz weiteren Zulauf bekamen (3).

Die weitere Geschichte des organisierten Anarchismus in Spanien vor 1936 kann hier nur angedeutet werden. Nach verschiedenen organisatorischen Anläufen wurde 1910 die Confederación Nacional del Trabajo (CNT) als anarchistische Gewerkschaft gegründet, korrekter gesagt: als Dachorganisation einer Vielzahl von Berufsverbänden, die recht unabhängig nebeneinander wirkten und arbeiteten. Die einzelnen Verbände eines Ortes oder einer Region bildeten die Federación Local bzw. Comarcal de Sindicatos, die in der Confederación Nacional zusammengefaßt waren. Daneben schlossen sich auch die einzelnen Berufsverbände zu regionalen Dachverbänden zusammen. Diese strukturelle Vielfalt und die starke Basisorientierung der anarchistischen Gewerkschaftsbewegung stellten einerseits ein Hindernis für eine landesweite und branchenüberschreitende Politik dar, enthielten jedoch zugleich Elemente, die ihre Schlagkraft, ihren Zusammenhalt und ihre Praxisnähe garantierten (4).

Die Ziele des Anarchosyndikalismus richteten sich nicht, wie bei marxistischen revolutionären Parteien, auf die Eroberung der Staatsmacht, sondern auf deren Zerstörung und auf die Zerschlagung ihrer Grundlagen: Privateigentum an Produktionsmitteln und Großgrundbesitz, Entmachtung der traditionellen Eliten des Bürgertums, der Armee und der Kirche, Übernahme der Fabriken und Ländereien durch die Arbeiter und Bauern, die die Produktionsmittel in freier Assoziation selbst verwalten sollten. An die Stelle des Heeres sollten proletarische Milizen ohne Offizierskader, an die Stelle des Staates die Branchensyndikate treten, die zunächst in nationalem Rahmen und später weltweit einen libertären, d.h. staats- und repressionsfreien Sozialismus einführen würden (5). War die ältere Form des Anarchismus hauptsächlich auf Protest und Aktion fixiert gewesen, so hatte seine jüngere Variante, der Anarchosyndikalismus, mit der Konzeption einer basisdemokratischen Organisation der Gesellschaft auf der Grundlage gemeinsamer Produktionsformen die kühne Vision einer Idealgesellschaft entworfen. Ihr utopischer Charakter äußerte sich auch im Verzicht auf Zwangsbekehrung anderer Arbeiterorganisationen und im Verzicht auf Gewaltanwendung - außer gegen Vertreter der herrschenden Klassen.

Aufgrund seiner antistaatlichen Einstellung war der Anarchosyndikalismus antiparlamentarisch und folglich auch gegen Parteien gerichtet. Er verstand sich als revolutionäre Gewerkschaftsbewegung und nicht als Partei und beteiligte sich folglich auch nicht an Wahlen. Dennoch bildete sich innerhalb des spanischen Anarchosyndikalismus eine zweite nicht-gewerkschaftliche Organisation, der wir mit gewissen Einschränkungen einen parteienähnlichen Charakter zusprechen können: die Federación Anarquista Ibérica (FAI). Im Juli 1927 in Valencia gegründet, stellte die FAI eine Reaktion auf reformistische, nur-gewerkschaftlich ausgerichtete Strömungen innerhalb der CNT dar und wollte die reine revolutionäre Lehre Bakunins bewahren und verbreiten. Sie war folglich radikaler, weniger kompromißbereit und weniger geneigt, mit Arbeiterorganisationen anderer Couleur zusammenzuarbeiten. Mit höchstens 300.000 Mitgliedern gegenüber etwa einer Million CNT-Angehörigen war die FAI 1936 die zahlenmäßig kleinere, aber dennoch oft treibende Kraft des spanischen Anarchismus (6).

Eine dem spanischen Anarchismus vergleichbare Massenbewegung hatte es in Deutschland niemals gegeben. Es fehlte hierzu die bis auf Bakunin zurückgehende ungebrochene Tradition, da das linke Spektrum der deutschen Parteienlandschaft fast ausschließlich von Lassalle und Marx geprägt worden war. Es fehlten aber wohl auch die spezifischen iberischen Sozialstrukturen, aus denen der spanische Anarchismus erwachsen war: die vollkommen besitzlosen Landarbeiter, die von den brach liegenden oder nur zeitweilig bebauten Latifundien in die Städte zogen und in der noch jungen Industriearbeiterschaft die Erinnerungen an spontane Bauernrevolten und politische Guerrilla wachhielten. 

Der deutsche Anarchismus der Kaiserzeit entwickelte sich aus radikaldemokratischen und radikalpazifistischen Kreisen am äußersten linken Rande der Sozialdemokratie und empfing durch die europäischen Revolutionen 1917/1918 neue Impulse von den Rätesystemen linkskommunistischer Bewegungen. Seine spontaneistische, antibürokratische und antietatistische Kritik trug stark intellektuelle Züge, und Theoretiker waren es auch, die als Philosophen, Historiker, Schriftsteller und Künstler den geistigen Zuschnitt des deutschen Anarchismus, im Gegensatz zum proletarischen Charakter seines spanischen Pendants, prägten. Personen wie der Dichter Erich Mühsam, der Historiker Max Nettlau, der Theoretiker Rudolf Rocker und andere repräsentierten ihn stärker als die Masse der namenlosen Arbeiter und Kleinbürger, die in ihm gleichwohl die Mehrheit der Anhänger stellten (7).

Dieses eigentümliche Gepräge des deutschen Anarchismus stand in engem Zusammenhang mit der Tatsache, daß er niemals eine vergleichbar starke Organisation wie die CNT entwickelt hatte, sondern sich auf eine Vielzahl von kleinen Vereinigungen, von denen hier nur die wichtigsten angeführt seien, verteilte. Im Dezember 1919 gründete sich die Freie Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD), im darauffolgenden Februar 1920 die Allgemeine Arbeiter-Union Deutschlands (AAUD), und im April desselben Jahres folgte die Kommunistische Arbeiter-Partei Deutschlands (KAPD) (8). Diesen drei Organisationen waren einige wesentliche Merkmale gemeinsam: Antietatismus, Antikapitalismus und Antiparlamentarismus (und damit Ablehnung der Parteien) (9). Zum Teil handelte es sich um linke Abspaltungen der KPD oder um Gruppierungen, die sich später mit solchen Vereinigungen oder aber linken Splitter- und Zwischengruppen zusammenschlossen. Die der spanischen CNT nahestehende deutsche Organisation war die FAUD, die das anarchistische Gedankengut der alten Freien Vereinigung deutscher Gewerkschaften (FVDG) unter Zusatz der neuen Spielart des Syndikalismus vertrat. Von allen ideologisch verwandten Gruppen war die FAUD die größte und brachte es zeitweilig auf einen Bestand von 120.000 Mitgliedern (10).

Im Dezember 1922 und Januar 1923 tagte in Berlin ein Kongreß von Vertretern anarchosyndikalistischer Organisationen aus elf Ländern, die die Statuten einer neuen Internationalen Arbeiter-Assoziation (IAA) erarbeiteten. Die stärkste der daran beteiligten elf Organisationen war die spanische CNT mit damals einer Million Mitglieder. Die FAUD nahm den fünften Platz ein. Als Gastdelegation mit beratender Stimme war auch die AAUD vertreten. Die Verbindungen zwischen spanischem und deutschem Anarchismus reichten also über die gemeinsame Dachorganisation IAA bis in die frühen zwanziger Jahre zurück. Allerdings war die IAA eine recht lose Föderation selbständiger Vereinigungen, die niemals eine Rolle spielte wie die Zweite Internationale für die sozialdemokratischen Parteien oder gar die Komintern für die Kommunisten (11).

Spanien rückte für deutsche Anarchisten stärker in den Vordergrund, als 1933 Hitler die Macht ergriff und viele von ihnen emigrierten. In Spanien hatte sich die politische Situation für die CNT nach dem Sturz der Monarchie und dem Ende der Diktatur gebessert. Ein Rückschlag erfolgte jedoch wieder mit dem "schwarzen Doppeljahr" 1934/35, als neben anderen Arbeiterorganisationen auch die Anarchisten wieder heftig verfolgt wurden. Von den engen Beziehungen deutscher Anarchisten zu ihren spanischen Gesinnungsgenossen zeugen die Briefe des spanischen IAA-Funktionärs Eusebio Carbó mit Augustin Souchy, damals deutscher IAA-Sekretär in Berlin, und mit dem in Amsterdam ansässigen Arthur Lehning. Als Hitler bereits an der Macht war, versuchte Souchy Carbó dazu zu bewegen, einen Aufruf an das deutsche Proletariat zu richten und speziell an die FAUD, die mit ihren damals 3.000 Mitgliedern allein keinen wirksamen Kampf gegen den Nationalsozialismus führen könne. Die Korrespondenz zwischen Carbó und Arthur Lehning betraf Veröffentlichungen der IAA in Spanien und Fragen der IAA-Politik (12).

In Deutschland wurde die FAUD recht bald vom NS-Regime zerschlagen; ähnlich erging es anderen anarchistischen Organisationen. Ihre Mitglieder mußten fliehen. Denn obwohl zahlenmäßig klein und unbedeutend, waren sie besonders scharfen Verfolgungen ausgesetzt. Soweit die in Deutschland bleibenden Anarchosyndikalisten untertauchen oder unbemerkt bleiben konnten, kam die Bewegung weitgehend zum Erliegen. Dagegen konnte sie im Ausland neu aufgebaut werden. Nach den Angaben eines 1941 im besetzten Holland von der Gestapo verhafteten deutschen Anarchosyndikalisten gründete der frühere Darmstädter Gustav Doster mit geflüchteten FAUD-Emigranten die Gruppe "Deutsche Anarchosyndikalisten" (DAS), die demnach offensichtlich eine Art Nachfolgeorganisation der FAUD darstellte. Diese Gruppe betätigte sich vorwiegend im Widerstand, indem sie zwischen 1934 und 1937 Broschüren über die holländische Grenze ins Reich schmuggelte. Nach Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges kam die Tätigkeit der Gruppe DAS in Holland recht bald zum Erliegen, da die meisten ihrer Mitglieder nach Spanien gingen (13).

Neben Holland war Spanien auch schon vor dem Bürgerkriege ein wichtiges Exil-Land für deutsche Anarchisten gewesen. Dort fanden sie aufgrund der starken Stellung der CNT/FAI Arbeitsmöglichkeiten oder wenigstens Unterschlupf und Schutz vor Verfolgungen. Wie bereits dargestellt wurde, hielten sich die meisten von ihnen in Barcelona auf. Anfang Juli 1936, also noch vor dem Militärputsch, schrieb Helmut Rüdiger an Rudolf Rocker, daß sich etwa zwanzig ehemalige FAUD-Mitglieder in Barcelona aufhielten, von denen Rüdiger selbst und Arthur Lewin aus Leipzig im Rahmen der CNT eine internationale Informationsstelle betrieben. Er regte an, daß Rocker sich gleichfalls in Spanien niederlassen sollte, wie es Max Nettlau, der "Herodot der anarchistischen Geschichtsschreibung", auch schon getan habe (14). Aus dem Briefwechsel geht nicht hervor, wie lange diese Gruppe schon existierte und was ihre Mitglieder dort taten. Aber daran ist erkennbar, daß Spanien bereits vor Ausbruch des Bürgerkrieges auf den deutschen Anarchismus eine starke Anziehungskraft ausgeübt hatte.

Deutsche Anarchosyndikalisten als Augenzeugen der Revolution

Einige der deutschen oder deutschsprachigen Anarchosyndikalisten waren gleichermaßen theoretisch und historisch kundige Vertreter ihrer Bewegung und haben uns scharfsinnige Analysen der spanischen Revolution hinterlassen. Rudolf Rockers Schrift "Extranjeros en España" (Fremde in Spanien) gibt eine kenntnisreiche Übersicht über die innerspanische und internationale Seite des Bürgerkrieges und hebt dabei den besonderen Beitrag von CNT und FAI hervor. Aber sein Bericht war nicht der eines Augenzeugen. Rocker bezog seine Informationen aus der Presse und aus umfangreichen Schilderungen, die ihm Helmut Rüdiger in sein New Yorker Exil schickte. Wichtiger war Rüdiger selbst, der in seiner Korrespondenz sowie in zeitgenössichen Schriften zur sozialen Revolution in Spanien Stellung nahm (15). 

Der zweite maßgebende Augenzeuge war Augustin Souchy, wie Rüdiger Mitarbeiter der CNT und publizistisch reger Beobachter der spanischen Ereignisse (16). Anhand der Schriften und der meist nicht veröffentlichten Briefe dieser beiden Theoretiker sowie einiger anderer Augenzeugen sollen kurz die Grundzüge der sozialen Revolution in Spanien skizziert werden.

Der auswärtige Besucher, der von Frankreich aus in Spanien einreiste, mußte den Eindruck eines fast vollkommen von den Anarchisten bestimmten Katalonien bekommen. CNT-Milizen hatten die Grenzkontrollen übernommen und handhabten die Einreiseformalitäten recht willkürlich. Den einen ließen sie nach strengster Durchsuchung aus unerkennbaren Gründen nicht einreisen, wie dies dem Schweizer Paul Thalmann widerfuhr, den anderen ließen sie nach recht lascher Kontrolle der Papiere passieren (17). In Barcelona hatten die Anarchisten die Telefonzentrale sowie zahlreiche Betriebe besetzt und in ihre Regie genommen. Vor allem in den Industrierevieren und auf dem Lande hatten sie sofort mit dem begonnen, was sie als soziale Revolution verstanden. In der Tat, Spanien und besonders die Hochburgen der CNT/FAI befanden sich mitten in einer Revolution, die den Charakter einer bloßen Abwehr gegen putschende Generäle längst abgestreift hatte. Augustin Souchy zog in einem längeren grundlegenden Artikel Parallelen mit der Französischen und der Russischen Revolution. Spanien befinde sich dort, so schrieb er im März 1937, wo sich Frankreich 1792 und Rußland während des Bürgerkrieges befunden hätten: es gelte die Revolution im Innern voranzutreiben und zugleich die Intervention auswärtiger Mächte abzuwehren (18).

In zahlreichen Ortschaften Kataloniens, Aragons und der Levante zerstörten die Anarchisten die bisherige Sozialstruktur. Die Revolution, für deren Verhinderung das Militär geputscht hatte, war gerade erst dadurch ausgelöst worden. Kaum waren die Vertreter der alten Mächte, Militär, Polizei, Geistliche, Grundherren und Unternehmer verjagt oder erschlagen worden, begannen die Anarchisten das Experiment eines libertären Sozialismus. Güter und Ländereien wurden kollektiviert und in Kommunen oder Genossenschaften umgewandelt, in denen Produktion, Distribution und Verwaltung zusammengefaßt worden waren. In der Industrie wurden die Betriebe zunächst kollektiviert, kleinere Firmen nur von Arbeiterausschüssen "kontrolliert". Diese basisdemokratischen Formen kollektiver Bewirtschaftung unterschieden sich erheblich von jeder Art Nationalisierung oder Verstaatlichung, wie sie von Kommunisten praktiziert wurde und wird.

Am ehesten gelangen die revolutionären Experimente auf dem Lande, wo folgende Faktoren sich für die Verwirklichung eines nichtautoritären Sozialismus günstig auswirkten: Die geographische Abgeschlossenheit der Dörfer und ihre geringe Größe erleichterten die einheitliche Produktionsweise, Distribution und kommunale Selbstverwaltung, durch die auch Bildungsprogramme und Wohlfahrtseinrichtungen in den revolutionären Prozeß einbezogen werden konnten. Die geringere Spezialisierung der Arbeitsvorgänge in der Landwirtschaft ermöglichten eine stärkere Einbeziehung der gesamten Bevölkerung in den Produktionsprozeß, und die relative Autarkie der Dörfer ließ es zu, daß das Geld abgeschafft und durch Gutscheine von lokalem Geltungsbereich oder andere Formen der Entlohnung und Güterverteilung ersetzt wurde. Die Erfolge der landwirtschaftlichen Kollektive waren regional recht unterschiedlich. Wenn man sie nicht nur an Produktionsziffern, erhöhten Anbau- und Bewässerungsflächen mißt, sondern die Alphabetisierung eines großen Teiles der Landbevölkerung sowie die medizinische und soziale Versorgung berücksichtigt, dann fällt nach Überzeugung Souchys ein Gesamturteil über Kollektivwirtschaft der Anarchisten im Agrarbereich keineswegs ungünstig aus (19).

Es gab aber auch deutsche und andere ausländische Anhänger und Sympathisanten der CNT, die die Erfolgsaussichten der anarchistischen Unternehmen sehr skeptisch beurteilten. Einer von Souchys Mitarbeitern, der gebürtige Ungar Paul Partos, bemängelte nach einem Besuch in der anarchistischen Kommune von Puigcerdá an der französischen Grenze die allgemeine Verwahrlosung und den wirtschaftlichen Niedergang. Zwar hatte man Landarbeiter in den Prunkvillen verjagter Großgrundbesitzer einquartiert, wo sie aber getreu ihren bisherigen Gewohnheiten einen einzigen Raum, die Küche, bewohnten und den übrigen Teil des Hauses verkommen ließen. Insgesamt deprimierte ihn die Unordnung, die zumindest in Puigcerdá das Lebensniveau keineswegs erhöhte. "Es wurde schon in der kleinen Kommune Puigcerdá klar, woran die "Revolution" sicher scheitern muß, auch wenn die "Republik" und der Antifaschismus etwa siegreich bleiben sollten: es ist vor allem die Unfähigkeit, eine neue Produktionsweise so in Gang zu setzen, daß sie sofort zumindest dasselbe Lebensniveau den Menschen bieten kann als das alte Regime vor dem Umsturz." (20)

Schwieriger als in der Landwirtschaft sah die Verwirklichung anarchistischer Vorstellungen in der Industrie und im Dienstleistungssektor aus. Gerade die Industrie war einerseits abhängig von Materiallieferungen und andererseits eingebunden in zeitliche, qualitative und quantitative Verpflichtungen, was den Spielraum der Belegschaften als autonomer Entscheidungsträger einengte und im Laufe der Zeit fast völlig den Zwängen der Kriegswirtschaft unterwarf. 

Insgesamt gab es fünf verschiedene Typen von sozialisierten Betrieben: kollektivierte, kontrollierte, nationalisierte, kommunalisierte und "kartellierte" Betriebe. In den kollektivierten Betrieben wählte die Belegschaft das Betriebskomitee als Leitungsinstanz und dieses wiederum einen Direktor. Die kontrollierten Betriebe blieben weiterhin in Privatbesitz, jedoch trat neben die Geschäftsführung ein von der Belegschaft beauftragtes Kontrollkomitee; in beiden Betriebsformen war die katalanische Generalitat durch einen Kontrolleur vertreten. Bei den nationalisierten Betrieben handelte es sich um staatliche Einrichtungen, die der Zentralregierung in Madrid/Valencia unterstanden; ihre Zahl nahm durch die Militarisierung der Kriegsindustrie erheblich zu. Die kommunalisierten Betriebe beschränkten sich weitgehend auf die öffentlichen Dienste in den katalanischen Kleinstädten. Bei den kartellierten Betrieben handelte es sich um solche Produktionseinheiten, die mit anderen, fachlich verwandten Betrieben zu Industriegruppen oder kollektivierten Kartellen zusammengefaßt wurden (21).

Augustin Souchy beschrieb die Erfolge der Anarchisten in der Industrie 1937 noch recht optimistisch: Lohnerhöhungen, Erweiterung des Personalbestandes, Verringerung der Arbeitszeit. Zwar bemerkte er immer wieder auch den Rohstoffmangel, führte ihn jedoch vorwiegend auf die Kriegslage zurück (22). In der Tat ist eine Bewertung der Industriekollektive ungleich schwieriger als die der agrarischen Produktionseinheiten. Nimmt man ausschließlich ökonomische Maßstäbe, so fällt sie recht negativ aus. Sämtliche Branchen verzeichneten einen erheblichen Rückgang der Produktion, die in einigen Fällen von der Indexzahl 100 innerhalb von zwei Jahren auf 20 sank. Aber hier müssen vor allem die kriegsbedingten Schwierigkeiten in Rechnung gestellt werden, die die systemimmanenten Probleme überlagerten und so ein abschließendes Urteil erschweren. Insgesamt ging in den vergesellschafteten Betrieben aufgrund der herrschaftsfreien Organisation die Zahl der Arbeitskonflikte zurück; andererseits führte die Selbstbestimmung der Belegschaften oft zu wirtschaftlicher Selbstgenügsamkeit, was dann häufige Eingriffe der Gewerkschaftsführungen zur Folge hatte (23).

Skepsis äußerte auch Paul Partos im Hinblick auf den libertären Sozialismus im industriellen und kommunalen Bereich. Das Vertrauen in die konstruktive Kraft der Spontaneität überzeugte ihn nicht. So brauchten die deutschen Anarchosyndikalisten für ihr Quartier in Barcelona keine Miete zu entrichten, sollten aber Geld für den Verbrauch von Gas, Wasser und Elektrizität bezahlen. Da sie dieses nicht aufbringen konnten, zapften sie die Leitungen illegal an. Das war zwar verboten, wurde aber nicht verfolgt, was schließlich wegen zahlreicher ähnlicher Fälle die Stadtwerke in arge Bedrängnis brachte (24). 

Die Ordnungsliebe deutscher Anarchisten wurde ziemlich strapaziert. Aber jeder Zwang von oben, meinte Rüdiger, hätte die CNT/FAI zu einer Diktaturpartei gemacht. "Die sozialistische Aufbaufähigkeit der CNT reicht nur so weit, als man sich frei und freiwillig zu ihr bekennt." 

Die konkrete Situation deckte die Widersprüche zwischen der bisher wenig reflektierten Theorie und der Wirklichkeit auf, was Rüdiger mit dem verzweifelten Ausruf kommentierte: "Wie schrecklich ist es, daß diese verdammte Wirklichkeit sich nicht nach der Theorie richten will." (25)

Der Kriegsverlauf begünstigte Entwicklungen, die den Zielen des Anarchosyndikalismus entgegenwirkten. Rasche politische, militärische und wirtschaftliche Entscheidungen und damit zentrale, von öffentlicher Kontrolle unabhängige Instanzen gewannen an Einfluß. Außerdem kämpften die CNT und FAI im republikanischen Lager mit Parteien zusammen, denen sie ideologisch fast ebenso fern standen wie den putschenden Militärs unter Franco: bürgerliche Republikaner, katalanische und baskische Nationalisten, von denen die letztgenannten zudem tief in Kirche und Privateigentum verwurzelt waren. Das Dilemma der Anarchisten zeigte sich, als der Sozialist und UGT-Vorsitzende Francisco Largo Caballero am 5. September 1936 eine aus Sozialisten, Linksrepublikanern und Kommunisten zusammengesetzte Koalitionsregierung bildete. Die CNT und FAI beteiligten sich daran aus grundsätzlicher Ablehnung jeder Form von Regierung nicht, versprachen aber ihre Unterstützung. 

Aber knapp drei Wochen später, am 23. September, wurden die Anarchisten ihren eigenen Grundsätzen untreu und beteiligten sich mit drei Ministern (für Wirtschaft, Versorgung und Gesundheitswesen) am Rat der Generalitat, der katalanischen Regionalregierung. Es war Präsident Lluis Companys gelungen, durch Beteiligung aller republikanischen Parteien Kataloniens die Revolution in die geordneten Bahnen der überkommenen staatlichen Institutionen zurückzuleiten. Die Bereitschaft der Anarchisten zu diesem Schritt erfolgte aus der Einsicht in die schwierige Situation der Republik, deren internationale Unterstützung angesichts einer von den Anarchisten geprägten oder einer unkontrollierten revolutionären Entwicklung schwieriger geworden wäre (26). Verbunden war mit dieser "Regierungsfähigkeit" der CNT und FAI die fortschreitende Entmachtung des Zentralkomitees der antifaschistischen Milizen, das am 1. Oktober 1936 aufgelöst wurde; am 9. Oktober 1936 erließ die Generalitat schließlich eine Verordnung, die auch die Auflösung der lokalen Komitees vorsah (27). 

Damit endete, wie Enzensberger es ausdrückte, der "kurze Sommer der Anarchie". Der Herbst der Anarchie kühlte die Leidenschaften der Anarchisten ab und ließ manche Illusion erfrieren. Bei der Regierungsumbildung Largo Caballeros am 5. November 1936 wurden auch vier Vertreter der CNT an der Zentralregierung beteiligt, die nun als republikanische Minister die Ressorts Justiz, Handel, Industrie und Gesundheit übernahmen. Um diesen Schritt vor ihren Mitgliedern und Anhängern zu rechtfertigen, verkündete die CNT schon einen Tag vorher: "Aus Prinzip und Überzeugung war die CNT seit jeher staatsfeindlich und Gegnerin jeder Form von Regierung. (...) Aber die Umstände (...) haben das Wesen des spanischen Staates verändert. Die Regierung, das Instrument, das die Staatsorgane lenkt, hat aufgehört, die Unterdrückungsgewalt gegen die Arbeiterklasse zu sein, wie auch der Staat nicht mehr das Gebilde ist, das die Gesellschaft in Klassen scheidet. Beide werden jetzt, mit dem Eintritt der CNT, das Volk noch weniger unterdrücken." (28)

In ihren offiziellen Periodika, deren nomineller Herausgeber die CNT war, stellten sich die deutschen Anarchisten voll und ganz hinter ihre spanische Organisation. Aber in ihren Briefen und internen Diskussionen kamen auch ihre Zweifel und Bedenken über die Entwicklung zum Ausdruck. Dies läßt sich deutlich an den Briefen Rüdigers beobachten: bis etwa September 1936 sind sie durchdrungen von revolutionärem Enthusiasmus, um danach schlagartig immer skeptischer und pessimistischer zu werden. Das für diese Entwicklung wohl entscheidende Ereignis war der Regierungseintritt der CNT in die katalanische Generalitat am 26. September, durch den die antietatistischen, gegen jede Art von Volksfront gerichteten Prinzipien durchbrochen wurde. Dieser Schritt verunsicherte sowohl spanische wie auch ausländische Anarchisten aufs tiefste. Dies wird deutlich an den heftigen Diskussionen, die die russischamerikanische Anarchistin Emma Goldman nach ihrer Ankunft in Spanien im August 1936 führte. Emma Goldman sah die Anarchisten schon als Diktaturpartei an der Macht, die andere Gruppen unterdrückte, Zwangsmaßnahmen ergriffe und somit den Weg so vieler ehemals revolutionärer Bewegungen einschlüge, sobald sie an der Macht waren. 

Rüdiger erwiderte ihr, daß Revolution und anarchistische Bewegung nicht identisch seien und daß die letztere nur einen Teil der erstgenannten bilde. Die CNT/FAI sei durch die Situation auf Leben und Tod mit anderen, ihr ideologisch fernstehenden Gruppen verbunden, was zwangsläufig Spannungen erzeugen müsse; die Anarchisten seien vor die Alternative gestellt: mitmachen oder untätig bleiben, was eine dritte Lösung ausschlösse. Um Emma Goldmans Skrupel zu besänftigen, regte Rüdiger Rudolf Rocker an, mit ihr in einen näheren Gedankenaustausch zu treten und die Probleme des Bürgerkrieges theoretisch zu klären (29).

In seiner sehr kritischen, aber gleichwohl von der CNT herausgebrachten Schrift "El anarcosindicalismo en la revolución española" führte Helmut Rüdiger deutlich das Dilemma und die Schwachpunkte des Anarchosyndikalismus auf. Man habe in dieser Bewegung niemals darüber nachgedacht, wie man andere Arbeiterbewegungen zum Verschwinden bringen könne, ohne Unterdrückungsmaßnahmen anzuwenden. Insgesamt sei das theoretische Niveau in der CNT/FAI zu niedrig gewesen. Aufgrund eines unermüdlichen Aktionismus habe man Fragen von zentraler Bedeutung ausgeklammert, für die es folglich keine Antwort gab, als die Anarchisten Verantwortung übernehmen mußten. Die Verhältnisse zwangen sie zu Kompromissen mit anderen politischen Richtungen, die teilweise mit einer Preisgabe ideologischer Grundsätze verbunden waren. Das galt auch für das auf freiwilliger Basis organisierte System der Milizen, die sich auf die Dauer einer disziplinierten Armee als hoffnungslos unterlegen erwiesen. Reiner Enthusiasmus, Spontaneität ohne festen Kodex von Rechten und Pflichten reichten nur für einen kurzen Kampf, nicht aber für einen Krieg von langer Dauer (30).

Die Politik der Kompromisse verwässerte nicht unerheblich die Ziele der Anarchisten. Dieses Dilemma spürte auch Helmut Rüdiger, der seinem Unbehagen über die Entwicklung deutlichen Ausdruck gab: "Vor allem weil wir uns ja stets in unseren theoretischen Darlegungen über die Form des Umbaus allzu wohl gefühlt und uns wenig an die Realität gehalten, dafür oft einen etwas zu rosigen Optimismus gepflegt haben. Hier war ganz einfach ein Loch in unserer Theorie. Wir wollen einen syndikalistischen Aufbau des Sozialismus. Gut, aber wenn in einem bestimmten Moment - selbst in Katalonien!! - ein Teil der Arbeiterschaft und vor allem das Kleinbürgertum nicht in unsere Syndikate will, und wenn wir keine Gewerkschaftsdiktatur errichten wollen, bleibt nur die Form eines Vertragens verschiedener Richtungen, wenn man sich nicht aus der Revolution zurückziehen will, um abzuwarten, ob die Bevölkerung das nächste Mal zu 100 % so will wie wir." (31)

Eine Entwicklung, die vom alten anarchistischen Gedankengut immer weiter fortführte, mußte naturgemäß frühzeitig auf Widerstand stoßen. Als im Frühjahr 1937 die Milizen aufgelöst und als reguläre Einheiten in das Volksheer eingereiht wurden, bildete sich ein anarchistischer Zirkel, der sich nach dem legendären Milizenführer Buenaventura Durruti "Los Amigos de Durruti" nannte. Diese ultrarevolutionäre Gruppierung kritisierte und bekämpfte jede Politik, die irgendwie im Sinne der Volksfront hätte interpretiert werden können. Bereits im Januar 1937 hatte Partos geglaubt, zwei Strömungen in der CNT feststellen zu können: für und gegen die Volksfront (32). Diese Charakterisierung war sicher übertrieben. Weder die CNT noch die FAI haben jemals die Volksfront gutgeheißen. Aber die faktische Mitarbeit von Anarchisten in den Regierungen von Madrid/Valencia und Barcelona sowie in leitenden Gremien mit regierungsähnlichen Funktionen stellte doch eine stillschweigende Annäherung an die Volksfrontpolitik dar. In ihrem Sprachrohr El Amigo del Pueblo zögerten die "Amigos de Durruti" nicht, den kommunistischen PSUC als faschistenfreundlich zu bezeichnen und ein Bündnis mit der UGT solange zu verwerfen, wie diese von den "Konterrevolutionären des PSUC" im Auftrage der Sowjetunion kontrolliert würde (33). Obwohl zahlenmäßig ohne Bedeutung, drückten die "Amigos de Durruti" mit ihrer Kritik am Verlust der ideologischen Reinheit ein Unbehagen aus, das zu dieser Zeit viele sympathisierende Intellektuelle und viele Mitkämpfer an der Basis teilten (34).

Bezeichnend für die Entwicklung von CNT und FAI waren innerorganisatorische Veränderungen. Die FAI gliederte sich neu, indem sie die lockeren, basisdemokratischen "Gruppen der Gleichgesinnten" (grupos de afinidad) durch territoriale Organisationseinheiten ersetzte, was eine Hierarchisierung der einzelnen Gremien und Funktionen bewirkte. Auch in der CNT setzte ein Schwund an radikaldemokratischer Substanz ein; die politischen Aktivisten, die über bessere Verbindungen und Informationen verfügten, trafen in zunehmendem Maße Entscheidungen, die von der Basis später nur noch gebilligt werden konnten, was zwangsläufig zur Bürokratisierung und Elitenbildung führte (35). Bezeichnend für die Entwicklung beider Organisationen, die bislang ein sehr breites Spektrum politischer Meinungen geduldet hatten, war die Reaktion auf das beständige Drängen von kommunistischer Seite: Ende Mai 1937 gab die CNT nach und schloß die "Amigos de Durruti" aus (36).

Zwar lehnte der spanische Anarchismus weiterhin aus Prinzip jede Diktatur ab. Aber um in Spanien mitwirken zu können, mußte er Kompromisse schließen, die ihm seine Rechtgläubigkeit nahmen und ihn mit Herrschaft infizierten. "Der Anarchismus hat etwas Neues gelernt", schrieb hierzu Helmut Rüdiger. "Er hat gelernt, daß es eine organisierte öffentliche Macht geben muß, die über Mittel verfügt, sich durchzusetzen, wenn es sein muß." (37)

Die Gruppe DAS in Spanien

Nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges und der dadurch ausgelösten Volkserhebung wurde auch die kleine Schar deutscher Anarchisten voll in den Strudel der Ereignisse hineingerissen. Die meisten Mitglieder der Gruppe DAS hatten im Umkreis der CNT gelebt, in ihren Zeitungen oder Betrieben mitgearbeitet und an ihren Aktionen teilgenommen. Soweit sie hierzu im Stande waren, beteiligten sie sich an den Straßenkämpfen. Besonders tat sich hier der aus Duisburg-Hamborn stammende Buchhalter Willy Winkelmann hervor. Wir sind über ihn informiert durch die Berichte des deutschen Generalkonsuls von Barcelona, die er bis zu seiner Abberufung im November 1936 nach Berlin schickte. Diese Berichte sind in ihrer Bewertung naturgemäß einseitig gefärbt, lassen sich aber durch andere Quellen ergänzen und zurechtrücken. Noch während der Straßenkämpfe und kurz danach stürmten die Anarchisten deutsche Schulen, Kirchen, Handelszentren und Firmen, in denen sie - nicht ganz zu Unrecht - Dependancen des NS-Regimes vermuteten. Noch etwa 750 Nazis gebe es in Barcelona, schrieb Ende Juli 1936 das CNT-Organ Solidaridad Obrera, die im Club "Germania", in den Büros der DAF und im Generalkonsulat ihre Zentren hätten. Eine besondere Aufgabe der DAS-Mitglieder war es, verhaftete Deutsche zu vernehmen und zu überprüfen. Daran nahm übrigens auch der anarchistische Historiker Max Nettlau teil, der aber Spanien bald darauf verließ (38).

Innerhalb der in Barcelona lebenden Deutschen nahmen die Mitglieder der kleinen Gruppe DAS eine führende Rolle ein. Sie beteiligten sich besonders eifrig an der Verfolgung wirklicher oder vermeintlicher Faschisten oder an der Besetzung deutscher Institutionen. Die Generalitat von Katalonien hatte keine Macht, diese Aktivitäten zu unterbinden. So stürmten Willy Winkelmann und seine Freunde das Lokal "Münchner Bräustübl" in der Altstadt, kollektivierten es für die CNT und machten es zum Treffpunkt deutscher Anarchisten. Sie kontrollierten die Ausreise von den als Faschisten bekannten Deutschen, zerstörten den deutschen Club "Germania" und verhafteten zahlreiche verdächtige Ausländer (39). Winkelmanns Freund Ferdinand ("Nante") Götze ließ am Flughafen einen Lufthansa-Kapitän festnehmen, der sich abfällig über die spanische Revolution geäußert hatte, und nach Abzug des deutschen konsularischen Personals besetzten Winkelmann, Götze und andere deutsche Anarchisten das Generalkonsulat, was Winkelmann die - farblich nicht ganz korrekte - Bezeichnung "roter Konsul von Barcelona" einbrachte (40). Diese Aktivitäten konnten ihm die deutschen Behörden nicht verzeihen; als er sechs Jahre später vor dem Volksgerichtshof stand, wurde er hierfür zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt.

Die Gruppe DAS hatte ihre Büros in dem von der CNT beschlagnahmten Sitz der Unternehmerorganisation "Fomento del Trabajo Nacional", wo diese seit 1939 nach wie vor ihre Zentrale hat. Diese Adresse in Barcelonas Geschäftsstraße Via Layetana 32-34, die während des Bürgerkrieges Via Durruti hieß, blieb neben einigen Büros im Hause 132 der Straße Pi i Margall (nach 1939 Avenida Generalísimo Franco, heute Avinguda Diagonal) der Sitz der Gruppe. Das geräumte damalige deutsche Generalkonsulat in der Calle Vergara 13 an der Plaza de Catalunya wurde ihr zwar von der Generalitat angeboten, aber offensichtlich nicht genutzt. Die Gruppe DAS war und blieb eine kleine, lockere Vereinigung mit fluktuierender Mitgliederzahl, die im Durchschnitt bei 20 lag (41). Wichtige Funktionen erhielt sie durch die Mitwirkung einiger ihrer Mitglieder in der CNT/FAI, die ihr auch Räumlichkeiten, Gelder und Presseorgane zur Verfügung stellte. Nachdem die Vernehmungen verhafteter Deutscher in den ersten Wochen des Bürgerkrieges abgeschlossen waren, verlagerte die Gruppe ihren Aufgabenbereich immer stärker auf die Propaganda und auf die Betreuung von deutschen und anderen ausländischen Antifaschisten in den anarchistischen Milizen. Dazu gehörte die Unterrichtung und Einweisung von neu in Barcelona ankommenden Emigranten und ihre Ausstattung mit Schutz-, Begleit- und Empfehlungsschreiben. Darin wurde entweder bestätigt, daß der Überbringer Anarchist oder ein sonstiger Antifaschist sei, oder aber es wurde um Hilfe gebeten für die Anreise und für den Eintritt in die zuständige militärische Einheit. Derartige Schreiben, die meist von der Gruppe DAS, gelegentlich auch von CNT-Stellen, in denen Deutsche mitarbeiteten, ausgestellt wurden, bilden wegen der darin enthaltenen biographischen Angaben eine wichtige Quelle für statistische Untersuchungen und für die soziologische Erforschung des deutschen Anarchismus (42).

Neben dieser Betreuungsarbeit oblag der Gruppe DAS eine gewisse Übersicht und wohl auch Beobachtung der in Barcelona ansässigen Deutschen. So stellte sie persönliche Dokumente aus oder beglaubigte Schriftstücke mit ihrem Siegel. Im September 1936 verkündete die Solidaridad Obrera, daß die Gruppe DAS statt des langen schmalen Stempels jetzt einen runden Stempel mit der Aufschrift verwende: Grupo Anarcosindicalistas Alemanes Barcelona, und in der Mitte: DAS/AIT (43). Drei Monate später hieß es, daß sich alle in Barcelona sich aufhaltenden Deutschen im Einvernehmen mit dem Comité de Investigación (Untersuchungsausschuß) beim Ausländerdienst der CNT/FAI (calle Aribau 18) registrieren lassen müßten. Eine wichtige Rolle spielten in diesem Aufgabenbereich mehrere deutsche Frauen, unter ihnen "Nante" Götzes Frau Elli (44).

Außerdem betrieb die Gruppe DAS Propaganda unter ihren in den anarchistischen Milizen kämpfenden deutschsprachigen Anhängern. Auch hier spielte Willy Winkelmann als zeitweiliger Polit-Kommissar eine wichtige Rolle. Wieweit die Gruppe DAS eigenständige Positionen vertrat und sich von der CNT unterschied, ist unklar; vermutlich war ihr eigenes Profil wegen der starken Abhängigkeit von der großen spanischen Partnerorganisation gering. Wahrscheinlich wird man die Öffentlichkeitsarbeit der Gruppe DAS als deutschsprachige Popaganda der CNT/FAI bezeichnen dürfen. Das Pressorgan der Organisation, Die Soziale Revolution, blieb, obwohl Rüdiger sich um Rockers Mitarbeit bemühte, ein reines Agitationsblättchen, das in hektographierter tausendfacher Auflage unter den Spanienkämpfern verteilt wurde. Es ist daher für den Historiker von geringem Quellenwert. Dafür kommentierte der frühere FAUD-Verlag "Freie Arbeiterstimme" in einer beträchtlichen Anzahl von Broschüren die Entwicklung in Spanien und die Rolle Hitlers; das "Schwarz-RotBuch" der Gruppe DAS und Rockers theoretische Schrift "Anarcho-Syndicalism - Theory und Practice" gehörten hierzu (45). Außerdem führten die Gruppe DAS oder andere internationale anarchistische Zirkel oder Vereinigungen Veranstaltungen durch, die meist im Hauptquartier der CNT/FAI stattfanden. Zum Teil handelte es sich um Besprechungen von dringenden aktuellen Problemen (46), teilweise aber auch um propagandistische oder theoretische Vorträge wie "Der Anarchosyndikalismus in Deutschland bis 1932 und unsere Aufgaben für die Zukunft" (47).

Über das Innenleben der Gruppe DAS ist wenig bekannt, zumal die lockere Organisationsweise der Anarchosyndikalisten dem Historiker nachträglich zahlreiche Schwierigkeiten bereitet. Neben dieser Gruppe existierte noch eine "Deutsche Anarchosyndikalistische Kampfgemeinschaft" (DASYK oder ASYK), die mit ihr zumindest teilweise personell identisch gewesen zu sein scheint. Von der Gruppe DAS sind etwa zwölf Mitglieder namentlich bekannt, vermutlich solche, die wohl auch in der CNT oder FAI irgendwelche Aufgaben wahrnahmen. Zum Vorsitzenden der Gruppe DAS wollte man im April 1937 Rudolf Michaelis ("Michel") wählen, der aber ablehnte, um stattdessen das Auslandsbulletin der CNT/FAI übernehmen zu können (48). Aber er tat dann auch dies nicht, sondern ging, nachdem er sich von den Wunden seines Fronteinsatzes im Winter 1936/37 erholt hatte, erneut zu den Milizen. 

Führende Akteure waren in der Propaganda Helmut Rüdiger und Arthur Lewin; wichtigster Aktivist war und blieb aber bis zu seiner Meldung zu den Milizen der 40jährige Duisburger Willy Winkelmann. Die Aktivitäten der Gruppe DAS kamen im Mai/Juni 1937 vollkommen zum Erliegen. In den Mai-Ereignissen hatten auch die deutschen Anarchisten Partei ergriffen (49); sie waren daher in den nachfolgenden Säuberungen schwer gefährdet. Nach und nach wurde einer nach dem anderen verhaftet, andere tauchten unter in den Internationalen Brigaden oder den regulären spanischen Truppenteilen, in die die anarchistischen Milizen im Frühjahr 1937 überführt worden waren. Aus der zweiten Jahreshälfte 1937 und danach sind Aktivitäten der Gruppe DAS in Spanien nicht mehr nachweisbar.

Die Gruppe DAS stand übrigens zeitweilig in Konkurrenz mit einer sich "Sozialrevolutionäre Deutsche Freiheitsbewegung" nennenden Organisation. In einer kleinen, achtseitigen Flugschrift rief diese Gruppe zum Bündnis aller revolutionären deutschen Kräfte zum Sturze Hitlers auf: Marxisten, Anarchisten, Christlich-Soziale, Nationalrevolutionäre und Romantisch-Bündische. Das aus diesem sonderbaren Spektrum gebildete Bündnis sollte durch direkte Aktionen gegen NS-Funktionäre das Hitler-Regime bekämpfen. Der Gruppe DAS warf die Vereinigung vor, im Oktober 1936 ein solches breites Bündnis verhindert zu haben; nicht die Gruppe DAS, sondern die Sozialrevolutionäre Deutsche Freiheitsbewegung sei legitimer Partner der CNT. Damals hatte offensichtlich dieselbe Gruppe unter dem Namen "Comité Internacional de Emigrados Antifascistas" (CIDEA) erfolglos zu einer Vereinigung deutscher Emigranten aufgerufen (50). Ihr Flugblatt nennt keinen Verfasser, und der Aufruf enthält nur eine unleserliche Unterschrift. Dennoch kann mit einiger Sicherheit die treibende Kraft hinter diesen Aktivitäten vermutet werden. Es handelte sich um den deutschen Emigranten Eugen Scheyer, ein etwas undurchschaubares Irrlicht, das zeitweilig im Kreise deutscher Anarchosyndikalisten verkehrte. Ein spanischer Geheimdienstvermerk bezeichnete ihn als Sozialdemokraten, und Scheyer selbst gab nach dem Bürgerkrieg im französischen Internierungslager seine frühere SPD-Mitgliedschaft an. Die deutschen Kommunisten machten ihm seine angeblichen Beziehungen zu den oppositionellen Nazis von der "Schwarzen Front" sowie zu Trotzkisten zum Vorwurf (51). Wieweit diese Beschuldigungen zu Recht erhoben wurden, ist nicht mehr überprüfbar, aber auch nicht weiter von Interesse. Scheyers Bewegung scheint eine winzige Sekte geblieben zu sein und ist offensichtlich nirgends mehr in Erscheinung getreten; sie beleuchtet aber recht anschaulich die Atmosphäre des Exils, in dem so mancher Tagträumer seine unerfüllten Hoffnungen durch die Gründung oder Spaltung von Gruppen zum Ausdruck brachte.

Deutsche Anarchosyndikalisten in der CNT/FAI

Neben der Gruppe DAS wirkten noch einige deutsche Anarchisten in den Dienststellen der CNT. Diese war dankbar für theoretisch gebildete, sprachenkundige Gesinnungsgenossen, die für Auslandskontakte, Propaganda- und Pressearbeit eingesetzt werden konnten. Augustin Souchy wurde vom katalanischen Regionalkomitee der CNT in der Ausländsabteilung eingesetzt, wo er die internationale Informationsarbeit leitete. Zusammen mit dem aus Lettland stammenden Martin Gudell baute er seine Abteilung auf und leitete sie über fünfzehn Monate, bis sie letzterer übernahm. In dieser Eigenschaft empfing er Schriftsteller, Journalisten und Politiker, die sich über den spanischen Anarchismus und die Revolution informieren wollten: so George Orwell, Willy Brandt und den späteren indischen Ministerpräsidenten Jawarhalal Nehru (52). 

Im Januar 1937 stieß noch der Exil-Ungar Paul Partos mit einer kleinen Gruppe von Anarchosyndikalisten von Paris nach Barcelona; die meisten meldeten sich zum Fronteinsatz, wogegen Paul Partos durch Souchy eine bezahlte Büroarbeit in der Propaganda-Abteilung und seine Frau die Möglichkeit erhielt, für die CNT als Photographin zu arbeiten. Paul Partos, durch dessen Briefe an den emigrierten marxistischen Philosophen Karl Korsch wir recht gut über seine Arbeit informiert sind, wurde einer Donau- und Balkansektion der CNT zugewiesen und mußte dort Propagandamaterial für die internationalen Milizen zusammenstellen. In einem späteren Brief deutete Partos an, daß er für die CNT als "Staatssekretär für Auswärtiges" arbeitete, während Souchy und Gudell gewissermaßen das "Außenministerium" darstellten (53). Übrigens waren weder Partos noch Gudell ursprünglich Anarchosyndikalisten gewesen. Letzterer war unabhängiger Linker und wurde erst von Souchy der CNT zugeführt. Paul Partos hatte Ende der 1920 Jahre in Berlin linkskommunistischen Kreisen um Karl Korsch angehört und trat erst 1936 in Spanien der FAI bei (54). Beider Anstellung in der CNT zeigt übrigens, wie wenig doktrinär die spanischen Anarchisten waren, indem sie auch Personen mit anderer ideologischer Herkunft, sofern es eine revolutionäre war, als Mitkämpfer anerkannten. 

Wichtigstes Aufgabengebiet Souchys und Gudells waren vor allem internationale Kontakte, zu denen sie aufgrund ihrer Sprachkenntnisse und weltweiten Verbindungen besonders geeignet waren. Souchy wurde im Herbst 1936 nach West- und Nordeuropa geschickt, um für Spanien zu werben. In Norwegen, Schweden, Dänemark, den Niederlanden, Großbritannien und Frankreich hielt er Vorträge und Sammlungen ab. In Schweden hatte ein Solidaritätskomitee für Spanien 1 Mill. ffrs. gesammelt (55). Martin Gudell unternahm im Spätherbst 1936 als Delegierter der CNT eine Reise in die Sowjetunion, über die er einen längeren kritischen Bericht veröffentlichte (56). Diese Verbindungen ermöglichten es den deutschen Anarchisten, sich über die CNT und FAI auch für verfolgte oder bedrängte Gesinnungsgenossen außerhalb Spaniens einzusetzen. So attackierte die Solidaridad Obrera scharf die Sowjetunion wegen der Verhaftung von Zenzl Mühsam, der Witwe des von den Nazis 1934 ermordeten Schriftstellers Erich Mühsam; man hatte ihr Kontakte zu "trotzkistischen Elementen" vorgeworfen (57).

Nach den Briefen Partos bildeten Souchy, Gudell und er einen festen Block gegen die "sehr beschränkten und doktrinären ausländischen, besonders deutsch-französischen Anarchisten und Syndikalisten", wogegen die Spanier meist auf ihrer Seite seien (58). Diese letzte Bemerkung deutete an, daß es innerhalb der deutschen Anarchosyndikalisten durchaus ideologische und persönliche Spannungen gab. Helmut Rüdiger, der schon länger als Souchy in Spanien weilte, wurde zum Leiter der deutschen Propaganda der CNT ernannt, was ihn zum Untergebenen Souchys und damit sachliche und persönliche Differenzen unumgänglich machte. Daneben leitete Rüdiger zusammen mit einem Kommunisten die deutsche Propaganda der katalanischen Generalitat. Außerdem hatte ihn Ende 1936 die anarchistische Internationale Arbeiter-Assoziation (IAA) in Abwesenheit zu ihrem Sekretär ernannt, was er wegen der damit verbundenen Loyalitätskonflikte nur zögernd angenommen hatte. Denn die CNT und die FAI und die in Holland ansässige IAA unterhielten nur sehr lockere Beziehungen, was Rüdiger teilweise Souchy anlastete (59). 

Die CNT war 1923 der IAA beigetreten und war damit Bestrebungen in ihren eigenen Reihen, sich der kommunistischen Roten Gewerkschafts-Internationale (RGI) anzuschließen, zuvorgekommen (60). Sie bildete zwar die bei weitem stärkste nationale Landesorganisation, scheint aber während des Bürgerkrieges keine sehr intensiven Kontakte zur IAA unterhalten zu haben. Diese Frontbildung griff auch auf die deutschen und anderen ausländischen CNT-Anhänger über. Die in Spanien sich aufhaltenden ausländischen Anarchisten, schrieb Partos, träten für einen mehr isolierten Kurs der CNT ein, die im Auslande lebenden spanischen Anarchisten dagegen für eine stärkere Anbindung an die IAA; Souchy, Gudell und er selbst befürworteten einen dritten Weg. Partos sah seine Aufgabe vor allem darin, "... unter der Patronage des neuen katalanischen Staates ein Gegengewicht zu den von Rußland beeinflußten Arbeiterbewegungen zu schaffen und dadurch die in letzter Zeit völlig gewordene Versklavung der Arbeiterklasse in den Organisationen durch den Widerstreit eines solchen Dualismus zu lockern". (61)

Die internen Fraktionen und Gegensätze waren wohl auch der Grund dafür, daß die Gruppe DAS als eigenständige Organisation nicht sehr stark in den Vordergrund getreten ist. Nach den vorhandenen Quellen fanden Souchy und seine Mitarbeiter mehr Rückhalt bei den Spaniern, während Helmut Rüdiger, der mehr die internationalistische Linie der IAA vertrat, seine politischen Prinzipien dadurch vernachlässigt fand. Das wird klar aus seinen etwas resignierenden Worten, die er - nachdem er Spanien bereits verlassen hatte - im Herbst 1937 aus Paris seinem Briefpartner Rudolf Rocker anvertraute: "An irgendeinem Punkte aber beginnt denn doch mein anarchistisches Selbstgefühl und mein Bekenntnis zur deutschen Bewegung und zur IAA, mögen die nun noch so winzig sein gegenüber der CNT."(62) Auch in seinen 1938 von der CNT veröffentlichten Schriften warf er seinen spanischen Gesinnungsgenossen "Nationalismus" vor. Damit war keine chauvinistische Überheblichkeit gemeint, sondern eine durch die lange Isolierung Spaniens bewirkte fehlende Bereitschaft, aus den Erfahrungen anderer Länder zu lernen (63).

Deutsche in den anarchistischen Milizen  

Die starke Stellung der spanischen Anarchisten in den ersten Monaten des Bürgerkrieges lag zweifellos darin begründet, daß sie als eine der aktivsten politischen Gruppen eine Ausdehnung des Militärputsches verhindert und durch ihre bewaffneten Anhänger einen Teil des republikanischen Territoriums besetzt und in Aragon sogar Landstriche den faschistischen Militärs entrissen hatten. Vier Tage nach der Erhebung Francos waren 3.000 Freiwillige durch die Straßen von Barcelona gezogen und mit der Ausrüstung der entwaffneten Garnisonen unmittelbar an die Aragon-Front abmarschiert. Es handelte sich bei dieser Spitze der anarchistischen Milizen um die legendäre "Kolonne des Sieges" (Columna de la Victoria) unter Buenaventura Durruti. 

Es ist außerordentlich schwierig, für die anarchistischen Milizen genaue Zahlen zu nennen. Anfang September gab die CNT/FAI für Katalonien und Aragon 22.000 Mann in den anarchistischen Milizen an. In dieser Größenordnung bewegen sich auch die Schätzungen Rudolf Rockers, der allerdings einschränkend von nur 13.000 eigentlichen Angehörigen der CNT oder FAI ausgeht, während die übrigen Milicianos parteilos waren oder anderen Organisationen angehörten. Gesamtschätzungen setzten 150.000 Milicianos an oder etwas über 100.000, wobei etwa die Hälfte oder sogar mehr auf die anarchistischen Einheiten entfielen, 30 % auf die Angehörigen der UGT, 10 % auf die Kommunisten und 5 % auf den POUM; hinzurechnen muß man etwa 12.000 regierungstreue republikanische Mitglieder der Guardia Civil und einige Tausend reguläre Soldaten (64). Mit dem Ausbau eines republikanischen Heeres und ab Oktober 1936 der Internationalen Brigaden ging der prozentuale Anteil der Anarchisten an den bewaffneten Streitkräften des antifaschistischen Lagers zwar zurück, aber in absoluten Zahlen stieg er noch an. Im April 1937 bezifferte Rüdiger die Zahl der CNT/FAI-Truppen auf 86.000, die aller übrigen republikanischen Einheiten unter Einschluß der Internationalen Brigaden auf 200.000 (65).

Die Milizen insgesamt und besonders die der CNT waren spontan zusammengestellte Gruppen aus Freiwilligen, von denen die meisten noch nie eine Waffe in der Hand gehalten hatten. Weder das Waffenhandwerk noch Kenntnisse über den militärischen Einsatz waren den Milicianos bekannt. Taktische Fertigkeiten, organisatorisches und technisches Wissen erlernten sie erst im Fronteinsatz - mit entsprechend hohen Opfern. Erst nach einigen Wochen konnte die CNT zusammen mit dem Verteidigungsrat von Katalonien in beschlagnahmten Kasernen, die nach Bakunin, Malatesta oder anderen Persönlichkeiten aus der Geschichte des Anarchismus umbenannt wurden, militärische Ausbildungsstätten schaffen. In wenigen Ausnahmefällen verfügten die Einheiten über ausgebildete Soldaten, noch seltener über ehemalige Offiziere. Gewöhnlich stellten Funktionäre der CNT oder FAI, in den meisten Fällen jedenfalls die politisch aktivsten Mitarbeiter der anarchistischen Bewegung, das führende Personal. Offiziersränge gab es nicht, nur Kommandeure, die wiederum nach basisdemokratischen Prinzipien von unten nach oben delegiert worden waren. Allerdings legten die CNT und die FAI Wert auf Mitsprache bei der Ernennung der führenden "politischen Beauftragten", die wiederum von "militärischen Fachleuten" unterstützt wurden. Rangabzeichen und Ehrenbezeugungen für Kommandeure gab es nicht, der Tagessold von 10 Peseten war für alle gleich. Militärische Disziplin fehlte vollkommen; die CNT-Milizen traten absichtlich als völlig ungeordnete Haufen auf. Der organisatorische Aufbau war nicht einheitlich. Gewöhnlich bildeten zehn Milizsoldaten einen Zug, den ein von ihnen gewählter "delegado" (Delegierter) führte; diese Züge wurden zu "centurias" (Hundertschaften) zusammengefaßt, diese wiederum zu Bataillonen und diese schließlich zu Kolonnen. Die "Delegierten" der Einheiten bildeten mit dem "Generaldelegierten" der Kolonne sowie Vertretern des Verteidigungsrates den "Stab der Kolonne" (66).

Von Anfang an wurden auch Ausländer in die anarchistischen Milizen aufgenommen. Teilweise handelte es sich um anarchistische Emigranten, die sich zur Zeit des Putsches gerade in Spanien aufgehalten und sich spontan an den Straßenkämpfen in Barcelona beteiligt hatten; zum Teil aber auch um ausländische Gesinnungsgenossen, die in den darauffolgenden Wochen nach Spanien strömten und von den Vertretern der CNT/FAI begeistert empfangen wurden (67). Dieser Zustrom von Anarchisten aus aller Welt hielt an und scheint im Januar/Februar  1937 einen Höhepunkt und zugleich Abschluß erreicht zu haben. Mit der abnehmenden Bedeutung der Milizen insgesamt, der immer stärkeren Rolle der regulären Truppen und dem Aufbau der Internationalen Brigaden wurden sie stärker in den Hintergrund gedrängt und fanden schließlich mit ihrer Auflösung bzw. Überführung in das republikanische Heer ihr Ende.

Im Historischen Archiv zu Salamanca befinden sich, über mehrere Signaturen verteilt, Karteikarten mit den Namen von etwa 1.200 Ausländern und Auslandsspaniern in den anarchistischen Milizen. Die Verzeichnisse und die Aktenbände selbst tragen hierbei gelegentlich falsche oder irreführende Angaben, indem die dort aufgeführten Personen als Angehörige der Internationalen Brigaden bezeichnet werden. Aber aus den meist italienisch, seltener französisch oder spanisch geführten Karteikarten geht deutlich hervor, daß es sich überwiegend um Kämpfer der anarchistischen Milizen handelt, von denen sich allerdings einige zu den Internationalen Brigaden gemeldet hatten bzw. von diesen zu den Milizen desertiert waren (68). Nach Nationalitäten aufgeschlüsselt, verteilen sich die Kämpfer wie folgt: Italiener 513, Auslandsspanier 335, Franzosen 169, Deutsche 32, Bulgaren 29, Belgier 20, Schweizer 17, Exil-Russen 15, Niederländer 13; der Rest verteilt sich auf ungefähr zwanzig weitere Nationen. In etwa der Hälfte aller Milicianos ist eine Mitgliedschaft in der CNT/FAI oder einer ausländischen anarchistischen Organisation vermerkt; man findet aber auch Kommunisten darunter oder Sozialisten oder schlicht "Antifaschisten".

Obwohl die Kartei unvollständig ist, dürfte sie doch die Zusammensetzung der Milizen zumindest tendenziell richtig wiedergeben. Von den drei Divisionen 25, 26 und 28, zu denen die Kolonnen der anarchistischen Milizen im Frühjahr 1937 zusammengefaßt und reorganisiert wurden, sind folgende italienische und französische Einheiten bekannt: In der Columna Durruti, der späteren 26. Division, bestanden die vorwiegend aus Italienern gebildeten Einheiten: der "Gruppo Internazionale", "Los Aguiluchos", das "Batallón internacional de Asalto" und der "Gruppo Matteotti"; in der Columna Ascaso, der späteren 28. Division, gab es die kleine "Colonna Giustizia e Liberté" und den "Gruppo Malatesta", die beide im Januar 1937 vereinigt wurden. In der Columna Durruti fochten zudem zwei französische Einheiten, der "Groupe français Berthomieu", dem die französische Schriftstellerin und Politikerin Simone Weil angehörte, und die Gruppe "Banda Negra" sowie in der 25. Division die "Centuria Francia" (69). 

Diese vorwiegend in Aragon eingesetzten Einheiten bestätigen die Zugehörigkeit vieler italienischer und französischer Freiwilliger zu den anarchistischen Milizen. Die drittgrößte Ausländergruppe, die deutsche, bildete dagegen nur eine einzige kleine Einheit, die "Centuria Erich Mühsam". Ihre Existenz ist erstmals belegt im September 1936 durch einen Brief Helmut Rüdigers, in dem er ihren Marsch unter Rudolf Michaelis an die Aragon-Front mitteilt. Unter diesem Namen wurden sie aber selten geführt, meist als deutsche Gruppe. Eine Karteikarte vermerkt in einer Mischung aus Französisch, Italienisch und falschem Spanisch die Versetzung eines Milicianos zu ihr: "Parti au grupo allemano il 15.3.1937" (70). Offensichtlich war die Einheit identisch mit jenen deutschen Anarchisten, die bereits kurz nach Ankunft an der Front zusammen mit anderen internationalen anarchistischen Einheiten in den Kampf geschickt wurden und dabei einen Vorstoß der Franco-Truppen bei Siétamo zurückschlugen. Diesen Sieg beanspruchten auch die POUM-Milizen für sich, wogegen sich drei Vertreteter der Anarchisten in einem offenen Brief verwahrten (71). Einer der Unterzeichner war der deutsche Anarchist Oskar Zimmermann aus Stuttgart, der in den Quellen wiederholt als Mitglied der Milizen genannt wird. Aus Archivmaterialien sowie aus der Memoirenliteratur lassen sich noch über 70 weitere Deutsche namentlich feststellen, die der deutschen Centuria der Columna Durruti angehörten. Es gibt Hinweise darauf, daß auch in anderen CNT-Verbänden Deutsche kämpften, jedoch fehlen Anhaltspunkte für ihre Zahl. Man wird den Anteil der Deutschen in den anarchistischen Milizen insgesamt irgendwo zwischen 100 und 200 ansetzen dürfen.

Andererseits gehörten der Centuria auch andere Mitteleuropäer vorwiegend aus dem deutschen Sprachraum an: siebzehn Schweizer und fünf Österreicher lassen sich namentlich belegen sowie einige Sudeten-Deutsche aus der Tschechoslowakei. Wir sind über ihren militärischen Einsatz, der überwiegend an der Aragon-Front bei Pina del Ebro (etwa 50 km östlich von Zaragoza) sowie später bei Huesca erfolgte, durch die Erinnerungen der Schweizer Paul und Clara Thalmann informiert, die sich zu dieser Einheit gemeldet hatten (72). 

Ursprünglich hatten den anarchistischen Milizen auch Frauen angehört; in der deutschen Centuria erregte die Teilnahme von Clara Thalmann, neben der nur noch eine andere Frau, eine spanische Sanitäterin, mitkämpfte, bereits Aufsehen. Militärischer Leiter der Hundertschaft war ein Saarländer, dessen Name nicht überliefert ist, politischer Leiter ("Kommissar") war Rudolf Michaelis. Er versuchte, jeden schwankenden Miliciano oder jeden noch nicht überzeugten antifaschistischen Kämpfer zum Anarchosyndikalismus zu bekehren. Denn die Centuria war nicht nur in nationaler, sondern auch in ideologischer Hinsicht ein recht heterogener Haufen. Ihr gehörten Trotzkisten, Sozialisten, Anarchisten, vereinzelt wohl auch Kommunisten an. Daher bildete die Miliz, wie dies auch bei den POUM-Einheiten der Fall war, in gewisser Weise ein Sammelbecken für Vertreter sehr verschiedener politischer Splittergruppen. Die beiden Thalmanns standen damals noch dem Trotzkismus nahe; ihr Landsmann und Gesinnungsgenosse Heiri Eichmann, der bei den Interbrigaden zeitweilig inhaftiert und erst durch ein CNT/FAI-Kommando gewaltsam befreit worden war, suchte Schutz vor kommunistischer Verfolgung in der Centuria. Ebenso gehörten der Einheit Mitglieder der KPO oder aber parteilose Antifaschisten an (73).

Gewöhnlich waren die Angehörigen der Milizen aus ihren Heimatländern nach Frankreich gewandert, wo neben den anderen spanischen Organisationen auch die Anarchisten Büros in Paris, Marseille, Lyon, Toulouse und Perpignan unterhielten. Bürger aus faschistischen Diktaturen, also Deutsche, Österreicher und Italiener, hatten dabei oft abenteuerliche Odysseen durchstehen müssen. In Frankreich wurden sie von den Vertretungen der CNT/FAI, sobald sie sich dort meldeten, mit einer Fahrkarte, Proviant und, falls erforderlich, mit Papieren ausgestattet und zur spanischen Grenze geschickt. Wegen der zeitweise recht laschen Überwachung durch französische Gendarmerie gelangten sie in der Regel ohne Schwierigkeiten auf spanisches Gebiet und meldeten sich im nächsten Dorf beim lokalen Anarchistenbüro, das sie dann nach Barcelona weiterleitete. Dort wurden sie in einer Kaserne untergebracht und nach kurzer Ausbildungszeit einer Einheit an der Front zugewiesen. Dieser typische Werdegang eines Milicianos ist durch Primärquellen und Memoiren wiederholt belegt, soll jedoch an folgenden zwei Beispielen verdeutlicht werden. Es handelt sich um die von Franco-Truppen angefertigten Protokolle der Vernehmung von kriegsgefangenen ausländischen Anarchisten, die trotz der erkennbaren situationsbedingten Falschaussagen die charakteristischen Umstände bei der Rekrutierung der Milicianos wiedergeben.

Das erste Verhör galt dem 28jährigen Arbeiter Joseph Scheungrab aus dem niederbayerischen Holzkamm. Nach eigenen Angaben hatte er wegen familiärer Schwierigkeiten Deutschland verlassen und sich über Metz nach Paris begeben. Auf Empfehlung von zwei Elsässern schlug er sich zusammen mit einem anderen Deutschen, zwei Österreichern, zwei Polen und zwei Tschechoslowaken nach Spanien durch, wofür ihm die IAA eine Fahrkarte und Verpflegung mitgegeben hatte. In Barcelona wurde die Gruppe in der Bakunin-Kaserne untergebracht und nach acht Tagen Ende Oktober 1936 zur Columna Durruti nach Pina del Ebro abgeordnet. Dort betätigte sich Scheungrab vorwiegend als LKW-Fahrer. Nach einer Verwundung und längerem Lazarett-Aufenthalt desertierte er, wurde jedoch in Barcelona verhaftet und erneut an die Front geschickt, wo er Ende 1937 mit seinem Maschinengewehr angeblich zu den Franco-Truppen desertierte (74). Wieweit die Fahnenflucht eine Schutzbehauptung war, läßt sich nicht mehr nachprüfen. In der Vernehmung gab er jedenfalls seine durch andere Quellen belegte Zugehörigkeit zu den Anarchisten nicht an.

Abenteuerlicher war das Vernehmungsprotokoll des Ungarn Julio David, hinter dessen teilweise recht unglaubwürdigen Aussagen sich deutlich die Konturen seines tatsächlichen Werdeganges abzeichnen. Nach eigener Darstellung war David eigentlich Faschist und hatte sich freiwillig zu den Franco-Truppen melden wollen, war aber an der Grenze versehentlich an die Anarchisten geraten, denen er seine wirkliche politische Gesinnung verschwieg. In Barcelona wurde er von der Gruppe DAS und ihrem Funktionär Willy Winkelmann betreut und später zur deutschen Centuria nach Pina del Ebro abgeordnet. Fluchtversuche zu den Franco-Truppen mißlangen. So meldete er sich ab und kehrte nach Barcelona zurück. Da Ausreiseversuche nach Frankreich scheiterten, meldete er sich erneut zu den Milizen. Dort avancierte er und wurde, trotz seiner geheimen Absicht zur Fahnenflucht, zu einem Offizierslehrgang nach Valencia delegiert. Im April 1938 mußte Julio David zwangsweise der CNT beitreten, nachdem man ihm schon vorher die spanische Staatsbürgerschaft verliehen hatte. Schließlich wurde er im Sommer 1938 erneut an der Aragon-Front eingesetzt, wo ihm dann im August die ersehnte Fahnenflucht gelang (75). Aus dem Protokoll des Verhörs geht hervor, daß die Spanier ihm keinen Glauben schenkten. Aber hinter den märchenhaften Zügen seines Lebenslaufs treten viele, auch durch andere Quellen belegte Details deutlich zutage.

Was beide Vernehmungsprotokolle wohl korrekt wiedergeben, ist die Rolle anarchistischer Büros in Paris bei der Ausstellung von Papieren für die Einreise nach Spanien und die technische und materielle Hilfe sowie die Bedeutung der Gruppe DAS bei der Betreuung der in Barcelona eintreffenden Ausländer. In den Karteikarten der Milicianos befinden sich zahlreiche Begleit- und Empfehlungsschreiben, Passierscheine und Schutzbriefe, meistens ausgestellt von anarchistischen Organisationen: von "Giustizia e Liberté" in Lyon, vom "Comité Anarcho- Syndicaliste" in Paris, von der IAA oder aber von Dienststellen der CNT/FAI, der Gruppe DAS und anderen Einrichtungen. Die Betreuung der internationalen Anarchisten schloß auch die Hilfe für ihre Rekrutierung ein.

Offensichtlich konnte man als Ausländer nicht nur ohne irgendwelche Schwierigkeiten den Milizen beitreten, sondern darin auch recht schnell avancieren. Helmut Rüdiger berichtete in einem Brief an Rudolf Rocker den Fall des emigrierten Kunsthistorikers Carl Einstein, der aus reinem Interesse für den spanischen Anarchosyndikalismus nach Barcelona gekommen war und sich dann recht bald begeistert der CNT angeschlossen hatte. Einstein wurde von Buenaventura Durruti für die Milizen gewonnen und nach kurzer Zeit zum technischen Leiter für einen 9 km langen Frontabschnitt in Aragon ernannt; er hat über seinen Einsatz einen lebhaften Bericht hinterlassen (76). 

So leicht es war, in die Milizen einzutreten, so leicht war es wohl auch, sie wieder zu verlassen. Die beiden Thalmanns verließen ihre Einheit ohne Schwierigkeiten von seiten Michaelis, da diesem die zahllosen ideologischen Dispute lästig und für den Zusammenhalt der Truppe wohl auch problematisch wurden: er könne nicht mehr für ihre Sicherheit garantieren, lautete der Vorwand. Von Rüdiger wurde bestätigt, daß Michaelis die POUM- Leute aus seiner Einheit hinausgeworfen habe, weil ihn ihre permanenten Diskussionen geärgert hätten (77).

Recht unterschiedlich war die militärische Qualität der anarchistischen Milizen. Teilweise waren sie bei den Freiwilligen begehrt wegen ihrer freizügigen Organisationsweise, durch die sie sich wohltuend von dem politischen und militärischen Drill der Internationalen Brigaden unterschieden. Ausländer, die es dort nicht aushielten, desertierten gelegentlich deswegen zu den Milizen - "e fuggito dalla 11 Brigata Internazionale per non sopportare la rigidezza del commando", wie es in der italienisch geführten Karteikarte des Duisburgers Johann Würfels heißt (78). Aber die Disziplinlosigkeit förderte auch innere Konflikte. Überliefert ist der Fall des Anarchisten Christian Hornig aus Bad Kissingen, der eingesperrt wurde, weil er - offensichtlich in einem Streitfalle - eine Handgranate zünden wollte: "arrestato per volere sparare con una bomba di mano", vermerkt die Kartei (79).

Zwar vermochten Spontaneität und Opferbereitschaft manchen militärischen Mangel auszugleichen. Andererseits stellte die ideologisch begründete Disziplinlosigkeit der Milizen in den ersten Monaten des Bürgerkrieges ein ernstes Problem für ihre Einsatzfähigkeit dar. Einen besonders schlechten Ruf erwarb sich die von Valencia aus aufgestellte "Eiserne Kolonne" (Columna de hierro), die aus Protest gegen die "Militarisierung" der Milizen meuterte und deswegen schließlich aufgelöst wurde. 

Rüdiger überliefert den Fall eines in den CNT-Einheiten kämpfenden deutschen Krankenwärters, der sich mit der Begründung nicht an die Front kommandieren ließ, daß ein Anarchist sich nicht befehlen lasse. Die Notwendigkeit einer Reform der alten Milizform gestand denn auch Rüdiger ein: "Wir brauchen jetzt ein Heer mit Kommandeuren und Soldaten. Mit begeisterten Haufen ist nichts mehr zu machen - außerdem ist bekanntlich Begeisterung keine Heringsware usw. ... man kann sie nicht einmal auf Monate einpökeln. An ihre Stelle muß Organisation treten, wenn nicht innere Zersetzung und Demoralisierung einreißen sollen, wie es sich schon an mehreren Stellen beobachten ließ". (80)

Die zunehmende Entmachtung der spanischen Anarchisten nach dem blutigen Mai 1937 betraf auch die Milizen und als erstes ihre ausländischen Kämpfer. Die kommunistische Geheimpolizei verhaftete mehrere von ihnen oder bedrohte ihre persönliche Sicherheit, so daß viele von sich aus Spanien verließen. Im Oktober 1937 wurde Rudolf Michaelis ohne Haftbefehl in Barcelona festgenommen, was nach Rüdigers Vermutung auf die Initiative deutscher Kommunisten zurückging (81). Nach wochenlangen Verhören hieß es, Michaelis und die übrigen inhaftierten ausländischen Anarchisten würden ausgewiesen. Im April 1938 wurden Michaelis und vier andere Anarchisten aus dem Gefängnis von Segorbe, in das sie deportiert worden waren, nach Barcelona entlassen; drei von ihnen reisten sofort nach Paris weiter. Michaelis wollte weiterkämpfen, was aber aufgrund verschärfter Bestimmungen für Ausländer nur noch in den Internationalen Brigaden möglich war. Um sich nicht unter den dort herrschenden Einfluß der Kommunisten zu begeben, beantragte er mit Erfolg die spanische Staatsbürgerschaft; in dieser Eigenschaft reihte er sich wieder ein unter die Truppenteile, die aus den ehemaligen anarchistischen Milizen nunmehr reguläre Einheiten des republikanischen Heeres geworden waren (82). 

Nach der Entlassung der fünf inhaftierten anarchistischen Kameraden wurden dafür fünf andere deutsche Anarchisten verhaftet, unter ihnen der alte Miliz-Kämpfer Helmut Klose. Die CNT setzte sich immer weniger für ihre eingekerkerten ausländischen Kameraden ein, was auch ihren nachlassenden Willen bekundete, gegen den zunehmenden kommunistischen Einfluß Widerstand zu leisten. Helmut Klose wurde zeitweilig im Bauche eines Schiffes festgehalten, während Francos Flugzeuge den Hafen von Barcelona bombardierten. Völlig gebrochen, wurde er erst gegen Ende des Bürgerkrieges entlassen und konnte nach Frankreich entkommen, wo er von den Franzosen interniert wurde (83). 

Man wird das Jahresende 1937 als Schlußphase des Einsatzes deutscher und internationaler Anarchisten in den Milizen der CNT und ihrer Nachfolgeeinheiten im republikanischen Heere ansetzen können. Sie traten danach nicht mehr in Erscheinung. Entweder müssen sie bis dahin aufgelöst worden sein, oder aber ihre Kämpfer wurden, sofern sie nicht freiwillig wieder nach Frankreich emigriert waren, den Internationalen Brigaden und damit kommunistischem Einfluß unterstellt.

Der Niedergang der Anarchie

Die Rivalitäten unter den revolutionären Kräften der Spanischen Republik betrafen schon frühzeitig auch die deutschen Anarchisten und rissen sie in die inneren Auseinandersetzungen mit hinein. Das merkten als erste die ausländischen Mitarbeiter und Anhänger der kleineren politischen Gruppen, die weniger Rückendeckung genossen und leichter Opfer politischer Verfolgung werden konnten. Ein Beispiel lieferte der deutsche Anarchist Mauricio Lipschulz, der zwar nicht bei der CNT/FAI mitarbeitete, sondern bei der kleinen anarchistischen Splitterorganisation Partido Sindicalista. Ende März 1937 wurde Lipschulz an seiner Arbeitsstelle in Barcelona durch vier Agenten verhaftet und nach Valencia verschleppt, wo er über sieben Wochen eingekerkert blieb. In den Verhören wurde er immer wieder nach deutschen Mitgliedern der Gruppe DAS sowie deutschen Anhängern des POUM ausgefragt. Besonders für Arthur Lewin und einen nicht näher bezeichneten "Walter" interessierten sich die Agenten, über die er aber nichts aussagen konnte. Dafür notierten sie sich alle Namen von deutschen Anarchisten und POUM-Anhängern, die er wußte, was das deutliche Interesse der Geheimpolizei an der nicht-kommunistischen Emigration anzeigt (84).

In Ortschaften oder aber Situationen, in denen sie keine Rückendeckung von der CNT/FAI erhalten konnten, wurden deutsche Anarchosyndikalisten schon vorher von kommunistischer Seite belästigt. Bezeichnend ist hierfür die abgebrochene Propaganda-Reise des Juliano Schwab, der im Januar 1937 im Auftrage des katalanischen Regionalkomitees der CNT nach Albacete fuhr, dort aber wiederholt von Offizieren der Internationalen Brigaden festgenommen, angepöbelt und behindert wurde, so daß er nach drei Tagen unverrichteter Dinge nach Barcelona zurückfuhr. Unterwegs erfuhr er von anderen deutschen Anarchisten, die Opfer kommunistischer Attacken geworden waren. (85)

Je mehr die spanischen Anarchisten an Einfluß einbüßten, desto weniger konnten sie ihren ausländischen Gesinnungsfreunden helfen. Eine Bewegung, die binnen kurzem spontan Tausende von freiwilligen Kämpfern mobilisieren konnte, erwies sich gegenüber langfristig planenden und disziplinierten Gegnern als hoffnungslos unterlegen. Diese Feststellung gilt auch für den Schutz der in der Gruppe DAS organisierten Deutschen oder der in der CNT/FAI mitwirkenden deutschen Anarchisten. Nach den Mai-Ereignissen in Barcelona verschwanden die meisten Mitglieder der Gruppe DAS in Gefängnissen oder Kellern, sofern sie sich nicht verbergen oder nach Frankreich fliehen konnten. In seiner Vernehmung durch die Gestapo gab Willy Winkelmann 1940 die Namen von 37 Gesinnungsgenossen in Spanien an, von denen 19 verhaftet worden waren (86). Diese Angaben lassen sich nicht in allen Fällen durch andere Quellen überprüfen, aber über acht von ihnen liegt in spanischen Archiven ergänzendes Material. Winkelmann selbst wirkte ebenso wie Souchy in solcher Nähe zum Zentrum der CNT, daß er für die kommunistische Polizei nicht greifbar war.

Im Oktober 1937 drängte Augustin Souchy auf Bitten des Exekutivkomitees des inzwischen verbotenen POUM das katalanische Regionalkomitee der CNT, bei der Regierung in Valencia zugunsten des verschleppten Österreichers Kurt Landau zu intervenieren, was dieses auch tat (87). Im Falle verhafteter deutscher Anarchisten war in der Regel das günstigste Ergebnis ihre Ausweisung. Acht von ihnen wurden bis April 1938 festgehalten, zeitweilig im Keller eines ehemaligen Klosters in Segorbe, unter ihnen Rudolf Michaelis und der Gründer der Gruppe DAS, Gustav Doster (88). Kurz vorher war auch der DAS-Sekretär Arthur Lewin, für den sich die Geheimpolizei im Frühjahr 1937 interessiert hatte, festgenommen und als "Faschist" ausgewiesen worden. Die CNT trat nicht für ihn ein und bezeichnete ihn bei seinem Abgang sogar als "Deserteur". (89)

Überhaupt kühlte die Solidarität der spanischen Anarchisten mit ihren ausländischen Gesinnungsgenossen und Mitarbeitern spürbar ab, was Rüdiger schon früher bemerkt und kritisiert hatte. Mit ihrer politischen Entmachtung sanken ihre Bereitschaft und Fähigkeit, sich für die Fremden einzusetzen. In einem Briefe an Gesinnungsfreunde führt Rüdiger Beschwerde darüber, daß die kommunistische Kerkerleitung des Gefängnisses "Cárcel Modelo" in Barcelona das zuständige Regionalkomitee der CNT immer nur zur Beschwichtigung der Gefangenen bemühe, sobald ein Hungerstreik oder eine Gefängnisrevolte drohe (90). Zwar intervenierte die CNT, indem sie durch ihr zuständiges Regionalkomitee von Valencia einen Rechtsanwalt nach Segorbe schickte, der sich um die in Haft gehaltenen deutschen Anarchisten kümmerte; im Frühjahr 1938 waren sie auch alle bis auf Helmut Klose wieder in Freiheit (91). Aber das Interesse der CNT für die fremden Kämpfer hatte spürbar nachgelassen.

Besonders deutlich empfand dies Helmut Rüdiger, der seit jeher die "nationalistische" Linie der CNT kritisiert hatte. Während Souchy und Gudell sich bedingungslos hinter die CNT/ FAI gestellt hatten, fühlte er sich durch die nach seiner Meinung fehlende Solidarität mit der IAA politisch isoliert. Er benutzte im Herbst 1937 die Gelegenheit, als Beauftragter der CNT nach Paris zu gehen und dort einen Kongreß der IAA vorzubereiten. Er arbeitete für diese Organisation bis August 1938 in Paris und mußte seine Tätigkeit aufgeben, als die IAA aus Geldmangel ihren bürokratischen Apparat abbaute. Zeitweilig spielte er mit dem Gedanken, illegal Deutschland und die anderen faschistischen Länder zu bereisen, um Kontakte zu den in der Heimat verbliebenen Mitgliedern der alten Organisation herzustellen. Später bemühte er sich vergeblich um die Ausreise nach Mexico und konnte noch rechtzeitig vor Schließung der Grenzen im Frühjahr 1939 nach Schweden emigrieren. Er hat Spanien nie wieder betreten. (92)

Im Laufe des Jahres 1937 hatte sich nicht nur die Gruppe DAS in Barcelona weitgehend aufgelöst. Auch der Kreis der deutschsprachigen CNT-Mitarbeiter verringerte sich. Paul Partos ging im Juli 1937 auf das Angebot der FAI ein und übernahm in Valencia im Comité Peninsular, dem Führungsgremium der Organisation, eine Aufgabe. Wieweit sein inzwischen abgekühltes Verhältnis zu Souchy die Entscheidung zu diesem Schritt beeinflußt hat, ist unklar (93). Das Ehepaar Partos verließ Spanien erst gegen Ende des Bürgerkrieges. 

Auch zwischen der Gruppe DAS einerseits und Souchy sowie Gudell andererseits hatte es eine gewisse Verstimmung gegeben. Die beiden hatten einen Bericht über die Gruppe verfaßt, den Rüdiger als außerordentlich boshaft empfand (94). Souchy schloß sich Anfang 1939 dem großen Flüchtlingsstrom nach Frankreich an und entkam dadurch dem Zugriff der Franco-Truppen (95).

Von den deutschen Anarchosyndikalisten hat sich später Helmut Rüdiger am intensivsten mit dem spanischen Anarchismus auseinandergesetzt. Einige Beispiele seiner Kritik wurden bereits genannt, so vor allem das von ihm monierte niedrige theoretische Niveau der Anarchisten und ihre geringe Vorbereitung auf ideologisch nicht vorgesehene Situationen. Ein weiterer Fehler, für den Rüdiger auch die ausländischen Mitkämpfer der CNT/FAI verantwortlich macht, war der ungeheure revolutionäre Enthusiasmus der ersten Kriegsmonate, der jede Erörterung konkreter politischer, wirtschaftlicher und militärischer Fragen verstummen ließ, was zu einer gewissen Weltfremdheit führen mußte: "Wir Anarchisten sind an gewisse Bedingungslosigkeiten gewöhnt und daran, die Realitäten gering zu schätzen, was uns manchmal zu einer abstrakten Propaganda führt, die nicht den Möglichkeiten des Augenblicks entspricht." (96)

Dennoch glaubte Rüdiger nicht, daß die anarchistischen Ideen gescheitert waren; seine weitere Mitarbeit in anarchosyndikalistischen Kreisen im schwedischen Exil belegt seine Überzeugung. Aber in einer 1940 in Buenos Aires veröffentlichten Schrift ging er nochmals auf einige der zentralen Probleme des spanischen Anarchismus ein. Was geschieht mit der Macht, die eine revolutionäre Organisation zur Durchsetzung ihrer Ziele braucht, aber gleichzeitig abschaffen will? Rüdiger sieht die Beteiligung der CNT/FAI an den staatlichen oder quasistaatlichen Institutionen der Republik als schweren Fehler an, aber verweist nur auf neu zu konzipierende Organe, die in einer gleichartigen Situation wahrscheinlich vor einem ähnlichen Dilemma stünden. (97) In seinen sechs Schlußthesen fordert er die Entwicklung neuer Theorien, die sich nicht sklavisch an Proudhon oder Bakunin halten müßten, fordert ein höheres intellektuelles Niveau und eine theoretische Vorbereitung auf alle möglichen gesellschaftlichen Situationen, denen eine revolutionäre Bewegung begegnen könnte. (98) Aber ob es solche Theorien geben könne oder die Wirklichkeit ihnen entsprechen werde, sagt Rüdiger nicht. 

Es soll nicht ausgeschlossen werden, daß einzelne anarchistische Ansätze wie Mitbestimmung oder Selbstverwaltung sich in einem höheren Maße verwirklichen lassen, als es heute bekannt ist. Aber anders als nach Rüdigers Résumé scheint der Anarchosyndikalismus als gesamtgesellschaftliche Konzeption gescheitert zu sein. Er bleibt eine Utopie voller innerer Widersprüche, die an den realen Interessengegensätzen der Menschen zerbricht.

Fußnoten:
1.) Rudolf Rocker: Extranjeros en España, México D.F. - Buenos Aires 1938, S. 50.
2.) Vgl. Brenan, S. 137 ff.
3.) Zur Frühgeschichte des spanischen Anarchismus ebd., S. 161 ff.
4.) John Brademas: Anarcosindicalismo y revolución en España (1930 - 1937), Barcelona 1974, S. 21 ff. - Michael Zahn: Der spanische Anarchosyndikalismus. Das Problem der Politisierung einer apolitischen Theorie, dargestellt anhand der Ideologie der CNT, Diss. Berlin 1979.
5.) Walther L. Bernecker: Anarchismus und Bürgerkrieg. Zur Geschichte der Sozialen Revolution in Spanien 1936 - 1939, Hamburg 1978, S. 11. - Vgl. auch José Peirats: La CNT en la revolución española, 3 Bde., Toulouse - Buenos Aires 1952 ff.
6.) Brademas, S. 34 ff.; Broue/Temime, S. 67 f.
7.) Zur Geschichte des deutschen Anarchismus vgl. Hans Manfred Bock: Zur Geschichte des "linken" Radikalismus in Deutschland. Ein Versuch, Frankfurt am Main 1976. - Ulrich Linse: Die Transformation der Gesellschaft durch die anarchistische Weltanschauung, Archiv für Sozialgeschichte XI (1971), S. 289 - 372.
8.) Hans Manfred Bock: Syndikalismus und Linkskommunismus von 1918 - 1923. Zur Geschichte und Soziologie der Freien Arbeiter-Union Deutschlands (Syndikalisten), der Allgemeinen Arbeiter-Union Deutschlands und der Kommunistischen Arbeiter-Partei Deutschlands, Meisenheim am Glan 1969.
9.) Linse, S. 299 ff., 320 ff., 326 ff.
10.) Rudolf Rocker: Aus den Memoiren eines deutschen Anarchisten, hrsg. von Magdalena Melnikow und Hans Peter Duerr, Frankfurt am Main 1974, S. 301.
11.) Eine Gesamtdarstellung der IAA gibt es, soweit ich sehe, nicht; vgl. die verstreuten Beiträge bei Rocker: Memoiren.
12.) Briefe Augustin Souchys vom 25.2. und 1.3.33 an Eusebio Carbó; AHN: Sección Politico-Social Barcelona, carpeta 848; daselbst weitere Briefe Souchys aus dem Zeitraum Januar - März 1933 sowie die Korrespondenz Arthur Müller-Lehnings mit Carbó aus den Monaten April - Juni 1933.
13.) Anklageschrift des Oberreichsanwalts beim Volksgerichtshof vom 28.2.42; IfZ: Fa 117/106.
14.) Augustin Souchy: "Vorsicht: Anarchist!". Ein Leben für die Freiheit, Politische Erinnerungen. Darmstadt und Neuwied 1977, S. 103 f.
15.) Helmut Rüdiger: El anarcosindicalismo en la revolución española, Barcelona 1938.
16.) Augustin Souchy Bauer: Entre los campesinos de Aragón. El comunismo libertario en las comarcas liberadas, Barcelona 1937 (Neuauflage 1977). - Augustin Souchy/P. Folgare: Colectivizaciones. La obra constructiva de la revolución española, Barcelona 1977 (Erstveröffentlichung in Tierra y Libertad 1937). - Erich Gerlach/ Augustin Souchy: Die soziale Revolution in Spanien. Kollektivierung der Industrie und Landwirtschaft in Spanien 1936 - 1939. Dokumente und Selbstdarstellungen der Arbeiter und Bauern, Berlin 1974. - Die letztgenannte Schrift ist eine Übersetzung von Souchy/Folgare, weicht jedoch in einigen Details von der spanischen Vorlage ab.
17.) Thalmann, S. 133. - Willi Müller: Reisebericht Spanien - Stichworte (Mskr. vom 31. 3. 37); IISG: Sammlung Neu Beginnen, Mappe 18.
18.) Augustin Souchy: "Revolución y Guerra", Solidaridad Obrera 14. 3. 37. - Vgl. auch Augustin Souchy: Anarcho-Syndikalisten über Bürgerkrieg und Revolution in Spanien. Ein Bericht, Darmstadt 1969. - Gaston Leval: Das libertäre Spanien. Das konstruktive Werk der Spanischen Revolution (1936 - 1939), Hamburg 1976.
19.) Bernecker: Anarchismus, S. 128 - 36. - Souchy/Folgare, S. 115 ff.
20.) Schreiben Paul Partos vom 31. 1. 37 an Karl Korsch; IISG: Nachlaß Karl Korsch, corr. Partos.
21.) Bernecker: Anarchismus: S. 206 f.
22.) Souchy/Folgare, S. 67, 73 ff., 119.
23.) Bernecker: Anarchismus, S. 209 f.
24.) Anm. 20.
25.) Schreiben Helmut Rüdigers vom 15.3.37 an Rudolf Rocker; IISG: Rocker-Archiv, corr. Rüdiger.
26.) Broue/Temime, S. 249. - Brademas, S. 210 ff.
27.) Broue/Temime, S. 251.
28.) Zitat nach Broue/Temime, S. 255 f.
29.) Schreiben Helmut Rüdigers vom 1. 10. 37 an Rudolf Rocker; IISG: Rocker-Archiv, corr. Rüdiger. - Vgl. Robert W. Kern: Anarchist Principies and Spanish Reality: Emma Goldman as a Participant in the Civil War 1936 - 39, Journal of Contemporary History 11 (1976), S. 237 - 59, hier S. 238, 240 ff. - Dieses Dilemma der CNT sah auch ihr führender Theoretiker Diego Abad de Santillán: Por qué perdimos la guerra? Una contribución la historia de la tragedia española, con un prólogo de Heleno Saña, Madrid 1975, S. 127 ff.; als "Politisierung einer apolitischen Theorie" dagegen betrachtet diese Entwicklung Zahn, a.a.O., S. 242 ff.
30.) Rüdiger: El anarcosindicalismo, S. 48, 6, 50.
31.) Schreiben Rüdigers vom 28.9.36 an Rudolf Rocker; IISG: Rocker-Archiv, corr. Rüdiger.
32.) Schreiben Paul Partos vom 13.1.37 an Karl Korsch; IISG: Nachlaß Karl Korsch, corr. Partos.
33.) "Una maniobra infame", El Amigo del Pueblo 12.8.37.
34.) Bernecker: Anarchismus, S. 159 f., 245 f.
35.) Ebd., S. 223 ff.
36.) "Los Amigos de Durruti expulsados de la CNT", Claridad 29.5.37. - Vgl. Francisco Manuel Aranda: Les amis de Durruti, Cahiers Leon Trotsky no. 10 (juin 1982), S. 109 - 114.
37.) Schreiben Helmut Rüdigers vom 24.4.37 an Rudolf Rocker und Mark Mratschny; IISG: Rocker-Archiv, corr. Rüdiger.
38.) "El fascismo alemán, junto con el Consulado alemán, contra el proletariado español", Solidaridad Obrera 27. 7. 36. - Schreiben Rüdigers vom 29. 7. 36 an Rocker: IISG: Rocker-Archiv, corr. Rüdiger. - Schreiben des Generalkonsuls vom 24.7.36 an das AA; PA AA: Pol. III (31), Spanien: Innere Politik..., Bd. 2. - Bericht des Kaufmannes Nahrstedt vom 27.8.36; ebd., Bd. 12.
39.) Bericht des Generalkonsulats vom 13.8.36; Bd. 8. - Berichte des Generalkonsuls vom 13.9.36; ebd., Bd. 14. - Vermerk vom 28.7.41; HStA Düsseldorf: RW 58/12 646. - Vgl. Fred Schröder: "... alles war schwarz/ rot". Als Zensor und CNT/FAI-Info-Dienst-Herausgeber in Barcelona, in: Degen/Ahrens (Hg.), S. 85 - 96, hier S. 86.
40.) Bericht des Generalkonsuls vom 21. 10. 36; PA AA: Pol. III (31), Spanien: Innere Politik..., Bd. 19. - Schreiben der Botschaft Paris an das AA vom 30. 6. 38; ebd., Bd. 37.
41.) Bericht des Generalkonsulats vom 13.9.36; vgl. Anm. 38. - Mitteilung Augustin Souchys an den Verfasser.
42.) Die meisten derartigen Begleitbriefe und Passierscheine liegen bei den Karteikarten, die sich in folgenden Beständen befinden: AHN: Sección P.S. Madrid, carpetas 486, 487 und 488.
43.) "Grupo D.A.S.", Solidaridad Obrera 22.9.36. - Die Buchstaben AIT sind die spanische Abkürzung für IAA (Asociación Internacional de Trabajadores).
44.) "Muy importante para los ciudadanos alemanes", Solidaridad Obrera 1.12.36. - Vgl. Bericht Julius Vosse- lers vom 23.7.38 an das AA; PA AA: Pol. Abt. III, Spanien/Heimschaffung..., Bd. 5.
45.) Schreiben Rüdigers vom 10.12.36 an Rocker; IISG: Rocker-Archiv, corr. Rüdiger. Sammlungen der Sozialen Revolution befinden sich im IISG und als Kopien im DÖW. - Schwarz-Rot-Buch. Dokumente über den Hitlerimperialismus, hrsg. von der Gruppe DAS, Barcelona 1937. - Vgl. Rocker: Memoiren, S. 373 f.
46.) "Internationales Anarchisten-Komitee", Solidaridad Obrera 2.12.36. - "Comité Internacional de Anarquistas", Solidaridad Obrera 22.1.37.
47.) "Centro Anarcosindicalista Alemán", Solidaridad Obrera 19.1.37.
48.) Schreiben Rüdigers vom 16.11.37 an Rocker; IISG: Rocker-Archiv, corr. Rüdiger.
49.) "Katalonien nach der Mai-Provokation", Die Soziale Revolution Nr. 13, Juni 1937.
50.) "Aufruf zum Volkssozialismus" (Broschüre vom 30.1.37) und Rundschreiben der CIDEA vom 19. 10. 36; SSA: Sammlung Sozialrevolutionäre Deutsche Freiheitsbewegung (335/7lb/16).
51.) SSI 29: "Caso de Eugen Scheyer" vom 24.5.37; AHN: Secciön P.S. Barcelona, carpeta 13. - Schreiben Leopold Kulcsars vom 12.11.37 an Otto Bauer; Schreiben Walter Ulbrichts vom 24.9.37 an Paul Hertz; IISG: Nachlaß Paul Hertz, Mappe R. - "Fritz Arndt" (Karl Mewis): "Im Schlepptau der Trotzkisten", La Llibertat Nr. 11, Januar 1938. - "Getarnte Agenten des Faschismus", La Llibertat Nr. 5 (1937).
52.) Souchy: "Vorsicht: Anarchist!", S. 105 f. - Rocker: Memoiren, S. 363 f.
53.) Schreiben Partos vom 31.1.37 an Karl Korsch und undatiertes Brieffragment Partos; IISG: Nachlaß Karl Korsch, corr. Partos.
54.) Mitteilung Augustin Souchys vom 8.10.80 an den Verfasser.
55.) "Toda Europa del Norte, sin limitaciones ni restricciones, está al lado del proletariado español", Solidaridad Obrera 7.10.36.
56.) Martin Gudell: "Lo más agradable y desagradable de la U.R.S.S.", Solidaridad Obrera 15.12.36.
57.) "El asunto de la camarada Zenzl Mühsam", Solidaridad Obrera 22.8.36.
58.) Anm. 53.
59.) Anm. 45.
60.) Rocker, S. 313.
61.) Schreiben Partos vom 13.4.37 an Korsch; IISG: Nachlaß Korsch, corr. Partos.
62.) Schreiben Rüdigers vom 16.11.37 an Rocker; IISG: Rocker-Archiv, corr. Rüdiger.
63.) Rüdiger: El anarcosindicalismo, S. 7.
64.) Brademas, S. 182; Broué/Témime, S. 170.
65.) Schreiben Rüdigers vom 24.4.37 an Rocker; IISG: Rocker-Archiv, corr. Rüdiger.
66.) Broué/Témime, S. 173.
67.) "Una sola consigna: aplastemos el fascism"1 und "La emocionante llegada de un grupo de camaradas...", Solidaridad Obrera 29.7.36. - Vgl. Souchy: "Vorsicht: Anarchist!", S. 104 f.
68.) Vgl. Anm. 42. - Die Karteikarten verteilen sich auf folgende Signaturen: AHN Sección P.S. Madrid, carpetas 321, 485, 487 und 488; Sección P.S. Barcelona, carpetas 454 und 455.
69.) Castells, S. 25 ff.
70.) Schreiben Rüdigers vom 22.9.36 an Rocker; IISG: Rocker-Archiv, corr. Rüdiger. - Castells, S. 29. - Karteikarte für Nicolas Maslenikow; AHN: Sección P.S. Madrid, carpeta 485.
71.) "No es cierto que Siétamo fuera tomado por los milicianos del P.O.U.M., sino por el Grupo Internacional de la columna de Durruti", Solidaridad Obrera 17.9.36.
72.) Thalmann, S. 174 ff.
73.) Ebd., S. 179 f.
74.) "Información sobre la presencia de extranjeros en las filas rojas" (undatierter Vermerk, vermutlich Ende Dezember 1937); SHM: legajo 276, carpeta 3.
75.) "Memorias" (Vernehmungsprotokoll vom 12.8.38); SHM: legajo 276, carpeta 18.
76.) Schreiben Rüdigers vom 10.12.36 an Rocker; IISG: Rocker-Archiv, corr. Rüdiger. - Carl Einstein: Die Front von Aragón, Soziale Revolution Nr. 12, 1.5.37.
77.) Anm. 37. - Thalmann, S. 181.
78.) Karteikarte Johann Würfels; AHN: Sección P.S. Madrid, carpeta 487.
79.) Karteikarte des Christian Hornig; ebd.
80.) Anm. 37.
81.) Undatiertes Schreiben Rüdigers an Rocker; IISG: Rocker-Archiv, corr. Rüdiger.
82.) Schreiben Rüdigers vom 22.1., 16.4. und 9.5.38 an Rocker; ebd.
83.) Schreiben Rüdigers vom 16.4., 12.7., 4.2. und 5.4.39 an Rocker; ebd.
84.) "Relato de Mauricio Lipschulz sobre la detención y trato que fue objeto" (Mskr. vom 21.5.37); AHN: Sección P.S. Barcelona, carpeta 14.
85.) Vermerk vom 23.1.37; ebd. - Vgl. auch Willi Paul: Internationale Solidarität: Als Antifaschist in Kassel und Spanien, in: Degen/Ahrens (Hg.), a.a.O., S. 73 - 83, hier S. 79.
86.) Vernehmungsprotokoll vom 4.10.40; HStA Düsseldorf: RW 58/12 646. - Vgl. Schröder, in: Degen/Ahrens (Hg.), a.a.O., S. 91.
87.) Schreiben Souchys vom 15.10.37 an Mariano Vázquez und Antwort desselben vom 18.10.37; AHN: Sección P.S. Barcelona, carpeta 1568.
88.) "Lista de los compañeros extranjeros detenidos en la cárcel de Segorbe" vom 10.11.37; ebd., carpeta 806.
89.) Schreiben Rüdigers vom 16.11.37 an Rocker; IISG: Rocker-Archiv, corr. Rüdiger.
90.) Schreiben Rüdigers vom 9.12.37 an "liebe Freunde";    ebd.
91.) Schreiben Rüdigers    vom 22.1., 2.2., 16.4. und 29.4.38 an Rocker; ebd.
92.) Schreiben Rüdigers vom 5.4.39 an Rocker; ebd.
93.) Briefe Partos vom 14.7., 2.11.37 und undatierte Abschrift eines Briefes von Karl Korsch; IISG: Nachlaß Korsch, corr. Partos.
94.) Schreiben Rüdigers vom 2.2.38 an Rocker; IISG: Rocker-Archiv, corr. Rüdiger.
95.) Schreiben Rüdigers vom 4.2.39 an Rocker; ebd. - Souchy: "Vorsicht: Anarchist!", S. 122.
96.) Rüdiger: El anarcosindicalismo..., S. 8 ff., (Zitat) 23.
97.) Helmut Rüdiger: Ensayo critico sobre la Revolución Española, Buenos Aires 1940, S. 38 f.
98.) Ebd., S. 45 ff.

Aus: Patrik von zur Mühlen - Spanien war ihre Hoffnung. Die deutsche Linke im spanischen Bürgerkrieg 1936-39. Verlag neue Gesellschaft 1983. Digitalisiert von www.anarchismus.at


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