In Valencia (Spanien) sorgen derzeit Bilder von brutalen Polizeieinsätzen gegen SchülerInnen und StudentInnen für Aufregung. Mit massiver Gewalt versuchen Aufstandsbekämpfungseinheiten der Policia Nacional, SchülerInnenproteste zu unterdrücken - und erreichen damit genau das Gegenteil. Am gestrigen Montag waren es schließlich tausende Jugendliche, gegen die die Polizei mit Knüppeleinsatz und Gummischrot vorging, dutzende Jugendliche wurden seit Beginn der Proteste verhaftet. Selbst in zahlreichen internationalen Medien sind seitdem Bilder der Polizeigewalt präsent und in Spanien hagelt es neben Kritik am Vorgehen der Behörden und Rücktrittsforderungen gegen die Verantwortlichen auch neue Proteste. Diese haben sich erheblich ausgeweitet, Eltern und LehrerInnen gehen mit auf die Straße - und das nicht nur in Valencia. In weit mehr als einem Dutzend spanischen Städten fanden Dienstag Abend Proteste gegen Polizeigewalt statt, in Valencia waren tausende auf den Straßen. Auch Riotpolizei aus anderen Städten musste inzwischen dorthin verlegt werden. Am Mittwoch gingen die Proteste weiter, tausende forderten vor dem Sitz der Regierungsbeauftragten in Valencia deren Rücktritt - ebenso am Donnerstag.
Der folgende Hintergrundtext wurde vom sehr lesenswerten Blog der Bezugsgruppe Bodenfrost übernommen. Weitere Bilder und Videos gibt es hier gesammelt.
Erstveröffentlicht am Dienstag, den 21.2.2012.
Angefangen hatte es am Mittwoch, dem 15. Februar. Mehr als tausend Schüler und Lehrer der weiterführenden Schule (IES = instituto de educación secundaria) Lluís Vives blockierten für kurze Zeit eine zentrale Straße. Ihr Protest richtete sich gegen die Kürzungen im Bereich öffentliche Bildung, die im Januar durch die generalitat- die autonome Landesregierung – verabschiedet worden waren. Die Gelder sind mittlerweile so knapp, dass viele Schule nicht einmal mehr die Rechnungen für Heizung und Licht begleichen können. Als die Polizei versuchte, die Versammlung aufzulösen, nahm sie einen 17-jährigen fest und führte ihn in Handschellen ab. Nach Aussage eines Lehrers wurde er auch geschlagen. Andere Jugendliche wurden an Haaren und am Hals weggezerrt.
Eine Lehrerin und Mutter empörte sich darüber, dass, wenn für fünf Minuten der Verkehr aufgehalten wird, sofort die Polizei herbei eilt, dass es aber niemanden interessiert, wenn bei Bildung und Gesundheit Einsparungen vorgenommen werden.
Aus Protest gegen diesen unverhältnismäßigen Polizeieinsatz und die Festnahme eines Jugendlichen gingen am Folgetag abermals Lehrer und Schüler auf die Straße. Die martialisch ausgerüstete Polizei ging erneut brutal gegen die Schüler vor. Zwei von ihnen wurden in einer Filiale der Kaufhauskette El Corte Inglés festgesetzt, andere wurden auf die Wache gebracht.
Die Proteste verebbten auch nicht am nächsten Tag. Am Freitag versammelten sie sich vor ihrem Institut und zogen dann gemeinsam zu der Polizeiwache, in der ihre Gefährten gefangen gehalten wurden. Dort wurden sie von den antidisturbios in voller Kampfmontur eingekesselt, in kleine Gruppen geteilt, und ihre Personalien aufgenommen. Die Ordnungshüter gaben sich alle Mühe, die Schüler einzuschüchtern. “Wenn ich dein Vater wäre, würde es Ohrfeigen setzen,” sagte einer einem 16jährigen Mädchen. Eine 15jährige wurde als Hure beschimpft. Die Beamten weigerten sie sich, ihre Dienstmarke zu zeigen und ihre korrekte Erkennungs-Nummer zu nennen.
Polizeigewalt in Valencia, Freitag 17.2.2012:
http://www.youtube.com/watch?v=M11UsIr6q-8
http://www.youtube.com/watch?v=U9WDG2EwES4
Am Freitagabend wurden die Gefangenen wieder auf freien Fuß gesetzt und von einigen hundert Gefährten unter Beifall und Siegesrufen in Empfang genommen. Die Freilassung erfolgte unter der Voraussetzung, dass sie in regelmäßigen Abständen bei der Polizei vorstellig werden. Ihnen werden Widerstand gegen die Staatsgewalt und Störung der öffentlichen Ruhe zur Last gelegt.
Polizeigewalt in Valencia, Montag 20.2.2012:
http://www.youtube.com/watch?v=xoMQqr65344
http://www.youtube.com/watch?v=uYg-RGFyH8Y
http://www.youtube.com/watch?v=I8HMiQD5VHQ
http://www.youtube.com/watch?v=YLKU2KA38vY