Anarchismus in Polen
1.Teil: Attentate und Syndikalismus
Der Anarchismus begann mit seinen philosophischen und sozialen Grundlagen Anfang des 19.Jahrhunderts. Eine Epoche, in der Polen ein Land ohne Staat war, dafür die Herrschaft drei verschiedener Mächte: Preußen, Österreich und Russland.
Kämpfe wurden daher eher gegen diese geführt, mit dem Wunsch nach nationaler Befreiung und der Gründung eines eigenen Staates – nichts was Anarchist*innen irgendwie interessierte bzw. eine größere Propaganda gegen Staat und Nation ermöglichte.
Einer der wenigen, die in dieser Zeit Kontakte herstellten, war Bakunin, der den Aufstand von 1863 ("Januaraufstand") unterstützen wollte, in dem er den dortigen Partisanen versuchte, Waffen zu besorgen. Im Kampf gegen die russischen Besatzer kam es immer wieder zu kleinen Gefechten und zu einem Partisanenkampf in unübersichtlichen Waldgebieten, in deren Verlauf sogar kleinere Städte befreit wurden.
Der Aufstand dauerte 15 Monate und wurde erst durch die gemeinsame Anstrengung von Preußen und Russland – festgelegt in der "Alvenslebensche Militärkonvention" – niedergeschlagen.
Als 1881 der russische Zar u.a. von dem Polen Grinewitzki, organisiert durch die Narodna Wolja, getötet wurde, kam es in den nächsten Jahren zwischen ihnen und einer polnischen revolutionären Organisation mit dem Namen "Proletariat" , zu so etwas wie eine Zusammenarbeit gegen das Zarenregime.
"Narodna Wolja" = Volkswille, Volksfreiheit, entstand 1879 aus einer Spaltung der Bewegung "Land und Freiheit", die die Revolution ins "Volk" tragen wollte. Durch einen Denunzianten gelang es dem zaristischen Geheimdienst, Druckereien, Bombenlabors sowie anschließend die gesamte Organisation zu zerschlagen. Viele aus der Gruppe wurden hingerichtet, verbannt oder starben während langjähriger Festungshaft.
Bei ihnen Wera Figner, die nach dem Attentat dann 1884 anfangs zu Tode verurteilt, danach für 20 Jahre auf die Schlüsselburg interniert wurde – ein Militärgefängnis auf der "Insel der Toten".
"Hätte mir irgendein Organ der Gesellschaft irgendeinen anderen Weg gewiesen außer dem der Gewalt, möglich dass ich ihn gewählt, sicher aber dass ich ihn versucht hätte zu gehen."
Dies kann bei der ersten polnischen anarchokommunistisch orientierten Gruppe, die sich 1903 im russisch besetzten Teil Polens gebildet hatte, nicht festgestellt werden.
Ihre militanten Methoden wurden mit massivster Repression beantwortet. Bekannt wurden die Hinrichtungen von elf Anarchist*innen der Warschauer Gruppe "International", auch Schüsse auf demonstrierende Arbeiter*innen waren nun nicht mehr ungewöhnlich, die dann auch im Juni 1905 in Lodz aus einem Generalstreik heraus zu einem Aufstand führten, der brutalst niedergeschlagen wurde.
Aber die Aktionen der anarchistischen und später der anarcho-syndikalistischen Gruppen waren nicht mehr aufzuhalten.
"Das Proletariat in Polen kann nur dann seinem Ideal einer kommunistischen Gesellschaft ohne Staat näher kommen, wenn es den Weg des Generalstreiks weiter geht, den Weg der sofortigen Enteignung der Großgrundbesitzer und Industriellen, wenn die Soldaten weiterhin gegen ihre Offiziere und den Militarismus im allgemeinen revoltieren, wenn es weiterhin bewaffnete Aufstände des individuellen oder kollektiven Terrors gegen die Repräsentanten der Macht und des Kapitals geben wird." (Artikel aus der Zeitung "Die Stimme der Revolution", erschienen in London).
Die bewaffneten Aktionen ließen in den nächsten Jahren etwas nach. Der Anarchosyndikalismus wurde nun einer der dominierenden Strömungen in Polen. Einer der ersten war Josef Zielinski, der sich für die Bildung anarchosyndikalistischer Gewerkschaften einsetzte.
"Boykott, Sabotagen, Demonstrationen und Streiks in ihrer radikalsten Form sind die Mittel im Kampf der anarchistischen Arbeiter – und nichts anderes."
Ein weiterer ihrer Ideengeber war Edward Abramowski, der in Werken wie "Ethik und Revolution" seine Ansichten repräsentierte. Die Alternative zum herrschenden System sei seiner Ansicht nach der "kostenlose Handel" nach den Regeln der "gegenseitigen Hilfe", nur dieser sei die Unterstützung einer echten Freiheit, von der Wurzel her, ohne Zwang organisiert. Die dabei entstehenden Kooperationen sollten auf einem angegebenen Territorium eine freie Kommune ohne Autorität und Polizei bilden.
Auch in Krakau und Umgebung gründeten sich nun syndikalistische Gewerkschaften, die in der Zeitung "Die Sache der Arbeiter" ihr theoretisches Organ fanden.
Nach der Gründung des polnischen Staates 1918 waren die Strukturen der Anarchist*innen und vor allem der Anarchosyndikalist*innen klein aber gefestigt. Diese Stärke zeigte sich vor allem nach dem Militärputsch von General Pilsudski 1926, wo fast die gesamte polnische Opposition in verschiedene Parteien und Organisationen aufgesplittert war. In diesem Jahr gründete sich die anarchistische Föderation Polens, die stark anarchosyndikalistisch geprägt war. Ihr gehörten über 300 Menschen an, die sich dann auch der IAA anschloss.
Eine von ihnen war Aniela Wolberg, die zwei Jahre zuvor schon in Krakau mit bulgarischen Anarchist*innen in Kontakt stand.
In der Föderation gab sie die illegale Monatszeitung "Proletariat" heraus, später dann in Paris unterstütze sie mit Geld und Artikeln die Zeitschrift "Walka" (Kampf).
Ihre Mitarbeit mit französischen und spanischen Libertären sowie ihre Agitation in einer französischen Autofabrik führte 1932 zur Deportation nach Polen. Im selben Jahr wurde sie Sekretärin der nun illegalen und verfolgten Föderation und redigierte "Wolka Klas" (Klassenkampf).
Vier Jahre später nahm sie an der Seite der CNT an der spanischen Revolution teil. Nach einer Operation starb sie am 11.Oktober 1937 in Warschau.
Ihr Nachfolger als Sekretär der Föderation und ebenfalls Redakteur des "Klassenkampf" wurde Lew Marek, zu dem später noch bei den Warschauer Aufständen zu berichten sein wird.
Die "AFP" – die anarchistische Föderation Polens – war in vielen Städten aktiv, vor allem in Warschau und Lodz, wenn auch zahlenmässig nicht so stark wie die Kommunisten. Aber eine Soliveranstaltung zu Sacco und Vancetti 1927 brachte immerhin 10.000 Menschen auf die Strasse. Viele Streiks in den Fabriken wurden von der Föderation organisiert.
Die wirtschaftliche Situation in Polen war immer schlechter geworden, dazu kam die dadurch stärker werdende Repression der Militärregierung, die viele Aktivist*innen in den Untergrund drängte.
1928 wurde die "Aka" – die "Allgemeine Konföderation der Arbeiter" gegründet mit dem Ziel gegen die politischen Parteien für die Einheit auf wirtschaftlicher und gewerkschaftlicher Basis zu kämpfen – der sich bald einige unabhängige Gewerkschaften anschlossen. Sie bildeten die "Konföderation der vereinigten Gewerkschaften", kurz "ZZZ" genannt. Obwohl reformerisch orientiert, wurde sie zu einer entscheidenden Kraft, Zu den über 130 000 Beitragszahler*innen waren in dieser "ZZZ" viele Erwerbslose engagiert.
Ihre Aktivitäten gingen auch nach den jeweiligen Besetzungen durch die deutschen Nazis und später durch die Sowjetunion weiter. Es gründete sich die "Union der polnischenSyndikalisten"(ZSP), die neben der anarchosyndikalistischen Organisation "Freiheit" ("Syndykalistyczna Organizacja Wolnosc”) illegale Druckereien mit insgesamt 20 konspirativen Zeitungen hatten und zusammen viele direkte Aktionen durchführten.
Personen in Aufständen – 2.Teil von Anarchismus in Polen
Then I heard the sergeant shouting: »Abzählen!«
They started slowly and irregularly: one, two, three, four
»Achtung!« the sergeant shouted again,
»Rascher! Nochmal von vorn anfangen!
In einer Minute will ich wissen,
wieviele ich zur Gaskammer abliefere!
Abzählen!»
They began again, first slowly: one, two, three, four,
became faster and faster, so fast
that it finally sounded like a stampede of wild horses,
and all of a sudden, in the middle of it,
they began singing the Sema’ Yisroel.
(Schönberg: A Survivor from Warsaw)
"Als die Deutschen kamen, saß ich auf dem Dach. Und ich habe gesehen, daß die Tanks hereinkamen, die Panzer, und da fing der Kampf an. Was ich gesehen habe, waren junge Frauen von 18, 20 Jahren, die sich vom Fenster übers Dach abseilten, mit Brandflaschen, die sie auf die deutschen Panzer warfen. Das war der schönste Tag meines Lebens." (Überlebender des Aufstandes)
Der Aufstand im Warschauer Ghetto begann am 19.April 1943, als die deutsche WaffenSS und die polnische Polizei das Ghetto "auflösen" wollten, das hieß, die Verbliebenen des Ghettos wie seit 1942 fast regelmässig zuvor nach Treblinka zu deportieren.
Ca. 1.000 schlecht Bewaffnete der Organisation "ZOB" kämpften vier Wochen lang – aussichtslos, aber keineswegs sinnlos.
Nach der Niederschlagung am 30.Mai wurden 30.000 sofort erschossen, 7.000 weitere wanderten in die Vernichtungslager.
Die "ZOB"(Żydowska Organizacja Bojowa) war die Kampforganisation, die so verschiedene Gruppen wie die marxistische "Paole Zion", die sozialistisch-zionistische "Hashomer Hatzai" und andere Gruppen und Organisationen vereinigte.
Von den Anarchisten und Anarchistinnen im Aufstand des Warschauer Ghettos ist wenig bekannt, obwohl die spärlichen Informationen darüber, zum Beispiel in den Memoiren des schon genannten Lew Marek, durchaus von Kontakten zu Anarchist*innen sprechen. Wir wissen von Stefan Kapuscinski, Mitglied der "ZSP", der in den Ruinen des Ghettos mit der Organisation "Call" gegen die Nazis kämpfte und von ihnen erschossen wurde.
Weitaus klarere anarchistische und syndikalistische Strukturen dann beim Warschauer Aufstand 1944, wobei viele Syndikalisten durch den für sie plötzlichen Aufstand anfangs in Zusammenhängen kämpften, die nicht so unbedingt etwas mit Anarchismus und seinen Grundsätzen zu tun hatten. So ist von Karoline Marek, der Lebensgefährtin von Lew Marek, bekannt, dass sie sich am Anfang des Aufstandes in einer eher nationalistischen Gruppe wieder fand und erst später im Tagesverlauf auf der Strasse sich einigen Syndikalisten anschließen konnte.
Die polnische Heimatarmee (Armia Krajowa, kurz AK) – der bewaffnete Arm der Exilregierung hatte sich am 1. August 1944 in Warschau gegen die deutschen Besatzungsgruppen erhoben. 63 Tage dauerte der Widerstand – am 2.Oktober gaben sie auf, auch weil die erwartete Unterstützung der Sowjetarmee, die ganz andere Interessen hatte, ausblieb. Es kam zu Massenerschießungen in der Stadt. 100 000 wurden in die Vernichtungslager deportiert, andere in das Durchgangslager Pruszkow zwangsevakuiert. Kein Stein blieb auf dem anderen, nachdem die deutsche Armee den Aufstand niedergeschlagen hatte – unter anderem auch die Frauen und Männer der "104 Syndikalistischen Kompanie" oder die der "Syndikalistischen Brigade". Etwa 300 Namen dieser Genoss*innen sind bekannt.
Im Frühjahr 1945 besetzte dann die Sowjetunion ganz Polen. Die neuen Besatzer erhoben ihr Haupt und die Sowjetisierung der polnischen Gesellschaft konnte beginnen. Die anarchistischen Strömungen versiegten unter den Fußtritten der stalinistischen Repression.
Eine Gruppe der "Anarchistischen Föderation" kämpfte jedoch weiter. Überlebende der beiden Aufstände, bei ihnen Pawel Lew Marek.
Pawel Lew Marek war mehrere Jahre lang Sekretär der "Anarchistischen Föderation Polens (AFP)", er war Redakteur der Zeitung "Klassenkampf" und während des Warschauer Aufstandes 1944 einer der Gründer der "Syndikalistischen Aufstandsplattform" und Mitherausgeber der Zeitung "Syndikalist". 2006 erschien seine Autobiografie "Am Rande des Lebens – Memoiren eines Anarchisten 1943-1944"!
Es ist müßig, darüber zu spekulieren, ob in den Streikwellen der nächsten Jahre, vor allem 1956 und später 1970, Anarchist*innen diese mit organisiert hatten. Nach einigen Berichten kam es durchaus zu individuellen und lokalen Initiativen. Fakt ist, dass sich bis zu 100.000 Arbeiter*innen in Posen gegen Preis und Normerhöhungen erhoben. Es kam zu heftigen Häuserkämpfen. Panzer walzten den Aufstand am 29.Juni 1956 nieder.
Erst durch die Inthronisierung von Gomulka als Partei- und Regierungschef kehrte die von der Partei (=Polnische Vereinigte Arbeiterpartei) erhoffte Ruhe wieder ein, wobei es bis zum September immer wieder zu vereinzelten Auf- und Widerständen kam.
Die wirtschaftliche Situation des Landes, die völlig abhängig von der UDSSR war, wurde immer miserabler, die Versorgungssituation war katastrophal. Ein weiterer Versuch der Preiserhöhung, vor allem auf Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs auf über 30 Prozent, führte im Dezember 1970 zu erneuten Aufständen. Ausgehend von der Danziger Werft kam es zu Demonstrationen im ganzen Land.
In einem massiven Einsatz von Polizei und Militär wurden wohl 100 Menschen getötet, 1000 verletzt. Die Regierung von Gomulka musste zurücktreten.
Zwerge in Orange – Abschliessender Teil zum Anarchismus in Polen
1980 beschloss die kommunistische Regierung erneut eine Preiserhöhung auf Lebensmittel. Daraufhin traten im Warschauer Vorort Ursus und in der Nähe von Danzig die Arbeiter*innen in den Streik. Vollversammlungen wurden abgehalten, ein Streikkomitee gebildet. Die Streiks breiteten sich schnell nach Warschau, Lodz und Danzig aus. Mit Konzessionen versuchte die Regierung, den Streik einzudämmen – was teilweise auch gelang. Aber am 14.August wurde in Danzig erneut gestreikt. Das ganze Land geriet nun in Aufruhr.
Der polnische Anarchismus wurde wieder zum Leben erweckt. Regelrechte Klubs entstanden, der bekannteste war wohl der Sigma Klub. Wohl abgleitet vom 18.Buchstaben des griechischen Alphabetes. Ein anarchistischer Klub der Universität in Warschau. Freie Gewerkschaften, hier vor allem die der Solidarność übernahmen zeitweise anarchosyndikalistische Ideen.
Ein Militärrat der "nationalen Errettung" mit General Jaruzelski beendet 1981 erst einmal die offene und stimmungsvolle alternative Entwicklung. Die Straßen waren wieder Plätze der blutigen Kämpfe geworden.
"Jede Regierung ist als Inhaberin des Monopols der Gewaltanwendung an sich schlecht. Unser Ziel ist es, Regierungen abzuschaffen, und eine soziale Organisationsstruktur außerhalb der Staatlichkeit zu schaffen. Außerhalb jeder staatsähnlichen Ordnung und nicht nur ausserhalb kommunistischer Organisationsformen."
Die, die da so breitmundig auftraten, nannten sich "Bewegung für eine alternative Gesellschaft"( Ruch Społeczeństwa Alternatywnego (RSA) .Zwischen 1983 und 1985 konzentrierte sich die RSA vor allem auf den Antimilitarismus und traf dort auf eine Gegenkultur , die sich durch die Texte in ihren Konzerten zu Themen wie Pazifismus und Anarchismus zu Sympathisanten und Aktivisten der RSA entwickelten. In dieser Zeit entstanden überall im Land anarchistische Organisationen, wie z.b. "Frieden und Freiheit"
Auch die wohl heute bekannteste Musikgruppe Polens "Kult" wurde in diesen Jahren gegründet. Im Juli 1982 gab sie ihr erstes Konzert in Warschau. Wurden da der kommunistische Staatsapparat und die katholische Kirche ihre bevorzugten Themen, so bezogen sich ihre Texte in den Neunzigern auf das so genannte "neue System".
Gegen die Pseudodemokraten, den Klerus und die Aktiengesellschaften
"Mensch kann mit Gedanken, Worten und Boykotten gegen den Staat kämpfen. Mensch kann alleine kämpfen. Aber besser ist ein Kampf von vielen. Wir schlagen deshalb die Gründung von Międzymiastówkę Anarchistyczną (=Interurbane Anarchisten) vor. Wir sind in den Augen der Gesellschaft die Verrückten und Provokateure , immer nur vereinzelt wahrgenommen und bekämpft. Dies schafft Verfolgungswahn und das Absterben jeglicher Utopie, unser Ziel bei der Międzymiastówkę Anarchistyczną ist es, Kontakte zwischen den einzelnen Gruppen und Individuen herzustellen, eigene Zusammenhänge aufzubauen, frei von jeder hierarchischen Beschränktheit."
Die "interurbanen Anarchist*innen" gründeten sich 1988, als die Bewegung "Orangene Alternative "Zwerge an die Macht" auf ihrem Höhepunkt war. 1981 begonnen, war diese eine anarchistische, subkulturelle Gruppierung, den Provos sehr ähnlich, die Zwerge als ihr Maskottchen nahmen.
Ganz Polen verfiel ihrem Gelächter. Einige Höhepunkte waren das Absingen von Stalinhymen vor einem Schimpansenkäfig oder das Verlesen eines Leninbriefes als Solierklärung bei streikenden Arbeitern. Ein Hohn für das kommunistische Regime. Bei den Happenings trafen sich oft bis zu 10.000 Menschen, die einfach nur über die Regierung lachten und sie verhöhnten.
Irgendwann brachen dann in ganz Europa die kommunistischen Regimes hzusammen. Polen hatte nun endgültig seine Besatzungsmacht abgeschüttelt, wenn auch der Kapitalismus nun einzog und alle Räume in Beschlag nahm. Doch vor dessen Haustür stand schon die "Orangene Alternative". Und mit ihnen ihre befreundeten anarchistischen Organisationen.
Die MA war auf einem Kongress in Warschau nun endgültig in die "Anarchistische Föderation" umgestaltet worden, der in den nächsten zwei Jahrzehnten bis heute in fast allen polnischen Städten Gruppen und einzelne Menschen angehören.
Neben autonomen und anarchafeministischen Gruppen hat sich die libertäre Bewegung in Polen weiter vermehrt. Anarchist Black Cross und die "Arbeiterinitiative" – ein Zusammenschluss von Arbeiter*innen, Erwerbslosen als auch Studierenden haben sich 2001 gegründet. Und bilden eine Bewegung, die zwischen Klassenkampf und alternativer Kultur Akzente setzt.
(Näheres zur heutigen Situation des polnischen Anarchismus findet ihr in einem Interview mit Krzysztof Król, das in deutscher Übersetzung bei Kalicha/Kuhn "Von Jakarta bis Johannesburg" zu finden ist)
Originaltexte: http://radiochiflado.blogsport.de/2011/10/22/anarchismus-in-polen-1-teil-attentate-und-syndikalismus/ / http://radiochiflado.blogsport.de/2011/10/24/personen-in-aufstaenden-2-teil-von-anarchismus-in-polen/