Clara Thalmann - Brief aus Spanien: Barcelona, 3. August 1936
Lieber Genosse Brupbacher,
Sie werden überrascht sein von unbekannter Seite etwas zu hören zu bekommen. Ich schreibe in der Hoffnung Ihnen Neues und Einzelheiten zu berichten, die Sie interessieren. Wir, zwei Genossen u.-in, haben das Glück gehabt in Barcelona sein zu können, allerdings als schon die Hauptkämpfe vorüber waren. Immerhin haben wir noch soviel gesehen und gehört, daß wir viel zu erzählen wissen.
In der CNT hat man uns gesagt, daß man Ihnen Material geschickt hat. Die CNT und FAI ist natürlich in Catalonien die größte und maßgebenste Organisation. Sie hat praktisch die Regierung in den Händen, ohne die CNT kann die Regierung nichts unternehmen. Die 2. Partei ist die der POUM, die vereinigten Marxisten, KPO und Trotzkisten. Sie hat eine unglaubliche Aktivität entwickelt und ist die Partei, die der Bewegung politisch am besten gewachsen ist neben den Anarchisten; die KP und SP haben sich organisatorisch vereinigt und lassen in dem Moment, wo die Arbeiter noch auf der Strasse kämpfen, die Demokratische Republik hochleben. Sie (KP, Anm.) spielt hier allerdings keine große Rolle, aber es ist doch interessant, daß sie sich brüsten 3 Vertreter in der Regierung zu haben. Und glauben nun im Fahrwasser der Reformisten riesiges zu leisten. Sie sind zur regierungstreuen Partei geworden und nennen es Volksfrontregierung mit 13 Linksrepublikanern und 3 Sozialisten in der Catalanischen Regierung.
Die CNT und die POUM geben die Losung der Räte aus, lassen aber diese Regierung bestehen, weil sie glauben, daß die spanische Konterrevolution noch zu gefährlich ist um eine Räteregierung auszuüben.
In Catalonien wäre sie möglich und die Arbeiter haben faktisch auch die Strasse und das ganze Leben beherrscht. Jetzt geben sie eine Position nach der anderen preis. Es war ein glänzendes Bild in ganz Catalonien, alle Autos wurden beschlagnahmt und die Arbeitermilizen sausten wie die Verrückten in der Strasse herum und zeigten das volle Machtbewußtsein. Der gute Bürger zeigte sich nicht mehr auf der Strasse oder er ging dann immer mit ängstlichem Gesicht und mit erhobener Faust herum. In allen Dörfern, die wir passierten von Port-Bou bis hierher, waren alle Kirchen und Klöster in Brand gesteckt und an vielen Orten die Priester getötet. In vielen Kirchen hat man Waffenfunde gemacht und viel Geld geholt. Aus den strategisch wichtfgsten Punkten haben die Faschisten aus den Kirchen geschossen, und auch dort sich geschützt und versteckt. Deshalb die Volkswut gegen alles Kirchliche, man hat alles was nach Kirche und Kloster roch ausgeräuchert.
Wir haben gesehen, wie von Wohnungen von Curés alles rausgeschmissen und verbrannt wurde. Aber auch gar nichts wurde verwendet oder genommen. Alte und schöne Möbel hat man verbrannt auf den Strassen, und mit Freude haben die Spanier diesen Scheiterhaufen umstanden und Witze darüber gemacht.
In Barcelona war der Kampf außerordentlich schwer. Die Soldaten schwärmten am Sonntag den 19. Juli morgens um 5 Uhr aus, besetzten die strategisch wichtigsten Punkte, mit dem Ruf "Viva la Republica". Sie wurden sehr viel von den Offizieren belogen und wie die Arbeiter am Anfang fast ohne Waffen in das Maschinengewehrfeuer stürzten - mit dem gleichen Rufe - waren die Soldaten erstaunt und man soll Szenen erlebt haben, wo sich die Arbeiter in das Feuer stürzten und die Soldaten nicht standhalten konnten und sich hinter den Maschinengewehren und Kanonen umarmt haben, mit dem Ruf "Viva la República".
Uns haben das die Milizen selbst alles erzählt, die selber im Kampf waren, und sich heroisch gewehrt haben. Am 2. Tag erst gelang es ihnen die Kaserne hier zu erobern und Waffen heraus zu holen. Die Offiziere hat man an Ort und Stelle meistens sofort erschossen. Die Soldaten haben auch dann mit den Milizionären gekämpft. Republikaner - kann man mit gutem Gewissen sagen - haben nicht mitgekämpft, und sind zu Hause geblieben.
Die Frauen haben unermüdlich Barrikaden errichtet, und zum Teil mitten im Gefecht gestanden. Die meisten sind requiriert worden, um in den Spitälern Hilfe zu leisten.
Im größten Spital von Barcelona sind die Nonnen einfach davongelaufen, haben die Kranken liegengelassen und sich gerettet. So ist folgender Fall vorgekommen. Nachdem die Strassenbahnen wieder ihren Betrieb unter der Kontrolle der CNT aufgenommen hatten, hatte ein Milizionär eine Nonne wieder in der Bahn erkannt und ihre Begleiterin und Begleiter sofort verhaftet. Zwei Nonnen - sie waren geschminkt und höchst weltlich gekleidet - man hat alle drei untersucht und sehr viel wertvolle Gegenstände bei ihnen gefunden, Schätze aus dem Kloster, die sie mitlaufen ließen. Alle drei hat man dann erschossen. Sehr viele sollen jetzt in Zivil herumgehen und sich bei reichen Leuten aufhalten.
Jede Nacht sind noch Schießereien, wo man Hausdurchsuchungen macht bei reichen Spaniern und gleich alles erschießt, was verdächtiges Material bei sich hat. Das sind keine Greuelmärchen, ich weiß das von einem Genossen, der hier mitmacht. Ich finde das auch in Ordnung so. In einer der schönsten Kirchen von Barcelona bei der Rambla haben sich die Faschisten sehr lange gehalten und es hat sehr viele Opfer gekostet, bis sie erobert war. Diese hat man dann aber so gründlich ausgeräuchert, daß nichts mehr als 4 kahle Wände zu sehen sind.
Es wird erzählt, daß beim Ausräumen eines Klosters, obwohl sehr viele Mönche und ein hartes Feuer gegen die Arbeiter eingesetzt war, kein einziger mehr darin gefunden wurde und man behauptet, daß sie alle durch einen unterirdischen Gang entflohen seien und bei einem nahen Dorf Barc, herausgekommen seien. Ein anderer unterirdischer Gang soll tatsächlich gefunden worden sein und es sollen sich noch Aufständische darin befinden. Den hat man von beiden Seiten nun verschüttet. Und die Aufständischen darin müssen verhungern.
Auf allen wichtigen Plätzen, vor allem dem Plaza Cataluña beim Telefon- und Telegrafenamt hat es einen harten Widerstand gegeben und sieht man noch Kanonenschüsse-Einschläge, und hunderte Einschüsse von Maschinengewehren. Dort hat die Guardia-Civil die Operation geleitet, haben sie geschickt auf die Pferde der Artillerie geschossen, so daß eine ungeheure Verwirrung unter den Aufständischen ausbrach und die Pferde dienten als Barrikaden. Man hat dann wirklich keine Zeit gehabt, alles wegzuräumen und hat dann alles nach 2 Tagen auf dem Platze selber verbrannt.
In den Strassen sind immer noch Barrikaden und werden mit Liebe von den Arbeitern bewacht. Die ersten Tage hat man überall Guardia-Civil und Guardia d'asalto mit den Arbeitern auf der Strasse in den Autos gesehen. Heute sind die Guardia-Civil zurückgezogen worden in ihre Quartiere, aber die Guardia d'asalto sind vollkommen zersetzt, das heißt heute immer mit Arbeitern zusammen, das scheint mir wichtig, auch sie erheben die Faust zum Gruß, was die Guardia-Civil nicht tut.
Kein einziges Kloster wurde in Barcelona verschont und in vielen hat man Mumien ausgegraben, die Geschichte erzählen. Manche scheinen erwürgt worden zu sein usw.
Die Milizen haben sehr gut im Vertrieb der Lebensmittel gesorgt, man hat manches große Hotel requiriert und diesselben Köche mußten für die Arbeiter kochen, was sie früher für die großen Herren kochten. Im Hotel Ritz sitzen die Milizionäre in feinen Polsterstühlen und lassen sich die feinsten Sachen an weißen Tischen servieren, die sie sich nicht einmal träumen ließen. Das ist ein großartiges Bild, diese schmutzigen Gesellen, die sich über eine Woche nicht Zeit hatten zu waschen und vielleicht zwei Stunden im Tage schlafen konnten, an den Tischen zu sehen, wie sie sich ganz groß benehmen und ihren gesunden Witz über dies und jenes machen, was ihnen noch fremd ist. Auch wurden die Familien der Milizionäre und Arbeiter in den großen Hotels verpflegt, und die Wirte mußten mit saurer süsser Miene die Leute verköstigen und waren froh, daß man ihnen nicht alles genommen hat.
Die Organisationen haben sich die schönsten Häuser genommen und sich darin eingerichtet. Die CNT das größte und schönste des Textilunternehmungs-Syndikats... Alles sitzt in feinen Sesseln, und freut sich kindlich, wie die Spanier sind.
Ein lustiges Bild haben wir gesehen, wo 2 Milizen die Barrikaden auf 2 Seiten bewachten, in Schaukelstühlen mit geschultertem Gewehr sich gemütlich schaukelten, als wäre es ein Spiel so eine Revolution. Sie behängen sich mit allem Roten, was sie auftreiben können, und es paßt zu ihnen.
Es ist ein herrliches Bild wie sich die Bürger benehmen, scheu und freundlich und die Arbeiter stolz und sicher. Alles was möglich ist bemalen sie mit Hammer und Sichel und alle Autos haben soviele Organisationen es gibt die Initialen aufgemalt. So daß man die Farbe des schönsten Autos manchmal nicht erkennen kann.
In den ersten Tagen gab es wahnsinnige Unfälle von Autos. Allein in einem Spital sind 30 Tote wegen Autounfällen passiert, weil sie wie die Verrückten gefahren sind und sich auf den kleinen Autos auf dem Dache, wo überhaupt Platz war, mit den Gewehren postiert haben. Jetzt ist alles besser organisiert und kann nur noch fahren, wer unbedingt muß und 3-4 Stempel hat. Der Placa de Toros ist voll mit kaputten Autos und die Zeitungen ließen eine Notiz veröffentlichen, daß alle aufgeführten Namen von Autobesitzern ihre Autos dort abholen könnten. Die Wenigsten sind allerdings noch zu gebrauchen, es will aber zeigen, wie nobel die Revolutionäre sind, daß sie die Autos gewillt sind zurückzugeben, die sie nicht mehr brauchen können.
Die Ausländer haben hier eine unheimliche Angst ausgestanden und sind ja viele geflüchtet. Einige Schweizer haben wir getroffen voller Angst um ihre Geschäfte, waren aber doch zu habgierig um wegzureisen, was uns persönlich großen Spaß gemacht hat, ihnen zu sagen, daß natürlich alles genommen wird, was an Produktionsmittel vorhanden ist, und voller Abscheu haben sie uns den Rücken gekehrt, daß es solche Schweizer geben kann, die solche ketzerischen Auffassungen haben können.
Cigaretten gab es fast keine mehr zu kaufen, die Milizen haben fast alles beschlagnahmt und geordnet unter sich jeden Tag verteilt. Überhaupt, was Verpflegung anbelangt, war es sehr gut organisiert, keinen Tag hat es gestockt in dieser Millionenstadt. Das ist allerhand für einen fast 14-tägigen Generalstreik. Die Eisenbahnen und alle öffentlichen Verkehrsmittel haben die CNT und FAI und UGT beschlagnahmt und kursieren vollkommen normal unter ihrer Kontrolle.
Einige interessante bürokratische Einzelheiten, die wir erlebt haben auf der CNT. Wir wollten photographieren, dazu hat uns die POUM die Autorisation erteilt. Bei den Barrikaden der CNT ließen sie diese Autorisation nun nicht gelten, sind wir zur CNT gelaufen, dort ließ man uns an eine bekannte Größe vor, Souchy. Er begehrte mal vorerst auf, daß er keine Zeit habe, sich damit zu befassen, und holte sich eine Sekretärin, die das erledigen sollte, erzählte ihr die ganze Sache und führte uns und sie in ein anderes Bureaux, dort erklärte er die Sache noch einmal. Wir zeigten ihm den Ausweis der sozialistischen Jugend Schweiz, dann fragte er uns dreimal sind sie keine Kommunisten, wir verneinten erstaunt, er betonte dann, nämlich wissen Sie die Kommunisten schreiben, daß sie die ganze Revolution gemacht hätten, und dabei haben wir doch unser Blut vergossen. Wir mußten im Stillen über die Frage lächeln, denn die Arbeiter haben alle gekämpft und keiner hat erst nach dem Mitgliedsbuch gefragt auf der Barrikade. Er verwies uns also in ein anderes Bureaux, wo er versicherte, daß wir die Autorisation bekommen sollten, und daß wir möglichst viel von der CNT aufnehmen sollten, dort warteten wir eine Stunde. Ich habe dann doch noch einmal intervenieren müssen um endlich den Stempel zu bekommen, der Souchy war noch einmal da, und letztendlich hat uns dann einfach ein Arbeitermilizionär einen Stempel auf unsere Jugendkarte gemacht, die jetzt uns die Möglichkeit gibt, überall hineinzukommen, wo die CNT herrscht. Und gerade das wollte Souchy nämlich nicht. So geschehen amüsante Dinge, die uns überall erzählt werden, eine unheimlich ungeschickte Bürokratie.
Im Innern des Landes sind noch heftige Kämpfe und wir versuchen uns in die Miliz anzumelden, was seine Schwierigkeiten hat, aber wir hoffen doch angenommen zu werden. Es sind rührende Szenen vorgekommen, wo sich alt und jung meldete und nach Zaragoza wollten, die nicht angenommen wurden wegen verschiedenen Gründen. Arbeiter haben geweint und geschworen, daß sie doch fahren werden. Der Opfermut ist hier unbeschreiblich und begeisternd, echt spanisch.
Was hier fehlt, das ist eine politische klare Übersicht, in Catalonien herrscht eine unglaubliche Anarchie. In den Dörfern wissen sie nicht genau, was sie machen sollen. Die einen nehmen Land, die anderen gehen wieder zur gewöhnlichen Arbeit zurück. Die CNT und die POUM geben die Losung der Landverteilung heraus, aber es ist nicht organisiert. Nicht eine Partei hat die Losung der proletarischen Diktatur herausgegeben, weil sie die Intervention fremder Mächte fürchten, die anderen die Faschisten zu stark halten. Praktisch ist es so, daß weder die Generalidad und die Regierung herrscht noch die Gewerkschaften ihre Macht ausüben. Eine vollkommene Verwirrung und Unsicherheit. Die Generalidad fürchtet eine Diktatur, und die Arbeiterorganisationen halten sich noch zu schwach dafür. Die CNT hat in der gestrigen Zeitung die Toleranz der neuen Regierung ausgesprochen und predigen ganz gegen ihre Art die Vernunft. Es herrscht ein Doppelregime das irgendeine Lösung finden wird, wenn die Kämpfe im Lande entschieden sind.
Die vereinigte Partei der SP und KP künden nicht laut, aber sie lassen es durchblicken, einen Kampf gegen die Anarchisten (an), es haben sich Genossen uns gegenüber geäußert, daß der nächste Kampf nicht gegen die Regierung der Demokratie gehen wird, aber gegen die Anarchisten, die vernichtet werden müssen um eine wahre Demokratie zu errichten; das entspricht ja ihrer Linie und wird sich nach der Geschichte gleich Noske entwickeln, nur daß sie hier in Barcelona und Katalonien tüchtig aufs Dach bekommen werden.
Nach unserer Meinung wäre das richtige mit den Anarchisten die Losung zu vertreten alle Macht den Räten und nachher wird sich die reale Tatsache erweisen, daß zur Übernahme der ganzen Macht die Diktatur errichtet werden muß. Das ist der einzig gangbare Weg, der sich nicht zur hirnverbrannten Schlächterei der Kommunisten gegen die Anarchisten ausarten wird. Dieser Kampf muß wahrscheinlich gegen die KP und SP geführt werden, soll es zur Verwirklichung der Diktatur kommen.
Was wohl Rußland schreibt und tut, möchten wir gerne wissen. Bis jetzt haben wir keine Ahnung, was sich in der übrigen Welt abspielt, denn wir haben noch keine ausländischen Zeitungen hier außer die Depesche von Toulouse, frz. Ztgen.
International ist ja diese Revolution von ungeheurer Bedeutung und kann es noch zur größeren werden, wenn die Arbeiter wirklich die Macht übernehmen. Ein Aufschwung der internationalen Arbeiterbewegung und erneute Konflikte im Völkerbund, dem Zentrum der europäischen Mächte.
So jetzt Schluß, ich habe nach meinem Vermögen geschrieben und sind auch viele Fehler und ein mangelhaftes Deutsch, so habe ich versucht Ihnen doch zu berichten, wie ich es als Arbeiterin versuche zu verstehen. Seien Sie so gut und antworten Sie mir auf meine Zeilen.
Indessen revolutionäre Grüße aus dem unterwühlten Spanien.
Adresse: Klara Thalmann, Poste Restante, Barcelona.
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Anmerkung Clara Thalmanns vom 20.0ktober 1984
Cher ami Wolfgang,
Hier endlich den Brief an Brupbacher, den ich dir versprochen habe. Seit unserer Rückkehr der anregenden und aufregenden Woche in Venedig, hatte ich kaum Zeit zu schreiben, noch zu lesen. Es kamen Spanier, Deutsche und Schweizer bei mir vorbei. Jetzt sind die meisten wieder abgereist und es heißt jetzt meine Korrespondenz langsam wieder in Ordnung zu bringen. (...)
Den Brief schrieb ich direkt noch während den letzten vereinzelten Strassenkämpfen in Barcelona an Fritz Brupbacher. Ich schätzte Fritz Brupbacher sehr. Im Bildungszirkel der Kommunistischen Jugend hörte ich viele seiner lebendigen interessanten Vorträge, über die Geschichte der Arbeiterbewegung unter anderem Bakunin, Kropotkin, Anarchosyndikalismus etc. Später veröffentlichte er seine politischen Erfahrungen im Buch "60 Jahre Ketzer" (Verlagsgenossenschaft Zürich).
Mein Brief ist ein Ausdruck des momentanen Erlebens und entstanden unter dem Druck der damaligen Ereignisse, angefüllt mit Emotionen - eine Zusammenfassung von Gefühlen, Begeisterung und Hoffnung; endlich teilnehmen zu können, im Kampf gegen Faschismus für unser Ideal: für eine soziale gerechtere Gesellschaft zu kämpfen.
Der Brief erhebt keinen Anspruch auf geschichtliche Objektivität. Deshalb soll das Dokument ungekürzt und unverändert erscheinen. Heute finde ich es gar nicht mehr in Ordnung, daß man zum Beispiel die Nonnen und Verdächtige sofort erschossen hat. Dies passierte in der Atmosphäre der Kämpfe und war Ergebnis von wütender Entladung der aufgestauten Ohnmachtsgefühlen von Generationen gegen Ausbeuter und (Putschisten) Faschisten.
Die anarchistische Zeitung "Solidaridad Obrera" führte nach den ersten Tagen eine energische Kampagne gegen diese Racheakte, als unwürdig eines Anarchisten und forderte legale Prozesse. Sowie die Anarchisten und Republikaner später nie Massenmorde verübten, wie dies die Franco-Faschisten verbrochen haben. In Badajoz 10.000 Menschen in die Arena trieben, in Zaragoza 30.000 mit Maschinengewehren ermordeten.
Ich halte heute nichts mehr von der Theorie der Diktatur des Proletariats. Sondern denke an ein von unten gewähltes und kontrolliertes, föderatives Rätesystem.
Aus: Medienwerkstatt Freiburg (Hg.): Die lange Hoffnung. Erinnerungen an ein anderes Spanien. Trotzdem-Verlag 1985 (1. Auflage). Digitalisiert von www.anarchismus.at mit freundlicher Genehmigung des Trotzdem-Verlags.