Eine solidarische anarcho-kommunistische Kritik am Anarchosyndikalismus / Replik darauf von Thorsten Bewernitz

Diese Kritik ist sehr solidarisch gemeint. Anarchosyndikalismus ist eine großartige Organisationsform und wird auch von mir voll und ganz unterstützt. Nur möchte ich auch gerne die Frage stellen, was die beste Organisationsweise und die effektivste Strategie ist, die wir verfolgen können.

Der bekannteste frühe anarcho-kommunistische Kritiker*innen am Anarchosyndikalismus dürfte Errico Malatesta (1853-1932) gewesen sein. Auch heutige anarcho-kommunistische Organisationen wie die Anarchist Federation in Großbritannien verurteilen den Anarchosyndikalismus keineswegs, sie unterstützen ihn bei einigen Gelegenheiten, aber sie kritisieren ihn und ziehen andere Organisationsweisen vor.

Ich werde versuchen die Hauptkritikpunkte, Alternativen und eigene Anmerkungen zusammenzufassen:

1. Die Unmöglichkeit, revolutionär zu sein
2. Die Konzentration auf Arbeit
3. Die Arbeitsteilung
4. Die Alternative: Kultur des Widerstands
5. Eigene Anmerkung: Identität und Sektierertum

1. Ein Hauptkritikpunkt der Anarchokommunist*innen ist, dass eine Gewerkschaft, egal wie radikal sie am Anfang sein mag, über kurz oder lang reformistisch werden muss. Das Problem dabei ist zentral darin gelegen, dass im Hier und Jetzt eine „Alternative“ geschaffen wird, die mit den herrschenden Zuständen umgehen muss und daher die gewerkschaftliche Arbeit derart ins Zentrum rücken wird, dass für den Anarchismus kaum noch Platz ist. Geschichtlich wird das mit der französischen Anarchosyndikalistischen Gewerkschaft CGT belegt, die jetzt offen reformistisch und sozialdemokratisch geworden ist. Ein aktuellerer Beleg ist die Tendenz in der FAU die Prinzipienerklärung verändern zu wollen, weil diese „zu anarchistisch“ sei. Auch die riesige anarchosyndikalistische Gewerkschaft CNT im Spanien der 1930er Jahre hatte die FAI, eine rein-anarchistische Gruppe, die innerhalb der der CNT versuchte, die anarchistischen Ideale stark zu machen. Im Text „Introduction to Anarchist-Communism“ beschreibt die Anarchist Federation (AF) den Anarchosyndikalismus als eine Form von „prefiguration“ (Prototypsansatz), der immer seine starken Grenzen hat.

2. Ein weiterer Kritikpunkt der AF ist, dass der Anarchosyndikalismus sich auf den Arbeitsplatz als ein Ort des Klassenkampfes beschränkt. Tatsächlich finden heute viele Kämpfe um Migration, sexuelle Orientierung, soziale Einrichtungen usw. statt und nicht mehr am Arbeitsplatz, wo trotzdem nach wie vor ein wichtiger Teil der Kämpfe geführt wird. Diese Konzentration des Klassenkampfes auf nur ein Feld als das angeblich vorherrschende reduziert die anderen Kämpfe, die ebenso wichtig sind.

3. Ein Problem welches Errico Malatesta schon in den 1920ern beschreibt, ist dass die Gewerkschaften immer ihren Arbeitszweig organisieren. Dieses Festhalten an der eigenen Arbeit kann zu Konflikten zwischen den Arbeitenden der verschiedenen Zweige kommen. So können die Arbeitenden eines hochtechnologisierten Zweigs sich als wichtiger vorkommen und ihre Macht gegenüber anderen ausspielen. Malatesta befürchtet, dass der Staat als Vermittler wieder an Legitimation gewinnen könnte. Ein Problem, welches sich vielleicht auch in den Streiks der Lokführer*innen und ihrer starken Gewerkschaft GDL um einen viel höheren Arbeitsstandard als andere Bahnangestellte ausdrückt.

4. Als Alternative propagiert die AF eher lose organisierte Arbeitsplatzgruppen, die mit den anderen Arbeitenden und der anarchistischen Organisation (welche Anarchokommunist*innen anstreben) in Kontakt stehen. Solche Gruppen können an den Arbeitsplätzen Propaganda verbreiten, zu Streiks aufwiegeln, Bewusstsein schaffen usw., ohne dass sie in die Positionen kommen, mit den Chef*innen zu verhandeln. Solche Gruppen würden innerhalb und außerhalb von Gewerkschaften arbeiten, Netzwerken schaffen und könnten nicht so leicht verboten werden, da sie offiziell gar nicht existieren. Das Ziel ist es, in der beherrschten Klasse eine Kultur des Widerstands zu verbreiten, das heißt Mittel und Wege Widerstand zu organisieren zu vermitteln. Wenn diese Kultur bei den Beherrschten existiert, werden sie unbeherrschbar, auch nicht von einer neuen (vielleicht sozialdemokratischen) Regierung. Das ist Anarchismus!

5. Ich selbst sehe auch Identität und Sektierertum als ein Problem an. Wenn es große Gewerkschaften gibt, eine kleinere anarchosyndikalistische Gewerkschaft zu gründen, die dann auch noch arbeitsfähig sein will, scheint mir da wenig sinnvoll. Mit der Identität „Anarchosyndikalist*in“ sich von anderen abzugrenzen, kann für Einige zwar genau deshalb attraktiv sein, aber der Effekt bei der Masse der Arbeitenden ist damit verloren. Die Strategien der AF scheinen mir da sinnvoller zu sein: Informelle Arbeitenden-Gruppen und eine anarchistisch-kommunistische Organisation, die zu allen Themenfeldern arbeitet.

Von Simon Bouzid, ein einzelner Anarcho-Kommunist organisiert im Anarchistischen Netzwerk Tübingen

Zum Weiterlesen:

  • Introduction to Anarchist Communism: Ab Seite 16 „Limits of Prefiguration: Dual Power“ (ant.blogsport.de – Downloads – Broschüren)
  • Errico Malatesta: Anarchism and Labour (www.zabalaza.net – Zabalaza Books)
  • The Union makes uns Strong? Syndicalism: a Ciritical Analysis (www.afed.org.uk – publications – short texts)


Um die anarchokommunistische Position besser verstehen zu können:

Absichten und Grundsätze der Anarchist Federation

1. Die Anarchist Federation ist eine Organisation von revolutionären, klassenkämpferischen Anarchisten und Anarchistinnen. Wir streben die Abschaffung aller Hierarchien an, und arbeiten für die Entstehung einer weltweiten klassenlosen Gesellschaft: den anarchistischen Kommunismus.

2. Kapitalismus basiert auf der Ausbeutung der arbeitenden Klasse durch die herrschende Klasse. Ungleichheit und Ausbeutung finden ihren Ausdruck aber auch in Gegebenheiten wie Rasse, Geschlecht, Sexualität, Gesundheit, Fähigkeit und Alter, und mittels dieser unterdrückt der eine Teil der arbeitenden Klasse den anderen. Dies spaltet uns und provoziert einen Mangel an Klassenbewusstsein im Kampf, was wiederum der herrschenden Klasse dient. Unterdrückte Gruppen werden gestärkt durch autonome Aktionen, welche die sozialen und ökonomischen Machtverhältnisse verändern. Um unser Ziel zu erreichen, müssen wir auf die Macht über Andere verzichten, dies sowohl auf persönlicher als auch auf politischer Ebene.

3. Wir glauben, dass das Bekämpfen von Rassismus und Sexismus genauso wichtig ist wie andere Aspekte des Klassenkampfes. Anarchistischer Kommunismus kann nicht erreicht werden, indem Sexismus und Rassismus weiterhin bestehen bleiben. Um effizient in ihrem Kampf gegen die Unterdrückung zu sein, dies sowohl innerhalb der Gesellschaft als auch inner- halb der arbeitenden Klasse, werden sich Frauen, Homosexuellen und „Schwarze“ für gewisse Zeiten selbständig organisieren müssen. Dennoch sollte dies als arbeitende Frauen, Homosexuellen und „Schwarze“ geschehen, da klassenübergreifende Bewegungen die wirklichen Klassenunterschiede verdecken, und ihnen somit wenig bringen. Vollständige Emanzipation kann ohne die Abschaffung des Kapitalismus nicht erreicht werden.

4. Wir sind gegen die Ideologie von nationalen Befreiungsbewegungen, die angeben, dass es, angesichts der Fremdbestimmung, ein gemeinsames Interesse zwischen einheimischen Bossen und der arbeitenden Klasse gäbe. Wir unterstützen die Kämpfe der arbeitenden Klasse gegen Rassismus, Genozid, Ethnozid und politischen als auch wirtschaftlichen Kolonialismus. Wir sind gegen die Entstehung einer jeden neuen herrschenden Klasse. Wir verwerfen jegliche Form des Nationalismus, weil dieser nur dazu dient die Trennungen innerhalb der internationalen arbeitenden Klasse neu zu definieren. Die arbeitende Klasse kennt kein Land, und nationale Grenzen müssen abgeschafft werden. Wir trachten danach eine anarchistische Internationale zu bilden, um mit anderen libertären Revolutionären aus der ganzen Welt zusammenzuarbeiten.

5. Nebst der Ausbeutung und Unterdrückung der Mehrheit der Menschen bedroht der Kapitalismus die Welt durch Krieg und durch die Zerstörung der Umwelt.

6. Es ist nicht möglich den Kapitalismus ohne Revolution abzuschaffen, die ihrerseits aus dem Klassenkonflikt entstehen wird. Um den anarchistischen Kommunismus zu erreichen,
muss die herrschende Klasse vollkommen gestürzt werden. Da die herrschende Klasse die Macht nicht ohne den Gebrauch von bewaffneten Kräften aufgeben wird, wird diese Revolution eine Zeit der Gewalt als auch der Befreiung sein.

7. Gewerkschaften können durch ihre eigene Natur nicht zu Trägern von revolutionären Veränderungen in der Gesellschaft werden. Um funktionieren zu können, müssen sie vom Kapitalismus akzeptiert werden und können somit bei seinem Umsturz keine Rolle spielen. Gewerkschaften spalten die arbeitende Klasse (in Erwerbstätige und Erwerbslose, in Gewerbe und Zunft, in Facharbeit und unqualifizierte Arbeit, usw.). Sogar syndikalistische Gewerkschaften sind durch die fundamentale Natur der Gewerkschaftspolitik gebunden. Um Verträge mit dem Management eingehen zu können, muss die Gewerkschaft in der Lage sein ihre Mitglieder zu kontrollieren. Ihr Ziel ist es eine fairere Form der Ausbeutung der Arbeitskräfte mittels Verhandlungen zu erreichen. Die Interessen der Führenden und RepräsentantInnen werden immer andere sein als die unsrigen. Die ChefInnen-Klasse ist unsere Feindin, und während wir sie für bessere Konditionen gegen kämpfen müssen, sollten wir uns vergegenwärtigen, dass all das, was wir heute erreichen, uns morgen wieder genommen werden kann. Unser ultimatives Ziel muss die völlige Abschaffung der Lohnsklaverei sein. Die Arbeit in Gewerkschaften kann dies nie erreichen. Dennoch plädieren wir nicht dafür, die die Gewerkschaften zu verlassen, zumindest nicht bis sie durch die revolutionäre Tat überflüssig gemacht worden sind. Die Gewerkschaft ist ein gemeinsamer Ausgangspunkt für viele Arbeitende. Eine große Masse von Menschen kann uns in unserem Kampf für den Anarcho-Kommunismus stärken. Es ist wichtig, dass wir uns kollektiv organisieren und dafür plädieren, dass die Arbeitenden die Kämpfe selbst kontrollieren.

8. Wahre Befreiung kann nur durch revolutionäre Selbstaktivität der arbeitenden Klasse entstehen, und zwar auf Massenebene. Eine anarchistisch-kommunistische Gesellschaft bedeutet nicht nur Kooperation zwischen Gleichgestellten, sondern auch aktive Teilnahme in der Formung und Bildung dieser Gesellschaft während und nach der Revolution. In Zeiten des Aufstandes und des Kampfes werden die Menschen ihre eigenen Gruppen bilden müssen, die durch sie alle selbst kontrolliert werden. Diese autonomen Gruppen werden außerhalb der Kontrolle von politischen Parteien stehen, und in ihnen werden wir viele wichtige Erfahrungen bezüglich Selbstaktivität machen.

9. Als Anarchisten und Anarchistinnen organisieren wir uns, um den revolutionären Prozess voranzutreiben, in allen Bereichen des Lebens. Wir sind der Ansicht, dass eine starke anarchistische Organisation vonnöten ist, um uns behilflich zu sein, dies hier alles zu beenden. Im Gegensatz zu anderen so genannten SozialistInnen oder KommunistInnen wollen wir nicht die Macht und Kontrolle für unsere Organisation. Wir erkennen die Tatsache an, dass die Revolution nur direkt durch die arbeitende Klasse ausgeführt werden kann. Trotzdem müssen der Revolution Gruppen vorausgehen, die fähig sind, die Menschen von der anarchistisch-kommunistischen Alternative und Methode zu überzeugen. Wir nehmen Teil am Kampf als Anarcho-Kommunisten und Anarcho-Kommunistinnen und organisieren uns auf föderaler Basis. Wir verwerfen Sektiererei und arbeiten für eine gemeinsame revolutionäre anarchistische Bewegung.

Originaltext: Gai Dao Nr. 9, Zeitung der anarchistischen Föderation FdA- IFA (2011). Die Gai Dao ist im Downloadbereich oder auf der Homepage des Projekts jeweils als PDF zu finden.


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Thorsten Bewernitz - Vorurteile und Urteile über den (aktuellen) Anarchosyndikalismus. Kritik einer solidarischen Kritik.

In der letzten Ausgabe der Gai Dao war eine „solidarische Kritik am Anarchosyndikalismus“ zu lesen. Es besteht offenbar beim Autoren – und sicher auch bei zahlreichen Leser_innen – der Bedarf nach Diskussion. Daher möchte ich als Anarchosyndikalist antworten. Bevor ich das tue, ist zu betonen, dass ich das als Einzelmitglied der FAU tue, das gerade eine Lokalföderation verlassen hat und im Begriff ist, eine neue mit aufzubauen. Es fehlt also ein lokaler Diskussionszusammenhang. Das, was ich im Folgenden beschreibe, ist daher nicht Dogma oder Prinzip der FAU oder auch nur einer lokalen anarchosyndikalistischen Gruppe, sondern meine persönliche Antwort auf Simon. Desweiteren möchte ich wie Simon unterstreichen, dass dies ein ebenfalls solidarisch gemeinter Text ist. Gegenseitige Solidarität und Respekt heißt aber auch, sich über Inhalte streiten zu können. Ich vermisse in Simons Text die Gründe dafür, warum er „Anarchosyndikalismus für eine großartige Organisationsform“ hält, wo er doch eigentlich nur Gründe dagegen anführt, sich anarchosyndikalistisch zu organisieren. Ich beginne daher mit m.E. offensichtlichen Gemeinsamkeiten, die sich auch im weiteren Text wiederfinden werden – ebenso, wie Aspekte der Kritik, denen ich zustimmen kann. Die Thesen Simons habe ich polemisch zugespitzt, um sie dann zu erläutern, hoffentlich großenteils zu entkräften oder kritisch weiterzudenken.

Zu den Gemeinsamkeiten zwischen Anarchosyndikalismus und Anarchokommunismus

Es ist zu unterstreichen, dass Anarchosyndikalismus nicht einfach „Anarcho“ plus „Syndikalismus“ (Gewerkschaft) ist. Es geht nicht nur um eine Strategie, nach dem Motto: Wir gründen eine Gewerkschaft, die macht dann die Revolution und dann ist Anarchie. Von so einer Gewerkschaft würden sich Arbeiter_innen zu Recht verarscht (weil: ausgenutzt) fühlen und sich ihr nicht anschließen. Das wäre ein autoritäres Konzept: Einige anarchosyndikalistische Kader gründen eine Massenorganisation (oder schließen sich einer an, das Problem bleibt im Kern dasselbe), weil sie die Revolution wollen und überzeugt sind, dass die Arbeiterklasse sich nur selber befreien kann; einige Leute, die aus ihrer Gesinnung heraus Revolution wollen, „instrumentalisieren“ die „Masse“, der sie diese Revolution zutrauen. Es ist in der Tat ein Problem der FAU – und sicherlich auch anderer anarchosyndikalistischer Gewerkschaften – so wahrgenommen zu werden. Ich sehe das Problem aber noch weit mehr in konspirativen, nicht öffentlich existenten Kleingruppen. Wenn die Befreiung der Arbeiterklasse Sache der Arbeiter_innen ist, entscheiden auch sie gemeinsam, wann, wo und wie. Alles andere widerspräche dem Plan der zu bauenden Gesellschaft, der Basisdemokratie und Föderalismus enthält – keineswegs nur im Anarchosyndikalismus, sondern auch in anderen Anarchismen. Und diese Prinzipien sollten ja – das unterscheidet die Anarchismen von den orthodoxen Marxismen – nicht nur im Ziel, sondern auch in den Mitteln enthalten sein. Der Syndikalismus hat dafür ein Rätemodell konzipiert bzw. mit dem Rätekommunismus gemeinsam u.a. in der deutschen Revolution 1918/19 entwickelt, in dem die Arbeiter_innen vor der Revolution für ihre Rechte und materielles Wohlergehen kämpfen können, gemeinsam die Revolution machen können und die Gemeinschaft als klassenlose Gesellschaft nach der Revolution aufbauen können. Kurz und gut: Das von Simon beschriebene Dilemma besteht keineswegs ausschließlich für den Anarchosyndikalismus, sondern genauso für anarchokommunistische Betriebsgruppen, die in Gewerkschaften mitarbeiten. Zum zweiten ist zu betonen, dass neben den Unterschieden die Gemeinsamkeiten zwischen Anarchokommunist_innen und Anarchosyndikalist_innen überwiegen: Ich werde weiter unten verdeutlichen, dass der Klassenbegriff der Anarchist Federation dem des Anarchosyndikalismus wie ähnlicher ist, als Simon impliziert. Auch die Ausgangsthese, übernommen aus der Ersten Internationale, dass die Arbeiterklasse sich nur selbst befreien kann, teilen AF und FAU uneingeschränkt (siehe Pt. 8 der Grundsätze der AF).

Das Ziel eines libertären Kommunismus im Sinne Kropotkins ist meines Wissens in beiden Strömungen weitgehend konsensual. Vielleicht drücken wir es mit Mengenlehre aus: Alle Anarchosyndikalist_innen sind Anarchokommunist_innen. Die Anarchokommunist_innen, die keine Anarchosyndikalist_innen sind, lehnen lediglich die gewerkschaftliche Strategie und Organisierungsmethode ab.

„Anarchosyndikalismus ist reformistisch“

Unter Reformismus sollten wir ein ideologisches Konzept verstehen, dass sich darauf versteift, durch Reformen eine neue Gesellschaft zu schaffen bzw. diese im Kern gar nicht verändern zu wollen. Alles andere ist nicht „reformistisch“ sondern „reformerisch“. Und das war der Anarchosyndikalismus in der Tat schon immer. Bereits in den frühen 1990er Jahren wurde in der „Direkten Aktion“ Leserbriefe von „reinen“ Anarchist_innen veröffentlicht, die der FAU „puren Reformismus“ vorwarfen. Dass das Gewerkschaftliche im Mittelpunkt steht und Veränderungen im Kapitalismus erstrebt werden, kann gar kein Vorwurf sein, sondern es ist das Konzept des Anarchosyndikalismus. Die IWW äußerten sich mit dem Begriff „pie in the sky“ aus Joe Hills Song „The Preacher and the Slave“ dagegen, Verbesserungen erst nach der „großen Revolution“ anzustreben. Am deutlichsten hat es wohl Rudolf Rocker in seiner Broschüre „Der Kampf ums tägliche Brot“ (1925) gemacht.

Schon der Titel ist klar: Es wird eben nicht für den Kuchen von morgen, sondern um das Brot für heute gekämpft. Rocker wendet sich in dieser Broschüre gegen den Vorwurf durch die Kommunisten, der Anarchosyndikalismus sei apolitisch, weil er die Partei- und Parlamentsarbeit verweigere. Er hält dagegen, dass die FAUD nicht mal gegen gesetzliche Änderungen im Sinne einer sozialen Gerechtigkeit wäre, sondern dass die FAUD der Meinung sei, das Parlament setze solche Dinge nur aufgrund des Drucks von der Straße und im Betrieb um. Im Klartext: Die FAUD kämpfte durchaus auch für staatliche Regelungen und Gesetze, wenn sie die Lebensumstände verbessern würden! Machen wir uns nichts vor: Selbst wenn es seit 1968 nicht mehr so sehr nach Weltrevolution ausgesehen hat wie heute, ist es doch arg unwahrscheinlich, dass wir morgen in einer freiheitlich-kommunistischen Welt aufwachen, es ist so-gar unwahrscheinlich, dass wir das zu unseren Lebzeiten noch erleben (das mag für die jüngeren Leser_innen nicht gelten...). Sich dann nicht für bessere Löhne, mehr Freizeit etc. einzusetzen, ist zynisch bzw. ignoriert die Bedürfnisse der (Lohn-)Arbeiter_innen. Das ist nicht reformistisch, das ist pragmatisch und realistisch. Eine Gewerkschaft muss so handeln, sonst ist sie keine Gewerkschaft, sondern eine ideologische Sekte. Wenn dieser gewerkschaftliche Anspruch gestrichen wird, ist es kein Anarchosyndikalismus mehr, sondern schlicht Anarchismus.

Schließlich bedeutet Syndikat ja nichts anderes als Gewerkschaft. Dieses Bekenntnis zu Reformen, die objektiv ein besseres Leben ermöglichen, ist der eine Aspekt, der den Anarchosyndikalismus von anderen Anarchismen abgrenzt. Der zweite Aspekt, der Anarchosyndikalist_innen für Veränderungen im Bestehenden (für ein besseres Leben im Falschen) kämpfen lässt, ist die Überzeugung, dass man nicht von 0 auf 100 kommt: Eine Arbeiterklasse, die nie gekämpft hat, wird auch dann nicht kämpfen, wenn die Zeit für die Revolution reif ist (ich komme im nächsten Punkt dazu, warum ausgerechnet die Arbeiterklasse...). Bzw., wenn sie dies rein „spontanistisch“ macht, sind die Aussichten auf Erfolg geringer. Der alltägliche – „reformerische“ – Gewerkschaftskampf ist für den Anarchosyndikalismus eine „Kriegsschule“ für die Revolution. Erfahrung und Austausch – ein organischer Lernprozess – sind für den Anarchosyndikalismus Grundvoraussetzung der Revolution. Ein letztes Wort zum Thema „Prinzipienerklärung“ der FAU: Niemand aus der FAU hat zu irgendeinem Zeitpunkt jemals ernsthaft oder gar öffentlich behauptet, die bisherige Prinzipienerklärung sei „zu anarchistisch“. Der Beitrag impliziert, dies sei ein wörtliches Zitat. Das ist Unsinn. Es gab von einigen Syndikaten und Lokalföderationen das Bedürfnis, die Prinzipienerklärung zu aktualisieren bzw. zu modernisieren aus folgenden Gründen:

1. Weil sie nicht wiedergebe, was die FAU aktuell tatsächlich macht,
2. weil sie sprachlich und stilistisch an der Ausdrucksweise der Autonomen der 1980er Jahre orientiert und damit nicht mehr zeitgemäß sei,
3. weil sie weniger eine Erklärung von Prinzipien als ein Welterklärungsversuch ist.

Man kann aus diesen Aspekten die Vermutung ableiten, es ginge darum, „weniger anarchistisch“ zu sein. Nun haben aber Autonome der 1980er Jahre auch nicht z.B. von Gentrifizierung oder Gender, Queering oder Dekonstruktion gesprochen. Das ist aber deswegen nicht mehr oder weniger anarchistisch. Die Ansätze einer neuen Prinzipienerklärung hätten eine Vorlage liefern sollen, in der man sich als dekonstruktive_r Post-Anarchist_in ebenso wiederfinden könne wie als individualistische_r Stirnianer_in oder als libertäre_r Marx-Leser_in. Und in der Tat sollte sie auch Leute ansprechen, die sich selber nicht als Anarchist_innen verstehen, denn eine Gewerkschaft ist keine Gesinnungsgemeinschaft. Die anarchosyndikalistische Gewerkschaft soll ihren Prinzipien nach anarchosyndikalistisch funktionieren - basisdemokratisch, föderalistisch, auf die Abschaffung des Kapitalismus und der Staatsherrschaft ausgerichtet – aber auch offen sein für Arbeiter_innen, die (noch?) keine Anarchosyndikalist_innen sind. Wiederum: Ansonsten handelt es sich eben nicht um eine Gewerkschaft, die Gruppe muss dann zwangsläufig klein bleiben und der Begriff „Syndikat“ wäre erneut verfehlt.

„Anarchosyndikalismus ist eine Hauptwiderspruchstheorie“

Das istletzten Endes der Vorwurf, wenn Simon schreibt, der Anarchosyndikalismus würde sich auf den „Arbeitsplatz als ein Ort des Klassenkampfes“ beschränken. In dem Sinne führt er weiter aus, dass dadurch migrantische Kämpfe, sexuelle Konflikte, etc. außer Acht gelassen würden. Erstens stimmt es nicht, dass der Anarchosyndikalismus sich auf den Arbeitsplatz beschränkt. Das wäre auch für eine reine Gewerkschaft zu wenig, das machen nicht einmal die Mitgliedsgewerkschaften des DGB. Der Anarchosyndikalismus erkennt durchaus eine Gleichberechtigung der Kämpfe an. Würde er diese Herrschaftsmechanismen nicht erkennen, kritisieren und bekämpfen, dann wäre tatsächlich das „Anarcho-“ im Namen fehl am Platz. Was den Anarchosyndikalismus tatsächlich von anderen anarchistischen (und sonstigen linken) Ansätzen unterscheidet, ist seine Analyse der Kräfteverhältnisse: Die sozialen Verwerfungen und die Herrschaft, die durch Ethnisierung, Geschlechterverhältnisse etc. produziert werden bzw. die ausgeübt wird, sind gleich zu behandeln. Aber ein_e Migrant_in hat keine besondere Macht, die er/sie als Migrant_in ausüben kann, geschlechtliche Gleichheit lässt sich nur begrenzt durch diskursive Strategien erreichen bzw. nur auf dem Papier, auch Schüler_innen und Studierende haben keine Machtmittel, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Eingedenk des ersten Kritikpunktes könnte man nun vermuten, dass das ja alles auch „reformistische“ Forderungen sind, denen man als Anarchist_in gar nicht nachkommen müsse – in der Tat ein Argument, das historisch im Anarchismus durchaus häufig verwendet wurde (vgl. Linse 1971). Das sieht die anarchosyndikalistische Theorie fundamental anders – und die meisten anderen Anarchist_innen wahrscheinlich auch, denn sonst würde sich jegliches politische Engagement ja von alleine erübrigen. Ein solcher Anarchismus, der auf die Revolution warten wollte, wäre für das System keinerlei Bedrohung – und es widerspräche auch einem Kernelement des Anarchismus, der revolutionären Ungeduld.v (Damit sollte der Vorwurf des Reformismus nun endgültig ausgeräumt sein.)

Der Anarchosyndikalismus erkennt die verschiedenen politischen und sozialen Widersprüche im Kapitalismus als gleichwertig an, aber er erkennt in der Arbeit eine Grundlage des Kapitals, durch deren Entzug dem System seine Basis genommen ist. Darum haben die Menschen in ihrer Rolle als Arbeitende die Möglichkeit, durch diesen Entzug einen besonderen Druck auszuüben. Nicht, weil Arbeiter_innen in irgendeiner Weise besonders unterdrückt oder besonders privilegiert wären, sondern weil sie eine besondere Macht haben.

Das ist die Grundlage eines Kerns der anarchosyndikalistischen Theorie: der Direkten Aktion. Diese wird heutigentags gerne (falsch) verwendet als besonders militante oder aber auch spontane Aktion, gemeint war aber immer eine, die möglichst direkt zum Ziel führt – das muss nicht militant und auch nicht immer illegal sein und kann oft gar nicht spontan sein. Es setzt aber eine bestimmte Macht voraus (vgl. zum Verständnis von Direkter Aktion historisch: Roller 1907, aktuell: Beyer-Arnesen 2000). Wenn anarchosyndikalistische Organisationen in diesem Sinne wirtschaftliche Kampforganisationen sein wollen, dann nicht, weil sie die wirtschaftlichen Probleme für frappanter als andere Unterdrückungsverhältnisse halten, sondern weil sie hier die Möglichkeit sehen, das direkt – und wenn es kollektiv geschieht auch effektiv – gekämpft werden kann. Die ökonomische direkte Aktion ist die Methode, sie kann auch für andere Ziele eingesetzt werden. Nur so macht die anarchosyndikalistische Idee Sinn, dass die Revolution durch einen Generalstreik durchgeführt wird, oder besser: dass die Revolution ein sozialer Generalstreik ist. Das setzt ferner einen recht weiten Begriff der Arbeiterklasse und des Klassenkampfs voraus. Es geht hier nicht um weiße, männliche Industriearbeiter. Arbeiter_innen sind alle, die nichts zu verkaufen haben außer ihrer Arbeitskraft. Das gilt zumeist für alle denkbaren Geschlechter, über ethnizistische Zuschreibungen hinaus, oftmals auch für Schüler_innen und Studierende, wenn diese überlebensnotwendig nebenbei jobben. Und letzten Endes ist festzuhalten: Es geht nicht um eine identitäre Verherrlichung der Arbeiterklasse, sondern um deren Abschaffung in einer klassenlosen Gesellschaft: dem libertären Kommunismus. Diese Positionierung erscheint mir übrigens ziemlich ähnlich mit dem dritten Punkt der Grundsätze der Anarchist Federation, genau genommen erscheint mir diese sogar näher an einer „Hauptwiderspruchstheorie“: Denn der AF sind diese „genauso wichtigen“ Aspekte letztlich nur „Verdeckungen der wirklichen Klassenunterschiede“, entstanden aus „Mangel an Klassenbewusstsein“ (Pt. 2 der Grundsätze der AF).

„Anarchosyndikalismus fördert Standesdenken“

Simons nächster Kritikpunkt ist, genau betrachtet, gar keine Kritik am Anarchosyndikalismus, sondern eine Kritik am Gewerkschaftswesen allgemein. Gewerkschaften würden, so Simon, Artbeiter_innen nach „Berufszweigen“ organisieren und damit einen jeweiligen Gruppenegoismus stärken. Als Beispiel nennt er die GDL, die für Lokführer_innen höhere Löhne aushandeln würde als für andere Bahnarbeiter_innen. Mit Verlaub: Das ist ein unsinniges Argument. Tschechische Gewerkschafter_innen beschweren sich bei deutschen Gewerkschafter_innen darüber, dass in Deutschland zu wenig für Lohnerhöhungen gekämpft wird. Niedrige Löhne in Deutschland reduzieren auch das Lohnniveau in Tschechien. Genauso werden hohe Forderungen (und im Übrigen sind die GDL-Forderungen keineswegs überzogen) der GDL hohe Forderungen weiterer Transportarbeiter_innen mit sich bringen. Die GDL streikt, weil sie es kann. Die Streiks der GDL zeigen keinen Branchenegoismus, sondern die strukturell vergleichsweise hohe Streikmacht von Transportarbeiter_innen. Im ersten bekannt gewordenen GDL-Streik 2005 wurde von der Basis aus auch für Zugbegleiter_innen mitgekämpft. Für die Streikaktivist_innen war das wesentlich. Für die GDL-Führung allerdings nicht: Als sich ein Verhandlungsergebnis abzeichnete, ließ die GDL die Zugbegleiter_innen fallen wie eine heiße Kartoffel – sehr auch zum Missfallen der streikenden Basis (vgl. Krug 2008 und Münchow 2008). Aber selbst wenn die These vom Gruppenegoismus der Branchengewerkschaft GDL stimmen würde: Was für ein Indiz gibt es dafür, dass eine anarchosyndikalistische Gewerkschaft ebenso handeln würde? Es sind doch gerade die Prinzipien des Anarchosyndikalismus – die Basisdemokratie, die eine Entscheidung wie die der GDL-Funktionäre unmöglich gemacht hätte und vor allem die föderale Grundstruktur – die diesen Gruppenegoismus verhindern sollen. Und nicht zu vergessen: Solidarität ist ein weiteres anarchosyndikalistisches Grundprinzip. Wir gehen ins Detail: Der Anarchosyndikalismus im engeren Sinne organisiert sich in der Tat nach Branchen, während der Unionismus (wie die IWW) sich nach Betriebszugehörigkeit organisiert. Man könnte nun der IWW ebenso gut vorwerfen, dadurch würde sie die Identifizierung mit dem Betrieb stärken und dadurch Arbeitskämpfe verhindern. Es gibt für beide Organisationsmöglichkeiten gute Gründe und ich würde den Begriff „Syndikalismus“ auch nicht für eines der beiden Modelle reservieren wollen. Die Einzelgewerkschaften – Syndikate – sind im Idealfall lokal in einer Lokalföderation miteinander vernetzt und überregional in einem föderalen Syndikatsverband. Die Grundidee des Anarchosyndikalismus ist, dass diese miteinander reden (s.o.: Erfahrungen austauschen!) und sich im Arbeitskampf unterstützen. Der Anarchosyndikalismus ist, kurz und gut, eine Methode, um genau den beschriebenen „Branchenegoismus“ zu überwinden. Diese Bemühungen sind gerade eine Reaktion in Anerkennung der durchaus bedenkenswerten Aspekte, die Errico Malatesta benannt hat.

„Der Anarchosyndikalismus ist ein identitäres Konstrukt“

Die Kritik an einem vermeintlichen Sektierertum und dem Hochhalten einer „anarchosyndikalistischen Identität“ basiert offenbar auf einem Missverständnis. Eben dem, das man es mit einer Gesinnungsorganisation zu tun habe, in der nur Anarchosyndikalist_innen mitmachen dürften. Warum dann also eine kleine Gewerkschaft, „wenn es große Gewerkschaften gibt“? Tja, warum schließen sich z.B. IG Metall oder IGBCE nicht dem Christlichen Gewerkschaftsbund CGB an? Nicht, weil sie alle Atheist_innen wären, sondern weil der CGB als gelbe Gewerkschaft arbeitet, Gefälligkeitstarifverträge unterschreibt und die von DGB-Gewerkschaften ausgehandelten Tarife unterläuft. Die Mitglieder der FAU sind deswegen nicht in einer DGB-Gewerkschaft, weil diese zu streikzahm sind, weil sie sich die „Sozialpartnerschaft“ auf die Fahnen geschrieben haben, weil sie über die weißen, männlichen Industriearbeiter immer noch zahlreiche andere Mitglieder des Proletariats vergessen. Und vor allem: Weil sie nicht glauben, dass man das innerhalb des DGB ändern kann – mangels basisdemokratischer Strukturen. Viele FAU-Mitglieder arbeiten gerne mit Kolleg_innen aus der Basis der DGB-Gewerkschaften zusammen.

Das einzige, was sie voneinander trennt, ist oftmals die Hoffnung, den Funktionärsapparat ändern zu können einerseits, und die Hoffnung, eine eigene Gewerkschaft stark machen zu können andererseits. In den meisten Staaten der Welt haben wir eine gesetzliche Koalitionsfreiheit. D.h. sinngemäß: Wenn sich drei Menschen in einem Betrieb zusammentun, sind sie faktisch eine Gewerkschaft. In der BRD sah die Rechtsprechung bislang oft anders aus, da die Gerichte dazu tendier(t)en, nur tariffähige Gewerkschaften als Gewerkschaften anzuerkennen. Das Modell „DGB“ ist weltweit nahezu einmalig. Und man darf nicht vergessen: Eigentlich ist auch der DGB eine (sozialdemokratische) Richtungsgewerkschaft – wenn es auch durchaus viele CDU-Mitglieder gibt. Das ist theoretisch, nach den Statuten, bei der FAU ebenso möglich. Natürlich bezieht sich Simons Kritik auf das Agieren der tatsächlichen Mitglieder der FAU. Viele FAU-Mitglieder (auch ich) lieben es, ihre Mitgliedschaft durch schwarze Katzen, schwarz-rote Fahnen, Schals, Buttons usw. sichtbar zu machen. Das ist ambivalent: Einerseits sieht es doch stark nach Gesinnungsorganisation aus, die sich durch gemeinsame Kennzeichen abgrenzt (alles andere als neu in sämtlichen Strömungen der Arbeiterbewegung übrigens und in den DGB-Gewerkschaften auch nicht anders...), andererseits macht es die Personen aber auch erkenn- und damit ansprechbar. Das heißt aber keineswegs, dass es irgendeinen Dresscode, eine spezifische kulturelle Vorliebe oder ähnliches gibt, die zu einer Mitgliedschaft prädestiniert. Sicherlich gibt es Lokalföderationen, in denen (fast) alle dieselbe Musik hören oder dieselbe Sportart lieben. Nichtsdestotrotz: es gibt sicherlich auch in jeder Lokalföderation „die anderen“, die vielleicht in Anzug aufkreuzen, die HipHoper_in unter Punker_innen oder wie auch immer. Und diejenigen, die das ganze „identitäre Zeugs“ wie T-Shirts, Buttons, Aufkleber nicht mögen. Wenn allerdings ein FAU-Syndikat mit zehn Leuten loszieht und fünf davon schwenken die schwarz-rote Fahne und trägte Katzen-T-Shirt, während die andere Hälfte nicht äußerlich erkennbar zuzuordnen ist – wer fällt dann auf? Eben. Wir nehmen sogar Menschen mit Katzenallergie.

Kulturen des Widerstands

Aufmerksamen Leser_innen wird nicht entgangen sein, dass die Antwort auf die Kritikpunkte Simons nur vier Aspekte enthält, während er doch fünf Kritikpunkte hatte. Der vierte von ihm genannte Punkt ist aber im eigentlichen Sinne keine Kritik, sondern stellt ein Gegenkonzept vor. Ich möchte dieses Konzept hier gar nicht groß kritisieren oder in Frage stellen. Fakt ist: In vielen Betrieben funktionieren anarchosyndikalistische Gruppen genau so. Das ist aber nicht Konzept, sondern ein Kompromiss, der die bestehenden Verhältnisse achtet. Es kann in der Tat mit einer dreiköpfigen Gruppe in einem fünfhundertköpfigen Betrieb sinnvoll sein, sich in anderen Betriebsgruppen, einer tariffähigen Gewerkschaft etc. zu engagieren und sich mit den Kolleg_innen „anarchistisch“ zu vernetzen.

Allerdings stößt das Konzept schnell auf Grenzen: Meist in dem Moment, in dem die Gewerkschaft/der Betriebsrat doch mit der Konzernleitung verhandeln muss. Dann steht eine solche Gruppe vor genau denselben Problemen wie die anarchosyndikalistische Betriebsgruppe. Den in den Gewerkschaften engagierten Anarchist_innen bleibt dann nur, diesen Weg mitzugehen oder konsequent auszutreten. Da fragt man sich allerdings, was die Mitarbeit in den Gewerkschaften überhaupt sollte. Laut Simon vor allem: „eine Kultur des Widerstands verbreiten“. Es lässt sich trefflichst darüber streiten, aber ich denke, dass Gruppen, „die offiziell gar nicht existieren“ sehr schnell an Grenzen stoßen, was die Verbreitung „ihrer“ Kultur betrifft. Widerständige Kolleg_innen findet man überall, und sich (auf welche Weise auch immer) zusammenzuschließen: das ist der Kern des Anarchosyndikalismus. Zweck dieses Zusammenschlusses ist aber im Anarchosyndikalismus nicht die Verbreitung einer bestimmten „Kultur“ oder der Schaffung von „Bewusstsein“, sondern das gemeinsame Engagement für die eigenen Interessen. Eine „Kultur“ oder ein „Bewusstsein“ als Anarchist zu den anderen hinzutragen, ist ein avantgardistisches Konzept – ein ‚unbewusster Leninismus’. Solch ein Konzept hat in der Tat auch die FAI gehabt, als sie die CNT – sozusagen – infiltrierte. Es ist ein Konzept, das informelle Hierarchien von vornherein einplant, das von Kadern und Eliten ausgeht: Bei aller anarchistischen Anschauung, die dahinter steht: Gehandelt ist dies nicht anarchistisch.

Die Ambivalenz von Gewerkschaften im Kapitalismus

Diskussionen um eine richtige oder falsche Strategie des Anarchismus sind oftmals, gerade in heutiger Zeit, Debatten um die Machbarkeit. Es ist ein Unterschied, eine Kritik zu formulieren, die im Wesentlichen besagt „Revolutionäre Gewerkschaften haben momentan keine Chance“, wie es Simon im Wesentlichen macht, oder „Gewerkschaft und Revolution schließt sich aus“ wie es die Anarchist Federation (Pt. 7 der Grundsätze der AF) betont. Und damit zum letzten – und entscheidenden – Punkt. Die fundamentale Kritik der Anarchist Federation am Anarchosyndikalismus ist die These vom notwendig reformerischen Charakter der Gewerkschaften. Die Beispiele, die Simon nennt, sind nicht gerade die deutlichsten dafür: Bzgl. der französischen CGT ist anzumerken, dass sie nicht einfach reformistisch wurde, sondern sich in die reformerische CHT und die revolutionäre CGTU spaltete. Auf dem ersten Gewerkschaftskongress der Komintern schloss die Rest-CGT sich der RGI (Rote Gewerkschafts-Internationale) an und war von da an nicht mehr anarchosyndikalistisch, sondern bolschewistisch orientiert. Die Prinzipienerklärung der FAU als Beispiel für eine solche Entwicklung heranzuziehen, wäre selbst dann Unsinn, wenn Simons Vermutung richtig wäre: Warum sollte die FAU eine „reformistischere“ Prinzipienerklärung verabschieden zu einem Zeitpunkt, in dem sie gar nicht in Verhandlungen mit Kapitalisten steht?

Das von der Anarchist Federation (Pt. 7) – und vielen anderen – aufgeworfene Problem ist aber nicht von der Hand zu weisen. Wie am Beispiel GDL erläutert, sehe ich dabei kein Problem darin, dass Gewerkschaften die Arbeiterklasse angeblich „spalten“ würden „in Erwerbstätige und Erwerbslose, in Gewerbe und Zunft, in Facharbeit und unqualifizierte Arbeit, usw.“ – im Gegenteil ist ja die gemeinsame Organisierung in „one big union“ (so die entsprechende Parole der IWW und der Name der Wobblies in Kanada) dazu da, genau diese Spaltungen zu überwinden. Das unterscheidet die großen Industriegewerkschaften (deren Zeit sicherlich vorbei ist, aus deren Konzept aber sicherlich Aspekte weiter von Nutzen sein können), in deren Hochzeit auch die Blüte des Anarchosyndikalismus fällt, von den zünftlerischen Handwerkergemeinschaften. Und im Gegenteil können Branchenorganisationen nutzvoll sein, um die Idee des Generalstreiks pragmatisch und flexibel umzusetzen: Pierre Ramus hat bereits 1910 in die berühmte „Massenstreikdebatte“ interveniert, indem er argumentiert hat, dass ein Generalstreik eben nicht bedeute, dass alle streiken müssten. Das landläufige Argument der Sozialdemokrat_innen, war ein durchaus Plausibles: Dass ein Streik Einschränkung – und zwarteilweise drastische Einschränkung – der eigenen Lebensqualität bedeutet und das Kapital die Arbeiterklasse leicht „aushungern“ könne. Ramus hielt dagegen eine strategische Version des Generalstreiks, in der Schlüsselindustrien bestreikt werden.

D.h. ein Generalstreik muss keineswegs bedeuten, dass alle Arbeiter_innen in den Streik treten, sondern, gerade wenn sie gemeinsam organisiert sind, geplant werden kann, welche Form des Streiks besonders weitreichenden „volkswirtschaftlichen Schaden“ anrichtet. Dafür ist es sogar sinnvoll, sich an einer– wechselhaften – Zusammensetzung der Arbeiterklasse zu orientierten. Hand drauf: Vermeintlich „unqualifizierte“ Leiharbeiter_innen werden, wenn sie alleine streiken, schlicht recht einfach aus den Reihen der „Reservearmee“ ersetzt.

Schon hier kann man einwenden: Vielleicht weniger schnell, wenn die Reservearmee gemeinsam mit ihnen organisiert ist. Wesentlicher aber ist, dass eine Organisierung nach Branchen bei mit einhergehender Analyse der Klassenzusammensetzung und der Machtverhältnisse – ein Grundverständnis von Solidarität und gegenseitiger Hilfe vorausgesetzt – dazu befähigt, die Klassensegmente mit hoher Kampfkraft in einem Generalstreik strategisch einzusetzen: Nicht umsonst erleben wir in den letzten Jahren eine neue (oder besser: erneuerte) militärische Bekämpfung von Streiks im Transportsektor. Spanische streikende Fluglotsen wurden militärisch gezwungen, ihre Arbeit wieder aufzunehmen und in Griechenland übernahm das Militär den Öl- und Benzintransport während des Streiks der Transportarbeiter_innen – womit wir zumindest ein Indiz dafür hätten, wo heute (zumindest in der westlichen Welt) die Arbeitermacht verborgen liegt. Der Streik – und insbesondere der Generalstreik – ist die Macht, die momentan die Welt bewegt und vor der die Herrschenden Angst haben. Die Jasmin-Revolution in Tunesien begann mit einer Streikbewegung in Gafsa, Mubarak reagierte erst auf die ägyptische Revolution, als die Arbeiter_innen begannen, ihre Streikmacht einzusetzen (nachdem sich Ägypten seit 2006 in einem historischen Streikhoch befindet), Griechenland beeindruckt durch die europäisch höchste Zahl an Generalstreiks: Keine Revolution ohne Streik, kein Streik ohne proletarische Organisierung. Letztlich ist es aber dennoch unleugbar: Wer eine Gewerkschaft gründet, die für die Interessen der Arbeiter_innen im Kapitalismus eintritt, muss früher oder später mit der Bourgeoisie verhandeln. Und diese möchte etwas: Zumindest eine zeitweise Garantie, in Ruhe produzieren und akkumulieren zu können. Wenn das Kapital höhere Löhne, mehr Freizeit oder was immer gibt, erwartet es, dass dafür zumindest für eine bestimmte Zeit Ruhe herrscht. Das ist das Debakel aller Tarifverträge. Jede Gewerkschaft –auch die anarchosyndikalistische – steht dann vor dem Problem, den „sozialen Frieden“ garantieren zu müssen – letztendlich also die Arbeiter_innen kontrollieren zu müssen. Diese Ambivalenz des Gewerkschaftswesens ist letztlich sogar der CNT in der Spanischen Revolution auf die Füße gefallen, die gegen den Willen der Arbeiter_innen in einer revolutionären Situation wegen des gleichzeitigen Bürgerkrieges die Arbeitsdisziplin aufrecht erhalten musste (vgl. Seidmann 2011).

Es gibt gewisse formale Tricks wie auch anarchosyndikalistische Prinzipien, die diesem Dilemma vorzubeugen versuchen. Streiks sind auch im von oben verordneten Frieden möglich, wenn sie Themen betreffen, die nicht tariflich vereinbart wurden. Und Methoden wie Boykott und Sabotage – vor allem Bummeln, Absentismus (Krankfeiern), Dienst nach Vorschrift, Whistleblowing, Diebstahl am Arbeitsplatz etc. – können dann jenseits der offiziellen Vereinbarungen eingesetzt werden. Anarchosyndikalistische Gewerkschaften stecken also gar nicht so sehr in dem Dilemma zwischen „Reform“ und „Revolution“, sondern vielmehr in dem Dilemma, solche Verbesserungen durchzusetzen und auch manifestieren zu wollen, aber keinen sozialen Frieden schließen zu wollen. Hier prallen in der Tat zwei Verständnisse der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft radikal aufeinander, die m.E. wesentlich relevanter sind als die Frage nach einem „anarchistischen“ und einem „syndikalistischen“ Flügel und die beide ihre Berechtigung haben. Der – im Sinne von Simons Kritik – einzige problematische Aspekt des Anarchosyndikalismus ist m.E., beides zu wollen. Und das soll hier keineswegs verstanden werden als Kritik eines Mitglieds an der Gesamtorganisation, sondern ich ganz persönlich erwarte beides von der FAU und anderen anarchosyndikalistischen Gewerkschaften. Das ist allerdings auch der historischen Situation geschuldet: Das Konzept des militanten Klassenkampfes ist momentan – zumindest in Deutschland – trotz der globalen Krise (noch) in einer Defensivsituation. Für uns mindestens selbstverständliche Gewerkschaftsrechte sind selbst von der Judikative nicht wirklich anerkannt (politisches Streikrecht, Tarifautonomie, Koalitionsrecht im eigentlichen Sinne etc.); diejenigen, die den Klassenkampf am notwendigsten führen sollten, weil ihnen jegliche Gewerkschaftsorganisierung fehlt, trauen sich am wenigsten, weil sie auch am wenigsten Macht haben – LeiharbeiterInnen, Schein- und Soloselbstständige, Werkvertrags- und Honorararbeiter_innen etc. Müssten die anarchosyndikalistischen Gewerkschaften nicht um die pingeligsten Dinge kämpfen – im dreifachen Sinne: um die banalsten Gewerkschaftsrechte, um ein kampffähiges Minimum an Mitgliedern und um Ideologien – könnten sie sich auf den Aspekt einer zumindest einigermaßen machtvollen Betriebsguerilla orientieren. Es gibt erstaunliche Beispiele, dass es auch anders gehen kann: So gibt es im Weser-Ems-Gebiet seit drei Jahren eine „Unabhängige Gewerkschaft Zeitarbeit“, verschwiegen von sämtlichen Medien, die in wenigen Monaten mit über 60 Leiharbeitsklitschen Tarifverträge weit über DGB-Niveau und teilweise mit equal pay vereinbart hat – mit ca. 30 Mitgliedern! Und dabei hat diese Gewerkschaft zumindest schon mal keine Berührungsängste mit dem Anarchosyndikalismus... Mit entsprechendem KnowHow und dem Willen lässt sich hier wesentlich mehr reißen, als wir momentan überhaupt erahnen, wenn wir gerade nicht vom Ende des Kapitalismus träumen.

Auch wenn die Frage der aktuellen Strategie eine Frage der Gesellschaftsanalyse ist (die offenbar durchaus verschieden ausfällt), bleibt es dabei: Der Kritikpunkt hat Hand und Fuß. Das beste, was Anarchosyndikalist_innen dazu sagen können, ist, dass ihnen dieses Problem bewusst ist. Was sich hier allerdings im Kleinen widerspiegelt, ist die Struktur des Kapitalismus, das ambivalente Verhältnis von (totem) Kapital und (lebendiger) Arbeit, wobei letztere Notwendigkeit für funktionierenden Kapitalismus ist und entsprechend integriert werden muss und sich auch integriert, andererseits aber auch das unkontrollierbare und widerspenstige Moment des Kapitalismus darstellt.

Fazit: Eine Lanze für den Anarchosyndikalismus

Diese Konzepte des Anarchosyndikalismus sind im Detail sicherlich nicht immer perfekte Problemlösungen. Um nur einen Aspekt anzumerken: Was macht man mit dem Konzept der Wirtschaftsmacht mit prekär Beschäftigten, Werks- und Honorarverträgen und – vor allem – Soloselbstständigen? Hier fehlt bisher etwas, was ich oben als für den Anarchosyndikalismus als unerlässlich beschrieben habe: die Erfahrung. Aber wenn auch der Anarchosyndikalismus hier noch keine fertigen Konzepte liefern kann, so bleibt auch hier der für den Anarchosyndikalismus unabdingbare Aspekt der Organisierung von Bedeutung. Der Anarchosyndikalismus legt höchsten Wert auf die Notwendigkeit einer Organisation, und zwar auch einer disziplinierten Organisation mit selbst auferlegten Regeln.

Das mag so manchen modernen Lifestyle-Neoanarchist_innen nicht zusagen, aber die kollektive Struktur ist die Grundlage des anarchosyndikalistischen Veränderungs- und Revolutionskonzepts. Die für den Anarchosyndikalismus so zentrale Wirtschaftsmacht der Arbeiter_innen entfaltet sich erst kollektiv. Der Kapitalismus weiß das, seit den 1970ern versucht er programmatisch, alles Kollektive zu zerschlagen („Neoliberalismus“).

Die Ablehnung solcher kollektiver Strukturen ist der freiwillige Verzicht auf diese Macht und spielt dem Kapitalismus in die Hände. Deswegen auch kann eine anarchosyndikalistische Organisation keine Organisation von Gesinnungsgenoss_innen sein, die sich aufgrund einer gemeinsamen Ideologie oder einer „anarchosyndikalistischen Identität“ zusammenschließen.

Emil Pouget hat bereits 1919 (frz.: 1910) solche „Gesinnungsorganisationen“ kritisiert, da ihnen „die materiellen Grundlagen, welche den Organisationen dauerhafte Lebenskraft geben könnten“ fehle (Pouget 1919: 8). Gegenüber allen anderen anarchistischen Theorien hat der Anarchosyndikalismus einen gewaltigen Vorteil: Er hat ein Konzept, das Verbesserungen im Alltag schaffen kann und als Revolutionsmodell taugt. Womöglich – aber da streiten sich die Geister – sogar gewaltfrei (s.o.: sobald der Streik ernsthaft „volkswirtschaftlichen Schaden“ anrichtet, wird das Militär gerufen...). Zumindest aber ist sicher, dass die Gewalt auf ein Minimum reduziert werden könnte, da der Generalstreik als Methode den Einsatz körperlicher Gewalt zumindest verringern wird. Ferner ist für diese Methode der Revolution ein vorheriger demokratischer Prozess zwingend erforderlich: Ein Generalstreik verlangt einen vorherigen Diskussionsprozess und breite Zustimmung. Damit hat der Anarchosyndikalismus ein Modell entwickelt, das Teilhabe aller (Demokratie), sofortige Veränderungen (soziale Gerechtigkeit) und eine Revolutionsoption (Herrschaftsfreiheit und Abschaffung des Eigentums) bietet. Das ist vielleicht nicht der Weisheit letzter Schluss, aber mir ist kein attraktiveres Modell bekannt.

Torsten Bewernitz

Verwendete Literatur:

  • Beyer-Arnesen, Harald 2000: Direkte Aktion. Zum Verständnis eines Konzepts. Zit. nach: http://www.fau.org/texte/anarcho-syndikalismus/art_030914-104346
  • Engels, Friedrich 1972 https://we.riseup.net/fda+gaidao/1845“ 1845: Die Lage der arbeitenden Klasse in England. In: MEW 2. S.225 – 206.
  • Jünke, Christoph 2011: Wolfgang Harichs Widersprüche. Anmerkungen zur Kritik der revolutionären Ungeduld.In: Kellerman, Philippe (Hrsg.): Begegnungen feindlicher Brüder. Zum Verhältnis von Anarchismus und Marxismus in der Geschichte der sozialistischen Bewegung. Münster. S.146-166.
  • Krug, Uwe 2008: Im Zug der Zeit – unabhängig denken, unabhängig handeln. In: Bewernitz, Torsten: Die neuen Streiks. Münster. S.111 – 118.
  • Linse, Ulrich 1971: Die Transformation der Gesellschaft durch die anarchistische Weltanschauung. Zur Ideologie und Organisation anarchistischer Gruppen in der Weimarer Republik. In: Archiv für Sozialgeschichte XI, S.289 – 372.
  • Münchow, Herbert 2008: Der GDL-Streik. In: Bewernitz, Torsten: Die neuen Streiks. Münster. S.89 – 110.
  • Pouget, Émile 1919: Der Syndikalismus. Berlin.
  • Ramus, Pierre 1910: Generalstreik und direkte Aktion im proletarischen Klassenkampfe. Mit einer besonderen Berücksichtigung des Grossstreiks von Schweden und des Deutschen Bergarbeiterstreiks zu Mansfeld. Berlin.
  • Rocker, Rudolf 1925: Der Kampf ums tägliche Brot. Berlin.
  • Roller, Arnold 1907: Die direkte Aktion. New York.
  • Seidmann, Michael 2011: Gegen die Arbeit. Über die Arbeiterkämpfe in Barcelona und Paris 1936-38. Heidelberg.

Anmerkung: Ein Hinweis von Torsten Bewernitz: Die im Text als positives Beispiel angeführte "Unabhängige Gewerkschaft Zeitarbeit" stellte sich inzwischen als "Fake" heraus, was u.a. im Forum von www.chefduzen.de im Juli 2015 ausführlich diskutiert und dokumentiert wurde.

Originaltext: Gai Dao Nr. 10, Zeitung der anarchistischen Föderation FdA- IFA (2011). Die Gai Dao ist im Downloadbereich oder auf der Homepage des Projekts jeweils als PDF zu finden.


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