Joaquín Ascaso - Ökonomie und Revolution. Spanien 1938
Der Brief von Joaquín Ascaso vom Januar 1939
Die Umstände, die stärker sind als die Menschen mit ihren Entscheidungen, führen dazu, dass ich heute das Schweigen breche, dass ich mir selbst auferlegt hatte. Dass ich mich mit diesem Brief an die anarchistische Bewegung wende, liegt vor allem daran und das möchte ich klarstellen, dass der Anarchist, der ich war, angeekelt ist von der Position einiger Männer, die im Namen der selben Ideologie sprechen, aber die Ideen, die ich als Kind mit meiner Muttermilch aufgenommen habe, leben zeitlos im Inneren meines Seins weiter.
Ich werde nicht versuchen mich mit Tatsachen oder persönlichen Verhaltensweisen zu rechtfertigen, da ich nicht vergesse, dass die Geschichte, auch wenn die Karrieristen und Schmarotzer des Drunter und Drüber versuchen sie zu verbiegen, immer durch die Realitäten gemacht und nicht geschrieben wurde, die die Menschen erkämpft haben.
Das aufgewühlte Wasser des Auges verdunkelt die Netzhaut, aber wenn diese vorher sauber war und mit einem bisschen weisen Warten, werden wir genauso gut sehen können wie zuvor. Der Dreck existiert nur dort, wo er kleben bleibt und deswegen werde ich mein persönliches Verhalten nicht rechtfertigen, da meine Moral und meine Taten noch so sauber sind wie am ersten Tag in meiner Jugend, als ich mich den anarchistischen Ideen anschloss, trotz all des Drecks, mit dem ich beworfen wurde.
Also gut, da mein Leben sich dem Ende nähert, möchte ich nicht, dass man morgen sagt, dass ich mit meinem beharrlichen Schweigen einen Fehler begangen hätte, da dieses als eine stillschweigende Anerkennung der gegen mich erhobenen ideologischen und materiellen Anschuldigungen erschien.
Ich öffne also mit diesem Brief eine große Unterbrechung meines Schweigens und hoffe einzig und allein, dass die, die ihn lesen und diskutieren dies unparteiisch tun, wenn er es denn verdient und dass die Dinge eine Auflösung erfahren, oder auch nicht, die bis jetzt mit derartigem Eifer gesucht wurde und dass in Zukunft absolut klar sei, wer seine Pflicht erfüllt hat. Eins möchte ich klarstellen: Ich werde keine Vorwürfe erheben; ich werde nur Tatsachen schildern, die sich im vollen Ausmaß leicht überprüfen lassen werden und ich werde zufrieden sein, wenn sie als eine Erfahrung für die Zukunft dienen werden. Ich will vor allem, dass ein jeder die Position einnimmt, die sein Bewusstsein fordert, sobald er die Tatsachen kennt...
Bis Mai 1936 hatte die CNT nicht konkret entschieden, wie eine Gesellschaft, die auf dem Libertären Kommunismus beruhen sollte, sich entwickeln könne. Erst auf dem Kongress, der in diesem Monat in Zaragoza stattfand, nahm, realistisch und utopisch, das Sehnen sämtlicher anarchosyndikalistischer Aktivisten Spaniens Form an...
Verblendet durch die fixe Idee der Revolution waren alle unsere Anstrengungen auf dieses Ziel ausgerichtet, was uns einerseits körperlich verschliss und uns andererseits daran hinderte mit dem Hirn die Lücken zu füllen, die unser Programm enthielt. Nach einer ununterbrochenen Serie revolutionärer Kraftanstrengungen gegen das bestehende Regime, ließen wir diesen Kollaps hinter uns, der engstirnig war in seiner revolutionären und ideologischen Konzeption, was es möglich machte, dass das Hirn zu seinem Recht kam und, wie ich sagte, einen einstimmig angenommenen Antrag über den möglichen Aufbau des Libertären Kommunismus hervorbrachte. Im Prinzip war dies das Streben der gesamten anarchistischen Bewegung Spaniens, das mit dem Gefühl der Gewerkschaftsbewegung, die in der CNT konzentriert war übereinstimmte. (...)
Als wir uns noch nicht von den vorangegangenen Aderlässen erholt hatten, kam der faschistische Putsch vom Juli 1936. Aber obwohl wir uns noch nicht ganz erholt hatten, waren wir in jeder Hinsicht die stärkste Kraft unter den antifaschistischen Organisationen. Konnten sich in diesen Momenten die CNT und der spanische Anarchismus völlig der Situation anpassen? Ohne zu zögern können wir antworten: Ja! Hatten sie das Recht dies zu tun? Vom anarchistischen Standpunkt: Ja! Vom revolutionären Standpunkt: Nein! Ich glaube, es ist nicht nötig dies ausführlich zu erläutern, was wie ein Widerspruch erscheint.
Ich werde mich darauf beschränken hervorzuheben, dass während ein permanenter Revolutionär die verschiedenen Etappen einer Revolution akzeptieren, verteidigen sowie antreiben kann und muss, ein Anarchist, als solcher, nur eine Etappe erkennt, während der er alle Hindernisse und Unwägbarkeiten überwinden muss, die die Reaktion für ihn bereithält. Der spanische Anarchismus entschied sich – mit einigen ehrbaren – Ausnahmen für den Gewerkschaftsweg, den Anarchosyndikalismus; das heißt, für den revolutionären Geist fast der gesamten Mitgliedschaft, genau deswegen, weil sie immer mehr revolutionär als anarchistisch war. Trotz all dem leugne ich keinesfalls dass der ideologische Entwurf, der auf dem erwähnten Kongress mit dem Hirn erreicht wurde, dazu führte, dass die CNT und die FAI, die sich in allen Regionen unmittelbar nach dem Beginn des Putsches versammelt hatten, als klaren Bruch mit der Regierung sofort den Nationalen Verteidigungsrat und Regionale Verteidigungsräte bildeten. Diese waren ökonomisch-politische Organismen, die in ihrem Wesen und ihrem Verhalten, die reale Ausformung der freien Kommunen darstellten, die sich in Landkreisen, Regionen und der Nation zusammenschließen, was der libertäre Kommunismus zum Ziel hatte. Vom revolutionären Standpunkt aus wurde der gesamtgesellschaftlich umstürzlerische Aspekt unserer Möglichkeiten abgelehnt um zu verhindern, dass der internationale Kapitalismus uns gewaltsam niederschlagen würde, aber der oben erwähnte Beschluss ging davon aus, wir könnten zeigen, dass wir fähig wären eine verfallene Gesellschaft „aufzusaugen“ indem wir Tag für Tag unsere fruchtbare und konstruktive Arbeit leisteten mit dem enormen Willen zur Gewinnung von Genossen, wie wir sie so oft in unseren Klassenkämpfen erbracht hatten.
Die Wirksamkeit unserer ideologischen Konzeptionen musste auf die harte Probe gestellt werden und es musste die lebendige Wirklichkeit dieser Konzeption bewiesen werden um mit ihrem Triumph die Vorwürfe, die uns die Bruderorganisationen auf den internationalen Kongressen gemacht hatten, zu widerlegen. Meiner Meinung nach sowie mit aller Unparteilichkeit und obwohl ich persönlich betroffen bin, wegen der der Aktivitäten, an denen ich in ihr beteiligt war, rettete nur eine Region die Ehre des spanischen revolutionären Anarchosyndikalismus angesichts des pseudo-revolutionären Scheidewegs des Juli 1936, der schnell zu falschen Kursbestimmungen führte, vor allem bei denjenigen, die in ihrer Propaganda die absolute Überzeugung verbreitet hatten, es gebe nur einen und direkten Weg ...
Aragón, eine hauptsächlich durch die Landwirtschaft geprägte Region, die über keine anderen Vorteile verfügte als ihre bewiesene Unfähigkeit Politik zu machen; vielleicht wegen ihrer mangelnden Eignung, aber vor allem weil das Herz und die Gefühle durch den Instinkt mehr verlangten als das mechanische Hirn der anderen Regionen, reagierte mit Enthusiasmus auf die Herausforderung des Augenblicks indem sie ihren revolutionären Geist mit ihrem intuitiven ideologischen Ehrgeiz eng verband...
Durch einen glücklichen Zufall fanden sich in dieser Region Menschen, die sich weder durch eine momentane Situation einschränken ließen noch durch Fata Morganas einer problematischen Zukunft. Der Realität objektiv gegenüberstehend, drangen sie bis auf ihren Grund vor und schrieben so eine Seite in der Sozialgeschichte, die wohl kaum übertroffen werden wird, jedenfalls nicht durch irgendeine zeitgenössische Revolution...
Nur Aragón schuf seinen Rat, wie es einem anarchistischen Prinzip entspricht und mit revolutionärer Elastizität, die der Augenblick erforderte, das heißt durch Mehrheitsentscheidung auf der Versammlung der Gewerkschaften in Bujaraloz. So gaben die Anarchisten dem Rat die politische Legitimität, die dazu führte, dass die restlichen Antifaschisten sich ihm ohne Gewalt anschlossen, so dass vermieden wurde den internationalen Feind zu alarmieren. (...)
Das Nationalkomitee der CNT, das der Meinung war, es müsse sich den allgemeinen (?) Interessen beugen, kämpfte für Ministerposten in der Regierung. Die revolutionäre Wildheit ordnete sich den Umständen unter, pulverisierte ihre politischen Überzeugungen und verlor sich in den Wegen der Regierung.
Aragón kümmerte sich nicht um die ironischen Worte und sogar Beleidigungen (wie Regierungchen) der eigenen Genossen und setzte seinen Weg unerschrocken fort, auch wenn sie wegen des Unverständnisses des Restes Abstriche von ihren ursprünglichen Zielen machen mussten. Aber selbst so, zu geschwächt um alles zu verwirklichen, wovon sie geträumt hatten, machten sie sich daran um die Herzen und Hirne zu kämpfen...
Nachdem der ganze Staatsapparat zusammengebrochen war, unternahm diese Region entschiedene Anstrengungen, damit er nicht wiederbelebt würde und widmete sich mit voller Kraft dem Aufbau einer neuen politischökonomischen-sozialen Struktur.
Unterstützt von einer Reihe von Männern wie Durruti, Ortíz, Jover und der Vielzahl von guten Aktivisten, die sie umgaben, begann der Consejo (Rat) de Aragón mit den Enteignungen und ermöglichte so die enorme kollektive Organisierung, deren Grundprinzipien Solidarität, gegenseitige Hilfe und Brüderlichkeit waren. Es war eine gesteuerte Wirtschaft, aber bestimmt durch die drei ökonomischen Postulate und damit wurde folgendes vermieden:
- Der Aderlass durch die Geldverleiher anderer Regionen und auch solcher aus Aragón
- Die individuelle oder kollektive Bereicherung einer kleinen Gruppe, die zum Elend anderer führt
- Die Herausbildung pseudobourgeoiser Interessen mit einer parasitären Bürokratie
Zeigen wir den Unterschied auf... In Katalonien begann die Kollektivierung auf eine etwas unüberlegte Art und Weise, so dass es dazu kam, dass innerhalb einer Industrie die Arbeiter einer kollektivierten Fabrik, wenn sie auf deren Reichtümer in Geld und Materialien stießen, was sie vom ersten Tag an in eine hervorragende Lage versetzte, sie sich ein Lebensniveau sicherten, wobei sie ausschließlich an ihre eigene Lage dachten.
Eine andere Fabrik der selben Industrie, und gleichfalls kollektiviert, aber arm an Reserven und Material, zahlte den gleichen Lohn wie die erste, aber da ihr die Mittel fehlten und ohne die Hilfe der ersten Fabrik, die ihren Überfluss für sich behielt, musste sie irgendwann ihre Tore schließen. Später wurden einige dieser Arbeiter, die ironischerweise in Revolutionszeiten so etwas ähnliches wie eine Aussperrung durchmachten, auf den Rest der kollektivierten Fabriken verteilt, die die ausreichende Zahl von Arbeitern hatten, was eine dumme Belastung für sie darstellte und die anderen erhielten in ihrer erzwungenen Arbeitslosigkeit eine Rente, die fast genauso hoch war wie der Lohn, den die erhielten, die arbeiteten, was eine neue und noch teurere Belastung war, weil daraus kein Nutzen hervorging, was den schnellen Niedergang der kollektivierten Industrie mit sich brachte. (...)
Wenn man sich dazu noch klarmacht, dass jedes Kollektiv innerhalb der selben Industrie seine Produkte nach Lust und Laune verkaufte, so dass es sich mit den anderen einen lächerlichen Konkurrenzkampf lieferte, was dem Allgemeinwohl schadete, haben wir hier in all seiner Einfachheit die Erklärung für das fast komplette Scheitern der katalanischen Kollektivierung.
Angesichts dieses Chaos formulierte Aragón folgende Wirtschaftspolitik: Der Wirtschaftsrat hatte ein Buch, das für alle Kollektive einzusehen war und subventionierte mit dem Überfluss der einen das Elend und die Armut der anderen. Nach einer gewissen Zeit wurden diese Kredite zurückgezahlt, die in einer unendlichen Kette weiterhin zur Schaffung anderer Einkommensquellen dienen würden. (...)
Was die Industrie betraf, so erlaubte der Rat nicht, dass sich die Arbeiter einer Fabrik zu deren Eigentümern machten, wie es eine falsche Interpretation des Kollektivismus vorsah. Der Consejo de Aragón akzeptierte ihre logischen Forderungen, d.h. einen ausreichenden Lohn um ihre Bedürfnisse zu befriedigen, aber die Dividende des Profits wurde für den ökonomischen Aufstieg der ganzen Region verwandt. Er brauchte keine Rente an Arbeitslose zu zahlen, sondern, im Gegenteil, sondern stellte den Kollektiven die Rohstoffe zur Verfügung, an deren Mangel sie litten und gründete neue Wirtschaftszweige, an die niemand zuvor gedacht hatte. (...)
Es gab keinerlei Konkurrenz beim Verkauf ihrer Produkte, weil die Preise durch den Consejo festgelegt wurden, dies galt auch für den Ankauf (von Rohstoffen). Die Kollektive lehnten sich gegen diese Maßnahmen nicht auf, im Gegenteil, sie wurden wohlhabend, während sie gleichzeitig Solidarität praktizierten. (...)
Die Exporte, ins Ausland, die vom gesamten Consejo organisiert wurden, hielten im Ausland den guten Ruf der kommerziellen Verantwortlichkeit aufrecht und machten es möglich, dass es im August 1937 in Aragón an nichts mangelte mit Lebensunterhaltskosten auf dem selben Niveau wie im Juli 1937. Katalonien verkaufte seiner Zivilbevölkerung Kaffee und Kabeljau aus dem Ausland zu jeweils 30 bzw. 9 Peseten. Aragón, das diese Produkte bei der selben ausländischen Firma kaufte, konnte den gleichen Kaffee und den gleichen Kabeljau für jeweils 12 bzw. 3,5 Peseten an seine Bevölkerung verkaufen.
Bei den Inlandsprodukten bestand der gleiche Unterschied. Ein Beispiel: Die kollektivierten Minen Aragóns verkauften ihre Kohle ab Minenausgang für 60 Peseten die Tonne an die katalanische Regierung. Der Transport, der sich gänzlich in katalanischen Händen befand, erhöhte den Preis, in welchem Teil Kataloniens auch immer, auf 100 Peseten pro Tonne und der Wirtschaftsbeauftragte Kataloniens – Mitglied unserer Organisation – verkaufte diese Kohle an die kollektivierten Industrien seiner Region für 150 Peseten pro Tonne. Das heißt, das wirtschaftliche „redressment“ der Regierung der Generalitat fand auf Kosten der Kollektive statt, seien diese nun reich oder mittellos.
Im Einklang mit anderen Prämissen unserer Ideen unternahm Aragón entschiedene Anstrengungen um die Praxis des Tauschhandels nicht nur innerhalb unserer Region sondern auch mit dem Rest Spaniens zu verwirklichen. Dabei stießen wir auf den Widerstand unserer eigenen Genossen, die an der Regierung Kataloniens und der Zentralregierung beteiligt waren, was die allgemeine Entwicklung unmöglich machte.
Auf einer Wirtschaftsversammlung 1937 zwischen der Generalitat und dem Consejo de Aragón waren wir erstaunt, welche Lösungen uns der Wirtschaftsrat als Antwort auf unseren Vorschlag machte. (...)
Er wollte, dass Aragón ihm absolut all seine Produkte übergeben sollte ohne die auszunehmen, die ans Ausland verkauft wurden und Divisen einbrachten... Katalonien würde uns alles mit den schönen Geldscheinen bezahlen, die sie zu drucken angefangen hatten, damit wir damit später die Produkte der katalanischen Industrien kaufen könnten. (...)
Es ist offensichtlich, dass wenn diese brillante Lösung in keinem bürgerlichen Regime akzeptiert worden wäre, sie noch viel weniger in unserer sozialen Transformation akzeptiert werden konnte. Unsere Antwort war klar und einfach. Katalonien hatte seit Beginn des Krieges die Preise seiner Produkte um mehr als 100% erhöht. Aragón hielt an den selben Preisen wie vor dem Putsch fest und angesichts des Bankrotts Kataloniens schlugen wir den Tauschhandel von Produkten nach der gerechten Bewertung durch beide Seiten vor. Und ohne Egoismus schlugen wir auch die Bildung eines NATIONALEN WIRTSCHAFTSRATES vor.
Dieser Rat sollte aus einem Vertreter jeder Region bestehen und den Vorsitz sollte der Wirtschafts- und Handelsminister innehaben (der damals auch Mitglied der CNT (1) war). Er sollte sich aller Exportprodukte annehmen und mit den eingenommenen Divisen Produkte und Rohstoffe, die das antifaschistische Spanien nötig hatte, einkaufen und diese je nach Bedürfnis gerecht unter den Regionen verteilen. Mit diesem Wirtschaftsrat wäre die Konkurrenz im In- und Ausland vermieden worden, indem es nur eine einzige Nachfrage und ein einziges Angebot gegeben hätte, ebenfalls wären die Preise für den Transport deutlich gesunken, die extrem hoch waren, weil jeder für sich allein Handel trieb, es hätte einen Ausgleich zwischen den wohlhabenden und den armen Regionen gegeben und schließlich wäre so das libertäre föderale Programm verwirklicht worden, für das Aragón eintrat. Und es muss hier erwähnt werden, dass Aragón eine der Regionen mit den besten Exportmärkten war. Diese Idee, die mit dem Consejo starb, verwandelte sich 1938 in ein totalitäres Dekret Negríns zugunsten seiner Anhänger. (...)
Bezüglich des sozialen Aspekts war die Allianz zwischen CNT und UGT in Aragón 1937 eine unbestreitbare Realität, die in einigen Landkreisen bis fast zur faktischen Vereinigung führte, aber immer mit der ideologischen Überlegenheit auf unserer Seite. (...)
Die gute Politik des Nationalkomitees der CNT erreichte 1938 eine Allianz mit der UGT, die ich nicht ein Mal kritisieren will, weil der gesunde Menschenverstand von damals sie als Abtreibung bezeichnete.
Politisch gesehen musste der Consejo de Aragón, der aus einer einfachen Vollversammlung seiner Gewerkschaften hervorgegangen war, mit der unterschiedlichen antifaschistischen Zusammensetzung der Regierung der Generalitat und der Zentralregierung umgehen. Das tat er auch, aber ohne die Hegemonie zu verlieren, die ihm rechtlich zustand. (...) Die CNT vergaß dabei weder ihre Essenz, noch ihre ideologischen Postulate, noch ihre Macht und behielt im erwähnten Consejo jederzeit ihre Mehrheitsposition.
In der Region kam man schnell zur Bildung der (freien) Gemeinden, wobei die Gemeinderäte von den Volksversammlungen ernannt wurden, die sie auch jederzeit wieder absetzen konnten, wenn ihr Verhalten nicht den ihnen erteilten Aufträgen entsprach. (...) Und im selben Sinne gab es schon einen Aufruf von Seiten der Präsidentschaft des Consejos an alle Gemeinden mit Delegationen an einer Vollversammlung teilzunehmen sowie die politische und ökonomische Linie festzulegen, der der Consejo de Aragón zu folgen hatte. So wurde das libertäre Prinzip aufrecht erhalten, dass die Kommunen bestimmen und der Regionalrat auf seine Rolle beschränkt ist das Ganze zusammenzuhalten. So war die Gefahr des Totalitarismus völlig ausgeschlossen...
Zum Zeitpunkt der Auflösung des Consejo im August 1937 kontrollierte (!) dieser rund 600 libertäre Dörfer mit mehr als 500.000 Einwohnern und 4.619 Gemeinderäte regierten (!) die bis dahin befreiten Gemeinden. Nach politischen Organisationen verteilten sie sich wie folgt: CNT: 2.500, UGT: 1.500, Izquierda Republicana: 500, Partido Socialista: 50, Unión Republicana: 50, Partido Comunista: 19 (...) So sah die Realität aus und aus diesen Zahlen kann man seine Schlussfolgerungen ziehen...
Der eiserne Wille, mit dem ganz Aragón seine Hand- und Kopfarbeit leistete, führte dazu, dass die anfänglichen Kolonnen und späteren Divisionen an ihren Fronten – mehrheitlich solche der CNT – nicht die Moral verloren, weil sie einen großen Teil ihrer Ideale in der Realität verwirklicht sahen. Und sie schlugen sich immer durch mit Heldenmut, Enthusiasmus und Opferbereitschaft, trotz des materiellen Mangels, in dem man sie beließ...
Trotz dieser materiellen Sabotage schafften es unsere Kräfte voranzukommen ohne sich zurückzuziehen. Die Geringschätzung des (eigenen) Lebens resultierte aus den Realitäten, die der Kämpfer sah und berührte. (...)
Als der Consejo de Aragón aufgelöst war, die Kollektive aufgelöst waren, die Gewerkschaften geschlossen waren und ein großer Teil der Anarchisten auf andere Fronten zerstreut worden waren, strengt sich das angeekelte Aragón nicht im geringsten an um die peinliche Niederlage der Elitetruppen der KP und Negríns zu verhindern, die es dem Faschismus erlaubte ganz Aragón zu besetzen und in Katalonien und der Levante einzufallen. (...)
Die Ereignisse im Barcelona des Mai 1937 waren eine minuziöse Vorbereitung (zur Unterdrückung) der libertären Ideen durch die reaktionären Fraktionen und die KP. Ich werde nichts zu den Entwicklungen und traurigen Tatsachen in dieser Region sagen. Ich werde nur sagen, dass, was meinen Bericht betrifft, es nicht das erste Mal war, dass ich die verantwortlichen Komitees der CNT-FAI informierte und warnte.
Wir mussten in Aragón unvorstellbare Anstrengungen unternehmen um zu verhindern, dass fast die gesamte Zivil- und Militärbevölkerung nach Katalonien floh. Angesichts dieser Lage, der unglückseligen Lösung, die das Nationalkomitee und seine Minister vorbereiteten, versammelten wir – die Kommandanten der 26., 25. und 28. Division, der Sekretär des Regionalkomitees von Aragón und ich – uns in Bujaraloz und vereinbarten vom Nationalkomitee zu verlangen die politische Linie von vor der Maibewegung aufrecht zu erhalten sowie sofort die Mitglieder zu einer Vollversammlung aufzurufen damit diese die Linie festlege, der alle verantwortlichen Komitees und Männer auf Verantwortungsposten innerhalb der Organisation und der Politik zu folgen hätten. Wir erhielten eine zustimmende Antwort angesichts der Angst, wir würden die Front bis Katalonien ausdehnen. Aber das ist das Datum, an dem das Nationalkomitee seine Versprechen einhalten muss. (...)
Die Nicht-Antwort auf die Maiprovokation führte einige Tage später zum Rücktritt von Largo Caballero, zur Bildung der Regierung Negrín-Prieto zum ausschließlichen Vorteil der Kommunisten, dem Rücktritt der Vertreter unserer Organisation aus der Regierung der Generalitat zum Nutzen der PSUC, dem Beginn der Verleumdungskampagne gegen Aragón, die mit der Auflösung des Consejos im August 1937 ihren Höhepunkt erreichte, der Verfolgung und Inhaftierung der Aktivisten unserer Region und Kataloniens, der Vernichtung der Kollektive, die nur noch dahinvegetierten und sich auflösten und, was am schlimmsten war, zur Zerstörung der ökonomischen Struktur, deren Aufbau soviel Arbeit gekostet hatte in der großartigen Perspektive und Hoffnung, die sie für unsere Ideen in der Zukunft dargestellt hatte. (...)
Warum war die Auflösung des Consejo de Aragón möglich und warum wurde sie erlaubt? Den ersten Teil der Frage werde ich beantworten; die Antwort auf den zweiten Teil wird man vom Nationalkomitee der CNT-FAI einfordern müssen.
Warum war sie möglich: Ich glaube, dass es zu Beginn des Jahres 1937 war, dass an der französisch-spanischen Grenze zwei Personen in einem Auto von den spanischen Carabineros festgenommen wurden, in dem sie eine große Menge Gold und Juwelen versteckt hatten. Als ihre Identität festgestellt wurde, kam heraus, dass sie der Schatzmeister des Nationalkomitees und eines der Mitglieder dieses Komitees waren. Als sie mit dem Tode bedroht wurden, falls sie nicht sagten, wem dieser Schatz gehörte, antworteten sie mit der reinen Wahrheit ohne zu berücksichtigen, welchen Schaden sie der Organisation zufügen könnten, der sie angehörten. In einer unterschriebenen Aussage erklärten sie, dass dieses Gold und diese Juwelen dem Nationalkomitee der CNT-FAI gehörten und dass deren Generalsekretär sie ihnen übergeben habe, damit sie sie in Frankreich verkaufen sollten um mit ihrem Erlös Material und Produkte zu kaufen, die die Organisation benötige. Sobald das Nationalkomitee von der Festnahme und der Aussage seiner Mitglieder erfuhr, fürchtete es – zu Recht – dass die Kommunisten die Angelegenheit ausnutzen würden um die CNT in ein schlechtes Licht zu rücken. Der Anwalt Barriobero Herrán wurde vom Sekretär M. R. Vázquez ausgewählt um der CNT aus der Patsche zu helfen und dieser riet ihm einen Mann mit moralischem Kredit und einem offiziellen Amt mit der Sache zu vertrauen. Anscheinend fiel mein Name und der Sekretär erklärte mir die schlechte Lage, in der sich die CNT befand und den schlechten Eindruck, den es machen würde, wenn die Angelegenheit publik würde.
Mir wurden alle Arten von Garantien gegeben. Alles würde schnell erledigt werden, weil der Justizminister der Organisation angehöre und die Akte verschwinden lassen würde. Als leidenschaftlicher Aktivist meiner Organisation ließ ich mich darauf ein mich dieser Sache anzunehmen und ihr Image zu retten; überzeugt, dass, wenn ich ein Opfer brächte in einer Sache, mit der ich nichts zu tun hatte, dass die Anderen wenigstens ihre Pflicht tun würden...
Die Angriffe der Kommunisten und Sozialisten auf uns erreichten ihren Höhepunkt im August 1937 und auf einem Plenum der Regionen, das zu diesem Zeitpunkt in Valencia stattfand, wurde die schwierige Situation des Consejos vom Sekretär der Region, Chueca, und mir selbst dargestellt. Katalonien, Zentrum und Levante erklärten, sie seien entschlossen unsere Position mit allen Konsequenzen zu verteidigen. Aber der Sekretär des Nationalkomitees überzeugte diese Regionen, dass man nichts tun könne und dass es vorzuziehen sei Aragón zeitweise zu verlieren. „Weil unsere Kräfte unbedeutend waren“ im Vergleich zu denen, die die Regierung und die Kommunisten hätten und sie unausweichlich zerschlagen werden würden. (Eine derartig absurde Lüge, dass nur Agenten Moskaus sie vortragen konnten.)
Nach dem Ende des Plenums und als ich auf dem Heimweg nach Aragón war, entschlossen es zu verteidigen, wenn die Mehrheit in der Region es so wollte, wurde ich am Stadtrand von Valencia von der Polizei festgenommen, die zeigte, dass sie Schritt für Schritt über meine Absichten informiert war. Sobald ich festgenommen wurde, informierte ich den Anwalt Benito Pavón und den Sekretär des Nationalkomitees. (...)
Sowohl der Sonderrichter, der extra dazu ernannt worden war, als auch der Staatsanwalt der Republik, Ortega y Gasset, redeten mir zu die Anschuldigungen gegen mich nicht zu akzeptieren und meinen Ruf sowie meine politische Zukunft zu retten, die ihnen zufolge sehr glänzend sei, denn alle, sowohl die Regierung, als auch sie, wüssten, dass ich nichts mit der Straftat zu tun hätte, deren man mich beschuldige. Beging ich einen Fehler, als ich vor dem Richter darauf bestand für den Schmuggel des Nationalkomitees verantwortlich zu sein? Vielleicht gibt es jemanden, der das so sieht. Für mich zählte damals nichts anderes als meine Liebe zur Organisation, die meine Ideen vertrat. Also antwortete ich ihnen, dass sie ein Gewissen hätten und ich ein anderes und wir gingen über zum Verhör: Man beschuldigte mich der Unterschlagung von Kapital mit einer äußerst kompletten Akte, die der neue Justizminister (2) vorgefunden hatte und die der scheidende Minister und der Sekretär des Nationalkomitees anscheinend lustigerweise vergessen hatten!!
Es ging also nicht um halbe Sachen. Entweder nahm ich weiterhin die Schuld auf mich um die CNT zu retten, was die Auflösung des Consejo de Aragón möglich machen würde, oder ich leugnete meine Schuld und die Waffe würde dann gegen die gesamte CNT gerichtet und angewandt. (...)
Der Ministerrat erwartet meine Entscheidung und Negrín selbst telefoniert mit Ortega G., damit der ihn schnell meine Position bestätigt. Entschlossen meine moralische Haltung und meine Verantwortung gegenüber dem Nationalkomitee aufrecht zu erhalten machte ich folgende Falschaussage. (...)
„Als der Consejo de Aragón noch keine von der Regierung anerkannte Rechtspersönlichkeit hatte, rief ich die bis dahin gebildeten Revolutionären Komitees dazu auf mir Gold und Juwelen zu übergeben und sie brachten mir eine Menge davon, die ich dem Sekretär des Nationalkomitees übergab, damit dieser durch die Vermittlung der Ministerien, die sich in den Händen der CNT befanden, eine Erlaubnis der Regierung der Regierung beantragte sie nach Frankreich zu bringen und aus dem Erlös landwirtschaftliche Maschinen und Produkte zu kaufen, die Aragón benötigte.“
So rettete ich die beiden Mitglieder des Nationalkomitees, die an der Grenze festgehalten wurden, den Sekretär des Nationalkomitees, der unweigerlich ins Gefängnis gegangen wäre und die gesamte Organisation. Ich blieb 32 Tage in Haft und Aragón ging verloren ohne eine Hoffnung es zurück zu gewinnen.
Sobald die Serie von Zugeständnissen begann, wurden diese zu einer unendlichen Kette, die uns immer mehr zu Unterlegenen machte.
Indalecio Prieto, ein erbitterter Feind der Kommunisten; in gleichem Maße wie er uns als Feinde sah, bediente er sich der KP um die Regierung Largo Caballero zu stürzen. Diese Regierung, mit vier Ministern der CNT, ergab sich der Manipulation Prietos ohne irgendeinen Klassenkampf. Nicht nur dies, am Tag, als Negrín sein Kabinett präsentierte, behaupteten die abgelösten Minister und der Sekretär des Nationalkomitees, dass Negrín und seine Regierung nicht ein Mal 24 Stunden überleben würden. „Fast zwei Jahre, die die Regierung Negrín an der Macht war, waren die Antwort auf diese so sichere Voraussage des Nationalkomitees und seiner Minister!“
Als ich aus dem Gefängnis entlassen wurde, präsentierte ich mich dem Nationalkomitee, welches mir sagte, ich solle mich nach Barcelona begeben und weitere Anordnungen abwarten. Vom September 1937 bis zum April 1938 wartete ich darauf, dass das NK mir eine Aufgabe zuweise, die ich für die Sache tun könnte und meine Skrupel respektierte.
Währenddessen fand das Regionalplenum Aragóns in Alcañiz statt und aus Gründen, die eines Tages zum Vorschein kommen werden konnte ich daran nicht teilnehmen, obwohl ich dort ohne irgendeine Garantie von Seiten des Gouverneurs eintraf.
Aufgrund dieser Reise verfasse ich einen Bericht über die tragische Situation der Kollektive, aber als ich es dem NK überreiche, sagt mir der Delegierte der Region Aragón, ich lebe auf dem Mond. Trotz alldem und wegen der Sympathien, die mir entgegengebracht wurden, hörte ich nicht auf für unsere Organisation zu arbeiten. So informierte ich neben anderen Dingen, die ich aus Platzgründen nicht ausführen werde, den Sekretär des NK über die Absicht Indalecio Prietos sich mit den Kommunisten anzulegen, als er feststellte, dass diese fast die gesamte Macht ergriffen hatten. Das Rätsel war die CNT ...
Es lässt sich nicht leugnen, dass damals in unserer Organisation zwei Strömungen existierten; diejenigen, die sich aus der Regierung heraushalten wollten und diejenigen, die in der Regierung mitarbeiten wollten. Wir, die wir zu ersten gehörten, kämpften für unsere Überzeugung und verteidigten sie um uns der wirklichen Wurzel der Macht zu widmen. Wir verstanden, dass unser Platz in der Produktion war. Die ökonomische Kontrolle, wenn sie über unsere Industrien total erreicht würde, würde uns morgen an die politische Macht bringen. Im NK gibt es von mir verfasste Berichte, in denen ich sagte, Prieto wolle die Kommunisten loswerden...
Wenn die CNT darauf bestünde in die Regierung eintreten zu wollen, sollte sie minuziös Pro und Kontra dieses Wunsches abwägen. Die Umstände waren nicht nur für unsere Bewegung ernst, sondern schließlich ging es auch um die minimalen demokratischen Möglichkeiten, die verspielt wären, würde Franco auf die eine oder andere Art triumphieren...
Russland interessierte unser revolutionärer Sieg nicht, aber wohl die Bewegung unseres Kampfes, die den Interessen seiner Außenpolitik diente, weil sie die Herausbildung einer permanenten Gefahr für Frankreich und England bedeutete, die diese beiden Länder zwingen würde mit Russland zu kooperieren, wodurch es der Isolation entkäme, in der es bislang gehalten worden war.
Deswegen konnte es die Position Prietos und der republikanischen Sektoren nicht akzeptieren, die davon sprachen einen Waffenstillstand mit Franco zu erreichen mit der Klausel einer Volksabstimmung. Die russischen Militärberater und andere begannen ihren berühmten technischen und angeblich strategischen Rückzug von der Aragónfront, der sich in eine beschämende Niederlage bis ins Herzen Kataloniens verwandelte. Politisch erhielt die Partei den Befehl Demonstrationen gegen die „konterrevolutionäre Regierung“ durchzuführen und schließlich drohten sie auf versteckte Weise mit einem Staatsstreich zusammen mit der CNT.
Am selben Tag als Prieto dem Ministerrat seinen entscheidenden Vorschlag präsentierte – er oder die Kommunisten – informierte ich (das NK), dass die KP die CNT zu der Stunde und dem Moment anrufen werde, wenn dies dort diskutiert werde. Companys, der Präsident der Generalitat, hatte mir in einer privaten Unterhaltung einige Tage zuvor angeboten der CNT so viele Ministerposten zu geben, wie sie in der Regierung bekäme, solange die CNT nicht das Spiel der Kommunisten spiele.
Dieses Versprechen wurde offiziell bestätigt, als G. Oliver und Esgleas ihn einige Tage später aufsuchten. Zusammenfassend kann man sagen: Das Exekutivkomitee der KP und das NK der CNT trafen sich zu der von Moskau ausgesuchten Stunde um Prieto zu stürzen. Negrín bildete seine letztendliche Regierung und die CNT bekam als Belohnung das Erziehungsministerium.
Angeekelt von diesen falschen Positionen und Verbiegungen in einer rein politischen Situation, die zu unserer totalen Ausrottung führen sollte, folgte ich dem Ruf von Antonio Ortíz ...
Dieser, der der Kommandant der 2. Kolonne, der späteren 25. Division gewesen und wegen seiner Verteidigung des Consejos abgesetzt worden war und sieben Monate im Schwebezustand gehalten worden war, weil er sich geweigert hatte die Wünsche und Befehle der russischen Berater zu erfüllen, war im April 1938 in Anerkennung seiner bewiesenen militärischen Fähigkeiten vom Oberkommandanten des Ostsektors, Oberstleutnant Perea, zum Kommandanten der 24. Division ernannt, die nur noch theoretisch existierte, da sie an der Aragónfront aufgerieben worden war.
Ortiz, der mich vor allem deswegen gerufen hatte um meine in Mitleidenschaft gezogenen Nerven und Gesundheit wieder in Ordnung zu bringen, sah sich bald von einer Delegation des NK „de C.“ und J. G. Oliver unter Druck gesetzt damit ich seine Division verließe, denn es schien, dass die Anstrengungen, die wir außerhalb und innerhalb Spaniens unternahmen um diese Division und damit die CNT zu stärken, Negrín nicht gefielen. Außerdem erlaubte es ihnen zu Folge der Posten, den ich bekleidet hatte, nicht mich wie einen einfachen Soldaten zu maßregeln. Ich ließ mich von dieser Drohung nicht einschüchtern und blieb weiter an der Seite von Ortiz ...
Es begann eine neue Propagandakampagne für die Front, die vom Allianzkomitee CNT-UGT und vom Nationalen Komitee der Antifaschistischen Allianz (das nach längerem Gerangel dem Beitritt der CNT zugestimmt hatte) geführt wurde, damit von neuem die einfachen Freiwilligen marschierten, die „Stämme“, wie man sie immer noch nannte. Die Mitglieder der CNT strömten erneut an die Front um die verzweifelte militärische Situation zu retten, während die politischen Parteien jeglicher Art sogar die Wehrpflichtigen auf offiziellen Posten versteckten. Gleichzeitig begann vor allem die KP damit Gewissen mit dem roten Parteibuch zu kaufen, was ihr die Verfügungsgewalt über die Guardia de Asalto und die Carabineros ermöglichte; beide gut bewaffnet und im Hinterland.
Unisono behaupteten sie, es würde Kriegsmaterial eintreffen um damit zu rechtfertigen, dass allein die Regierung sich seiner bemächtige und um die wahre Gefahr der Situation zu verheimlichen machten sie eine große Show aus den Wahlen in der Tschechoslowakei, die – ihnen zufolge – uns den Sieg garantieren würden. Alle offiziellen Zeitungen hatten am Wahltag große Schlagzeilen und Hauptartikel im Sinne von: „Achtung, heute werden die Tschechen unsere Rettung sein.“ Man kann von der 24. Division wegen ihres Kommandanten und der Aktivisten, die sich ihr schon angeschlossen hatten sagen, dass sie es war, der sich die Genossen anschlossen, die wieder an die Front wollten und als diese Division, die kaum auf dem Papier existierte, als sie Ortiz anvertraut wurde, so gut dastand, dass sie als Modell für die anderen dienen konnte, wie sei bei der berühmten Einnahme von Piedras de Roolo unter Beweis stellte, entschieden die KP und Negrín ihren Kommandanten abzusetzen, weil er die selbe unbeugsame Linie von vorher vertrat sich nicht den Befehlen der russischen Berater zu unterwerfen...
Und als auf einem Plenum der Region Katalonien deren Exekutivkomitee das NK fragte, ob die Nachrichten über diese Absetzung denn stimmten, antwortete dieses, dass “selbst wenn es so sei, dies unbedeutend sei, da Ortiz irgendeine andere Division befehlen würde.“ Hatte es eine vorherige Abmachung zwischen dem Regierungschef und dem NK gegeben?
Am Morgen des 4. Juli erscheinen im Hauptquartier der 24. Division J. G. Oliver und der Sekretär des NK der CNT um Ortiz zu versichern, er werde nicht abgesetzt. Da dieser unter Hausarrest stand und ihn nicht ohne einen eindeutigen Befehl des Sektorkommandanten verlassen durfte, bestand ihr einziger Kontakt aus einem Telefongespräch...
In der Nacht des selben 4. Juli trifft im Hauptquartier der Absetzungsbefehl des Kommandeurs der 24. Division ein, der von Negrín selbst unterschrieben worden war, da der Sektorkommandant ihn nicht hatte unterschreiben wollen, mit dem ausdrücklichen Befehl an Ortiz die Division innerhalb von höchstens 24 Stunden an den Kommandanten der 13. Division zu übergeben, der ein überzeugter Kommunist und wegen des Vorwurfs des Verlassens des Befehlspostens in einer Kampfsituation Objekt juristischer Untersuchungen war.
Hier muss noch erwähnt werden, dass einige Tage zuvor unter dem Vorwand, dass die 24. Division wegen ihrer jüngsten Kämpfe erschöpft sei, ihr befohlen wurde ihre Positionen, die sich fast alle in Grenznähe befanden, an die 31. Division zu übergeben, die fast vollständig kommunistisch war und deren Kommandant, Vicente Trueva, ein Vertrauensmann war.
Als wir den Absetzungsbefehl und die Ernennung des neuen Kommandanten erhielten, die Nachricht von der Übernahme der Kampfstellungen durch die 31. Division und bestimmte Gruppen aus dem Umfeld des SIM (Servicio de Inteligencia Militar - Militärgeheimdienst) und andere, kapierten wir, dass etwas unheimliches vor sich ging.
Dieser Eindruck wurde bestätigt, als ein Freund uns verriet, dass darüber gesprochen wurde, dass weder Ascaso noch Ortiz Barcelona erreichen sollten. In den Bergen auf einem Gefechtsposten isoliert brauchten wir einen 14-stündigen um zum Hauptquartier zu gelangen und es besteht kein Zweifel, dass unter diesen Umständen unsere Feinde ohne größere Probleme das erreichen konnten, was sie gegen uns vorhatten. Angesichts dieser Situation verstanden wir, dass nicht nur das NK uns seine Unterstützung versagen würde, da die Situation aus seiner falschen Entscheidung herrührte, sondern, dass wir für vogelfrei erklärt werden würden, wenn wir den Weg der bewaffneten Selbstverteidigung beschreiten würden. Wir verfügten über eine Division, die in ihrer Mehrheit auf unseren Aufruf gehört hätte, aber...
Erstens lag uns der faschistische Feind in Sichtweite direkt gegenüber und war auf der Lauer, ob sich der kleinste Zwischenfall bzw. ein Kampf unter uns ereignen würde, von dem nur er profitieren würde und zweitens, selbst wenn wir heil aus diesem Hinterhalt herauskommen würden, der ja nicht der erste war, mit dem wir konfrontiert wurden, würden wir dennoch früher oder später angesichts der Haltung der entsprechenden Komitees Opfer werden, weil wir als eine wirkliche Gefahr angesehen wurden.
Im Morgengrauen des 5. Juli gingen wir nach Frankreich. Nach 15 Tagen moralischen und materiellen Leidens wurden wir acht Genossen, die wir uns dafür entschieden hatten den Kampf hinter uns zu lassen und bereit waren die Verantwortung dafür auf uns zu nehmen und Beweise und Begründungen für diese Entscheidung darzulegen, auf verschiedene Départements verteilt. Sobald die Umstände es mir erlaubten, schrieb ich an L. Lecoin (einen prominenten Aktivisten der französischen anarchistischen Bewegung und Sekretär der SIA) und erzählte ihm in groben Zügen, was alles geschehen war und unseren tiefen Wunsch den Aktivisten Spaniens (allerdings nicht ihren Komitees) die Gründe darzulegen, die uns dazu gebracht hatten eine solche Entscheidung zu treffen, damit sie entscheiden könnten, auf welcher Seite die Verantwortung lag ...
Zu diesem Zeitpunkt kontaktierte uns ein Aktivist der CNT (Justo Bueno), der aus einem spanischen Gefängnis geflohen war, weil er nicht mit den Kommunisten einverstanden war; zumindest sagte er uns das. Er fuhr uns mit seinem Auto zu einem Haus im Département Var; Ortiz und ich erzählten ihm voller Offenheit die Ursachen unseres Konflikts mit dem NK und über unseren Wunsch unsere Ziele den Aktivisten vorzustellen. Außerdem erzählte ich ihm von dem Bericht, den ich verfasst hatte und dem Buch, das ich über die Frage Aragóns und den Krieg im Allgemeinen verfasst hatte und das druckreif war. Die Antwort war eine versuchte Vergiftung.
Mangels Mut den Eliminierungsbefehl durchzuführen, den dieses Individuum und seine Bande vom NK erhalten hatten, brachten sie uns nach Marseille mit dem Versprechen uns legale Papiere auszustellen, die uns erlauben würden durch Frankreich zu reisen und sobald wir im Hotel waren, am 10. September 1938, denunzierten sie uns mit Unterstützung des spanischen Konsulats als gefährliche Anarchisten. Das NK der CNT-FAI hatte nicht nur in Spanien seinen Überzeugungen abgeschworen, sondern ging noch weiter, indem es statt uns zu eliminieren, wenn wir es verdienten, sich der Denunziation bediente, der Polizei und der bürgerlichen Autoritäten eines anderen Landes um uns so vor Gericht zu stellen, ohne dass wir uns verteidigen konnten. Justo Bueno, der arme Agent des Regionalkomitees, wie viele andere, die sich in Paris herumtreiben, mit Geld und galanten Frauen, befolgte Befehle des NKs, unterstützt von ihrem glänzenden Bildungsminister und stimmte unserer Auslieferung zu, die anscheinend von den Kommunisten verlangt worden war. Sobald wir im Gefängnis waren, schrieb ich zwei Mal an Lecoin, damit er dem NK sagte, dass, wenn es glaubte in unserem Fall im Recht zu sein, wir ihm den Vorschlag machten dieser Schande ein Ende zu bereiten, die der Antrag auf Auslieferung für sie und für uns bedeutete und dass wir in Frankreich und später in Spanien bereit seien uns vor Organisationen und Menschen, die unsere Ideen teilten, nicht zu rechtfertigen sondern einfach zu informieren und dass wir uns in keinem Fall dem Urteil entziehen würden, das wir verdienten. Aber wir meinten, es müsse vermieden werden, dass unsere Meinungsverschiedenheiten und Irrtümer öffentlich würden: Anarchisten und Anarchosyndikalisten haben Auseinandersetzungen immer intern geklärt und nie, wie in diesem Fall, zu Methoden und Mitteln gegriffen, die sie verabscheuen und bekämpfen. Lecoin scheiterte bei diesen Bemühungen und sie bedrohten ihn im Gegenteil, damit er uns völlig im Stich ließe, was die französischen Anarchisten vehement ablehnten.
Den Antrag auf Auslieferung erhielten wir im Dezember 1938 und man kann sich unsere Überraschung vorstellen, als wir sahen, dass er auf dem berühmten Gold- und Juwelenschatz beruhte bzw. dem Opfer, das ich erbrachte um die CNT und ihre Komitees zu retten. Als sie sahen, dass die illegale Ausfuhr von Kapital laut der französischen Gesetzgebung nicht zu den Straftaten gehörte, die zur Auslieferung führten, fabrizierten sie einen neuen Anklagepunkt und behaupteten, wir hätten „landwirtschaftliche Produkte“ und „Schätze des nationalen Kulturerbes“ gestohlen.
Ich beende diesen Bericht in Briefform, der nur ein kleiner Teil dessen ist, was ich den Bruderorganisationen bezüglich des NK der CNT-FAI mitteilen wollte, damit sobald wie möglich, im Prinzip, unsere Situation geklärt wird. Bis jetzt wurden wir nur im Namen der Freundschaft unterstützt. Das kann und darf nicht so sein. Entweder sind wir der eifrigen, klaren und öffentlichen Verteidigung würdig, die alle gerechten Sachen verdienen, oder wir sind im Gegenteil Verräter an unseren Idealen und man muss uns ausstoßen; mehr noch, auf jede mögliche Art unsere Eliminierung betreiben. Das ist die Alternative, von der ich hoffe, dass sie sich durch diese Zeilen entscheidet. Wenn wir Eurer Verteidigung und Hilfe würdig sind, werden wir geduldig; wie bis jetzt, alle Ungerechtigkeiten und allen Dreck, mit dem wir beworfen wurden, ertragen in Erwartung unserer vollen Rehabilitation ohne deswegen unsere Meinungsverschiedenheiten bezüglich Form und Inhalt zu verleugnen.
Mit anarchischen Grüßen
J. Ascaso, Gefängnis von Aix-en-Provence, 13.01.1939
Fußnoten:
(1) Das waren Joan Peiró und Juan López - Industrie bzw. Handelsminister der CNT
(2) Juan Garcia Oliver - anarchistischer Justizminister der FAI/CNT
Anmerkung: Dieser Brief wurde als Anhang in dem Buch von Luis Edo - La CNT en la encrucijada. Aventuras de un heterodoxo (Barcelona 2006) erstmalig abgedruckt und von uns übersetzt. Er macht die wirtschaftlichen Probleme einer revolutionären Bewegung deutlich und welche schweren Fehler gemacht werden können. Diese führten zum Betriebsegoismus- und zum libertären Arbeiter-Kapitalismus. Egal, wie beschönigend man es betrachtet und den Bürgerkrieg als Entschuldigung heranzieht.
Aus: Barrikade. Streitschrift für Anarchosyndikalismus, Unionismus und revolutionären Syndikalismus Nr. 4 (Dezember 2010)